Kapitel 66 - Wiederaufbau eines Traums
„Na gut ...", machte plötzlich Toshinori auf sich aufmerksam und durchbrach die Stille, „wer bleibt jetzt noch zum Essen? Nemuri und ich werden von Lunch Rush ein paar Burger holen. Wie versprochen laden wir euch ein, weil ihr so gute Arbeit geleistet habt!" Sofort glitt sein Blick zu Hizashi und Shota, während eine Augenbraue fragend nach oben glitt. Würden die beiden noch hierbleiben? Immerhin hatten sie sich absichtlich auf dieses Essen geeinigt, weil zum einen Yamada gerne amerikanisch aß und Aizawa Burger halbwegs annehmbar fand.
Fragend wanderte der Blick des Dunkelhaarigen zu seinem Freund nach oben, der neben ihm stand und der ebenfalls fragend zu ihm hinab sah. „Eigentlich wollten wir ja noch zur Alten, damit sie sich Shotas Bein mal ansieht ... aber wenn du nichts dagegen hast ...?", begann Hizashi zu erklären, während Shota nur mit den Schultern zuckte.
Eigentlich sagte der Undergroundhero zu Fast Food nie nein. Neben seinen Proteinpäckchen war es die einzige Nahrung, die er meist zu sich genommen hatte. Doch sie hatten erst gefrühstückt, bevor sie hierher aufgebrochen waren. Außerdem war es für Shota im Moment auch genug an Aufmerksamkeit, die er ertragen konnte, sodass er nur zu gerne wieder zurück in die Wohnung gekehrt wäre, um über alles nachzudenken, was er soeben erfahren hatte. Er war einfach müde, vom Sprechen und vom Zuhören. Es war einfach zu viel an Information gewesen. Im Augenblick stand ihm der Sinn nach Ruhe und Zweisamkeit.
„Chiyo kommt jeden Moment vorbei. Ich habe ihr geschrieben, dass wir schon fertig sind", versicherte Nemuri sofort und mischte sich somit ein, ehe sie sich an Yagi wandte, „wir nehmen den beiden einfach was mit. Nach der Heilung hat Sho bestimmt einen Bärenhunger. Außerdem braucht er ein bisschen mehr auf den Rippen, damit er nicht mehr so furchtbar dürr aussieht!" Somit nahm sie den beiden Männern einfach die Entscheidung ab, hakte sich bei ihrem großgewachsenen Freund unter und verließ mit ihm den Gemeinschafstraum. Kurz wandte der große Blondschopf sich zu ihnen um und sah entschuldigend drein. Es war eindeutig, wer in dieser Beziehung die Hosen anhatte. All Might war es definitiv nicht.
„Ich frag mich, wie das zwischen den beiden funktioniert", kommentierte Hizashi, nachdem seine Kollegen den Raum verlassen hatten und er zu Shota sah, der skeptisch eine Augenbraue hochgezogen hatte, „ich meine ... sie ist so herrisch, dominant und lässt kaum Widerworte zu, und er ist das komplette Gegenteil! Am Ende frisst sie ihn noch auf!" Bei dem Gedanken schauderte der Blondschopf und entlockte Aizawa dabei ein schiefes Grinsen. Vermutlich war das genau der Grund, weswegen die beiden eine Beziehung eingegangen waren, weil Nemuri gerne jemanden herumschubste.
„Vielleicht steht All Might auch einfach auf ... Züchtigung und sowas", mischte sich Denki ein, der noch immer in der Nähe stand und zugehört hatte. Keine Sekunde später, lagen die Blicke beider Männer auf dem Schüler, während Midoriya ihn entgeistert ansah. So etwas sagte man doch nicht über den ehemaligen Nummer Eins Helden und seine momentanen Lehrer!
„Damit gehst du zu weit, Kaminari!", schimpfte Hizashi, auch wenn er ihm im Gedanken beipflichtete und sich die letzten Tage schon öfter gefragt hatte, wie sich diese Beziehung entwickeln konnte und in Zukunft wohl weitergehen würde. Aber das konnte er keinesfalls offen zugeben, schließlich war er noch immer eine Respektsperson und kein Freund, mit dem man über andere lästern konnte.
