Kapitel 2
Ich ließ meinen Löffel in meine Müslischale fallen. Der Klang hallte in meinen Ohren nach, aber ich konnte nur auf meine Pflegeeltern starren.
„W-was habt ihr gerade gesagt?" Meine Stimme klang zittrig, als hätte ich mich verhört.
Meine Pflegemutter tauschte einen unsicheren Blick mit meinem Pflegevater, bevor sie langsam nickte. „Es ist wahr, Yuki. Deine Eltern sind... oder waren... zwei der stärksten Pokémon-Trainer, die es je gegeben hat. Champs."
Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Champs. Das bedeutete, sie hatten irgendwo in einer Liga den höchsten Rang erreicht – sie waren nicht einfach nur starke Trainer, sondern Legenden.
„Aber... warum bin ich dann hier?" fragte ich leise.
Mein Pflegevater rieb sich mit einer Hand über das Gesicht, als wäre das Gespräch das Letzte, was er führen wollte. „Das ist nicht unsere Geschichte, Yuki. Wir wissen nur, dass sie dich weggegeben haben. Und mit jedem Tag, an dem du älter wirst, wird es offensichtlicher, wessen Kind du bist."
Evoli, das auf meinem Schoß lag, blickte zu mir auf. „Yuki... geht es dir gut?"
Ich streichelte mechanisch über sein weiches Fell, unfähig, meine Gedanken zu ordnen.
„Und deshalb muss ich auf eine Reise gehen?" fragte ich schließlich.
Meine Pflegemutter sah mich traurig an. „Es ist nicht so, dass wir dich loswerden wollen. Aber wenn du hierbleibst... wird es nur eine Frage der Zeit, bis jemand dich erkennt. Und dann..." Sie schüttelte den Kopf.
Ich schluckte schwer. Wer waren meine Eltern wirklich? Warum hatten sie mich verlassen?
Mein Pflegevater stand auf. „Wir geben dir etwas Zeit, darüber nachzudenken. Aber du solltest bald eine Entscheidung treffen."
Ich nickte benommen, nahm Evoli in meine Arme und ging nach draußen.
Draußen in Vertania City war alles wie immer. Kinder liefen mit ihren Pokémon umher, Trainer kamen und gingen, und in der Ferne konnte ich das Blätterrauschen des Waldes hören. Aber in mir hatte sich etwas verändert.
„Yuki...?" Evoli stupste mich sanft mit seiner Nase an.
Ich atmete tief durch. „Evoli... was soll ich tun? Ich will nicht auf eine Reise gehen. Aber... wenn meine Eltern wirklich so berühmt sind, wird es irgendwann herauskommen, oder?"
„Vielleicht... aber warum haben sie dich überhaupt weggegeben?" fragte Evoli nachdenklich.
Genau das war die Frage, die mir nicht aus dem Kopf ging. Warum gab jemand sein Kind auf, wenn er so mächtig war? Hatten sie mich nicht gewollt? Oder gab es einen anderen Grund?
Ich ließ mich auf eine Bank sinken. „Ich will Antworten, Evoli. Ich will wissen, warum sie mich verlassen haben."
„Dann müssen wir sie finden!" sagte Evoli entschlossen.
Ich sah es an. „Heißt das, du würdest mit mir auf eine Reise gehen?"
Evoli sprang auf meinen Schoß. „Natürlich! Ich werde immer bei dir sein, Yuki!"
Ich lächelte schwach und schlang meine Arme um es.
Vielleicht würde ich doch auf eine Reise gehen. Nicht, weil ich Champ werden wollte. Sondern weil ich die Wahrheit wissen musste.
Ich konnte nicht länger warten. In meinem Kopf wirbelten tausend Gedanken durcheinander, aber eines war klar: Ich musste Antworten finden. So schnell ich konnte, rannte ich mit Evoli in meinen Armen nach Hause. Mein Herz klopfte wild, während ich durch die Straßen von Vertania City lief, aber ich wusste, dass ich nicht zögern konnte.
„Yuki, was ist denn los?" fragte Evoli besorgt, als es mich in meinen Gedanken verlor.
„Ich muss etwas tun, Evoli... Etwas, was mir Klarheit verschafft. Ich kann das nicht mehr ignorieren," sagte ich atemlos, während ich die Tür zu unserem Haus aufstieß.
Als ich das Haus betrat, hörte ich meine Pflegemutter aus der Küche rufen. „Yuki, hast du dir alles gut überlegt?"
Ich reagierte nicht und lief stattdessen direkt in mein Zimmer. „Ich muss weg, um etwas herauszufinden," sagte ich laut zu mir selbst.
„Was möchtest du herausfinden?" fragte Evoli neugierig.
„Alles," antwortete ich einfach, während ich hektisch meine Tasche packte.
Evoli sprang auf mein Bett und sah zu, wie ich mein Essen, Pokébälle, Tränke und Ersatzkleidung in die Tasche stopfte. Ich wusste, dass es eine Reise werden würde, die alles verändern könnte.
„Ich werde Antworten finden. Und vielleicht... vielleicht werde ich auch mich selbst besser verstehen," murmelte ich, während ich die Tasche auf meinen Rücken schnallte.
Evoli sprang von meinem Bett und landete geschickt auf meiner Schulter. „Ich gehe mit dir, Yuki. Du bist nie allein."
Ich nickte und zog die Tür hinter mir zu. Gerade als ich nach draußen wollte, hörte ich die Stimme meiner Pflegemutter aus dem Flur. „Yuki, wohin willst du?"
Ich drehte mich zu ihr um und sah sie mit entschlossenem Blick an. „Ich muss Antworten finden, Mama. Ich kann nicht bleiben, ohne zu wissen, warum... warum sie mich weggeschickt haben."
Meine Pflegemutter trat näher und seufzte. „Du bist stark, Yuki. Aber denk daran, dass es auch gefährlich werden kann. Wenn du wirklich losgehst, wirst du dich ändern, und die Welt da draußen ist nicht immer freundlich."
„Ich weiß. Aber ich muss es tun," sagte ich, ohne einen Moment zu zögern.
Sie legte ihre Hand auf meine Schulter. „Wir werden immer für dich da sein, egal was passiert. Sei vorsichtig."
Ich nickte, drehte mich dann schnell um und lief aus der Tür.
Evoli und ich rannten durch die Straßen, der Wind wehte mir ins Gesicht, als ich weiter nach vorne strebte. Es war nicht mehr nur eine Frage des Wissens. Es war die Suche nach mir selbst. Wo auch immer diese Reise mich hinführen würde, ich wusste, dass es die richtige Entscheidung war.
„Was denkst du, Yuki?" fragte Evoli nach einer Weile.
„Ich weiß es noch nicht. Aber ich werde es herausfinden," antwortete ich.
Wir liefen, bis wir den Stadtrand erreichten, und ich sah zum Horizont hinauf. Der weite Himmel, der vor mir lag, fühlte sich gleichzeitig beängstigend und vielversprechend an. Aber eines war sicher: Ich war bereit.
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