6. Kapitel
Beim Quidditchfeld angekommen entstand – wie es eigentlich auch zu erwarten gewesen war – eine große Diskussion, wer mit wem ein Team bilden würde. Ich hielt mich raus. Mir war es eigentlich egal, mit wem ich spielen würde. Die dringendere Frage war gerade als wie ich spielen sollte! Hätte ich die Möglichkeit gehabt, Jean, der anscheinend alles egal war außer mit Albus in ein Team zu kommen, zu fragen, würde sie wahrscheinlich antworten, dass ich „alles raushauen und zeigen sollte, was ich drauf hätte". Ja, das würde sie eindeutig sagen.
Am Ende spielte ich gemeinsam mit Lily, ihren ältesten Bruder James, ihren Cousinen Molly, Victoire und Lucy und ihrem Cousin Fred in einer Mannschaft. Jean war – logischer weiße – mit Albus, Rose, Louis, Hugo, Roxanne und Dominique im gegnerischen Team. Erneut entbrannte eine Diskussion über die Positionenverteilung, bei der ich mich ein weiteres Mal raushielt. Es wäre wahrscheinlich sogar besser, wenn ich nicht als Jägerin spielen würde – dann müsste ich mir zumindest wirklichen Gedanken darüber machen, wie ich spielen sollte... Doch gerade, als mir dieser Gedanke kam, teilte eine gut gelaunte Lily mir mit, dass ich als Jägerin spielen würde, weil meine Statur dafür perfekt sei. Das Glück war wieder einmal eindeutig auf meiner Seite... Ich traute mich nicht zu widersprechen und nickte nur stumm als Zustimmung. Scheiße, scheiße, scheiße! Was sollte ich jetzt machen?! Wie sollte ich jetzt spielen?! Ich kaute unruhig auf meiner Unterlippe herum. Pro und Kontra Argumente führten in meinem Kopf Krieg gegeneinander, versuchten, den anderen zu bezwingen, zu unterdrücken. Und ich war mitten in der Schussbahn. Was wenn...? Es könnte doch auch sein, dass... Aber trotzdem...
Ich wurde gerade fast verrückt. Wenn das so weiterging, wüsste ich bald nicht mehr, wo unten und oben war. „Kommst du, Jane?", riss mich Lily lachend aus meinen Gedanken. „Ja, natürlich..."
Ich schlurfte zu ihr und dem Rest unseres Teams, die sich mit dem anderen Team vor der Ballkiste versammelt hatten. „Dann los!", rief Carlotta Boots, eine Freundin von Roxanne und ebenfalls eine Gryffindor, die uns den Schiedsrichter machte. Wir bestiegen die Besen und stießen uns vom Boden ab, während sie die Bälle frei ließ. In dem Moment fasste ich den Beschluss, wie eine Anfängerin zu spielen, um mich zu „schützen".
Lily passte Fred den Quaffel zu, der ihn zu mir weiter warf. Ich fing ihn – zum wahrscheinlich ersten Mal – und flog ziemlich langsam auf die Torringe zu, wo ich ihn halbherzig und mit kaum Kraft in Richtung des linken Rings warf. Logischerweise war es somit für Albus nicht gerade schwer, diesen aus der Luft zu fangen. Meine Teamkameraden stöhnten enttäuscht auf. Das war schon der achte Ball, den ich verfehlte. Fünf hatte ich schon fallen gelassen... „Wie wäre es mit einer Pause?", rief James, der die Rolle des Kapitäns eingenommen hatte, über den Platz. Von den meisten kam ein zustimmendes Nicken, woraufhin wir zur Landung ansetzten.
