Kapitel 53 - Sondermüll?
(Anmerkung: Hier und in den kommenden Kapiteln werden ein paar Charaktere aus dem Ableger Vigilante vorkommen, in der Eraserhead ja auch vorkommt, bevor er als Lehrer an die UA geht. Spoiler zu den Vigilante-Comics können vorkommen, allerdings ist PopStep in meiner FF mit Crawler zusammen und beide haben ihr Dasein als Vigilante bereits aufgegeben und sind ein Paar.)
Zeit war ein kostbares Gut, vor allem wenn man keine Ahnung hatte, wie viel ihnen davongestohlen wurde, während sie in der kranken Fantasie des Playmakers herumgeirrt waren. Dennoch verlor sie für Aizawa jeglichen Wert. Er schlief tagsüber, versteckt hinter seinem Sofa und eingehüllt in seinen Schlafsack, abwartend, ob jemand einen großen Fall oder eine gewinnbringende Mission über seine Türschwelle tragen würde, und verbrachte die Nächte damit, Verbrecher zu jagen, die ihr Unwesen in der Nachbarschaft trieben. So sah nun sein Alltag aus. Wie lange er schon so lebte, konnte er beim besten Willen auch nicht sagen, selbst wenn er darüber nachdenken würde. Im Grunde genommen war es Shota auch egal. Für ihn zählte nur das, was er bisher erreicht hatte.
Und das war so gut wie gar nichts. Auch wenn er ein bisschen dazu beitragen konnte, dass die Straßen nachts wieder ein wenig sicherer in der Gegend wurden, fühlte er sich weiterhin nutzlos. Egal wie sehr er sich in die Arbeit stürzte, sie erfüllte ihn nicht. Nicht so wie früher. Dieser Umstand ließ ihn immer waghalsiger werden. Obwohl er versuchte, jegliche Gefühle auszublenden, ertappte er sich dabei, wie er sich bei jedem Nickerchen an Hizashis T-Shirt kuschelte, und den Duft des Blondschopfs einsog, der sich langsam verflüchtigte. Wenn sich doch auch nur seine Gedanken und Emotionen für den Voicehero aus dem Staub machen könnte, dann wäre alles viel einfacher und sein Plan würde endlich fruchten.
Stattdessen hing er mal wieder seinen Erinnerungen an den blonden Profihelden nach, während er einem Schurken auf den Dächern Naruhatas nachjagte und sich im Moment wünschte, dass sein Freund an seiner Seite wäre. Mit Hilfe seiner Stimmenmacken hätten sie den Flüchtigen längst ausschalten können, oder zumindest in die Enge treiben, weil sie zu zweit wären. Früher waren sie ab und zu gemeinsam auf Streifzüge und Verbrecherjagd gegangen. Heute war Shota allerdings wie immer auf sich allein gestellt. Genauso wie sein Gegner. Zumindest dachte er das.
Plötzlich tauchte ein Komplize hinter ihm aus dem Nichts auf. Noch ehe er reagieren konnte, merkte er einen stechenden Schmerz, der ihn an zwei Stellen seines Körpers durchzuckte. Davon wollte er sich allerdings nicht ablenken lassen und wandte sich zum Angriff um. Doch dann wurde ihm schwarz vor Augen und die Welt schien stillzustehen.
~*~
Alles um ihn herum schien dunkel zu sein. Glücklicherweise war es allerdings nicht kalt, so wie man es hätte annehmen können. Ganz im Gegenteil. Es war tatsächlich mollig warm um ihn herum. Benommen nahm er eine Bewegung wahr, wagte es nicht, sich zu bewegen. Zumindest für den Moment. Denn im nächsten Augenblick wurde es mit einem Mal blendend hell, und etwas Schweres, aber Weiches, traf ihn am Brustkorb, als ob man etwas auf ihn geworfen hätte. „Argh", stöhnte er schmerzerfüllt, während er langsam zu sich kam und sich zwang, die Augen aufzuschlagen.
Währenddessen hatte sein Ausruf jemand anderen dazu gebracht, erschrocken zusammen zu zucken. Jiro Hotta, einer der Manager des Hopper Cafés, hatte gerade den letzten Müllbeutel nach draußen gebracht, bevor er seinen Laden eröffnen und die erste Schicht beginnen würde. Normalerweise ging er dieser Tätigkeit gedankenverloren nach, doch das Geräusch, das aus seinem Müllcontainer kam, riss ihn aus dem Gedanken, weswegen er sich daran machte, ein wenig hochzuklettern, um in den Container blicken zu können.
Allerdings hätte er sich die Mühe auch sparen können. Denn der Verursacher der Unruhe rappelte sich nun ebenso auf, rieb sich den Kopf und kniff die Augen zusammen, um nicht noch mehr vom hellen Licht geblendet zu werden. Mit gerümpfter Nase zog Aizawa eine Bananenschale aus seinen Haaren und sah in das neugierige Gesicht von Jiro, der über den Containerrand lugte. „Eraser?", fragte der Dunkelhaarige fassungslos und sah den Undergroundhero mit großen Augen an.
Sofort wich Shota dem neugierigen Blick aus und schob den Müllbeutel, der ihn geweckt hatte, von sich weg, und versuchte sich weiter aus dem Müllhaufen zu graben, der ihn bedeckte. Anscheinend hatten die Schurken, die er gestern verfolgt hatte, ihn einfach im Container entsorgt, oder war er selbst hineingefallen? Sein Kopf begann zu pochen, als er versuchte, sich an die Ereignisse der Nacht zu erinnern.
