Kapitel 27 - Vom Jäger zum Gejagten?
Immer wieder versenkte Kyoka ihre Plugs an verschiedenen Stellen im Boden, in der Hoffnung endlich etwas hören zu können und einen Hohlraum zu finden, um ein Lebenszeichen der anderen ausfindig zu machen. „Es ist seltsam. Unter uns ist nichts. Kein Hohlraum oder sowas. Sie sind einfach ... weg", stellte sie schließlich fest und starrte zu ihren Mitschülern. Der Erdboden hatte ihre Freunde und Lehrer einfach verschluckt und wer weiß wo wieder ausgespuckt. Wenn überhaupt. Aber daran wollte sie gar nicht denken.
„Es könnte etwas ähnliches wie Warp-Gate gewesen sein", erinnerte sich Tenya und kratzte sich nachdenklich am Kinn. War die Liga der Bösen in diese Sache hier involviert? Doch dann wären sie alle in Gefahr, nicht nur ihr Klassenlehrer. Außerdem hatten die dunklen Portale im USJ vollkommen anders ausgesehen als diese Löcher im Boden. Also war vielleicht nicht die Liga daran beteiligt, aber eine ähnliche Macke.
„Dann ist es auch sinnlos zu versuchen ein Loch in den Boden zu schmelzen, oder zu sprengen", seufzte Mina und verwarf somit den Plan, an dem sie mit Katsuki gefeilt hatte. Wenn sich unter ihnen nichts außer Gestein und Dreck befand, konnten sie kaum die anderen erreichen. „Vielleicht ist das die Strafe, weil wir ihn beim letzten Mal reingelegt haben", kam es ihr in den Sinn.
„Bullshit. Das ist einfach nur der nächste Zug dieses Bekloppten", murrte Bakugo und ließ seine Hände in den Hosentaschen verschwinden, „wir sollten einfach weitergehen." Falls sie tatsächlich durch den Boden gefallen und wo anders hin verfrachtet worden waren, würden sie den Rest ihrer Klasse niemals finden, wenn sie hier dämlich rumstanden und Däumchen drehten.
Ratlos, was sie nun als nächstes tun sollten, sahen die Schüler zu ihren beiden verbliebenen Lehrern, die ebenso nachgedacht hatten. „Wir sollten wirklich weitergehen und nach den anderen suchen. So wie sich dieser Verrückte im Moment einschätzen lässt, werden wir die anderen bestimmt wiederfinden. Die Frage ist nur: Wie", meinte Hizashi, „deswegen müssen wir herausfinden, wie wir es schaffen, ihm einen Schritt voraus zu sein, bevor er uns mit etwas überrumpeln kann!" Irgendwie musste es doch möglich sein, die Machenschaften des Playmakers vorher zu sehen, oder zumindest ansatzweise dahinter zu kommen, was er noch planen könnte, um sie weiter fertig zu machen.
„Wir wissen ja, dass er es auf Aizawa-Sensei abgesehen hat und ihn möglichst viel leiden lassen möchte", merkte Izuku an, was Yamada zusammenzucken ließ, „da er gemeinsam mit den anderen abgestürzt ist, sind wir entweder erst einmal sicher, oder er möchte uns in eine Falle locken, um es gegen Sensei zu benutzen." Es war schwer, den Schurken einzuschätzen, solange sie nicht viel über ihn wussten. Tausende an Möglichkeiten schossen durch Midoriyas Kopf, doch eine war absurder als die andere. Tatsächlich könnte man auf vielerlei Ideen kommen, aber was davon war wirklich möglich oder unmöglich. Bei allem, was sie bisher erlebt hatten, schien der Playmaker nichts unversucht zu lassen, um es ihrem Klassenlehrer heimzuzahlen und er schien vor nichts zurück zu schrecken.
