Kapitel 49 - Presse

Ein paar weitere Tage wurden sie im Krankenhaus festgehalten, umsorgt und betreut. Immer wieder versuchten die Schüler vorbei zu kommen, und ihre Lehrer zu besuchen, um nach dem Rechten zu sehen. Zeit dafür hatten sie, denn Nedzu hatte sie vorübergehend freigestellt, bis die Lage und ihre Eltern sich beruhigt hatten. Doch immer während der Besuchszeit verließ Shota das Zimmer, ließ weitere Untersuchungen freiwillig über sich ergehen oder wanderte durch das Krankenhaus, um sich die Beine zu vertreten. Er fühlte sich noch nicht bereit dazu, den Jugendlichen gegenüber zu treten und in ihre Gesichter zu blicken. Er bezweifelte, ob er überhaupt jemals wieder dazu im Stande wäre. Immerhin hatten sie diesen gesamten Mist nur wegen ihm durchgemacht. Wie sollte er das jemals wieder gut machen können?

Als die Ärzte sich sicher waren, dass es den Helden wieder halbwegs gut ging, und Hizashi endlich genug aufgepäppelt war, durften sie das Krankenhaus verlassen. Aizawa freute sich darauf, endlich diesen sterilen Ort verlassen zu können, an dem er viel zu viel Zeit zum Nachdenken hatte, und viel zu wenig Zeit, um zu arbeiten oder zu trainieren. Er freute sich tatsächlich darauf, endlich wieder nachts auf Streife gehen zu können. Bevor es jedoch soweit war, mussten die vier Helden und Eri den Reportern und Journalisten entkommen, die sie vor den Toren des Gebäudes erwarteten, vor dem sie die letzten Tage verharrt hatten.

Eigentlich hatte Shota darauf gehofft, den Hinterausgang des Krankenhauses nehmen zu können, doch seit Tsukauchi mit dem Playmaker einfach an der Presse vorbeigeschlüpft war, hatten sich auch hinter dem Gebäude ein paar Schreiberlinge auf die Lauer gelegt, um sofort aus ihrem Versteck zu springen und eine heiße Story abgreifen zu können. Seit Tagen gab es nichts anderes in den Zeitungen und News zu lesen, als die Geschichte um den Sohn des Freizeitparkbesitzers, der vor Jahren einen Traum hatte, auf dem ein Lehrer herumgetrampelt war. Scheinbar hatte Akuma Takeshi seine Geschichte an die erst beste Klatschpresse verkauft, und seither schrieben die anderen Zeitungen kaum über etwas anderes.

Dementsprechend wurde diesmal der Dunkelhaarige von den Medien belagert, als die vier Helden das Krankenhaus verließen, während man All Might und Co außer Acht ließ. „Werden Sie als Lehrer zurücktreten?" „Wie konnten Sie nur so grausam sein?" „Ihnen ist doch klar, dass alle von ihnen verlangen, die UA zu verlassen. Was sagen Sie dazu?" Fragen über Fragen sprudelten auf ihn ein, doch anstatt ihm die Möglichkeit zu lassen, sich zu erklären oder auch nur eine davon zu beantworten, hagelten die nächsten Fragen auf ihn ein, noch während er Luft holte, und sich sammeln wollte. Kurz öffnete er seine Lippen, wollte etwas sagen, doch er schaffte es nicht. Er fühlte sich bedrängt, wollte sofort hier weg, und stolperte einen Schritt zurück, während die Reporter immer weiter auf ihn zu drängten und ihm Mikrofone oder Aufnahmegeräte ins Gesicht hielten.

Glücklicherweise standen seine Freunde neben ihm. Während Hizashi seinen Arm ausstreckte und ihn stützte, damit er nicht nach hinten kippte, schoben sich Nemuri und Toshinori vor Shota, der Eri fest an sich drückte, die er im Arm hielt. „Wir würden Sie alle bitten, uns Luft zum Atmen zu geben", bat Yagi freundlich. „Die drei waren bisher in ärztlicher Behandlung und müssen sich noch erholen!", erklärte Nemuri und begann damit, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen und deutete den anderen ihr zu folgen, „sobald wir alle wieder bei Kräften sind, wird die UA eine Pressekonferenz ansetzen. Bis dahin bitten wir um Geduld!"

Natürlich war es nicht das, was die Journalisten hören wollten, nachdem sie seit Tagen auf ein exklusives Interview mit dem wahren Bösewicht dieser tragischen Geschichte gewartet hatten. Doch es blieb ihnen nichts anderes über, da auch die Pfleger und Schwestern des Krankenhauses nach draußen kamen, und den vier Helden dabei half, zu einem Taxi zu gelangen, dass sie zur UA bringen würde.

Beruhigend legte Hizashi einen Arm um Shota, nachdem sie sicher im Auto saßen. „Alles wird gut, jetzt bist du erst einmal sicher", murmelte er tröstend. Aizawa, der gar nicht bemerkt hatte, dass er zu zittern begonnen hatte, nickte und lehnte sich an den Blondschopf. Nach all den Strapazen war das einfach zu viel für ihn.

„Diesmal warst du sprachlos", versuchte Toshinori währenddessen ein wenig zu scherzen, „diese Geier stürzen sich echt auf alles. Mich würde interessieren, ob sie wirklich glauben, dass der Playmaker das Unschuldslamm in dieser Geschichte ist." Das wäre immerhin sehr unfair.

„Es stimmt doch. Wenn ich ihn damals nicht der Schule verwiesen hätte, wäre er heute kein Schurke", seufzte Aizawa bedrückt, ehe er die Blicke der anderen bemerkte und den Kopf schüttelte, „eine Pressekonferenz wird bestimmt die nötige Aufklärung bringen." Am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt, weil ihm das rausgerutscht war. Er wollte keinesfalls, dass die anderen dachten, es würde ihn nach wie vor bedrücken. Am besten wäre es, wenn sie einfach den Schleier des Vergessens darüberbreiten könnten.

Glücklicherweise nickte Nemuri. „Ich habe vorhin schon mit Nedzu telefoniert. Er meint, dass die Schüler allesamt bereit wären, zurückzukommen, und dass sie bei einer Pressekonferenz dabei sein wollen, um alles richtig zu stellen. Sie stehen alle hinter dir, Shota", versicherte die Dunkelhaarige ihm lächelnd und zwinkerte ihm zu.

„Das ist schön zu hören", erklärte Toshinori und lächelte ebenfalls. Auch Hizashi nickte. Für sie alle war es ein gutes Zeichen, dass die Schüler ihre Eltern davon überzeugen konnten, der UA weiterhin ihr Vertrauen zu schenken. Aizawa hingegen wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Er fühlte sich nach wie vor nicht bereit dazu, an seinen alten Arbeitsplatz zurückzukehren, auch wenn er es unlogisch fand, sich so unsicher zu fühlen. Wieso sollte er irgendetwas darauf geben, was eine einzige Person von ihm dachte? Im Laufe der letzten Jahre hatte er einige Schüler unterrichtet, die zu hervorragenden Helden geworden waren. Es gab also eine Menge Beweise dafür, dass seine Methode wirkte und funktionierte. Nur weil eine einzige Person sich davon hatte demotivieren lassen, hieß es noch lange nicht, dass er deswegen alles in Frage stellen sollte, was er bisher erreicht hatte. Aber wieso tat er es dann?

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