„Solche Worte erwartet man eigentlich von Mineta", stellte Aizawa fest, ehe er sich suchend umsah, „ ... wo ist der Knirps eigentlich?" Mit geübtem Blick begann er die Schüler durchzuzählen. Es waren nur 19 und Mineta war nicht dabei, egal wie oft er seine Augen auch über die Anwesenden schweifen ließ.
Neben ihm seufzte Yamada schwer, doch es war Midoriya, der ihm eine Antwort gab. „Minorus Eltern haben seine vorläufige Lizenz zerrissen und ihn von der Schule genommen", gestand er, „wir haben bereits mit ihnen geredet, aber sie wollen ihre Entscheidung nicht ändern. Sie ... sie sind nicht damit einverstanden, wie oft unsere Klasse in ... seltsame Ereignisse verwickelt wurden." Dabei hätten die Minetas froh sein sollen, dass ihr Sohn bisher nicht für sein schreckliches Verhalten längst von der Schule geflogen war.
„Oh", entfuhr es Shota fast tonlos. Er klang ein wenig genickt, obwohl er versuchte das aufkommende Gefühl der Schuld zu unterdrücken. Nur weil er die Klasse nicht besser hatte beschützen können, wurde nun jemandes Traum zerstört und beendet, ehe er richtig beginnen konnte. Sofort ließ er den Kopf leicht sinken, ehe ihm etwas anderes in den Sinn kam. „Und wo ist Hitoshi? Wie geht es ihm?" Sein Kopf schnellte nach oben, um Hizashi und Midoriya anzusehen. Der traurige und verzweifelte Blick des Violetthaarigen hatte sich in seine Erinnerung gebrannt. Der arme Junge hatte bis zum Schluss zu ihm gehalten und sich um Eri gekümmert, die Shota nun ansah, weil auch ihr Lächeln verschwunden war und sie geknickt dreinsah. Irgendwie gefiel ihm diese Reaktion nicht und ließ Nervosität in ihm aufsteigen.
„Naja ... Shinsou ... er ...", begann Izuku zu stammeln, was Shota noch besorgter werden ließ. „Was ist mit ihm?", entfuhr es ihm schärfer, als er vorgehabt hatte, weswegen Hizashi nach seiner Hand griff, um ihn zu beruhigen. „Ich hätte dir schon früher davon erzählen sollen, aber ich habe es nicht über mich gebracht", gestand Yamada entschuldigend und strich sachte über Aizawas Arm. Wie hätte er Shota auch davon erzählen sollen? Noch immer hatte der Blondschopf große Angst um die Verfassung seines Freundes. Eine schlechte Nachricht hätte ihn noch tiefer in seine Depression fallen lassen. Aber nun konnte er es wohl kaum weiter verheimlichen. „Er hat Nedzu darum gebeten, die Versetzung nicht stattfinden zu lassen. Shinsou ist der Meinung, dass er kein Held mehr werden möchte."
„Vor allem möchte er nicht in unsere Klasse, weil er enttäuscht ist. Und damit hat er auch recht. Wir haben zugelassen, dass Sie verletzt wurden und nichts getan, um Sie davor zu beschützen. Für ihn sind wir Schuld daran, dass Sie fast gestorben sind", erklärte Izuku, nachdem er seine Stimme wieder gefunden hatte, „deswegen wollen wir jetzt auch dafür sorgen, dass alles wieder besser wird!" Ihre Schuldgefühle hatten ihnen genug Ansporn gegeben, um sich zusammenzureißen und an Lösungen zu arbeiten. Nur für Hitoshi war das alles nicht gut genug gewesen. Er konnte ihnen einfach nicht mehr in die Augen sehen und wollte nichts mit ihnen zu tun haben. An dem Tag, an dem das Video aufgetaucht war, war Shinsous Hass auf die A-Klasse nur noch größer geworden.
Entsetzt über das, was er soeben gehört hatte, setzte sich Aizawa auf und sah zu Hizashi. Wie hatte er ihm diese wichtige Sache nur verschweigen können? Hitoshi, der so hart an der Aufnahme in den Heldenkurs gearbeitet hatte, schmiss einfach seine Zukunft weg. Und das nur wegen ihm! Das durfte nicht noch einmal passieren. „Mach bitte die Bremse los und lass mich zum Wohnheim der 1-C rüberrollen", erklärte er hast, „bitte!" Das letzte Wort fügte er mit Nachdruck und doch flehend klingend an, da Yamada sich nicht rührte. Tatsächlich schien er kurz zu überlegen, ehe er nickte und sich erhob und dem Wunsch seines Freundes nachkam.
