Kapitel 7
Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass mich der Champ retten musste. Das war sooo peinlich gewesen! Ich meine, ich war zwar keine starke Trainerin, aber ich konnte doch wohl alleine durch eine Höhle laufen, ohne über meine eigenen Füße zu stolpern!
„Wenigstens hat er uns nicht ausgelacht," meinte Vulpix und schüttelte sich das Fell.
„Ja, das wäre noch schlimmer gewesen..." Ich seufzte und ließ mich auf einen Felsen am Höhleneingang sinken. „Aber trotzdem! Der Champ persönlich! Warum ausgerechnet er?!"
Evoli sprang auf meinen Schoß und sah mich neugierig an. „Vielleicht, weil du ständig in Schwierigkeiten gerätst?"
„Hmpf..." Ich verschränkte die Arme. „Ich gerate nicht ständig in Schwierigkeiten..."
„Doch, doch," sagte Trasla und kicherte. „Du ziehst Ärger förmlich an."
Ich schnaubte und rollte mit den Augen. „Sehr witzig, ihr zwei."
Ich ließ meinen Blick in den Himmel schweifen. Die Sonne stand hoch über Faustauhafen, das Meer glitzerte und die salzige Brise fühlte sich angenehm auf meiner Haut an. Ich schloss kurz die Augen und ließ die letzten Stunden Revue passieren.
Troy war... nett gewesen. Sehr nett. Viel netter, als ich erwartet hatte. Ich hatte mir Champions immer als distanzierte, fast unnahbare Trainer vorgestellt, die sich nur für Kämpfe und ihre Titel interessierten. Aber er war anders. Er hatte sich Sorgen gemacht, mir geholfen, sich nach meinem Ziel erkundigt... und dann dieser Blick.
Ich konnte es nicht erklären, aber für einen kurzen Moment hatte es sich so angefühlt, als würde er mich... kennen? Nein, das bildete ich mir bestimmt nur ein.
„Was ist los?" fragte Dratini und schlängelte sich neben mich.
„Nichts..." Ich fuhr mir durch die Haare und stand auf. „Ich sollte nicht so viel darüber nachdenken. Wir müssen weiter."
„Wohin geht es jetzt?" fragte Vulpix und hüpfte neben mir her.
„Gute Frage..." Ich zog meinen Pokédex heraus und sah mir die Karte von Hoenn an. „Ich denke, wir sollten nach Graphitport City gehen. Vielleicht gibt es dort mehr Hinweise."
Dratini machte einen freudigen Satz. „Also wieder eine Stadt am Meer! Ich liebe das Meer!"
„Ja, ja, du kleine Wasserratte." Ich lachte und steckte den Pokédex weg. „Dann los."
Wir machten uns auf den Weg, aber irgendetwas ließ mich einfach nicht los.
Warum hatte mich Troys Blick so beschäftigt? Und warum hatte es sich für einen kurzen Moment so... vertraut angefühlt?
Bevor wir nach Graphitport City aufbrachen, entschieden wir uns, noch etwas zu trainieren. Immerhin wollte ich, dass mein Team stärker wurde, bevor wir uns neuen Herausforderungen stellten.
Wir fanden eine kleine, felsige Ebene außerhalb von Faustauhafen, die perfekt für ein Training war. Ich ließ Trasla und Vulpix gegeneinander antreten, während Dratini und Evoli zuschauten.
„Okay, Trasla, versuch es mit Konfusion!" rief ich.
Trasla konzentrierte sich und ließ seine psychischen Kräfte auf Vulpix los. Doch Vulpix sprang geschickt zur Seite und feuerte eine kleine Flamme zurück.
„Nicht schlecht! Aber bleib konzentriert, Trasla!" ermutigte ich mein Pokémon.
Plötzlich hörten wir ein lautes Poltern. Ich drehte mich um – und erstarrte.
Mehrere Stollunior rollten direkt auf uns zu!
„Oh, großartig..." murmelte ich.
„Die sehen nicht gerade freundlich aus..." meinte Evoli skeptisch.
„Wahrscheinlich fühlen sie sich durch unser Training gestört..." überlegte ich.
Ein besonders großes Stollunior donnerte auf uns zu. Ich musste schnell handeln.
„Vulpix, Flammenwurf!"
Vulpix sprang nach vorn, öffnete sein Maul – und eine gewaltige Feuerwelle schoss auf die Stollunior zu. Die meisten wichen zurück, aber das große Stollunior wurde direkt getroffen. Es jaulte auf und kippte schließlich um.
Die restlichen Stollunior sahen sich das an, zögerten – und zogen sich dann zurück.
Ich atmete erleichtert aus. „Das war knapp..."
Vulpix schüttelte sich stolz. „War doch ein Klacks!"
Ich lachte und streichelte es. „Ja, ja, du bist eben unser kleiner Feuerteufel."
„Und jetzt?" fragte Trasla neugierig.
Ich sah in den Himmel. Es wurde langsam Nachmittag.
„Jetzt geht es endlich nach Graphitport City!" erklärte ich entschlossen.
Mein Team jubelte – und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur nächsten großen Stadt.
Als wir voller Siegesstolz in Faustauhafen standen und uns bereit machten, nach Graphitport City zu gehen, kam uns eine winzige Kleinigkeit in den Sinn...
„Äh... warte mal." Ich blieb abrupt stehen.
Evoli blinzelte mich an. „Was ist los?"
„Wir... wir sind auf einer verdammten Insel!" rief ich entsetzt.
Stille.
Dratini legte den Kopf schief. „Heißt das, wir müssen schwimmen?"
Vulpix, das bis eben noch selbstbewusst neben mir hergetrottet war, erstarrte. Dann weitete es die Augen. „Nein. NEIN! Kein Wasser! Ich hasse Wasser! Das ist überall nass und eklig und—"
„Okay, okay, keine Panik!" versuchte ich, es zu beruhigen.
