Kapitel 38 - Rettung in letzter Sekunde
So schnell sie konnte, kletterte Tsuyu auf allen vieren die Wand entlang. Schweiß stand ihr auf der Stirn, doch sie wagte es nicht, eine Pause einzulegen. Der Weg zurück kam ihr länger vor, als zuvor. Oder war etwa die Wand länger geworden, während sie sich in der Höhle befunden hatten? Erst als sie wieder richtigen Boden unter ihren Beinen hatte, wagte sie es, tief durchzuatmen. Ihre Mitschüler standen alle zusammengedrängt, um die Trage herum, was der Grünhaarigen einen leichten Stich versetzte.
„Tsu ist zurück!", verkündete Mina, als sie kurz aufsah und ihre Klassenkameradin entdeckte. Sofort eilte Asui zu den anderen, die ihr sogleich platzmachten, damit sie vorbei gehen konnte. „Hast du es? Wo sind die anderen?", durchlöcherte Ochaco sie sofort mit Fragen.
„Ja, hier ist das Gegenmittel und etwas Verbandszeug, quack", erklärte sie und streckte ihrer Lehrerin das Fläschchen entgegen, die auf das Froschmädchen zugeeilt war. Sie wirkte blass und ziemlich müde. Ein Zeichen, dass es ein guter Plan gewesen war, Tsuyu vorauszuschicken.
Schnell ging Nemuri neben Hizashi in die Knie, der im Moment nicht mehr bleich wirkte, sondern eine seltsame graue Hautfarbe angenommen hatte. An seinem Hals zeigten sich bereits diese seltsamen schwarzen Adern, die vor ihrem Aufbruch nur am Unterlaib zu sehen gewesen waren. Sein Brustkorb, an dem man erkennen konnte, dass er noch nicht tot war, hob sich kaum mehr, während er atmete. Jede Sekunde zählte im Augenblick. Dennoch zitterten Kayamas Hände so sehr, dass sie das Fläschchen nicht aufbekam, und sogar fast fallen ließ.
Zum Glück fing Mashirao es rasch mit seinem Schweif auf, nahm es in die Hand und öffnete es, ehe er es zurück an seine Lehrerin reichte, die allerdings den Kopf schüttelte. Ihre Hände zitterten nur noch mehr aus Angst und Panik, sodass sie befürchtete, den Inhalt zu verschütten. Sie war den Tränen nahe, weswegen Ojiro es für sie übernahm, Yamadas Mund zu öffnen und die Öffnung des Fläschchens an seine Lippen zu setzen.
„Hoffen wir mal, dass es schnell wirkt", seufzte Jiro und wandte sich dann an Asui, die sich bereits wieder abgewandt hatte, und zur Wand zurückgekehrt war. „Du willst doch nicht wieder zurück? Du siehst müde aus!", stellte sie fest und folgte ihr. Auch die anderen Mädchen gingen auf Tsuyu zu, um sie davon abzuhalten, gleich wieder loszuziehen.
„Ich muss zurück, um ihnen zu helfen den Proviant hierher zu schaffen. Außerdem ist Aizawa Senseis Schulter ein Hindernis beim Klettern", erklärte Tsuyu rasch ihren Freundinnen.
„Wir haben es aus der Ferne beobachtet. Das war echt knapp", erzählte Toru, „du hast echt schnell reagiert!" Lobend klopfte sie der Grünhaarigen auf die Schulter. „Ja, und genau aus dem Grund, haben wir währenddessen die Zeit genutzt, uns etwas zu überlegen, wie wir euch sicher zurückbringen", begann Momo zu erklären, „ich habe ein paar Karabinerhacken gefertigt, an denen wir Hantas Tape befestigen werden. Fumikage wird Ochaco rüber fliegen und mit ihr gemeinsam alles befestigen, bevor sie den Proviant dann leichter für den Transport werden lässt. Die anderen können dann das Tape als Seilbahn nutzen, während die anderen beiden den Proviant mitbringen."
Anscheinend hatten ihre Mitschüler die Zeit gut genutzt, was Tsuyu ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen zauberte. „Das klingt nach einem guten Plan", befand sie und sah den anderen dabei zu, wie sie aufbrachen. Aus Hantas Tape hatten sie ein provisorisches Seil gebastelt, um es stabiler zu machen und die anderen hoffentlich tragen würde. Doch auch wenn Tsuyu sich gern ausruhen würde, blieb sie am Abgrund stehen und sah den anderen bei der Arbeit zu.