„Ich werde dich rüberbringen", versprach er ihm, „nicht, dass du dir noch die Finger oder den Arm brichst!" Immerhin brauchte man für einen Rollstuhl Übung und so aufgeregt wie der Dunkelhaarige im Augenblick war, würde er nur überstürzt und hastig vorwärts kommen wollen, was einen Unfall nur garantierte. Mehr Knochenbrüche brauchte der geschundene Körper des Undergroundheros wirklich nicht. Ebenso empfand Hizashi seine Psyche noch immer für zu sensibel, um ihn alleine nach Hitoshi suchen und mit ihm reden zu lassen. Denn nur weil man ihm gerade gut zugeredet hatte, waren nicht gleich alle Probleme gelöst. Shotas Gemüt war nach wie vor instabil.
~*~
Nachdem sie ein paar Schüler gebeten hatten, den anderen Lehrern und auch Recovery Girl Bescheid zu sagen, wohin sie verschwunden waren, machten sie sich auf zum Wohnheim, in dem Hitoshi lebte. Auch Eri wollte unbedingt mitkommen, doch da war sie nicht die einzige. Denn ohne es zu wollen, zogen Hizashi und Shota ein paar andere Schüler hinter sich mit, die ihnen folgten. Schon am Weg zu dem andere Wohnheim dachte Aizawa darüber nach, was er sagen sollte, doch irgendwie wusste er nicht so recht, womit er beginnen sollte. Wie sollte er dem Jungen den Mut wiedergeben, den er selbst durch den Playmaker verloren hatte? Vielleicht half es ja, Shinsou irgendwie gut zuzureden. Doch der Junge war ihm viel zu ähnlich, weswegen das nicht so einfach funktionieren würde.
Als sie schließlich im Wohnheim der 1-C ankamen, hielt Hizashi inne, als er merkte, dass Shota unruhig im Stuhl herumrutschte. Verwirrt sah auch Eri zu dem Dunkelhaarigen hoch, schien jedoch zu verstehen, was er wollte und rutschte von seinen Beinen. Ohne das zusätzliche Gewicht auf seinen Beinen schaffte Aizawa es, sich aus dem Sitz hochzustemmen. „Du solltest sitzen bleiben!", mahnte Yamada ihn sofort und wusste im ersten Augenblick nicht, ob er den Rollstuhl gefahrlos loslassen konnte, um nach dem Dunkelhaarigen zu greifen und ihn zu stützen, oder ob Shota dann einfach mitsamt des Stuhls umkippen würde, wenn er zu langsam war. Glücklicherweise fasste Izuku nach dem Metall des Rollstuhls, um ihn festzuhalten, damit der Blondschopf seinen Arm nach Shota ausstrecken konnte, der keine Sekunde später einknickte. Nachdem er seine Beine längere Zeit kaum belastet hatte, war sein volles Gewicht etwas zu viel für sie. Nur zu gerne hätte Yamada ihn einfach wieder auf den Sitz bugsiert, doch er wusste, dass Shota das nicht gutheißen würde, weswegen er seinen Arm um seine Schulter warf und Aizawas Hüfte umfasste, damit er ihn stützen und das meiste seines Gewichts tragen konnte.
Dankend sah der Dunkelhaarige zu seinem Freund, ehe er seinen Blick schweifen ließ, um nach Shinsou Ausschau zu halten. Erst nachdem sie ein paar andere Schüler der Allgemeinen Abteilung befragt hatten, erfuhren sie, dass Hitoshi sich in seiner freien Zeit immer in sein Zimmer verkroch, um zu lernen. Also wussten sie nun, wohin sie gehen mussten. Vollkommen erschöpft, weil er unbedingt die Treppen zum ersten Stockwerk nehmen wollte, klopfte Shota an Hitoshis Tür. Die Schüler, die ihm gefolgt waren, standen etwas abseits. Zur Sicherheit hatten sie den Rollstuhl mitgenommen. Doch der Undergroundhero wollte keine Schwäche zeigen und nahm sogar seinen Arm von Hizashis Schulter, der ihn besorgt im Blick behielt, als er leicht schwankte.