„Ich bin eine Kreatur des Feuers! Ich sollte niemals in die Nähe von Wasser kommen!" Vulpix rannte wie verrückt um mich herum. „Was, wenn ich aus Versehen reinfalle? Was, wenn es eine Monsterwelle gibt? Was, wenn wir von einem Tentoxa entführt werden?!"
„Vulpix, das ist—"
„ICH HAB NOCH NICHT MAL EIN TESTAMENT!"
Evoli seufzte. „Dramaqueen."
Ich ignorierte die beiden kurz und sah mich um. Zum Glück gab es eine Fähre nach Graphitport City – das Problem war nur, dass wir noch ein Ticket brauchten.
„Bleib einfach ruhig, Vulpix. Wir gehen jetzt los und holen Tickets."
Vulpix hechelte. „Und du schwörst, dass ich nicht über Bord gehen muss?"
„Ich schwöre es."
„Und du hältst mich fern von allem, was feucht ist?"
„Ja."
„Und du kaufst mir nachher eine Belohnung, weil ich mutig war?"
Ich rollte mit den Augen. „Ja, ja. Aber nur, wenn du jetzt mitkommst."
Vulpix nickte energisch. „Abgemacht!"
Also machten wir uns auf den Weg zum Ticketschalter. Evoli und Dratini liefen entspannt neben mir her, während Vulpix sich vorsichtig umschaute, als könnte es jeden Moment von einer Welle angegriffen werden.
Das würde eine verdammt interessante Überfahrt werden...
Der Tag auf dem Schiff war anstrengend, aber irgendwie auch lustig. Wir waren schon eine Weile unterwegs, und meine Pokémon hatten sich inzwischen gut mit der Umgebung vertraut gemacht – obwohl Vulpix immer noch skeptisch das Wasser misstraute und Evoli sich brav auf meiner Schulter ausruhte.
„Warum müssen wir auf einem Schiff fahren?" murmelte Vulpix, als wir an der Reling standen und die Wellen beobachteten. „Das ist nichts für mich..."
„Komm schon, Vulpix. Das ist einfach nur eine kurze Fahrt. Bald sind wir in Graphitport City und können loslegen", sagte ich und versuchte, die Nervosität in meiner Stimme zu unterdrücken.
„Aber was, wenn das Schiff sinkt? Was, wenn—"
„Es sinkt nicht! Hör auf, dir immer so schlimme Sachen auszumalen!"
Evoli seufzte. „Euer Drama ist wie immer..."
Während Vulpix immer noch besorgt das Schiff beäugte, ergriff Dratini die Gelegenheit, seine „Abenteuerlust" auszuleben. Wie immer, wenn es nicht aufpasste, rannte es voller Freude zur Reling und versuchte, ins Wasser zu springen.
„Dratini, nein! Nicht schon wieder!" schrie ich und jagte ihm hinterher.
Doch es war schon zu spät. Das kleine Drachenpokémon hatte sich schon abgesprungen und war mit einem glücklichen Quieken in die Luft geflogen.
„Wooohooo!" rief Dratini, als es durch die Luft flog, bevor es ins Wasser plumpste.
„Oh nein, das ist genau das, was ich nicht wollte!" rief ich und rannte so schnell ich konnte zur Reling, bevor Dratini sich zu weit entfernte.
Ich streckte die Arme aus, um das fließende Wasser zu erreichen, und platsch – Dratini war wieder an der Reling, um mich mit einem übermütigen „Ich habe das super gemacht!" anzusehen.
„Dratini! Du weißt, dass ich dich nicht einfach im Wasser lassen kann!" rief ich und hob es wieder hoch, nachdem ich meine Füße ins nasse Deck getaucht hatte. „Warum kannst du nicht einfach mal still sitzen?"
„Weil das Wasser so einladend ist!" quakte Dratini und gluckste vor Freude. „Es ist so erfrischend!"
„Du hast immer eine Ausrede, was? Und wie viele Male soll ich dich noch fangen, bevor du merkst, dass das vielleicht nicht so eine gute Idee ist?" fragte ich grinsend.
„Fang mich doch, Yuki! Fang mich doch!" Dratini wedelte mit seinem Schwanz, als ob es schon bereit war, zum nächsten Sprung anzusetzen.
Ich schüttelte den Kopf, aber konnte mir das Lächeln nicht verkneifen. Dratini war einfach zu verspielt, um ernst genommen zu werden. Und als ob das nicht schon genug war, spürte ich plötzlich etwas auf meiner Schulter.
„Und ich?" fragte Evoli mit einem miauenden Blick, der so fordernd war wie immer. „Was ist mit mir?"
„Du? Du bist doch die ruhigste von allen", antwortete ich lachend, streichelte Evoli und setzte es wieder auf den Boden, wo es sich mit einem eleganten Sprung von meiner Schulter verabschiedete. „Aber du hast auch nicht vor, ins Wasser zu springen, oder?"
„Glaub nicht, dass das mein Ding ist..." Evoli zuckte mit den Schultern und setzte sich ordentlich hin. „Du solltest dich nicht so stressen lassen, Yuki. Das ist doch alles Teil des Abenteuers."
„Euer Abenteuer ist mir ein bisschen zu abenteuerlich", murmelte ich und seufzte, während ich Dratini wieder zurückzog. „Nichts wie zurück ins trockene Deck. Wenn du schon wieder ins Wasser springst, dann springen wir alle zusammen rein!"
„Das klingt nach einem Plan!" rief Dratini begeistert und versuchte tatsächlich, sich wieder loszureißen.
„Nicht so schnell!", rief ich. „Heute nicht, Dratini, heute nicht."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top