Währenddessen kniete Nemuri neben Hizashi, dessen Gesicht nur langsam wieder ein wenig Farbe bekam. Auch die seltsamen schwarzen Striemen begann sich im Schneckentempo zurück zu ziehen. Dennoch blieb der Blondschopf bewusstlos und seine Stirn glühte nach wie vor. Vorsichtig tupfte sie mit einem Lappen den Schweiß weg und wischte ihm die Haare, die schweißnass an seinem Kopf klebten, etwas aus seinem Gesicht.
Das plötzlich jemand neben ihr stand, und eine Hand auf ihre Schulter legte, nahm sie kaum wahr. Erst als man mit ihr sprach, sah sie kurz auf. „Sie sollten sich ein wenig hinlegen und ausruhen. Wir kümmern uns schon um ihn", versicherten Momo und Mina ihrer Lehrerin, die vollkommen am Ende ihrer Kräfte zu sein schien und dennoch den Kopf schüttelte. Auch Shoto gesellte sich zu ihnen und benutzte seine kalte Hand dazu, sie ein wenig zu vereisen, ehe er sie auf die Stirn des Bewusstlosen platzierte. „Wir passen schon auf", versicherte er ihr. „Wirklich, Sie sollten sich etwas ausruhen", wiederholte Mina und half Nemuri auf die Beine, um sich abseits ein ruhiges Plätzchen zu suchen.
Während Kayama zuvor nicht mehr von Yamadas Seite gewichen war, hatten die Schüler sich nicht nur über einen Plan beraten, die anderen sicher zurückzuholen, sondern ebenso darüber, wie sie den anderen eine Hilfe sein konnten. Schließlich plagten die meisten von ihnen Schuldgefühle, weil sie nicht verhindert hatten, dass sie mit der Macke belegt worden waren, oder sich dagegen gewehrt hatten. Denn dann hätten sie die beiden Profihelden im Kampf gegen die Riesenspinne unterstützen können und Present Mic wäre nicht schwer verletzt worden.
Auch wenn es ein seltsames Bild abgab, bot Ashido der Dunkelhaarigen an, ihren Kopf auf ihren Oberschenkel zu betten, während sie ein Nickerchen machte. Nemuri war tatsächlich so müde und erschöpft, dass sie dieses Angebot weder hinterfragte noch ausschlug. Sie schlief sofort ein, nachdem sie sich hingelegt hatte.
Inzwischen war Fumikage gemeinsam mit Ochaco am Eingang der Höhle angekommen, wo er sofort begann, den Karabinerhacken mit einem Hammer in die Wand zu schlagen, während Uraraka das Tape-Seil hielt. Es war, aufgrund seiner Länge ziemlich schwer, doch glücklicherweise klappte alles so wie sie es geplant hatten, sodass die Seilbahn schnell gespannt war. Genau im rechten Moment, als Izuku und Eijiro mit der Truhe auftauchten, dicht gefolgt von Toshinori und Shota.
„Unterstützung! Wie wunderbar", freute sich Kirishima und deutete dem Grünhaarigen, dass sie die Kiste abstellen sollten. Der Rotschopf war so glücklich über die Hilfe der anderen, dass er ihnen kurz um den Hals fiel, um sie zu umarmen. „Wie lautet der Plan?", wollte er neugierig wissen.
„Ich werden die Schwerkraft der Kiste aufheben, damit wir sie hinüberfliegen können. Ihr könnt währenddessen über das Seil zu den anderen rutschen", begann Ochaco zu erklären und zog ein paar metallene Dinger aus der Tasche, um sie den vier zu reichen. „Das hängt ihr da oben ein und haltet euch fest, während ihr runterrutscht", erklärte sie.
„Das dürfte ... spannend werden", stellte Shota fest und sah auf seinen eingebundenen Arm. Sofort lief Uraraka rot an „Ach verdammt, das haben wir nicht bedacht!", kam ihr plötzlich in den Sinn, ehe sie sich an Fumikage wenden wollte, um ihn zu fragen, wie oft her es schaffte, hin und her zu fliegen, doch Toshinori winkte ab. „Das ist kein Problem, wir binden ihn einfach auf meinem Rücken fest, dann kommen wir schon rüber", erklärte der Blondschopf und setzte sein übliches Lächeln auf, „ihr habt das alles super geplant."
