Kapitel 46 - Aussichtslos

Hallo ihr lieben,
Hat hier jemand Drama bestellt? Das geht frei aufs Haus :x
Viel Spaß beim Lesen
LG Tina ^__^
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Obwohl sie längst hätte gehen können, weil man sie ebenso entlassen hatte, saß Nemuri noch immer auf dem Stuhl, den sie an Shotas Bett geschoben hatte. Auf dem Bett neben dem blassen Mann lag Eri und schlief, eng angekuschelt an ihrem Vormund. Noch immer klebten ein paar halbgetrocknete Tränen auf ihren Wangen. Es hatte Kayama viel Überredungskunst gekostet, das Mädchen davon abzuhalten, ihre Macke zu aktivieren, um Aizawa zu helfen, allerdings bezweifelte die Dunkelhaarige, dass es ihm irgendwie helfen würde. Eine verlorene Seele würde es nicht zurückbringen und auch seine Gefühle würde es nicht verändern. Stattdessen konnte sie nur so lange wie möglich bei ihm bleiben, und versuchen ihm gut zuzureden, in der Hoffnung, er würde sie hören und es würde helfen.

Halb auf dem Bett liegend, halb am Stuhl sitzend, bemerkte sie erst, als ihr jemand eine Decke über die Schulter legte, dass Toshinori aus seinem Schlaf erwacht war. Dennoch sah er furchtbar müde aus, als er Nemuri musterte und ihr sachte über die Schulter strich. „Wie geht es ihm? Und wie geht es Hizashi?", fragte er leise, um niemanden zu wecken.

„Yamada geht es soweit gut. Sie sind guter Dinge, dass er bald wach wird", erklärte die Heldin, und setzte ein Lächeln auf, dass allerdings erstarb, als sie zu Shota sah, „bei ihm hingegen sehen sie schwarz." Ähnlich wie Eri hatte auch Nemuri bereits sehr viele Tränen vergossen, während sie über ihre Kollegen gewacht hatte, daher war sie überrascht, dass sie immer noch dazu fähig war, weitere Tränen zu vergießen. Sie wischte jedoch schnell über ihre Wange, um die salzigen kleinen Tropfen zu entfernen.

Sofort schloss Toshinori sie sachte in den Arm. „Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich hätte ihn retten können", murmelte er mit belegter Stimme. Auch er kämpfte gegen die Tränen an, die in seine Augen stiegen. Noch immer hallten die Worte der Schüler in seinen Gedanken wider, und er fühlte sich, als ob er versagt hatte. All Might, das Symbol des Friedens, war nutzlos geworden. Er konnte niemanden mehr helfen. Natürlich war ihm das schon zuvor klar gewesen, aber nun hatte er den Beweis vor sich, was den Schmerz nur noch größer machte. Vor allem, weil er dadurch einen guten Freund verlor. Shota hatte es nicht verdient zu sterben. Wenn er nur etwas mehr Mut gehabt hätte, dann hätte er den Playmaker ebenso darum gebeten, besser ihn zu töten, weil er keinen Nutzen mehr hatte. Stattdessen hatte er zugelassen, dass Shota sich opferte.

„Ich wünschte auch, dass ich stärker und mutiger gewesen wäre, um etwas zu unternehmen", schluchzte Nemuri. Sie alle fühlten sich schuldig, aber das änderte nichts an der Realität. Shota hatte den geforderten Preis bezahlt, um sie alle aus dieser Hölle rauszuholen. Sie wünschte nur, dass es nicht dazu hätte kommen müssen. „Wenn ich besser aufgepasst hätte, wäre den beiden nichts passiert", schluchzte sie weiter und brach in Yagis Armen zusammen, der sie festhielt und sie fester drückte.

„Es ist nicht deine Schuld", murmelte er tröstend. Er konnte sie verstehen, auch wenn er die beiden Kollegen noch nicht so lange kannte wie sie. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie ihn in ihrem Freundeskreis aufgenommen und integriert hatten. Ähnlich wie Nemuri fühlte auch Toshinori sich manchmal verantwortlich für seine jüngeren Kollegen und wollte ständig auf sie achtgeben. Diesmal hatte es nicht funktioniert, und es schmerzte.

„Wie erklären wir Hizashi nur, dass Shota ...", wollte sie Yagi fragen, doch sie schaffte es nicht, diesen Satz zu ende zu bringen. Yamada würde sie hassen und verachten, weil sie ihr Versprechen gebrochen hatte, und Shota nicht beschützt hatte. Bereits als er nach seinem Weggang wieder zu ihnen zurückgekommen war, hatte Nemuri bemerkt, dass Aizawa zu allem bereit war, weil er die Lösung für das Problem nun kannte. Nur mit Müh und Not hatten sie ihn davon abbringen können, in den Freitod zu gehen, und sich versprochen, ihn komme was wolle vor sich selbst zu beschützen, doch sie hatte versagt. Und nun musste sie damit leben, dass beide Männer, die wie Brüder für sie waren, bewusstlos und verletzt vor ihr lagen.

