Kapitel 2 - Reise(un)lust

Nachdem Aizawa seiner Klasse verkündet hatte, dass sie einen Ausflug machen würden, konnte sich kaum jemand zurückhalten und die Vorfreude darüber verbergen. Am liebsten wären manche sofort aufgesprungen und zum Wohnheim gelaufen, um ihre Koffer zu packen, weil sie es kaum erwarten konnten. Es war schwierig, den Aufruhr wieder unter Kontrolle zu bringen, vor allem da dadurch seine Kopfschmerzen nur noch schlimmer wurden und er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.

Aus diesem Grund versuchte er es auch gar nicht, sondern wies Tenya und Momo dazu an, den Schülern noch einmal die Verhaltensregeln für Ausflüge einzubläuen und reichte ihnen die Broschüre über den Freizeitpark, die ausgedruckte Einladung und alle weiteren Papiere, die erledigt werden mussten, damit sie alles weitere erklären konnten. Sogar die Zimmereinteilung durften die beiden Klassensprecher übernehmen. Währenddessen schlüpfte er in seinen gelben Schlafsack und hoffte, dass die Kopfschmerzen durch ein kleines Schläfchen besser wurden, wenn er sich ausruhen konnte und sich keine weiteren Gedanken mehr machte.


„Können wir nicht einfach sofort los und unsere Sachen packen?", begann Mina drauflos zu jammern, „außerdem brauche ich noch ein paar neue Klamotten! Wer kommt mit in die Mall?" Während sie die Frage stellte, wandte sie sich zu ihren Klassenkameraden um, nachdem sie sicher war, dass Aizawa längst eingeschlafen war.

„Auf jeden Fall!", stimmte Toru sofort zu und auch Denki und Hanta stimmten zu.

„Seid doch bitte ruhig! Wir müssen hier alle Punkte abarbeiten, bevor der Unterricht um ist. Konzentriert euch", rief Tenya laut in die Klasse und fuchtelte mit den Armen auf und ab. Diese Klasse bestand nur aus Chaoten, die allesamt eine Aufmerksamkeitsspanne von einer Fliege hatten. Ein Wunder, dass jemand auf sie aufmerksam geworden war und sie so sehr bewunderte, dass er sie auf seinen Rummel eingeladen hatte. Würde er sie alle persönlich kennen, würde er die Entscheidung bereuen, fand Iida.

„Wir müssen uns dort von unserer besten Seite zeigen, immerhin wurden wir eingeladen, weil jemand von unseren Leistungen begeistert ist!", ergriff auch Momo das Wort und mahnte alle zur Ruhe. Über Shoppingausflüge und andere Pläne konnten sie schließlich später noch plaudern. Jetzt gab es Wichtigeres zu erledigen, da Aizawa ziemlich deutlich gewesen war. Wenn sie es nicht hinbekamen, alles durchzuarbeiten würde er dafür sorgen, dass der Ausflug nicht stattfand. Vermutlich hoffte er also nur darauf, die ganze Sache abblasen zu können, also mussten sie sich extra ins Zeug legen.

Während die Sicherheitsbestimmungen und Lagepläne alle schnell verteilt und durchbesprochen waren, gestalteten sich jedoch gerade die Zimmeraufteilung zu einem weiteren Problem, die die beiden Klassensprecher einen verzweifelnden Blick austauschen ließ. Da es ein 6er Zimmer gab, stand ziemlich schnell fest, dass die Mädchen gemeinsam dieses beziehen würden, weil sie sich nicht trennen wollten und es keinen Streit deswegen geben sollte. Allerdings entpuppte es sich für die Jungs als kleine Herausforderung, sich einfach aufzuteilen.

Kurz vor knapp, bevor es klingelte, standen die Zimmer Einteilungen endlich fest: Zimmer 1 bestand aus Kaminari, Kirishima, Bakugo, Mineta und Sero; Zimmer 2 aus Midoriya, Iida, Shinsou, Tokoyami und Todoroki – wobei beide letztgenannten lieber jeweils Einzelzimmer hätten – Zimmer 3 aus Aoyama, Ojiro, Koda, Shoji und Sato. Die restlichen Zimmer, die übrig blieben, konnten somit die Lehrer beziehen. Somit war alles erledigt, was es zu erledigen gab, sodass sie Aizawa ohne schlechtes Gewissen alles übergeben könnten.


