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Es war schon die zehnte Nacht in Folge, in der ich mich im Sand zusammen gerollt hatte, und vor mich hin weinte. Ich schluchzte, und die Tränen nahmen kein Ende. Mir war kalt und mein ganzes Körper fühlte sich an wie taub.
Der Strand wurde zu mein Schlafzimmer, das Meer hörte wie jede Nacht meine verzweifelte Tränen, versuchte mich mit seinem Gesang zu beruhigen und die Sterne, beobachteten hilflos wie ich kämpfte...... und ich versuchte zu kämpfen. Die Worte meiner Mutter hatte ich immer im Erinnerungen und wollte ihr Recht geben und endlich anfangen zu leben. Es war aber so schwer!
Wie ich es schon in die letzten Tagen gemacht hatte, bin ich heute auch den ganzen Tag hin und her gelaufen. Hatte mir jeder Ecke in der Stadt gesehen und versuchte einen Job zu finden. So einfach war das aber nicht. Bis jetzt war alles erfolglos. Ich fühlte mich wie eine Obdachlose.
Ich versuchte immer wieder mich bei Nicole frisch zu machen. Da ich dort jeden Tag war, nutzte die Zeit und benutzte das Bad ab und zu. Für eine richtige Dusche war das Hallenbad die ich entdeckt hatte eine wunderbare Sache, mein Haare freute sich gewaltig.
Die wenige Sachen die ich hatte konnte ich zum Glück in einer Wäscherei waschen und trocken, so konnte ich wenigstens nicht so abartig aussehen.
Nach einem Zimmer hatte ich immer noch nicht gesucht und konnte ich auch nicht. Kein Job, keine Wohnung.
Ich verbrachte also auch heute Nacht draussen, blickte in den Himmel und schaute mir das Spektakel, das mir die Sternen anboten und träumte. Ich wollte die Augen nicht zu machen, denn dann konnte ich nicht mehr die schöne Bilder sehen, und das würde aufhören sobald ich sie zu machte. Ich wollte es verhindern, wusste aber nicht wie.
Irgendwann aber konnte ich meine müde Augen nicht mehr offen halten und schlief ein.
Die Tränen liefen auf mein Gesicht und ich versuchte mir die Ohren zu zuhalten. Ich wollte ihn nicht mehr hören, ich konnte es nicht mehr ertragen. Sein Gesicht sah böse und gefährlich aus. Es war nichts mehr von den weichen Gesichtszügen die ich kannte, nichts mehr von seinem sanften Blick. Einen stechenden Schmerz spürte ich auf meiner Wange und seine brüllende Stimme machte mir Angst.
" Ich kann dich nicht mehr sehen, du bist an allem schuld" ,und den gleichen Schmerz spürte ich auch auf die anderen Seite.
"Bitte hör auf!" hörte ich mich sagen. Er tat es aber nicht, denn er hatte Spass, mich so zerstört und leiden zu sehen.
Den nächsten Schmerz spürte an meinem Hinterkopf, als seine Hand mein Haare packte und hart zog.
"Las mich los, bitte! Es tut weh! Nein...nicht...!"
Das Meer schrie ganz laut, brüllte und sah so aus, als hätte sie meine Schreie gehört. Ich wachte aus meinem unruhigen Schlaf, mein Kopf schmerzte, und ich konnte kaum die Augen auf halten. Alles tat mir weh. Ich atmete tief ein und wieder aus und es war schwer, mich zu beruhigen.
Er ist wieder gekommen.
Er hat mir wieder meine Ruhe genommen.
Er quälte mich wieder.
Es war mir kalt und bequem war meine Nacht wieder nicht. Ich richtete mich auf und versuchte meinen Rücken gerade zu bekommen. Ich musste etwas machen, um mich abzulenken. Meine Haare, ja, meine langen hellbraune Haare richten. Sicher stand es in alle Richtungen ab.
Ich suchte in meinem Rucksack nach meinem Kamm und einem Spiegel. An meine geschwollene und rote Augen wollte nicht mal denken, anders könnten sie sicher nicht aussehen. Das war schon gewöhnlich dass sie so aussahen nach all den Tränen, die ich Nachts nicht zurück halten konnte, genau wie gerade eben.