Als ihr Körper noch mehr zitterte, drückte Yagi sie fester an sich. Er wünschte sich so sehr, dass er mit Aizawa den Platz tauschen könnte. Schließlich war er alt und hatte sein Leben längst hinter sich. Shota hingegen hatte Pläne gehabt, wollte heiraten und eine Familie gründen, um Eri ein schönes Leben zu ermöglichen. Dazu würde es nun nicht kommen. Für das kleine Mädchen würde sich nun auch vieles ändern. Toshinori fragte sich, wo sie in Zukunft wohl leben würde, und ob sie überhaupt an der UA bleiben wollte. Ohnehin stand im Moment vieles offen. So wie die Lage im Augenblick war, konnte er sich selbst auch nicht vorstellen, an die Schule zurückzukehren und eine Klasse zu unterrichten, die von ihm bitter enttäuscht wurde.

Gerade, als er an die Jugendlichen dachte, öffnete sich die Tür zum Zimmer. Verwirrt und neugierig, wer sie nun störte, wanderte sein Blick über Nemuris Schultern. Meist heiterte der Anblick seines Freundes Naomasa seine Stimmung etwas auf, doch diesmal nickte er dem Mann nur kurz zu, der den Raum betrat. Vor allem als Toshinori sah, dass seine Schüler ihm folgten, wandte er schnell den Blick ab, und löste sich ein wenig von Nemuri, die sich ebenso den Ankömmlingen zugewandt hatte. Schnell wischte sie sich über ihr Gesicht, um den Schülern nicht zu zeigen, dass sie geweint hatte.

„Entschuldigt die Störung", meinte Tsukauchi und versuchte sich an einem leichten, aufmunternden Lächeln, „aber wir haben etwas, was euch interessieren könnte." Schnell sah er zur Tür, durch die Sansa gerade den jungen Mann führte, der dafür gesorgt hatte, wieso zwei ihrer Freunde noch immer bewusstlos in Krankenbetten lagen. Sofort machte Nemuri ein paar Schritte auf den Playmaker zu und wollte ausholen, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen, doch Yagi hatte die Bewegung und ihr Vorhaben bemerkt, weswegen er sie schnell am Arm packte und sanft zurückhielt.

Der Anblick brachte Akuma jedoch nur zum Grinsen. „Da freut sich wohl jemand, mich wieder zu sehen", stellte er fest und zwinkerte den beiden Lehrern zu. Tatsächlich fiel es Toshinori schwer, Nemuri nicht einfach loszulassen und selbst auszuholen, um dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht des jungen Mannes zu wischen. Er wusste jedoch, dass es kein gutes Bild machte, und später bei einem Prozess dafür sorgen könnte, dass der Mann mildernde Umstände bekam.

Stattdessen übernahm es Sansa, den Schurken ein wenig fester anzupacken und nach vorne zu Aizawas Bett zu führen. „An ihrer Stelle wäre ich jetzt still. Geben Sie einfach die Seele zurück, damit wir aufs Revier fahren und über ihre weiteren Vergehen sprechen können", bat Tsukauchi und nickte seiner Kollegin zu, damit sie den Playmaker näher heranbrachte und die Handschellen löste. „Planen Sie keine Dummheiten, es sind eine Menge Helden und Polizisten hier. Eine Flucht ist unmöglich", versicherte Naomasa.

Um Zeit zu schinden, rieb sich Akuma die Handgelenke und sah auf das bleiche und leblose Gesicht seines Lehrers. Nur zu gerne hätte er alle Geräte, die ihn im Moment noch am Leben erhielten, ausgeschaltet und ein Kissen auf sein Gesicht gedrückt, nur damit er schneller seinen letzten Atemzug machte, doch der Polizeibeamte hatte recht. Er war umstellt und in der Unterzahl. Selbst wenn er das Ende seines ehemaligen Lehrers schneller herbeiführte, gäbe es kein Entkommen. So konnte er immer noch auf dessen Tod warten, und sich noch einfacher rauswinden, als wenn er jemanden direkt getötet hätte.

„Wird's bald?", fuhr Katsuki ihn an und ballte seine Hände zu Fäusten.

Akuma ließ genervt seine Augen rollen und hielt seine Handflächen an seinen Mund, um hinein zu hauchen. Ein kleiner Lichtschimmer erschien, den er kurz betrachtete und mit dem Gedanken spielte, es einfach zu zerdrücken.

„Denk nicht mal dran!", mahnte Toshinori, als er die Miene des jungen Mannes sah. Tatsächlich würde ihn nichts und niemand zurückhalten können, wenn der Playmaker es wagte, Shota weiter leid zuzufügen.