Doch Shota hatte sich vor dem Einschlafen getäuscht. Seine Schläfen pochten noch immer, als sie ihn, wie gewünscht, am Ende des Unterrichts weckten und ihm die ausgefüllten Papiere reichten, die er Nedzu zurückgeben musste. Diese Aufgabe war schnell erledigt, sodass Shota sich in das Wohnheim der Lehrer zurückziehen konnte, während alle beim Essen waren. Irgendwie war ihm schon heute Morgen der Appetit vergangen, als er diese Broschüre kurz durchgeblättert und bemerkt hatte, dass es keine Einzelzimmer bei der Buchung gab.

Auch wenn er es nicht erklären konnte, hatte er ein mulmiges Gefühl bekommen, dass er jedoch einfach darauf schob, dass es vermutlich an seiner Grundablehnung für solche Zeitverschwendungen war. Die Tage hätte man wirklich besser nutzen können. Eine Menge Training hätte man in der Zeit unterbringen können. Nur gut, dass die anderen drei Kollegen mitkamen, und sich um das Präsentieren der Schüler und der Schule kümmern konnte, während er sich im Hintergrund halten würde, und darauf achten konnte, dass jeder sich artig benahm. Falls die Medien ebenfalls anwesend waren, war es nur besser, wenn er sich bedeckt hielt. Mit Reportern stand er immerhin am Kriegsfuß, vor allem seit sie so versucht hatten, ihn aus der Reserve zu locken nach Bakugos Entführung. Diesen Umstand nahm er diesen Geiern immer noch übel.

Natürlich hatten die drei Kollegen Eri beim Essen von dem Ausflug bereits erzählt, obwohl es gerne Aizawa gewesen wäre, der ihr die Nachricht überbracht hätte. Als sie mit ihr ins Wohnheim zurückkehrten, lief das grauhaarige Mädchen mit ausgestreckten Armen sofort auf Shota zu. „Danke, dass ich mitkommen darf! Ich freu mich so!", frohlockte sie und umarmte den Dunkelhaarigen, der in die Hocke gegangen war, als sie auf ihn zukam. Vorsichtig erwiderte er ihre Umarmung und hob sie hoch. „Wir sollten gleich deinen Koffer packen, damit du auch nichts vergisst, ja?", riet er ihr, was das Kind zum Nicken veranlasste. Zumindest eine, die sich auf die Reise freute. Für das Mädchen war so ein Ausflug eine willkommene Abwechselung nach all den Strapazen, die sie durchmachen musste. Allein für sie hoffte Aizawa, dass es kein Desaster wurde.

Auch in den Zimmern von Nemuri, Hizashi und Toshinori herrschte rege Aufregung. Während Shota es schaffte, Eris und seine eigene Kleidung in einer einzigen Tasche unterzubringen, brauchte jeder der anderen Lehrer einen großen Koffer für sich. Am Ende mussten er und das Mädchen Yamada dabei helfen auszusortieren, weil das Reisegepäck sich nicht einmal zumachen ließ, selbst nachdem sie sich zu dritt auf den Koffer gesetzt hatten.

„Hizashi, ich denke nicht, dass du drei Satz Mikrophone mitbrauchst! Es ist schließlich ein Schulausflug, und keine Show, für die du packst", erinnerte der Dunkelhaarige seinen Freund seufzend und zog alle Elektrogeräte, bis auf den Laptop aus dem Koffer, ebenso wie ein paar andere seltsame Dinge, die gewiss nichts auf einem Ausflug verloren hatten. Traurig sah der Blondschopf seinen Besitztümern nach, die Shota beiseite packte, ehe er durch einen Kuss besänftigt wurde. „Außerdem müssen wir uns eine Zimmereinteilung überlegen", ließ Shota seine Kollegen später noch wissen, „die Schüler haben uns die beiden 2er Zimmer über gelassen." Natürlich war es so weitaus einfacher, gewissen Kollegen aus dem Weg zu gehen, allerdings hätten sie in einem der größeren Zimmer den Vorteil gehabt, sich keine Gedanken über Aufteilungen machen zu müssen.