„Hast du grade etwa zum ersten Mal Quidditch gespielt, oder wieder spielst du so gut wie eine Kartoffel fliegen kann?", ertönte die höhnische Stimme von Louis Weasley an meinem Ohr. Ignorieren Jane, einfach ignorieren. „Du hättest dich mal ansehen müssen! Selbst Kleinkinder können besser fliegen!" Langsam verstummten die anderen Gespräche um uns herum. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Wut durchströmte mich. Er lachte. „Lass sie in Ruhe!", fauchte Jean. „Schau doch erst einmal deinen eigenen Flugstil an, bevor du dich über andere lustig machst!", eilte mir auch Lily zur Hilfe und funkelte ihren Cousin wütend an. Louis lachte noch mehr. „Meinen Flugstil? Aber gerne, Cousinchen! Deswegen wurde ich ja auch sicher in die Hausmannschaft aufgenommen – wegen meinem schlechten Flugstil!" Lily öffnete gerade den Mund, um noch etwas zu sagen, doch James unterbrach sie. „Hört auf!", sagte er mit fester und ruhiger Stimme. „Lily, Louis, lasst gut sein!" Seine Stimme duldete keine Widerrede. Louis drehte sich schnaubend um und Lily wendete sich grummelnd ab. James lächelte mir kurz zu, was ich allerdings kaum wahrnahm, da ich mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten den Boden fixierte, bevor er sich wieder seinem Gespräch mit Fred zuwandte. „So ein Idiot! Heute Nacht wird er Flubberwürmer in seinem Bett vorfinden!", schimpfte Lily vor sich hin. Jean sprang sofort darauf an und die Beiden begannen mit voller Begeisterung Pläne für eine Racheaktion zu schmieden. Ich bekam kaum etwas mit. Das Blut kochte in meinen Adern. Das war zu viel für mich. Der kleine entscheidende Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich fasste einen Entschluss.
Der Wind pfiff um meine Ohren. Ich hatte meine Augen zu Schlitzen verengt, meine Sicht war gestochen scharf. Carlotta warf den roten Ball hoch. Ich schoss vor und schnappte ihn mir, bevor jemand anderes reagieren konnte. Fast in der gleichen Sekunde warf ich ihn zu Lily, die mich begeistert angrinste und ihn weiter an Fred passte. Dieser flog in Richtung der Ringe, musste allerdings einem Klatscher, der von Louis abgefeuert worden war, ausweichen und ließ den Quaffel fallen. Rose und ich gingen gleichzeitig in den Sturzflug, doch ich schaffte es ihn ihr mit dem Unterschied von ein paar Sekunden vor der Nase wegzuschnappen. Ich jagte in Richtung Torringe und warf den Quaffel in den mittleren am vollkommen überforderten. Lily jubelte und klatschte mit mir ab.
Im weiteren Spielverlauf war mir einfach alles egal. Alle meine Gründe, die mich vorhin zu meiner Entscheidung gebracht hatten. Ich hatte mit der einzigen sinnvollen Sache als Kurzschlussreaktion auf Louis Spötteleien reagiert. Ich spielte so wie ich es wirklich konnte.
Wieder auf dem Boden umarmte Lily mich stürmisch. „Du warst der Hammer!", schrie sie begeistert in mein Ohr. „Danke", meinte ich grinsend und hätte mir wegen der Lautstärke am liebsten das Ohr gerieben. James klopfte mir anerkennend auf die Schulter. „Du warst echt gut!" Er sah tatsächlich beeindruckt aus. „Und du hast es Louis so richtig gezeigt!", flüsterte mir der Mannschaftskapitän der Gryffindors gut gelaunt ins Ohr und ging zu Fred. Anscheinend verstanden sich er und Louis nicht sonderlich gut... Ich sah ihm kurz lächelnd nach und ließ meinen Blick über die anderen wandern, die mir fast alle schon ihre Begeisterung kund getan hatten. Er blieb bei Louis hängen, der mit verschränkten Armen etwas abseits stand, und mich mit zusammengekniffenen Augen wütend musterte. Da war wohl jemand beleidigt... Ich grinste ihm unschuldig zu. Wenn Blicke töten könnten...