Auch wenn er sich vorgenommen hatte, stark zu sein und ein ernstes Gespräch mit dem Schüler zu führen, blieb er stumm, als der Violetthaarige die Tür öffnete und erstarrte, als er in das Gesicht seines Mentors blickte. Für einen kurzen Augenblick sahen sie einander nur an, ehe Shota einen Schritt nach vorne stolperte und seine Arme um den Jüngeren schlang. Er wusste nicht, wieso er das getan hatte, da er für gewöhnlich kein Mensch für Umarmungen war. Und dennoch war er die Person, von der diese Geste im Augenblick ausging. Erneut hatte er das Bild des verzweifelten Jungen vor sich, dem er schon damals hatte Trost spenden wollen. Er drückte ihn noch fester.
Shinsou versteifte sich zunächst, als er das Gewicht des anderen und seine Berührung spürte. Er fühlte sich überrumpelt, doch der Drang ihn wegzustoßen, hielt nur für einen kurzen Augenblick an, ehe er ebenso seine Arme um Aizawa schlang und ihm ein Schluchzen entfuhr. Auch er hatte das Video vor einer Woche gesehen und war vom Schlimmsten ausgegangen, obwohl es bald Entwarnung gab. Aber das Gefühl, seinen Mentor zweimal fast verloren zu haben, war unerträglich. Ihn nun endlich wohlauf zu sehen, beruhigte seine Sorge etwas. Schließlich war der Mann nicht nur ein Lehrer für ihn gewesen.
„Es tut mir leid, dass du all das durchmachen musstest", flüsterte Shota mit geschlossenen Augen und drückte ihn noch fester, obwohl seine Prellungen und blauen Flecken dabei schmerzten, „aber deswegen darfst du nicht aufgeben. Du bist stärker als ich, und du kannst noch so vieles leisten und besser machen!" Dafür würde er sorgen. Er würde Hitoshi weiterausbilden und ihm so viel beibringen, dass er ihn noch mehr übertrumpfen konnte. „Gib nicht auf, so wie ich", fügte er seufzend an und versuchte sich von ihm zu lösen und einen Schritt zurück zu machen. Dabei kam er allerdings auf dem falschen Bein auf, das er ohnehin wegen des Gipses nicht abbiegen konnte und begann bedrohlich zu schwanken.
Glücklicherweise ließ Hitoshi ihn nicht los, und half ihm, sich auf sein Bett zu setzen, noch bevor Hizashi zu Hilfe eilen konnte. „Sie sollten vorsichtiger sein und mit so einem Ding lieber sitzen bleiben", meinte der Junge und deutete auf das Gipsbein. Natürlich war ihm der Rollstuhl nicht entgangen, der etwas abseits stand.
„Ich weiß", gab Aizawa peinlich berührt zu und kratzte sich im Nacken, „aber ich habe es langsam satt, zu sitzen oder rumzuliegen." Immerhin hatte er das in der letzten Woche zur Genüge getan. Er hatte sich in Selbstmitleid gewälzt, während ein Teil seiner Schüler hart gearbeitet hatte und Shinsou seinen Traum einfach wegwarf. Er würde es nicht zulassen, dass das passierte. Dem Violetthaarigen sollte es nicht irgendwann genauso ergehen wie dem Playmaker. Niemand sollte seinen Traum wegen ihm aufgeben müssen. „Du darfst nicht aufgeben", fuhr er an Hitoshi gerichtet fort und wiederholte, was er zuvor gesagt hatte, „nicht so wie ich. Du musst deinen Traum verfolgen!" Auch wenn er sich zuvor gesagt hatte, dass gut zureden vermutlich nicht helfen würde, versuchte er es dennoch. Was hatte er schon zu verlieren?
Natürlich wusste Hitoshi nicht, was er erwidern sollte, weswegen er die Arme verschränkte und zu dem Dunkelhaarigen sah. Musternd glitt sein Blick über das Gesicht seines Mentors, das fast verheilt schien, und wanderte weiter über den Rest seines ramponierten Körpers. Ein Seufzen entfuhr ihm, ehe er sich neben dem Mann aufs Bett fallen ließ. „Ich denke nicht, dass ich das nötige Potential dazu habe. Außerdem kann ich keinen Fuß mehr in die Heldenfakultät setzen, ohne ständig an das, was passiert ist, denken zu müssen. Und wenn sogar Sie keine Chance gegen diesen Schurken hatten, wie soll dann jemand wie ich jemals ein Held werden?", gab er unsicher von sich und ließ sofort den Kopf sinken, „es tut mir leid, ich wollte ihnen nicht zu Nahe treten. Er hat Sie Stück für Stück auseinander genommen und sein Sieg war nicht fair." Außerdem hätten die ach so glorreichen Schüler der A-Klasse ebenso eingreifen können. Doch das hatten sie nicht. Sie hatten nur zugesehen und das enttäuschte Shinsou am allermeisten.
