Kapitel 1
»Letzter Aufruf für alle Passagiere des ComAir Fluges 567 nach Brooklyn. Wir bitten nun, sich umgehend am Ausgang zu melden, andernfalls wird Ihr Gepäck von der Maschine abgeladen werden.« Die Ansage ertönt ein weiteres Mal in einer anderen Sprache, aber meine Gedanken sind nicht in Brooklyn, sondern kreisen sich auf der Robinson Crusoe Insel. Ich stehe vor der riesigen Anzeigetafel und suche nach SCL und dem dazugehörigen Gate. Als ich es finde, versuche ich aus der Menschenmasse zu fliehen, umgeben von den Geräuschen schreiender Kinder und das Klappern einiger Teller eines Cafés. Kurz vor dem Gate bleibe ich stehen. Ist es wirklich ein gute Idee gewesen, hier her zu kommen? Es ist zwar nicht das erste Mal, dass ich es immer und immer wieder überdenke, aber diesmal bin ich hier und vermutlich würde ich hier sowieso nicht ohne Komplikationen rauskommen. Also schnappe ich mir einen der vielen freien Sitzplätze, und klappe meinen Laptop auf. Die rote 1 über meinem Emailprogramm springt mir direkt ins Auge, also öffne ich sie neugierig. Eine Mail von meinem Chef: »Viel Glück bei der Suche, haben Sie einen angenehmen Flug und denken sie dran: Der wahre Schatz liegt gerade aufgeklappt auf ihrem Schoß. - Cooper« Pah. Automatisch rolle ich mit den Augen. Er hat schließlich gut reden und muss gleich nicht ein Flugzeug steigen, mit dem Gedanken, dass er dort mehr Stunden als angenehm verbringen wird. Obwohl alles seine Idee ist.
Angefangen hat es damit, dass unser Chef, Richard Cooper, ins Büro gestürmt kam und die Aufmerksamkeit auf sich zog. Seit 2 Jahren arbeite ich in einer Redaktion, direkt in New York City. Eigentlich lief alles immer ganz gut, doch in letzter Zeit fehlten uns Schlagzeilen. Niemand interessierte sich für diese unwichtigen Kleinigkeiten, über die wir berichten sollten, doch eine bessere Alternative hatten wir nicht. Bis zum besagten Tag. Aufgeregt erzählte er von irgendeinem Schatz. Er meinte über einem Schatz mit einem Opal, gehört zu haben. Als er dann jedoch erwähnte, dass sich das ganze auf der Robinson Crusoe Insel abspielen solle, dachte ich auch erst ich sei im falschen Film. Robinson Crusoe Insel? Wo sind wir hier, in einem Märchen? Aber schnell stellte sich raus, dass er es ernst meinte und es in Wahrheit nicht mal was mit Robinson Crusoe zutun hatte. »Entschuldung Mr. Cooper« unterbrach meine Kollegin Lexi ihn »Aber worauf wollen Sie hinaus? Sollen wir eine Kindergeschichte schreiben?« Kurz starrte er sie mit einem wütendem Glänzen in den Augen an, aber fing seine Kontrolle schnell wieder. Er tat so als hätte er ihre Frage überhört, kam aber trotzdem zum Punkt. »Was ich sagen will, ist das ich die 3 besten von Ihnen auf diese Insel schicken werde, um nach dem Schatz zu suchen. Wer ihn findet, darf natürlich die Schlagzeile darüber schreiben und bekommt noch dazu eine Lohnerhöhung, die es in sich hat.« Ein kurzes Raunen ging durch den Raum. Danach erklärte Cooper noch das Auswahlverfahren. Jeder von uns schrieb einen Artikel, als hätten wir gerade den Schatz gefunden, und er entschied sich für die 3 besten. Danach verteilte er die 3 Flugtickets und sagte nicht viel mehr dazu. Keine Hinweise, keine Tipps. Nichts.
Und nun sitze ich hier im NYC Flughafen und sollte es schätzen, ausgewählt worden zu sein. Aber trotzdem frage ich mich, wie ich das anstellen soll. Einen Schatz auf einer Insel finden ist schließlich alles andere als leicht und hört sich in meinen Ohren auch nicht danach an. Trotz allem freue ich mich gewissermaßen den Auftrag, als eine der dreien, bekommen zu haben, aus einem einzigen Grund: Ich kann der Welt endlich zeigen, was ich draufhabe. Das habe ich bisher noch kein einziges mal geschafft, denn wenn es mal was gab, das ich mit eigenen Händen geschaffen habe und stolz darauf war, entlockte es anderen höchstens ein müdes Lächeln. Dieses Mal nicht. Diesmal werde ich es allen anderen beweisen - mir eingeschlossen.
Wieder vertreibt die monotone Stimme, die aus den Lautsprechern kommt, meine Gedanken, in dem sie meinen Flug nennt. Ich sehe mein 2 Kollegen, die in der kommenden Woche zu meinen Feinden werden. Auf der einen Seite den zurückhaltenden Liam Brown, den ich zugegebenermaßen nicht gut kenne, und auf der anderen Seite Brooks Smith. Bei seinem Anblick rolle ich mit den Augen zum wiederholten Mal, denn wenn es jemanden gab, der vor Selbstverliebtheit strotzte, dann war er es. Mit sich selbst im Reinen zu sein, hat zwar einen sehr hohen Stellenwert für mich, aber Brooks' Lieblingsthema war er selbst und das wollte ich mir auf Dauer ersparen. Ich löse meinen Blick von ihm und schaue auf den Reisepass in meiner Hand und ehe ich mich versehen habe, trete ich ins Flugzeug. Das Abenteuer geht los, jetzt gibt es kein Zurück mehr.
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