Kapitel 4

Jade:
Nachdenklich gehe ich den Gehweg entlang. Callum meinte zu mir, ich solle nach Hause gehen und mich ausruhen. Er würde schon mehr herausfinden.
Ich laufe eiliger als sonst. Ist es die Angst, wieder verfolgt zu werden? Mir macht das große Panik.
Als Thompson gestern vor der Tür stand und mich sehen wollte, gefror mir das Blut in den Adern. Ich habe gehofft, den Kerl nie wieder zu sehen.
Zum Glück konnte Marcus ihn abwimmeln. Aber ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken, was er bei mir wollte.
Damals, als wir den Fall dem Richter vorgeführt hatten, hatte dieser keinen Entschluss fassen können. Die Beweise waren nicht eindeutig gewesen, wie er fand, und so musste Thompson freigesprochen werden. Obwohl ich fester Überzeugung war, dass Thompson der Täter war. Aber so ist nun mal das Leben eines Rechtsanwalts.
Thompson hatte alles bekommen, was er wollte. Sein Verteidiger hatte die richtigen Stränge gezogen und wir hatten zu wenig Beweise vorliegend, um ihn für schuldig zu erklären.
Was will er also nun von mir? Er kann keinen Groll auf mich hegen. Woher wusste er überhaupt, dass ich mich gestern bei Baton befand? Ich hatte nur Marcus davon erzählt. Und der hängt doch den ganzen Tag nur vor dem PC und entwickelt Spiele für Kinder. Und er war damals noch nicht mit mir zusammen, er kannte Thompson also gar nicht. Und als ob er einem Wildfremden meinen derzeitigen Standort mitteilt! Nein. Das würde Marcus nicht tun.
Ich denke weiter nach, während ich an einer Ampel warte. Plötzlich entdecke ich einen schwarzen SUV parkend auf der anderen Straßenseite. Mein Puls schießt nach oben und ich renne blindlings los. Hauptsache, weg!
Ich weiß nicht, wo lang ich laufe, doch nach gefühlten Stunden komme ich zuhause  an und öffne die Tür zum Treppenhaus. Bevor ich die Stufen hinaufsteige, hole ich tief Luft und erinnere mich an den Moment an der Ampel. Mein fotografisches Gedächtnis ist dabei sehr praktisch. War das wirklich der SUV, der mich gestern verfolgt hat?
Nein, sage ich nach einigen Minuten. Das Kennzeichen. Es war eines aus dem Norden. Und er sah auch ganz anders aus. Außerdem habe ich niemanden in dem Wagen gesehen.
Ein ganz normaler SUV, Jade. Kein Grund zur Panik. Ich steige langsam die Treppen empor und öffne die Wohnungstüre. Komischerweise ist es mucksmäuschenstill in der Wohnung. Normalerweise hört Marcus beim Programmieren immer Heavy Metal.
Ich ziehe meine Jacke und Schuhe aus und gehe schnurstracks ins Arbeitszimmer. Doch – Eine Überraschung. Marcus ist nicht da!
Ich suche weiter die Wohnung ab, doch finde ihn nicht vor. Nur ein Zettel liegt auf dem Küchentisch:
„Bin einkaufen, bis später.“
Aus irgendeinem Grund zweifele ich daran, dass Marcus wirklich einkaufen ist, doch ich kann jetzt wenig unternehmen.
Ich spüre, wie erschöpft ich bin und beschließe mich auf die Couch zu legen. Dort zücke ich mein Handy und überprüfe die Nachrichten, doch nichts interessantes ist dabei. Schließlich lege ich es weg und schließe die Augen. Warum nur bin ich so müde? Bevor ich mir einen Reim darauf machen kann, schlafe ich ein.

***
Geschrieben von Alexandra

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