Kapitel 14 - Unerwartete Wut
Nachdem Aizawa ihm erneut versichert hatte, dass es ihm gut ginge und er am besten vorausgehen sollte, stürzte Izuku davon, um Toshinori so schnell wie möglich das Gegengift zu bringen. Während die beiden weg gewesen waren, hatte sich dessen Zustand noch einmal verschlechtert, sodass sie ihn auf die Barre gelegt hatten, nachdem Yamada wieder auf die Beine gekommen war. Die Schüler wirkten allesamt nervös, und waren erleichtert, als sie Izuku entdeckten, dem sie sofort den Weg frei machten, damit er zu dem Bewusstlosen durchkam und ihm das rettende Mittel verabreichen konnte.
Mit zitternden Händen öffnete der Junge das Fläschchen, und ließ es dabei fast fallen. Glücklicherweise halfen Momo und Tenya ihm dabei, den Inhalt in den Mund des Friedenssymbols zu verfrachten. Jetzt musste der Blonde es nur noch schlucken, damit es ihm besser gehen konnte. „Es dauert bestimmt ein wenig bis es Wirkung zeigt", versicherte Nemuri den Kindern, während sie alle erwartungsvoll auf das ausgemergelte Gesicht starrten, das immer noch kein Lebenszeichen zeigte und komplett bleich war.
Währenddessen stand Hizashi ein wenig abseits, an die Steinwand gelehnt. Das Gerät um seinen Hals hatte er abgelegt, rieb jetzt seinen Hals, der immer noch höllisch schmerzte. Während Midoriya von seinen Klassenkameraden ausgequetscht wurde, wie sie an das Gegengift gekommen waren, trat Aizawa langsam näher und lehnte sich leise stöhnend neben seinen blonden Freund. „Wie geht's dir?", fragte Shota leise und versuchte zu überspielen, dass ihm nach wie vor übel war und er kaum aufrecht stehen konnte, weil jede Faser in seinem Körper brannte. Solange er sich jedoch auf Yamada konzentrieren konnte, ließ sich sein eigener Schmerz einfach ignorieren.
„Könnte besser sein, aber nicht weiter schlimm, das Sprechen tut etwas weh. Vorhin war mir kurz ein wenig schwindelig, und allen anderen seltsamerweise auch, aber das hat sich zum Glück schnell gelegt", krächzte der Voicehero und lehnte sich ein wenig gegen den Dunkelhaarigen, um seine Nähe zu suchen. Scheinbar hatte seine Verletzung zu Beginn schlimmer ausgesehen, als es tatsächlich war und die Schmerzen, die die Illusionen gehabt hatten, vorhin war auch nicht so schlimm ausgefallen. Seine Macke sollte er in den nächsten Stunden dennoch nicht mehr einsetzen. Shota kannte diesen Zustand und wusste, dass sein Verlobter damit nur gefahrlief seine Stimmbänder so sehr zu schädigen, dass er am Ende nicht mehr sprechen konnte. Ein Nachteil bei Macken, die mit einem der fünf Sinne zusammenhingen. Normalerweise hätte er ihm jetzt einen Tee mit Honig gemacht und ihn aufs Sofa in eine Decke eingewickelt, damit er sich ausruhte. Hier drin war das allerdings nicht möglich.
„Dann hoffen wir mal, dass es Yagi auch bald besser geht", seufzte Aizawa und ließ kurz den Kopf gegen die kalte Steinwand sinken, um sich etwas abzukühlen, weil ihm so verdammt heiß war, „aber es wäre sinnvoller, wenn wir weitergehen und nicht darauf warten." Herumstehen und zu warten wäre wohl hier der falsche Ansatz. Je schneller sie hierrauskamen um so besser. Also stieß sich Shota von der Wand ab, und hielt sich kurz an Hizashi fest, als er leicht schwankte, was er jedoch damit überspielte, dass er seinem Freund einfach nur kurz den Arm tätscheln wollte. Ehe dieser jedoch reagieren konnte, wandte sich der Dunkelhaarige an einen seiner Schüler. „Mezo, hilf mir All Might zu tragen", bat er den Schüler und ging auf die Barre zu, um sie auf der Vorderseite hochzuheben, „wir sollten zusehen, dass wir weiter Land gewinnen, bevor diesem Typen etwas Neues einfällt." Er hatte nicht wirklich Lust herauszufinden, auf welche Ideen diese seltsame Gestalt noch kommen konnte. Das zuvor und die Vergiftung seines Kollegen hatte ihm vollkommen ausgereicht, um ihm zu zeigen, dass dieser Kerl eine sehr sadistische Ader und nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Vor allem, weil er davon gesprochen hatte, dass es mindestens einen Toten geben sollte am Ende.
