Kapitel 10

Die Küche fand ich leicht, denn als ich die Treppen nach unten stieg, öffnete sich vor mir ein großer Raum. Küche und Wohnzimmer waren vereint worden und nahmen die ganze untere Etage ein. Nur durch eine Wand, die man auf- und zuschieben konnte, konnte man die Räume trennen.

Ich fand Alaina gerade an der Kaffeemaschine. Nebenher brutzelten ein paar Eier in der Pfanne. Sie kam mir nicht vor, als hätte sie großartig eine Krankheit.

Nur ihr Äußeres deutete darauf hin. Sie trug ein pinkes Kleid. Ihre Haare trug sie in Zöpfen und auf ihren gelben Socken sah man Einhörner.

„Möchtest du auch einen Kaffee?", fragte sie mich. Ich nickte ihr zur Antwort und bestaunte die Küche. Die Einrichtung musste ein Vermögen gekostet haben.

„Und auch ein paar Eier?" Alaina reichte mir meinen Kaffee.

„Ich möchte dir nichts wegessen." Ich mochte sie gleich auf Anfang. Sie war keineswegs wie ihr Bruder.

„Nein, ich hab die Eier nur für dich gemacht." Sie legte die fertigen Eier auf einen Teller und reichte mir diesen.

„Danke." Mit der Tasse und dem Teller setzte ich mich an den Küchentisch.

„Was läuft da zwischen dir und meinem Bruder?" Alaina setzte sich neben mich und nahm einen Schluck Kaffee.

Ich tat es ihr nach, bevor ich antwortete. „Nichts."

„Das glaube ich dir nicht. Álvaro hat noch nie eine Frau mitgebracht." Alaina verstand sehr wohl etwas, was ihrem Alter entsprechend war.

Aber mit einem hatte sie recht. Álvaro schien keine Frau mit hier zu haben. Er hielt sein Geheimnis wohl woanders versteckt, sonst wären ich anderen Frauen schon längst über den Weg gelaufen.

„Ich weiß, dass sein Auftreten nicht immer das Beste ist, aber er meint kaum eine Drohung ernst. Er will sich nur selbst beweisen", redete Alaina weiter.

„Ach so? Also morden tut ihr schon einmal nicht?", fragte ich sie skeptisch. Es kam mir vorhin so vor, als wenn er diese Drohung wirklich ernst meinte. Ob er sich dabei nur selbst überzeugen wollte, war Zweitens.

„Doch." Alaina schaute mir direkt in die Augen. „Jeder muss seine Opfer bringen und wenn es eine andere Person ist, ist das nun mal so."

„Also hast du auch schon einmal jemanden umgebracht?" Die Eier schmeckten mir plötzlich nicht mehr. Wenn ich daran dachte, dass Alaina nur acht Jahre jünger als ich war und jemanden umgebracht haben könnte, wurde mir schlecht.

„Ja, es gab da einen Jungen der mich verarschen wollte. Als er mir das sagte, schubste ich ihn eine Klippe hinunter." Auf Alaina's Gesicht erschien ein Lächeln.

Plötzlich war mir speiübel. Gerade rechtzeitig schaffte ich es noch zur Küchenspüle, bis ich die Eier und den Kaffee wieder herausbrachte. So ein zierliches Mädchen wie Alaina soll jemand umgebracht haben?

„Alaina, hättest du damit nicht warten können, bis du ihr das erzählst? Du siehst doch, wie empfindlich sie ist." Álvaro stand mit einem Mal in der Küchentür.

Ich spülte mir erst den Mund aus, bevor ich antwortete: „Nein, mir ist nur an die Vorstellung heute Abend schlecht geworden."

Alaina klatschte begeistert in die Hände. Da kam wohl das Kind in ihr durch. „Super! Erzählst du ihr von unserem Ritual?"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top