Ich kämmte meine Haare und wollte mich dann auf dem weg zur Nicoles Cafeteria machen als ich plötzlich in das überraschte Gesicht von Nicole blickte. Sie schaute mich mit große Augen an, fragend, und mit.....Mitleid?! Ich konnte sie nicht einschätzen. Ich kannte sie nicht, aber ihr Blick sagte mir schon viel.
Sie war schon gewohnt, mich zu sehen, ich war auch jeden Tag dort und das ist zu einer Routine geworden. Ganz tief und auf persönlicher Ebene mit Fragen gingen wir nicht. Es blieb alles an der Oberfläche und das schätze ich an ihr.
Sie machte einen sehr nette Eindruck.
"Celeste?" Hörte ich sie. "Was machst du so früh hier?"
"Nicole...hallo."sagte ich schüchtern, denn dass ich draußen übernachtet hatte, wollte ich ihr nicht sagen, auch wenn ich mir dachte, dass sie schon etwas bemerkt hatte oder sie vermutete, dass etwas nicht stimmte . Ich versuchte sie zu ignorien und auf ihre Frage nicht einzugehen.
"Ich....ich bin ein bisschen spazieren gewessen."
"Um 6 Uhr? Ist nicht ein bisschen zu früh für spazieren?" sagte sie und schaute zu meinem Rucksack, den ich in der Hand hatte, dann wieder in mein Gesicht. Ihr Blick sagte mir, dass sie mir nicht glaubte, trotzdem versuchte ich sie abzulenken. Über meine Probleme musste sie nicht wissen.
"Was machst du denn da?" ignorierte ich ihre Frage und packte meine Sachen ein.
"Das ist meine morgendliche Routine, wie du siehst", antworte sie und zeigte auf ihren Hund, ein hellbrauner Labrador die ganz friedlich neben ihr saß.
"Schön, wie heißt er, oder sie?"
"Sie....ist eine sie und heißt Zoe."
"Zoe also, schön. Ich wollte eigentlich jetzt in die Cafeteria kommen, der Kaffee ruft."
"Na dann, wir können zusammen gehen, ich muss auch zurück."
Ist doch alles gut gelaufen dachte ich. Zum Glück!
Auf dem weg zur Cafeteria erzählte mir Nicole ein bisschen über Zoe. Ein paar ziemlich lustige Abenteuer, die sie schon mit ihr erlebt hatte. Dann, dass die Cafeteria ihr gehört und das seit über 5 Jahre. Der vorherige Besitzer schaffte es nicht mehr und war kurz vor der Pleite. Sie wollte schon immer eine Cafeteria haben und so, zusammen mit ihrem Bruder haben sie es gekauft, etwas Geld investiert und da hat sie es.
Da angekommen, ging ich schon mal rein direkt auf meinen Platz und Nicole brachte die Zoe in ihre Wohnung, die sich im obersten Stock befand. Ziemlich praktisch, dachte ich mir. An der Theke stand schon ein Mädchen Nadya, die ich in den letzten Tagen immer wieder gesehen hatte. Ein paar Menschen waren am bestellen, anderen tranken schon ihren Kaffee, bestimmt waren sie auf dem Weg zur Arbeit, oder Jugendliche die zur Uni müssten und machten nur einen Zwischenstopp, um den so geliebten Kaffee früh am Morgen zu trinken. Das liebte ich auch, sehr sogar, und das hatte ich von meine Mutter. Sie liebte Kaffe, ohne ging es nicht für sie. Und für mich auch nicht.
Ein paar Minuten später sah ich schon Nicole herein kommen und direkt auf mich zu.
"So meine Liebe, Zoe hat jetzt ihre Ruhe, für mich aber fängt jetzt der Stress an",sagte sie mir mit einem Lächeln im Gesicht. Ich konnte auch nicht anders als zu grinsen.
"Ich nehme an, du willst deinen Kaffe haben, oder?"
"Erraten, und meinen Muffin bitte."
"Ich komme gleich."
"Ok, danke."
