Kapitel 30

Jade:

Als ich aufwache, höre ich um mich herum ein Piepen und leises Gemurmel. Ich öffne die Augen und finde mich in einem kargen, weiß gestrichenen Raum wieder. Ich liege in einem Bett und mein Bauch tut leicht weh. Dann erinnere ich mich, was passiert ist! Ich wurde angeschossen! Von einem Scharfschützen, denn niemand im Haus hatte eine Waffe auf mich gerichtet.
Wo ist Callum? Ich sehe mich ängstlich um. Wurde er auch angeschossen? Oder sogar erschossen? Nein, das darf einfach nicht sein. Bitte nicht.
In diesem Moment öffnet sich eine Tür und jemand tritt ein. Ein Arzt und im Schlepptau - Callum!
„Guten Tag, Agent Harper. Schön, dass sie aufgewacht sind. Mein Name ist Derrick Jenkins und ich bin ihr Arzt. Im Wartebereich habe ich dann Ihren Freund aufgegabelt, der Sie unbedingt sehen wollte“, erklärt der Mann. Er trägt einen Schnauzer, hat braune Haare, die aber schon von wenigen Grauen unterwandert werden, einen weißen Arztkittel und ein Klemmbrett unter dem Arm. Seine braunen Augen sehen mich wachsam an und er lächelt mir zu.
„Jade, zum Glück bist du wach!“, ruft Callum in dem Moment und ich muss grinsen.
„So schnell wirst du mich nicht los.“ Ich lache und er muss auch grinsen.
Dr Jenkins tritt zu mir ans Bett. „Wie geht es Ihnen, Agent? Haben Sie Schmerzen?“
Ich schüttle den Kopf. „Nur ganz leicht, aber nicht der Rede wert. Wann kann ich entlassen werden?“
Callum sieht mich verwundert an. Er hat wohl gedacht, ich möchte mich in Ruhe auskurieren. Aber da hat er falsch gedacht. Natürlich will ich Marcus und diesen Idioten, der mich angeschossen hat, zur Strecke bringen.
„Agent Harper, das hängt davon ab, wie schnell Sie auf die Beine kommen und ob sich etwas an Ihrem Zustand verbessert“, meint Dr Jenkins.
„Verstehe.“

Ein paar Tage später bin ich schon wieder recht gut auf den Beinen und nachdem ich das Okay von meinem Arzt bekommen habe, fange ich mit ein paar Sporteinheiten an. Zum Glück hat uns das FBI, welches die FSA mittlerweile unterstützt, ein Büro und Zugang zum Sportraum verschafft.
Und so stehe ich in der Sporthalle, hämmere gegen einen Boxsack und als er nicht nachgeben will, gebe ich ihm einen kräftigen Tritt, woraufhin er von mir weg schwingt. Jedoch kommt er in der gleichen Geschwindigkeit zurück und ich schaffe es gerade noch so, mich mit eine Rolle zur Seite zu begeben.
_Mann, Jade! Wo ist deine Aufmerksamkeit hin?_ , fluche ich in Gedanken. Erneut stelle ich mich vor den Boxsack und wiederhole die Schläge und den Tritt, doch diesmal kann ich den Boxsack mit einem Fausthieb aufhalten, als er auf mich zusaust.
„Klappt doch!“, sage ich zu mir selbst und gebe mir eine Verschnaufpause. Ich strecke mir eine braune Locke aus dem Gesicht und beginne erneut, einen Kampf mit dem Boxsack zu gewinnen. Durch das Training kann ich meine Emotionen herauslassen, die ich sonst bei Verhören und der Arbeit unterdrücke.
„Jade!“ Es ist Callum, der nach mir ruft. Ich sehe ihn aus dem Augenwinkel an der Tür stehen, doch bevor ich zu ihm gehe, gebe ich dem Boxsack noch einen kräftigen Hieb und er fällt vom Haken an der Decke.
Ich lasse ihn liegen und gehe hinüber zu Callum.
„Hey, was tust du denn hier?“, frage ich und wische mir den Schweiß von der Stirn.
„Nach dir sehen, J“, antwortet er.
„Wie du siehst, trainiere ich, C.“ Ich öffne meine Boxhandschuhe und werfe sie zum Boxsack. „Meine Rechte ist in letzter Zeit schlechter geworden.
„Jade, du solltest dir eine Auszeit gönnen“, meint Callum plötzlich und sieht mich ernst an. „Einfach mal blau machen.“
„Hast du sie noch alle?! Ich werde Marcus und die TNS nicht ungeschoren davonkommen lassen!“, fauche ich eine Spur zu hart und nuschle: „Sorry.“
„Ich mach mir nur Sorgen um dich, Jade. Du wurdest angeschossen, was ist, wenn du das nächste mal nicht nur angeschossen wirst?“, fragt Callum und ich kann ihm diese Frage nicht verübeln. Er hat ja Recht. Dennoch kann ich nicht einfach aufhören. Ich muss die Sache zuende bringen, um Ruhe zu haben.
„Ich werde keine Ruhe finden, wenn ich nicht weiß, dass die TNS vernichtet ist“, flüstere ich ihm zu. „Ich kann einfach nicht aufhören jetzt.“
Er nickt langsam und dreht sich auf der Stelle um. „Wir sehen uns dann heute Abend im Hotel.“
„Bis später“, sage ich und wende mich dem Boxsack zu, den ich nun irgendwie wieder an die Decke hängen muss.

***
Geschrieben von Alexandra

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Hey! Da wir  mittlerweile  bei Kapitel 30 angekommen sind:
Wie findet ihr das Buch?
Wer ist euer Lieblingscharaktär? Warum?

Über Feedback würden sich Jnachtweh und ich sehr freuen!

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