Shota nickte. „Das stimmt, aber ich hätte dennoch weiterkämpfen müssen, weil Helden Hoffnung haben müssen und sie nicht verlieren sollten", fügte der Dunkelhaarige an, „in der Hinsicht bin ich kein gutes Vorbild für dich, aber du solltest deinen Traum deswegen nicht aufgeben! Wir finden einen besseren Mentor für dich, der dich trainiert!" Sofort glitt sein Blick zu Yamada, der argwöhnisch die Augenbrauen nach oben zog. Auch wenn der Blondschopf nicht den Anschein erweckte, war er doch ein sehr guter Trainingspartner im Nahkampf und könnte Hitoshi bei seiner Macke sehr viel mehr helfen, als Shota es je könnte. Schließlich basierten beide Macken auf der Grundlage ihrer Stimme.
Doch Hitoshi war da anderer Meinung. „Sie sind das beste Vorbild überhaupt. Nicht jeder wäre nach so etwas wieder aufgestanden und hätte versucht weiter zu machen", erklärte Shinsou bewundernd klingend. Vorsichtig sah er auf und musterte den Undergroundhero. Auch wenn es scheinbar nicht so geklappt hatte, wie der Mann erhofft hatte, so hatte er doch alles gegeben.
„Die Betonung liegt dabei wohl ganz klar auf versucht!", scherzte Shota bitter und lächelte dabei, was auch dem Schüler ein leichtes Grinsen entlockte.
„Das ändert aber nichts an meiner Meinung ...", murmelte Shinsou jedoch wenig später und ließ die Mundwinkel wieder sinken, wich dem Blick seines Mentors wieder aus.
„Aber du kannst doch nicht deinen Traum wegwerfen, nur weil du sauer auf uns bist!", mischte sich Izuku ein, der sich an Yamada vorbei gedrängt hatte, „wir haben den Fehler gemacht, nicht einzugreifen, aber das bedeutet nicht, dass du kein Held werden kannst!" Hitoshi hatte so viel Potential, das er nicht vergeuden sollte, nur weil seine zukünftigen Mitschüler sich falsch verhalten hatten.
Kurz sah Shinsou auf, warf Izuku einen wütenden Blick zu, ehe er sich wieder abwandte. Vor seinem Mentor und Englischlehrer wollte er keinen Streit vom Zaun brechen. Doch der Groll war stärker als seine Beherrschung, weswegen er aufsprang und sich vor dem Grünhaarigen aufbaute. „Ihr seid in der Heldenklasse und nennt euch alle jetzt schon Helden, aber ihr standet nur da und habt euch nicht bewegt, während All Might und Aizawa in Gefahr waren. Ihr habt nichts getan! Stattdessen haben zwei von euch auch noch Midnight festgehalten, die als einzige dazu bereit war, etwas zu unternehmen!" Bei jedem Wort wurde er lauter, und brüllte sich seinen Ärger, der sich über die letzten Wochen hinweg angestaut hatte, von der Seele. Sein Körper bebte vor Wut. „Wie könnt ihr weiter in dieser Klasse bleiben, wo ihr eine Schande für alle Helden überhaupt seid!"
Seine Worte trafen Midoriya wirklich hart, immerhin machte der Grünschopf sich darüber bereits genug Gendanken. Ja, sie hatten versagt, das wussten sie. Aber sie wollten es wieder gut machen und arbeiteten so hart daran. Entmutigt sah der sonst so enthusiastische Junge zu Boden und schluckte. „Du bist zurecht wütend, Shinsou, aber wir fühlten uns genauso machtlos wie du", gab er schließlich zu, als er sich wieder gefangen hatte, „wenn wir etwas unternommen hätten, hätte er uns wieder gegeneinander aufgehetzt und beide getötet oder weitaus mehr. Wir sind nicht zufrieden mit dem, was passiert ist, aber deswegen versuchen wir jetzt alles wieder ins Lot zu bringen. Hilfst du uns dabei?" Vorsichtig streckte Izuku seinen Arm aus und sah Hitoshi fest in die Augen. Es war ihm verdammt wichtig, dass der Violetthaarige verstand, dass sie alle im selben Boot saßen und es ihnen allen verdammt leid tat.