„Wir könnten auch einfach hierbleiben und gar nichts tun, anstatt das Spiel mitzuspielen", gab Momo zu bedenken, „wenn wir uns alle gegen seine Regeln stellen und nichts weiter tun, wird er sich wieder zeigen und agieren müssen, was wir wiederrum nutzen könnten, um ihn in eine Falle zu locken." Man musste diesen Spieß doch auch umdrehen können, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Meist hatten Situationen, die aussichtslos erschienen, immer irgendwo ein Hintertürchen oder Schlupfloch. Hier musste es erst noch gefunden werden.
Kurz tauschten Nemuri und Hizashi Blicke aus. „Darüber hatten wir auch nachgedacht, allerdings sind wir zum Entschluss gekommen, dass wir nicht wissen, ob es funktionieren könnte. Bisher wusste er immer sofort wo wir uns aufgehalten haben, was zur Annahme führt, dass er uns vielleicht beobachtet", seufzte Kayama. Solange diese Möglichkeit bestand, war es schwer einen Plan auszuhecken, und ihn erfolgreich in die Tat umzusetzen. Wenn der Playmaker von Anfang an Bescheid wusste, würde die Falle nicht zuschnappen und die Strafe dafür, es überhaupt versucht zu haben, wäre bestimmt grausam.
„Vielleicht weiß er auch nur immer, wo wir sind, weil wir uns in einem beschissenen Labyrinth befinden und bisher noch nicht viele Möglichkeiten hatten, andere Wege einzuschlagen, als er uns vorgibt", warf Bakugo genervt ein. Außerdem markierten sie den Weg, den sie genommen hatten, um im Notfall zurückverfolgen zu können, welche Pfade sie schon ausprobiert hatten. Es war also wirklich nicht schwer, ihnen zu folgen oder herauszufinden, wo sie ungefähr waren.
Nemuri verschränkte die Arme und ließ den Kopf sinken. „Das stimmt", pflichtete sie dem Jungen bei, „ein Versuch könnte wohl nicht schaden." Daraufhin sah sie zu Hizashi, der sich am Hinterkopf kratzte und mit den Schultern zuckte. Auch wenn es riskant erschien, durften sie nichts unversucht lassen. Sollten sie es wirklich schaffen, den Urheber ihres Ausflugs einzufangen, könnten sie ihn dazu bringen, ihnen den Aufenthaltsort ihrer Freunde zu verraten und sie freizulassen. Hauptsache er konnte irgendetwas tun, um Shota vor dem Tod zu bewahren. Blieb allerdings noch ein offensichtlicher Faktor, der alles zum Scheitern bringen könnte. „Aber wie wollen wir ihn festhalten, wenn er durch eine, uns nach wie vor unbekannte, Macke ständig auftaucht und wieder verschwindet?"
In diesem Fall wäre Aizawas Macke sehr von Vorteil gewesen. Doch beim letzten Mal hatte Löschung auch nicht funktioniert und der Playmaker hatte gesagt, dass er dazu gelernt hätte. Sie mussten also herausfinden, was er damit gemeint hatte, und wie seine Macke genau funktionierte und wo ihre Grenze war. Vermutlich war es kein Zufall, dass er ständig auftauchte und sofort wieder verschwand, nachdem er irgendwelche Kunststücke vorgeführt hatte. Vielleicht reichte seine Kraft nicht für mehr. Wenn sie ihn also herlocken und verausgaben würden, könnten sie ihn vielleicht einfangen.
„Sie sagten doch, dass Sie auch die Lehrer von diesem Typen waren, also müssen Sie sich daran erinnern, was er für eine Macke hatte und wie sie funktioniert!", stellte Krishima fest. Wenn sich Present Mic an eine Englischstunde mit ihm erinnerte, musste da doch noch mehr sein. Natürlich konnte er sich vorstellen, dass es unmöglich war, sich an jede Kleinigkeit zu erinnern, weil man nach 6 Jahren eine Vielzahl an Jugendlichen unterrichtet hatte, aber irgendetwas musste doch hängen geblieben sein. Irgendwie gab es dem Rotschopf doch zu denken, wenn man selbst bei den Lehrern keinen bleibenden Eindruck hinterließ, wie sollte man sich dann als Profiheld behaupten?
