Kapitel 9
Callum
Während ich fahre, merke ich, dass es plötzlich ganz still geworden ist. Außer dem Radio herrscht absolute Stille. Als ich an einer roten Ampel stehe, werfe ich einen Blick auf den Beifahrersitz. Und muss schmunzeln. Jade muss irgendwann eingeschlafen sein, denn sie schläft tief und fest. Sie sieht so friedlich aus, wenn sie schläft. Als ob sie im Schlaf alle Sorgen und Ängste vergessen würde.
Circa fünf Minuten später sind wir angekommen. Bisher ist Jade noch nicht aufgewacht. Ich schätze, dass sie, durch das, was in letzter Zeit so alles passiert ist, einfach kaum geschlafen hat. Da ich sie nicht wecken möchte, trage ich sie, nachdem ich die Haustür geöffnet habe, ins Schlafzimmer und lege sie aufs Bett.
„Callum?" Jetzt ist sie doch aufgewacht.
„Ja? Wir sind bei mir. Du bist im Auto eingeschlafen." Sie schaut mich geschockt an. „Oh. Das wollte ich nicht..." Gott. Es ist so süß, dass sie denkt, sich entschuldigen zu müssen. „Hey. Du musst dich nicht entschuldigen. Alles gut. Außerdem siehst du süß und wunderschön aus, wenn du schläfst. Aber wunderschön siehst du sowieso immer aus!"
Gott, was rede ich denn da schon wieder? Jade wird sofort rot.
„Da..Danke.", stammelt sie.
„Wenn du möchtest, kannst du auch noch weiterschlafen. Ich denke, dass du in letzter Zeit kaum geschlafen hast."
„Stimmt", murmelt sie. Ich sehe, dass ihr ihre Augen immer wieder zufallen.
„Ich glaube, dann lasse ich dich mal weiterschlafen. Ruh dich aus!" Kaum habe ich den Satz zu Ende gesprochen, hat sie die Augen geschlossen und atmet gleichmäßig.
Ganz leise schließe ich die Schlafzimmertür und beschließe, mich im Wohnzimmer auf die Couch zu setzen. Auch möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Jessica anzurufen und sie zu fragen, ob sie gut in Köln angekommen ist. Sie hatte sich ja schon, kurz nachdem sie mich angerufen und mir das erzählt hat, auf den Weg gemacht.
Als sie nach ein paar Mal tuten ans Telefon geht, hört sich ihre Stimme neutral an. Das ist sonst eigentlich nie der Fall. Ich beschließe, mal nachzufragen, was bei ihr los ist.
„Hallo Jess, bist du gut angekommen?“
Sie schnieft. „Hey, ja, bin ich. Wie ist die Lage bei euch?”
„Jade schläft gerade, sie ist bereits auf dem Weg hierher im Auto eingeschlafen. Ich vermute, dass sie von dem, was in den letzten Tagen passiert ist, einfach total erschöpft ist. Aber ansonsten ist die Lage hier gut. Hast du geweint? Du schniefst.” Zunächst herrscht Schweigen zwischen uns, bevor sie mir zaghaft antwortet. „Äh ja, ich muss dir was sagen. Ich weiß, dass der Zeitpunkt dafür momentan nicht gerade passend ist, da ich hier bin und du in Dortmund, aber ich -"
„Jess. Was. Ist. Los?“ Ich weiß auch nicht, warum ich gerade so gereizt bin, aber ich bin es.
„Ich habe das Baby verloren!“ Das sitzt. „Was?!“
„Ich weiß. Genau so hätte ich wahrscheinlich auch reagiert.“ Im Gegensatz zu ihr weiß ich gerade gar nicht, wie ich reagieren soll. Ich bin entsetzt und glücklich zugleich.
Nach ein paar Minuten beenden wir das Gespräch, weil wir uns beiden nun erstmal über unsere Gefühle klar werden müssen.
Meine Frau weiß es zwar nicht, allerdings habe ich mir momentan noch kein Baby gewünscht. Zumindest nicht mit ihr. Vielleicht, weil ich sie gar nicht mehr liebe, ich weiß es nicht.
***
Geschrieben von Johanna
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