Nachdem sie noch einmal sicher gingen, dass es auch wirklich funktionieren konnte und das Seil sicher hielt, übernahmen Ochaco und Fumikage die Kiste, und flogen mithilfe von Dark Shadow los, während Toshinori sich freiwillig meldete gemeinsam mit Shota als erster die Seilbahn auszutesten. Mithilfe der beiden Jungen schafften sie es, Aizawa mit seinem Fangtuch fest auf den Rücken des ehemaligen Profihelden zu binden, damit er nicht runterfallen konnte. Auch wenn Shota große Höhen gewohnt war, wurde ihm hier allerdings mulmig, weil er keinerlei Kontrolle über das hatte, was passierte. Daher blieb ihm nichts anderes über, als sein Gesicht dem Stoff vom Toshinors T-Shirt zu verstecken, und zu hoffen, dass sie sicher auf der anderen Seite ankamen.
„Bereit?", fragte der Blondschopf, ehe er das Metallteil einhackte und mit ein bisschen Schwung die Fahrt auch schon losging. Dabei wurden sie, aufgrund des größeren Gewichts, immer schneller, wovon Shota unglaublich schlecht wurde und er sich mit seiner gesunden hat fester an Toshinori klammerte. „Sind wir bald da?", fragte er leise und unterdrückte ein Würgen. „Ja ... aber ich habe keine Ahnung, wie man bremst", gestand Yagi. „Was?", entfuhr es Aizawa entsetzt. „Keine Sorge, das wird schon ...", versicherte der Blondschopf ihm. Natürlich würde Shota wenig passieren, schließlich war er auf Toshinoris Rücken befestigt und hatte ihn somit als Airbag vor sich. Allerdings war der Dunkelhaarige nicht sonderlich scharf darauf, danach Yagi von der Wand kratzen zu müssen.
Tatsächlich hatte Toshinori einen Plan, der ihm vermutlich Schmerzen einbringen würde, aber ihn zumindest davor bewahrte, mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen. Daher zog er die Beine hoch, und hoffte, dass er den Aufprall an der Wand so etwas abfedern konnte. „Vielleicht sollten wir rechtzeitig abspringen", schlug Shota vor, als er merkte, was sein Kollege vorhatte, auch wenn es dann bedeuten würde, dass der Größere auf ihm landete und er als Kissen fungierte.
Doch noch ehe sie weiter darüber diskutieren konnten, stellte Toshinori fest, dass die Schüler bereits mitgedacht hatten, und Mezo und Rikido bereits bereit standen, und ein riesengroßes Tuch ausgebreitet und gespannt hielten. Sicher wurden sie darin abgefangen. Nachdem auch Shota wieder sicheren Boden unter seinen Füßen hatte, wandte er sich ab, und musste sich übergeben. Toshinori hingegen lachte. „Das war amüsant, könnte man fast wiederholen", meinte er amüsiert, was ihm einen bösen Blick einbrachte.
Shota sparte sich jedoch einen Kommentar und eilte sofort zu Hizashi, nachdem sein Magen sich wieder beruhigt hatte. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass Nemuri etwas abseits schlief. Dankbar nickte er Ashido zu, dass sie auf seine Freundin achtgab. „Wie geht es ihm?", fragte er an Momo und Shoto gewandt, die sich neben Yamada befanden und sich um sein Fieber und die Wunde kümmerten.
„Das Mittel scheint bereits Wirkung zu zeigen. Aber er braucht viel Ruhe", mutmaßte Momo und legte das Verbandszeug weg, nachdem sie fertig war, „es war wirklich knapp, er hatte kaum noch einen Puls." Als Shota das hörte, schluckte er. Während sie ihre Zeit damit vergeudet hatten, in der Höhle über solche unnötigen Dinge wie Gefühle zu sprechen, war es Hizashi immer schlechter ergangen. Hoffentlich hatte er noch genug Kraft, um sich von der Vergiftung zu erholen. „Das Fieber ist bereits ein wenig zurückgegangen", merkte Shoto an und nahm die Hand von der Stirn des Voiceheros.
„Ich danke euch", meinte Shota aufrichtig und fuhr sachte über Yamadas Wange. Wenn das alles hier vorbei war, würde er sich etwas einfallen lassen müssen, um seinen Schülern zu zeigen, wie dankbar er ihnen dafür war, dass sie sich so erwachsen verhielten und mitdachten. Irgendwer musste hier schließlich seine Nerven bewahren, wenn die vier Erwachsenen sie einfach wegwarfen. Aber vermutlich würden sie alle am Ende eine Therapie benötigen.