Doch Yamada und auch Kayama zuckten mit den Schultern und wirkten ratlos. „Kennt ihr dieses Gefühl, dass ihr etwas wisst, aber es nicht benennen könnt?", fragte Hizashi in die Runde, die ihn ratlos anblickte, „genau das bekomme ich, wenn ich versuche darüber nachzudenken. Als ob da etwas wäre, was nicht will, dass wir etwas wissen." Ein kurzer Seitenblick verriet ihm, dass es der Dunkelhaarigen ähnlich erging. Ob daran auch eine Macke schuld war, oder es einfach daran lag, dass es lange her war?
„Man muss auch erwähnen, dass wir früher in unseren ersten Monaten als Lehrer nicht wirklich in Trainingseinheiten eingebunden wurden", erinnerte sich Kayama, „zumindest nicht bei den zweiten und dritten Klassen. Er war glaub ich am Ende der zweiten, die für die vorläufige Lizenz trainiert haben, als Shota ihn rausgeworfen hatte. Es war ein ziemlicher Aufschrei im Kollegium, weil er als neuer Lehrer gleich solche Befugnisse hatte und damals die halbe Klasse der Schule verwiesen wurde, weil sie seiner Meinung nach nicht aufmerksam genug waren." Auch Nemuri war damals entsetzt über das Handeln ihres Freundes gewesen, vor allem hatte sie sich ebenso schuldig gefühlt und Mitleid mit den Schülern gehabt, weil es ihr Verdienst war, dass Aizawa als Lehrer zur UA gekommen war. Es hatte lange gebraucht, bis sie verstanden hatte, wieso er das machte, auch wenn sie es nach wie vor nicht guthieß.
„Aber er hat es dadurch geschafft, die Klasse zu disziplinieren und hat den Verwiesenen die Möglichkeit gegeben, es zurück zu schaffen. Am Ende haben von dieser Klasse alle mit Auszeichnung bei der Lizenzprüfung bestanden, weil sie alles gegeben haben", fügte Hizashi an, „nur eben unser Playmaker nicht ... aber er war damals nicht traurig darüber gewesen. Angeblich hatte er eingesehen, dass der Beruf des Helden nichts für ihn ist." Und dennoch zog er nun so eine Nummer ab.
Allerdings half ihnen das auch nicht weiter. Außer, dass der ehemalige Schüler Aizawas nun vielleicht eifersüchtig auf alle Profihelden war, die damals mit ihm das Klassenzimmer geteilt hatten, während er nun ein Nichts war. Izuku hatte die Stirn in Falten gelegt und begann wirr vor sich hin zu murmeln, ehe Eijiro ihn antippte. „Ah, sorry ... ich war im Gedanken", entschuldigte er sich, räusperte sich kurz und wandte sich an die anderen, „lasst uns doch einfach davon ausgehen, dass seine Macke eine Form von Illusionen erzeugt, die ziemlich real sind. Also eine Mischung aus Illusionen und Momos Erschaffung ergibt. Darauf sollten wir unseren Plan aufbauen, ihn irgendwie einzusperren, oder zumindest ausknocken, um ihn zu fangen."
Sofort scharrten sich die Schüler und auch die beiden Lehrer zu einem Grüppchen zusammen, um weiter zu diskutieren und einen Plan auszuhecken, in der Hoffnung, dass der Schurke sie dabei nicht ausspionierte und am Ende alles verdarb. Es musste einfach irgendwie möglich sein, den Jäger zum Gejagten zu machen. Sie durften nichts unversucht lassen, um hier möglichst ohne großen Schaden rauszukommen.
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