Der angesprochene Junge sah jedoch zuerst zu Shota, der ihn musternd ansah. Hitoshi war sich nicht sicher, was er tun sollte. Aizawa merkte, wie unsicher sein ehemaliger Schüler war. Es war zumindest ein gutes Zeichen. Er schien nicht komplett abgeneigt zu sein, seine Meinung erneut zu ändern. „Midoriya hat recht", gab der Dunkelhaarige also von sich, „im Grunde genommen, haben sie richtig gehandelt. Es galt sicher zu stellen, den geringsten Schaden in Kauf zu nehmen." Die Schüler hatten also logisch gehandelt. Auch wenn man als Held oft versuchte, alle zu retten, musste man manchmal eine Entscheidung treffen, auch wenn es eine harte und schwierige war. Während Shota sprach, trat Yamada näher an ihn heran und legte eine Hand auf seine Schulter, während Eri auf seinen Schoß krabbelte und ihn vorsichtig umarmte.
Der Blondschopf wollte etwas sagen, doch er wusste nicht, wie er in Worte fassen sollte, dass er ebenso nicht sonderlich glücklich mit der Entscheidung der Schüler gewesen war, sich zurück zu halten. Doch leider musste er ebenso zu geben, dass sein Freund recht hatte. Was war ein Leben schon im Gegensatz zu 25?
Shinsou seufzte und begann an seiner Lippe zu knabbern, während er nachdachte. Nervös begann er seine Hände zu kneten. „Kommen Sie zurück? Ich meine ..." Hitoshi brach ab, und seufzte erneut. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Seit sie im Krankenhaus aufgewacht waren, hatte er sich Sorgen um Aizawa gemacht und war sauer auf die A-Klasse. Zuerst hatten sie seinen Mentor im Stich gelassen und furchtbare Dinge über ihn gesagt, und dann waren sie alleine zu seiner Rettung aufgebrochen, ohne ihn einzuweihen, was seine Wut nur noch mehr ansteigen hatte lassen. Als dann schließlich das Video aufgetaucht war, wollte er noch weniger von ihnen wissen und mit ihnen zu tun haben. Diese Entschuldigung der Schüler, die er bis eben noch verachtet hatte, nahm ihm etwas Wind aus den Segeln. Bisher war er so wütend gewesen, dass er sich über andere Möglichkeiten keine Gedanken gemacht hatte. „Ich meine ... schaffen die es, alles wieder ins Lot und Sie somit zurück zu bringen?", fragte er Aizawa, auf dem nun alle Blicke lagen. Es war unfair von ihm, alles von der Entscheidung eines Mannes abhängig zu machen, der gebrochen und verletzt wurde, doch er sah keine andere Möglichkeit. Ohne seinen Mentor würde er keinen Fuß in die Heldenklasse setzen.
Nachdenklich kratzte Shota sich am Hinterkopf, öffnete den Mund und schloss ihn wieder, unfähig etwas zu sagen. Sofort hegte er wieder den Wunsch, sich hinter Eris grauen Locken zu verstecken. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, und hatte eigentlich gehofft, dass er für so eine Entscheidung zumindest noch ein paar Tage Zeit bekommen würde. Zumindest so lange, bis der Artikel erschienen war und die Wogen sich wieder geglättet hatten, damit er endlich in Ruhe gelassen wurde. Jetzt eine Zusagen geben zu müssen, fiel ihm schwer. Doch die erwartungsvollen Mienen der Schüler und Hizashis wollte er nicht enttäuschen. „Ich denke schon, dass sie es schaffen. Zumindest arbeiten sie hart daran und kämpfen darum. Du solltest ihnen eine Chance geben", meinte er und sah zu Izuku, ehe er allen Mut zusammen nahm und tief einatmete, „ich werde es zumindest auch wagen."
Diese Worte zauberten ein Lächeln auf Midoriyas Gesicht und auch Shinsou schien erleichtert, weswegen er nach der Hand des Grünschopfs griff, die er noch immer ausgestreckt hielt, und einschlug. „Dann versuche ich es auch!"