„Und wie du den ersten Quaffel versenkt hast! Du hättest Louis Blick sehen sollen!" Lily hatte auf dem Rückweg damit begonnen, jede einzelne Spielsekunde zu erläutern. Ich lachte, als wir die große Halle betraten, in der es schon wunderbar nach Essen duftete. „Das hätte ich wirklich zu gerne gesehen!" Die Potters und Weasleys um uns herum – bis auf Louis, der nach dem Spiel beleidigt abgehauen war – stimmten in mein Lachen mit ein. „Ich bin dann mal bei Scorp..." Albus hob zum Abschied die Hand. James nickte ihm zu, woraufhin sich alle von Al verabschiedeten. Anscheinend war James so etwas wie der Papa, auf den alle hörten und der zu allem die Erlaubnis geben musste. Bei der Vorstellung musste ich mir ein Lachen verkneifen. Doch dann wanderte mein Blick zum Hufflepufftisch und ich musste seufzten. „Ich muss dann auch mal... Bis-" „Aber du isst doch mit uns!", unterbrach mich Lily ungläubig und sah mich tadelnd an. „Äh...", ich wusste nicht so recht, was ich erwidern sollte. James nickte erneut zustimmend. „Wir lassen doch nicht unsere neue beste Jägerin einfach an einem anderen Tisch versauern!" Er legte mir grinsend einen Arm um die Schultern und führte mich zum Gryffindortisch, der Rest des Potter-/Weasleygefolges mit Jean als Erweiterung, dackelte hinter uns her. Ich lief tatsächlich etwas rot an. Ich hatte heute eindeutig schon zu viele Komplimente bekommen. Bevor ich irgendetwas sagen – beziehungsweise protestieren konnte – wurde ich von Lily auf einen Stuhl neben James gedrückt, welche sich darauf auf meiner anderen Seite niederließ. Jean setzte sich mir gegenüber und die anderen verteilten sich auch so gut es ging auf den noch vorhandenen Platz.
„Ich versteh einfach nicht, was du an den Haileybury Hammers findest!" Ich sah Lily verständnislos an. „Ihre Jäger sind absolute Nieten!" Lily schnaubte. „Dafür sind ihre Treiber und ihr Sucher erstklassig!" „Aber die von den Sumbawanga Sunrays sind doch tausend Mal besser! Alle ihre Spieler! Besonders ihre Mannschaftskapitänin und Jägerin Tumaini Upendo ist weltklasse!", schwärmte ich von meinem Lieblingsteam. „Da kann ich Jane nur zustimmen!", schaltete sich James in unsere Diskussion ein. „Die Sumbawanga Sunrays sind eindeutig das beste Quidditchteam der Welt!" Lily verdrehte die Augen. „Gott ich bin nur von Verrückten umgeben..." Allerdings konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ich biss in meinen Hotdog. „Endlich mal jemand mit meiner Meinung!", nuschelte ich mit vollem Mund an James gewandt. Mein Nachbar verkniff sich ein Lachen. Ich schluckte meinen Bissen herunter. „Was?", fragte ich grinsend, obwohl ich sehr genau wusste, dass ich wahrscheinlich gerade eben sehr bescheuert ausgesehen hatte. „Nichts, nichts..." Er sah mich unschuldig an und ich schüttelte lachend den Kopf. „Was haltet ihr eigentlich von dem Ergebnis von dem Spiel von den Heidelberger Vandalen und den Grodzisk Goblins?", brachte Fred, der an James anderer Seite das Thema von den Lieblingsmannschaften weg. „Berger hätte den Schnatz schon viel früher fangen können, dann wären sie am Ende nicht so ins Bedrängnis gekommen!", meinte Jean sofort über den deutschen Sucher, woraufhin sie zustimmendes Nicken erntete. „Die Deutschen sind aber diese Saison echt gut! Das hätte keiner erwartet!", erwiderte Lily. „Besonders die Bulgaren nicht! Ihr Trainer Victor Krum soll wohl nach dem Spiel eine kräftige Standpauke gehalten haben, dass sie das gegnerische Team zu sehr unterschätzt haben!" „Aber gegen die Sumbawanga Sunrays werden die Vandalen trotzdem keine Chance haben!" James grinste siegesgewiss und ich nickte zustimmend. Fred verdrehte stöhnend die Augen. Sein Versuch, das Thema zu wechseln war eindeutig gescheitert...
Zwei Tage zu spät, aber ich hoffe, du kannst mir verzeihen luisecarlotta xD <3
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