Es verwunderte Shota auch gar nicht, dass Hizashi ihm prompt einen Arm um die Schulter legte, und ihn in Besitz nahm. „Eigentlich sollte die Angelegenheit ziemlich klar sein, oder?", meinte der Blonde grinsend und zwinkerte seinem Verlobten zu. Der jedoch schüttelte den Kopf. „Willst du wirklich Toshinori mit Nemuri in ein Zimmer lassen? Am Ende müssen wir ihn vom Boden aufwischen. Außerdem schnarchst du mir zu laut", erklärte Aizawa kurzerhand und löste sich von dem Voicehero, der ihn beleidigt anfunkelte. Natürlich war Shota ebenso wenig begeistert von der Aufteilung, weil alle drei Kollegen einen Hang zum Lautsein hatten, doch er versuchte sich einfach das geringste Übel auszusuchen, was seltsamerweise Yagi zu sein schien. Vor allem würde auch das kleine Mädchen bei dem Dunkelhaarigen übernachten, weswegen er ihr keinesfalls irgendwelche Überraschungen ala zu kurzes Midnight-Outfit, oder stimmenverstärkte Albträume von Mic zumuten wollte, die Shota schon oft ziemlich unsanft aus dem Schlaf gerissen hatten. Der erste Ausflug für das Kind sollte halbwegs ohne Vorfälle verlaufen, und da er die Aufsicht hatte, würde er ohnehin keine Zeit für nächtliche Zweisamkeiten haben.

Für Eri waren allein die Vorbereitungen für die Reise ein riesengroßer Spaß. Vielleicht würde es gar nicht so übel werden, schoss es Aizawa durch den Kopf, als er dabei zusah, wie die roten Augen des Kindes zu strahlen begannen, als Hizashi ihr aufgeregt erklärte, was eine Achterbahn war. Am Ende nahm er sie sogar auf seine Schulter und lief wild mit ihr umher, was Shota nur den Kopf schütteln ließ, und er versuchte ein Lächeln zu verbergen. Manchmal konnte man fast vergessen, dass der Blonde genauso alt war wie er und sogar als Lehrer eine Autoritätsperson darstellte. Doch es waren Momente wie diese, in denen er sich daran erinnerte, was er an dem Kindskopf so liebte.

Das Herumtoben half später allerdings dabei, dass sowohl der Voicehero, als auch das Mädchen friedlich schlummerten, und nicht vor Aufregung wach gehalten wurden. Einzig Shota war es, in dessen Zimmer in dieser Nacht noch Licht brannte, weil er noch vor dem Laptop saß und nach dem Rummelplatz suchte und dabei an einer Tasse Kaffee nippte. Er brauchte schließlich einen genauen Überblick über alle Fahrgeschäfte und wo es gute Sammelplätze für den Notfall gab. Ganz unvorbereitet wollte er nicht auf diese Reise gehen, auch wenn es nun ziemlich spontan war. Nur für alle Fälle.

Während er nach Lageplänen suchte, ploppten immer wieder lästige Pop-Ups zu den seltsamsten Merkwürdigkeiten hoch, die er alle einfach wegklickte. Make-up Werbung. Diätpillen. Vermisstenanzeigen. Stellenangebote. Horrorgeschichten. Ein Umstand, der die Homepage des Freizeitparks nicht sonderlich seriös wirken ließ.

Nachdem er sich ein paar Punkte notiert hatte, nutzte er die restlichen Stunden der Nacht dafür, ein paar Fahrtgeschäfte auszusuchen, die für Eri geeignet waren. Er würde eine Liste anfertigen, die er denen in die Hand drücken würde, die auf das Mädchen aufpassten, während er die Aufsicht über die anderen übernahm. Dabei achtete er darauf, dass nichts dabei war, was sie verschrecken könnte. Es wäre immerhin ziemlich ungünstig, wenn sie sich erschreckte und dadurch ihre Macke einsetzte, während er nicht dabei war.

Müde klickte er sich durch die Fahrangeboten, als er unbeabsichtigt eines der Pop-ups erwischte. Sofort leitete ihn der Link weiter zu einer Seite, die er grummelnd zu schließen versuchte. Zu seinem Ärger fror die gesamte Website ein und ließ ihn nicht entkommen. Als die ersten Worte aufflammten, hatte er jedoch auch keine große Eile mehr, die Seite wegzuklicken. Ein dramatischer Bericht zog ihn in seinen Bann. Je weiter er las, umso unsinniger hielt er die Sache jedoch und versuchte keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden. Geistergeschichten, die sich um Rummelplätze drehten, gab es schließlich wie Sand am Meer. Aber solange davon nichts in den offiziellen Medien auftauchte, hielt er nicht besonders viel von derlei Märchen.

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