19. Kapitel
Es war Abend, als Goldpfote, Nebelpfote und Weißpfote das Tal hinter sich gelassen hatten und am Berg angekommen waren. Ihre Pfoten waren wund und schmerzten quälend, aber Goldpfote hatte Weißpfote und Nebelpfote trotzdem dazu überredet, noch weiter zu gehen, doch jetzt war es selbst ihr zu viel.
Alle drei Kätzinnen waren hungrig und es wimmelte nur so von Beute. Die Mäuse waren nicht an Katzen gewohnt und die Vögel schienen taub zu sein, doch es war trotz allem schwer, Beute zu erwischen, wenn man mehr als einen Tag beinahe durchgewandert war.
Schließlich gelang es ihnen doch noch zwei Mäuse und einen fetten Spatz zu fangen. Als sie ihr Mahl beendet hatten dauerte es dann nicht lange bis sie eingeschlafen waren.
Irgendetwas stupste Weißpfote an. Auf die Nase. „Hä?" Sie blinzelte und erschrak fast zu Tode, als sie vor sich ein riesiges Katzengesicht sah. Mit großen scharfen Zähnen und einem besonderen Muster. Es merkwürdiger Bart war auch zu sehen. Entsetzt kreischte sie auf und fauchte, während sie schnell versuchte, aufzustehen.
Nach dem zweiten erschrockenen Versuch kam sie endlich auf die Beine. Das Wesen starrte sie nur neugierig an. Es war katzenartig aufgebaut, nur riesiger und es sah etwas anders als normale Katzen aus. Mit gesträubten Nackenfell wachten Goldpfote und Nebelpfote auf. Sie hatten das Fell gesträubt und vor Schreck die Augen weit aufgerissen. „Hall...." Goldpfote fauchte mutig und machte einen Schritt nach vorn. Sie unterbrach das Tier, beruhigte sich aber dann wieder etwas.
„Hallo", finge er wieder an, „Ich bin ein Luchs. Mein Name ist Beere." Wie konnte ein so gefährlich aussehendes Wesen, einen so harmlosen Namen wie Beere haben? Naja,... vielleicht war es auch gar nicht böse.
Die Geschwister gruben ihre Krallen immer noch in die Erde, legten aber ihr Nackenfell wieder etwas an. „Ich bin Goldpfote und das sind meine beiden Schwestern Weißpfote und Nebelpfote. Wir sind auf der Durchreise."
„Gut", meinte er nur knapp. „Gut?", wiederholte Nebelpfote ungläubig, „Willst du uns nicht auffressen?" Der Luchs machte ein überraschtes Gesicht und Lachte dann mit seiner tiefen Stimme.
„Nein! Niemals werde ich noch einmal Fleisch fressen. Ich bin ein Pflanzenfresser. Meine Artgenossen können das nicht verstehen, weil sie den Brokkoli, die Radieschen und Karotten nicht ausstehen können. Mit Vorliebe esse ich aber Klee. Die Blüten fressen am besten, weil sie so schön süß sind."
Weißpfote klappte das Maul hinunter: „Waaaas? Wir könnten es uns nicht mehr vorstellen, keine Mäuse, Amseln und andere kleine Beutetiere zu jagen und zu fressen.
„Das verstehe ich nicht. Ich weiß, dass ihr von diesen Tieren lebt, aber ihr jagt sie doch so völlig selbstverständlich. Ihr tötet sie und nur die wenigsten Katzen sind wirklich dankbar über ihre Frischbeute. Habt ihr euch schön vorgestellt, was passiert, wenn ihr eine Kaninchenmutter tötet? Die Jungen bleiben dann allein übrig.
Er sprach über sie, als wären sie die Dachse aus Jungenmärchen, die in Kinderstuben eindringen, um Jungen brutal zu ermorden, ohne sie danach auch zu fressen. Natürlich war das nicht war, das wusste Weißpfote. Wenn man Dachse in Ruhe ließ, taten sie einem nichts, aber Beere könnte recht haben.
Goldpfote schien ihm aus dem Weg gehen zu wollen: „Danke, so haben wir das noch nicht gesehen. Es hat uns gefreut, dich kennenzulernen Beere, aber wir müssen jetzt leider weiter. Vielleicht treffen wir uns auf dem Rückweg noch mal."
Sie verabschiedeten sich und liefen weiter.
Am Abend kamen sie auf der anderen Seite des Berges wieder an. Er war nicht sehr hoch gewesen. Vor ihnen erstreckte sich ein riesiges Feld voll Weizen.
Das lange Gras kitzelte, wenn es Weißpfotes Flanke streifte. Ihr schneeweißes Fell stand in alle möglichen Richtungen ab. Das hasste sie, aber sie musste da durch.
Weißpfote schaute zum Himmel auf. Mittlerweile war er schon schwarz geworden. Goldpfote tappte geistesabwesend mitten durch das Feld, während sie laut schnurrte und Nebelpfote brummte etwas vor sich hin, während sich der Tag dem Ende zuneigte.
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