Nicole machte sich auf dem Weg meine Bestellung vorzubereiten. In den Zwischenzeit holte ich aus meinem Kulturbeutel meinen Spiegel und warf einen Blick darauf, da ich es am Strand durch Nicole's Erscheinen nicht mehr geschafft hatte. Und, oh Gott, ich sah schrecklich aus! Meine ganzen Tränen, hatten ganz schön Spuren hinterlassen. Ganz neu war das für mich nicht, denn es ist mir zu oft passiert dass ich Nächte wach verbrachte, oder weinend eingeschlafen bin.
Ich wollte nicht mal daran denken was Nicole gedacht hatte. Sie war richtig zuruckhaltend und hatte nicht weiter nachgehackt. Das fand ich sehr nett an ihr. Sie hat Abstand gehalten und keine weiteren Fragen gestellt.
"So Celeste, da ist dein geliebter Kaffee und sicher dein Muffin auch."
"Danke schön Nicole."
Nachdem ich meinen Kaffee bekommen hatte, ging Nicole zurück an die Theke da um die Uhrzeit ziemlich viel los war und, sie war alleine mit Nadya.
Ich trank einen Schluck aus meinem Kaffe, so gut! Es fühlte sich so warm an und ich spürte wie sich die Wärme in meinem Körper verbreitete. Es tat so gut nach einer kalten Nacht!
Um die Zeit ein bisschen zu vertreiben, holte ich das Buch aus meinem Rucksak herraus um es weiter zu lesen. Es war einfach eine tolle Geschichte, die ich verschlungen hatte. Ja ok, Zeit hatte ich genug, aber die Geschichte hatte mich sehr mitgenommen. Ich wollte unbedingt wissen wie es weiter ging, und ob das Junge Paar Kian und Amira wieder zueinander fanden. Es war traurig zu sehen wie distanziert sie waren, trozt so einer großen Liebe.
Ich las schon eine Weile, meine Kaffeetasse war schon längst leer und in die Cafeteria war etwas ruhig geworden.
Der Glocke an die Tür hörte ich wieder und schaute aus Reflex hin. Seine chaotischen dunklen Haare, seine Statur und seine Augen die gerade auf meine trafen, beeindruckten mich wieder. Er sah gut aus und man merkte, dass ich nicht die Einzige war, die so dachte.
Ich traf ihn in den letzten Tagen immer wieder, entweder da oder am Strand, jedes Mal aber, liesst er sich nicht entgehen zu sagen was er dachte über meine Action in der einen Nacht. Ihm machte es Spass mich zu ärgern, das hatte ich bemerkt. Es nervte mich und ich konnte ihn nicht leiden.
Er ging direkt auf der Theke zu, warf mich einen Blick und schmunzelte vor sich hin. Ich beachte ihn nicht mehr und sah Nicole die gerade auf mich zu kam.
"Hey", sagte sie.
"Noch einen Kaffee?"
"Oh nein danke. Ich bin schon fertig und ich muss eh gleich gehen."
"Musst du ganz sicher?" Überraschte sie mich mit ihrer drastischen Frage. Das kam gerade so plötzlich und unerwartet, dass ich grosse Augen machte und sie ängstlich anschaute.
"Was machst du hier Celeste?" ,sagte sie mit sanfter Stimme.
Ich schaute sie weiterhin überrascht an und bekam kein Wort heraus. Ja, ich musste weg gehen, und ja, was machte ich hier? Mich verstecken, weg rennen, versuchen zu vergessen? Was machte ich da?
Wie konnte ich ihr antworten, wenn ich selber kein Antwort hatte. Ich hatte mir diese Frage nicht mal gestellt, denn ich wusste dass ich keine Antwort finden konnte. Noch nicht.
Ich hatte keine Träume mehr, ich hatte kein Hoffnungen mehr, und ich hatte gar nichts mehr wofür ich kämpfen musste.
Ich konnte eigentlich endlich los lassen und mich um gar nichts mehr kümmern, dann würde es einfacher für mich denn ewig vor meiner Schuld weg zu rennen, konnte ich nicht. Ich wusste es ganz sicher, dass man sich nicht immer verstecken konnte.
Was sollte ich jetzt antworten? Sollte ich endlich versuchen Vertrauen in eine Person zu haben? Ist die Nicole die richtige dafür?
" Ich....ich bin...."
Bildquelle: Google
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