„Na komm, ich helf dir hoch, Kumpel", seufzte Hotta, und reichte Aizawa eine Hand, um ihm aus dem Dreck zu ziehen. Es dauerte ein Weilchen, bis der ehemalige Lehrer der 1-A wieder festen Boden unter den Füßen hatte, da er kaum aufrecht stehen konnte. „Du siehst echt übel aus", kommentierte Jiro den Anblick, den der Mann vor sich bot.
Natürlich wandte Shota sofort seinen Blick ab und ließ den Kopf sinken. Er wollte keinesfalls, dass ihn jemand so sah. „Danke für deine Hilfe", murmelte er schnell, verneigte sich leicht und begann davon zu humpeln.
„Hey warte doch! Da steckt ein Messer in deinem Bein, Mann! Komm mit rein, dann verarzten wir dich, und ...", begann Hotta anzubieten und wandte sich dem Café zu, um darauf zu zeigen. Schließlich hatte sich Eraserhead in alten Tagen auch immer in ihrem Laden herumgetrieben. Doch Shota hob nur die Hand, um sich zu verabschieden und setzte seinen Weg, zurück zu seinem Büro, fort. „Ihr wollt doch keine Penner da drin haben", rief er scherzend über seine Schulter und bog um eine Ecke.
Leicht entsetzt starrte der Besitzer des Hopper Cafés dem Undergroundhero nach, ehe er sich umwandte und ins Café zurückkehrte, wo die anderen die restlichen Tische abwischten, die Katzen fütterten und den ersten Kaffee bereit machten, weil ihr Stammkunde bereits am Tresen stand, und ihn freundlich begrüßte. „Alles in Ordnung mit dir?", wollte Koichi Haimawari wissen, der bis gerade eben jene Katze gestreichelt hatte, der er damals das Leben gerettet hatte. Als er jedoch das Gesicht seines langjährigen Freundes sah, hielt er inne. „Du siehst aus, als ob du ein Gespenst gesehen hast!"
Auch die anderen hielten inne und traten näher an Jiro heran. Da bis auf Koichi noch keine andere Menschenseele hier war, die nicht zur Freundesgruppe gehörte, holte der Mann kurz Luft und zuckte mit den Schultern. „Ich glaub ich hab grad Eraser aus dem Müll gefischt", erklärte er seine Miene und konnte nicht verhindern, dass sein Blick zum Fernseher glitt, auf dem die Nachrichten in Dauerschleife liefen und daher immer mal ein Bild von Eraserhead erschien, der nach wie vor als vermisst und verschwunden galt. Scheinbar suchte die Presse nur nicht gut genug nach ihm, wenn er einfach so in Müllcontainern rumlag.
„Bist du sicher, dass es nicht der Penner war, der in letzter Zeit unseren Müll plündert? Ich hab dir doch beim letzten Meeting gesagt, wir sollten ein Vorhängeschloss an den Container machen", motzte Kirihito drauf los und bekam durch Kopfnicken Zustimmung von Teruo. „Wenn jemand hungrig ist, sollte man ihm das nicht verwehren", merkte Ikajiro an und stemmte die Hände in die Hüfte. Wie konnte man nur so fies sein?
Bevor die beiden jedoch eine Diskussion starten konnten, legte Ichiro den Kopf schief. „Vielleicht ist der Penner, der unsern Müll klaut, ja auch Eraser? Immerhin hat er uns früher auch immer unsren Kaffee und unsre Zeit und Geduld gestohlen", erinnerte sich der Glatzköpfige zurück und grinste. Sein Grinsen erstarb allerdings, als er den Blick seines Bruders sah. „Er sah ziemlich zugerichtet aus, und hatte ein Messer im Bein stecken, was ihn allerdings nicht sonderlich interessiert hat", berichtete Jiro und kratzte sich kurz am Kinn. Der Undergroundhero war schon immer ein Fall für sich gewesen, den die beiden Brüder und auch keiner aus ihrer Gruppe jemals verstanden hatten. Im Grunde genommen hatten sie einfach nur Angst und eine Menge Respekt vor diesem Verrückten gehabt, der ihnen viel mehr durchgehen ließ, als es jeder andere Held getan hätte.
„Klingt wirklich nach ihm", murrte Ichiro und sah ebenfalls kurz zum Fernsehbildschirm, schien nachzudenken. Koichi, dem der Blick der Hotta Brüder nicht entgangen war, schnappte sich seinen Kaffee und nippte kurz daran. „Könnt ihr mir den Gefallen tun, und ihn nicht sofort der Presse zum Fraß vorwerfen?", bat er die anderen Männer, „wenn Kazuho herausfindet, dass wir ihn gefunden haben und ihr ihn gleich wieder verscheucht, killt sie mich. Sie steht immer noch mit Midnight in Kontakt." Allein dieser Zusatz zu seiner Bitte reichte, um die Mienen der anderen aufzuhellen und zu nicken. Schließlich waren sie alle nach wie vor große Fans der Ab-18-Heldin.
„Na hör mal! Ohne eure grandiose Rettung von Kitty hier und wenn Eraser nicht immer unseren Kaffee geschnorrt hätte, gäbe es den Laden ja gar nicht!", merke Jiro an. „Vielleicht sollten wir uns endlich erkenntlich zeigen bei unserem alten Kumpel", fügte Ichiro an und auch der Rest der Belegschaft stimmte zu. Einem gefallenen Helden, aber vor allem alten Freund, musste man immer zur Seite stehen und eine helfende Hand reichen. Auch wenn es sich dabei um einen Sturkopf wie Eraserhead handelte.
(Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr <3 Danke, dass ihr mich dieses Jahr durch so viele FFs begleitet habt und mir durch Kommentare und Votes weiter Motivation zum Schreiben gegeben habt.
LG Tina <3)
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