Als Aizawa eine blonde Strähne hinter Hizashis Ohr wischte, schlug dieser plötzlich die Augen auf und sah zu ihm hoch. „Wie geht es dir?", fragte der Dunkelhaarige leise und griff nach der Hand seines Freundes, um sie zu drücken und einen Kuss darauf zu hauchen. „Beschissen", formten die Lippen des anderen, ehe er husten musste. Sofort half Shota ihm dabei, sich etwas aufzurichten, damit er anständig husten konnte. „Ich hole dir etwas Wasser", schlug er vor, nachdem der Hustenanfall zu Ende war und er Yamada wieder hingelegt hatte.
Sofort erhob er sich, um zur Proviantkiste zu eilen. Mittlerweile war Kirishima ebenso über die Seilbahn gerutscht und auch Izuku befand sich bereits auf halber Strecke. Gerade, als Shota sich wieder abwandte, und etwas aus der Truhe nahm, begannen seine Schüler plötzlich panisch zu werden. Sein Blick folgte ihren entsetzten Mienen. Am Eingang der Höhle war eine Gestalt erschienen. Ein Augenblick später wurde plötzlich das Seil gekappt, und begann zu fallen. Da dies dem Playmaker jedoch scheinbar nicht genug Dramatik war, erschien er auch noch am anderen Ende, um das Seil durchzuschneiden, und zu verhindern, dass sie Izuku somit hochziehen könnten.
Rasch ließ Shota die Wasserflasche zu Boden fallen, und eilte zum Abgrund, das Fangtuch in seiner gesunden Hand haltend. Der Junge schien wie in Zeitlupe zu fallen, und dennoch wusste, Aizawa, dass ihm nicht viel Zeit und nur diese eine Möglichkeit blieb. Zielsicher warf er das Ende des Tuchs gerade auf Izuku zu. Er musste die Geschwindigkeit des Falls mit einberechnen, um sicher zu gehen, ihn im richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Auch wenn Tokoyami ebenfalls losgesprungen war, um mit Hilfe von Dark Shadow seinen Mitschüler aufzufangen, wollte er nichts unversucht lassen, um den Jungen zu retten.
Auch wenn es ihm wie eine Ewigkeit vorkam, und er schon fast befürchtet hatte, dass er ihn verfehlte, wickelte sich das Tuch tatsächlich um den Oberkörper des Jungen. Aizawa atmete erleichtert aus, und griff nach dem Fangtuch, das sich zu spannen begann, in dem Vorhaben, Izuku zu sich zu ziehen. Allerdings hatte er im ersten Moment seines Handelns nicht damit gerechnet, dass der Schwung und das Gewicht zu viel für ihn sein könnten. „Scheiße", fluchte er, als er plötzlich ruckartig nach vorne gezogen wurde, und drohte, ebenso in den Abgrund zu stürzen. Glücklicherweise reagierten die anderen um ihn herum recht schnell, sodass Shota spürte, wie sich Arme um ihn schlossen und ihn festhielten. Als er über seine Schulter blickte, zwinkerte Toshinori ihm zu, der seine Arme um Shotas Oberkörper geschlossen hatte. Allerdings wurde auch er von jemanden festgehalten. Sowohl Mezo, als auch Rikido hielten den Blondschopf festumschlungen, und verhinderten somit, dass sie alle nach unten gezogen wurden.
„Helft mal alle zu ziehen", rief Yagi über seine Schulter, um alle, die ihre Hände frei hatten, um Hilfe zu bitten. Auch wenn nur ein einziger Schüler an dem Fangtuch baumelte, waren sie so schneller damit fertig, ihn nach oben zu bekommen. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis Tenya Izuku die Hand reichte, um ihn das letzte Stück hochzuhelfen. Vollkommen bleich blickte der Grünschopf in die Runde. „Ich danke euch, Freunde", keuchte er erschöpft und ließ sich in Umarmungen ziehen.
„Das war ein guter Reflex", lobte Toshinori Aizawa, der gerade dabei war, sein Fangtuch wieder um seinen Hals zu wickeln, „ich bin dir wirklich sehr dankbar." Ehe sich Shota versah, befand er sich tatsächlich ebenso in einer Umarmung von Izuku als auch Yagi. Peinlich berührt wand er sich schnell aus der Berührung, um die Wasserflasche zu holen und zurück zu Hizashi zu kehren, damit er endlich etwas trinken konnte und er sich auch um Eri kümmern konnte, die ihm ebenso wenig später in den Arm fiel.
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