Mit einem leisen Seufzer lehnte sich der junge Takeshi nach vorne, und drückte mit einem schnellen Ruck das Licht zurück in Aizawas Brustkorb. Dieser schnappte merklich nach Luft, doch weiter passierte nichts. Seine Vitalwerte blieben weiter im Keller. „Seht ihr? Ich habs doch gesagt, dass es nichts ändern wird. Er will einfach nicht mehr", lachte der Playmaker leise und strich Shota belustigt über die Narbe unterm Auge, während seine Finger weiter zu seinem Hals wanderten, „der große Eraserhead wurde geschlagen. Wer ist jetzt stärker?" Bevor er jedoch zudrücken konnte, griff Sansa nach seinen Händen und legte ihm wieder die Handschellen an, um ihn endgültig abzuführen.

Vor Toshinori und Nemuri hielt er jedoch inne, nur um ihnen schelmisch ins Gesicht zu grinsen. „Schickt mir eine Einladung für die Beerdigung", lachte er. Noch ehe einer der beiden Lehrer reagieren konnte, führte Tsukauchi den Verrückten nach draußen. Der Beamte war sich sicher, dass es am Ende noch einen weiteren Toten geben würde, wenn der junge Mann weiter hier verweilte. Über die Hintertür führten sie den Schurken nach draußen, da sich an der Vordertür längst die Presse versammelt hatte.

Erst nach ein paar Augenblicken, nachdem der Schurke weg war, schritt Nemuri wieder zurück an das Bett ihres besten Freundes, der weiterhin keine Regung zeigte. „Shota?", murmelte sie fragend und rüttelte an seinen Schultern, doch sie bekam keine Reaktion.

„Wieso klappt es nicht?", fragte Mina entsetzt und merkte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Auch die anderen Schüler starrten niedergeschlagen auf das Bett ihres Lehrers, der nun seine Seele wiederhatte. „Kann man wirklich daran sterben, dass man einfach keinen Willen mehr hat, weiterzuleben?", wollte Denki betrübt wissen, und biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich hatten sie alle gehofft, ihre Schuldgefühle damit tilgen zu können, die Seele ihres Lehrers zurückzuholen und damit sein Leben zu retten, doch es schien keinerlei Effekt zu haben.

Ein leises Husten aus dem anderen Krankenbett ließ sie zusammenzucken. Sofort eilte Nemuri zu Hizashi, der versuchte sich aufzusetzen. „Du sollst dich schonen", schimpfte sie sanft mit ihm und drückte ihn ein wenig zurück in sein Kissen. Sie wollte um jeden Preis verhindern, dass er Shota in seinem momentanen Zustand zu Gesicht bekam. Die Ärzte hatten davon gesprochen, dass er Aufregung vermeiden sollte.

Doch Yamada dachte gar nicht daran, weiter liegen zu bleiben. Sie hatten seine Wunde genäht, und jemand mit einer heilenden Macke hatte sie bereits ein wenig zusammenwachsen lassen. Seine Stimmbänder waren ebenso notdürftig wieder zusammengestückelt worden, was allerdings nicht hieß, dass er deswegen wieder viel sprechen sollte. Was ihn jedoch nicht davon abhielt, es zu tun. „Wo sind wir?", krächzte er leise und kaum verständlich, „und wo ist Sho?" Als er Nemuris gequälten Blick sah, wurde Hizashi bleich und hatte erst recht keine Lust mehr, liegen zu bleiben. Er war weder dumm noch blind. Wenn sie sich hier in einem Krankenzimmer befanden, dann konnte das nur eines heißen. „Nemuri, wo ist er?", fragte er erneut und konnte nicht verhindern, seine Macke unbedacht einzusetzen, wodurch seine Worte nur noch lauter klangen.

Darum bemüht, ihn zu beruhigen, legte Kayama ihre Hände auf seine Schultern. Schon im Besitz seiner vollen Gesundheit, hatte Hizashi oft seine Macke kaum unter Kontrolle, wenn er sich aufregte. Jetzt war es nur umso gefährlicher, wenn er sie unbedacht einsetzte. Am Ende würde er wirklich nie wieder sprechen können. Doch sie konnte ihn auch nicht anlügen. Weswegen sie ihm kurz half, sich soweit aufzurichten, damit Yamada zu dem Bett sehen konnte, indem Aizawa lag.

Wie zu erwarten, sammelten sich in den grünen Augen sofort Tränen, und Hizashi begann zu schluchzen. Auch wenn er ohne Brille nicht viel sehen konnte, erkannte er genug um die Lage einschätzen zu können. „Es tut mir so leid, Zashi", murmelte Nemuri immer wieder und nahm ihren Freund in die Arme, um ihn zu trösten.

Dieser Anblick ließ die Mienen der Schüler nur noch schuldbewusster werden. Sie hatten es nicht nur geschafft, einem ihrer Lehrer wehzutun, sondern gleich zwei. Drei, wenn sie den ausweichenden Blick von All Might richtig deuteten. Wie sollten sie so Helden werden, wenn sie mit einem Schlag so viele Leben zerstört hatten?

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