Erleichtert darüber, fiel Hizashi Shota um den Hals. „Ich wusste, dass du es schaffst über diese dunklen Schatten zu springen", flüsterte er ihm ins Ohr und half ihm schließlich vom Bett hoch, „wir sollten bald zurück, Nemuri bombardiert mich schon mit Nachrichten." Die beiden Männer wussten, dass man eine hungrige Kayama nicht warten ließ, und sie wollten Toshinori diese Erfahrung noch nicht machen lassen. Am Ende fraß Nemuri ihn wirklich noch auf. Also machten sie sich alle auf den Weg zurück zum Wohnheim der A-Klasse, während Shinsou sie begleitete, und sich mit Aizawa unterhielt, der wieder im Rollstuhl platzgenommen hatte, weil er zu erschöpft war, erneut die Treppe runter zu humpeln. Eri bestand indes darauf, dass Hitoshi sie auf seiner Schulter tragen musste. Neben Aizawas Schoß fühlte sie sich dort oben am sichersten.
~*~
Zu ihrem Glück war Midnight nicht ganz so wütend, wie sie befürchtet hatten und auch Recovery Girl war endlich anwesend, um ihr Versprechen einzulösen und sich Shotas Bein anzusehen. Dabei konnte sie es natürlich nicht sein lassen, ihn nicht komplett unter die Lupe zu nehmen. „Sieht zum Glück nicht mehr so schlimm aus", stellte sie fest, „das Bein kann ich heilen, was aber nicht heißt, dass es mit der Bettruhe nun vorbei ist!" Tadelnd sah sie ihn an, und runzelte verwundert die Stirn, als keine Widerrede von ihm kam. Auch wenn nicht einmal Hizashi davon begeistert war, wenn Shota weiterhin nur im Bett liegen würde, war es wohl unumgänglich, dass er sich noch schonte. Vielleicht würde er nun ja nicht mehr einfach nur antriebslos herumliegen, sondern auch etwas lesen, oder fernsehen, oder sich sonst irgendwie am Leben beteiligen.
Erst nachdem Aizawa eingewilligt hatte, es nicht gleich wieder zu übertreiben und keinen solchen Unsinn mehr zu machen, wie davon zu laufen, setzte Chiyo ein Bussi auf sein Bein. Ein kurzes Ziehen und Stechen später, war der Bruch zum Glück geheilt, und mit ein paar Handgriffen war der Gips auch etwas eingekürzt, damit er sein Bein abwinkeln konnte, es aber geschützt blieb. Da er allerdings müde von der Heilung war, konnte er gar nicht ausprobieren, ob er sofort wieder laufen konnte. Stattdessen lehnte er sich an Hizashis Schulter, der neben ihm auf dem Sofa saß und sah müde dem Burger entgegen, den der Blondschopf ihm reichte. Tatsächlich hatte er nun einen Bärenhunger und biss sofort in das Essen, achtete gar nicht darauf, dass die Sauce über seine Wangen lief, während er aß. Erst als der Blonde ihm lachend mit einer Serviette übers Gesicht wischte, bemerkte er, dass er wohl aussehen musste wie ein Schwein. Aber es war ihm egal. Im Moment fühlte sich alles in Ordnung an, obwohl er zurück an der UA war, und unter seinen Schülern saß, von denen er gedacht hatte, dass er sie enttäuscht hätte. Doch sie standen noch immer zu ihm. Noch immer hielten sie zu ihm und waren darauf bedacht, ihm zu helfen und ihn zurückzuholen, obwohl er sie im Stich gelassen hatte. Seine Familie war wohl doch größer, als er bisher angenommen hatte. Apropos.
Während eine ausgelassene Stimmung eingekehrt schien, Hizashi sich mit Nemuri und Toshinori unterhielt, weil er der Meinung war, dass Shota jeden Moment wegdöste, lehnte sich der Dunkelhaarige nach vorne, um zum Tisch zu gelangen, auf dem sich noch mehr Essen stapelte, weil die beiden Lehrer einfach viel zu viel mitgebracht hatten. Allerdings wollte der Dunkelhaarige keine weiteren Fritten in sich hineinstopfen, sondern seine Hand griff gezielt nach etwas anderem.
Auch wenn es bescheuert war, genau jetzt in so einer Situation diesen Schritt zu wagen, wusste der Undergroundhero, dass es der perfekte Moment dafür war. Wenn er es jetzt nicht tat, würde er vermutlich nie wieder den Mut dazu finden. Er hatte in den letzten Wochen so vieles falsch gemacht und vor allem Hizashis Gefühle schwer verletzt. Der Blondschopf hatte all das nicht verdient, schließlich hatte er im Labyrinth ebenso leiden müssen, wäre fast gestorben und hatte gewiss nach seiner Flucht ein gebrochenes Herz. Shota fühlte sich deswegen noch immer schuldig und er musste etwas dagegen unternehmen. Yamada war, seit ihrer Jugendtage, seine große Liebe. Eigentlich hatte er besseres verdient, doch nachdem er das dem Blondschopf bereits so oft mitgeteilt hatte, und dieser es immer nur abgetan hatte, war das hier der einzige logische Schritt. Schon damals hatte es sich richtig angefühlt und es würde auch weiterhin so sein, da war Aizawa sich sicher.
Erst als Shota vor ihm kniete, merkte Hizashi, dass der andere von der Couch gerutscht war. Es war nicht sonderlich einfach, mit einem Gipsbein auf dem Boden zu knien, doch Aizawa war es in diesem Augenblick egal, ob es ungemütlich war. Stattdessen fasste er den Blonden fest in seinen Blick und hielt etwas hoch. Einen Zwiebelring. Ein albernes Symbol, das für die beiden viel Gewicht hatte. „Ich weiß, dass es nicht immer einfach mit mir ist und du vermutlich noch öfter verzweifeln wirst und mir das jetzt schon leid tut, aber ... willst du es trotzdem weiter mit mir versuchen ... für den Rest unseres Lebens?", fragte er Hizashi. Während er sprach, wanderten immer mehr neugierige Blicke zu ihnen, um herauszufinden, was gerade vor sich ging. Dieser Umstand machte den Dunkelhaarigen nervös. Mit dieser Aufmerksamkeit hatte er nicht gerechnet, doch es gab keinen besseren Moment als diesen. Würde er es jetzt nicht machen, würde es nie passieren und der Alltag der beiden würde sich seltsam anfühlen. Schließlich hatte er damals den Ring zurückgelassen und Hizashi verlassen.
Das Grinsen des Blondschopfs wurde immer breiter, während er zu Shota hinabsah. „Natürlich! Immer und immer wieder!", antwortete er, ehe er sich den fettigen Ring anstecken, und das Gesicht seines Verlobten mit beiden Händen umfasste, selbst vom Sofa rutschte, und ihn für einen Kuss näher heranzog. Die Anwesenden begannen allesamt zu jubeln. „Du denkst doch nicht, dass ich es jemals ernstgenommen habe, dass du mich verlassen hast", murmelte Hizashi in sein Ohr und drückte Shota fest an sich.
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Hallo ihr lieben!
Während ich eigentlich eine Pause einlegen wollte, um an anderen Projekten weiter zu arbeiten, oder zumindest eine kurze Schreib-Auszeit zu nehmen, hat es mich doch zu dieser FF hingezogen, um die Überarbeitung endlich zu machen. Das hier ist eigentlich das vorletzte Kapitel.
Wieso ich "eigentlich" schreibe? Weil ich gerade ernsthaft darüber nachdenke, ob ich nicht doch noch ein paar weitere Szenen anfügen sollte/könnte. Das Ende fühlt sich irgendwie so plötzlich an, vor allem nachdem das nächste Kapitel nur so ein Ende-gut-Alles-gut Kapitel wäre. Daher möchte ich euch als brave, liebe und vor allem supertolle Leser, die ihr noch immer durchhaltet und verständnisvoll mit mir seid, fragen, ob ihr Interesse daran hättet, Szenen zu lesen, wie z.B. ein Spieldate zwischen Eri und Manaha (der Tochter von Koichi und Kazuho) oder Shotas erstem Tag zurück als Lehrer. Im eigentlichen letzten Kapitel wird das alles nur als Nebensatz abgehalftert, weswegen mir der Gedanke kam, es doch ausführlicher zu schreiben. Allerdings bin ich mir unsicher, ob Interesse daran besteht. Lasst es mich also wissen, wie ihr darüber denkt!
Danke schonmal im Voraus!
Liebe Grüße und schönes Wochenende!
Tina ^__^
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