Die Worte ihres Lehrers leuchtete den meisten Schüler ein. Nur Izuku legte seinen Kopf kurz schief und musterte das schweißbedeckte Gesicht seines Lehrers. Er erinnerte sich an die schmerzverzerrte Miene, in die er zuvor geblickt hatte, als er sich einmal nach ihm umgewandt hatte. „Sind Sie sicher, dass Sie nicht auch eine Pause brauchen, Aizawa-Sensei?", fragte der Grünhaarige unschuldig und musterte den Undergroundhero, der seinem Blick sofort auswich und ihm den Rücken zuwandte, „immerhin mussten Sie ..."
„Mit mir ist alles in Ordnung. Wenn du dich erholt hast von dem Kampf, dann können wir los. Ich möchte keine Zeit vergeuden", unterbrach Shota ihn barsch und versuchte die Barre hoch zu stemmen, um endlich vom Fleck kommen zu können. Doch der über zwei Meter große Mann war schwerer als angenommen. Obwohl Aizawa eigentlich Krafttraining betrieb, fiel es ihm unglaublich schwer, seine Knie durchzudrücken und die Barre hochzuheben. Während Shoji ohne Probleme All Might am anderen Ende hochhob, war es dem Erwachsenen nicht möglich, es ihm gleich zu tun. Stattdessen wurde Shota plötzlich schwarz vor Augen und er begann vornüber zu kippen.
„Scheiße, Shota!", rief Nemuri laut aus und schaffte es, den Dunkelhaarigen aufzufangen, während Rikido die Barre auffing, damit Toshinori nicht runterfiel und noch mehr verletzt wurde, „was ist mit ihm?" Besorgt sah sie auf das schweißbedeckte und bleiche Gesicht ihres Kollegen, ehe sie zu Izuku sah, der die Augen aufgerissen hatte.
„Er hat ziemlich viel abbekommen, aber er hat gesagt, dass es ihm gut geht!", versicherte Midoriya sofort. Wie sollte er auch anders, als den Worten seines Klassenlehrers Glauben zu schenken.
„Hat er, ja? Darauf darf man niemals vertrauen", seufzte Hizashi leise und war ebenfalls herangetreten. Vorsichtig rüttelte er an Shotas Schulter, bis dieser grummelnd die Augen aufschlug. „Er lügt ziemlich gerne, wenn es um seine eigene Gesundheit geht", erklärte der Voicehero heiser klingend und strich sachte über die bleichen Wangen des Dunkelhaarigen, „das ist eine fürchterliche Angewohnheit."
„Das stimmt nicht", murmelte Aizawa schwach, „lasst mich los, wir müssen weiter." Ohne auf die Proteste seiner Freunde zu achten, rappelte er sich hoch, obwohl er es kaum schaffte, auf seinen eigenen Beinen zu stehen. „Wir können nicht ..." Ein Würgen unterbrach ihn. Im nächsten Moment beugte er sich vornüber und musste sich übergeben. Der Drang ließ sich einfach nicht mehr ignorieren. Erneut hatte er den Geschmack von Blut im Mund, der sich mit Magensäure mischte, was die Angelegenheit nicht einfacher machte und fast dazu führte, dass er sich erneut übergeben wollte.
„Verdammt, Shota!", fluchte Hizashi und griff nach seinem Verlobten, der erneut gefährlich wankte, „du brauchst eine Pause. Ruh dich doch aus, ist doch nichts dabei. Wenn wir alle angeknackst sind, hat es keinen Sinn, so in den Tod zu laufen."
„Nein, wir haben keine Zeit!", verkündete der Dunkelhaarige erneut und schlug die Arme des Blonden beiseite. Er brauchte keine Pause, ganz bestimmt nicht. Das alles war nur Zeit raubend und hielt auf. Außerdem war es ihm egal, dass er zuvor die Schmerzen abbekommen hatte, schließlich war er an ihrer Lage hier schuld, weil er nicht genug achtgegeben hatte und der Sache früher nachgehen hätte können. Zumindest fühlte es sich so an, als ob es die gerechte Strafe gewesen wäre. „Los, weiter!"
Nicht auf die entsetzten Blicke achtend, setzte er ein Bein vor das andere und hoffte, dass sie ihm einfach folgten. Doch niemand rührte sich. „Ist das wirklich dein Ernst?", hörte er Hizashis heisere Stimme hinter sich, „gib doch wenigstens zu, dass es dir beschissen geht. Izuku hat vorhin erzählt, was ihr erlebt habt, du brauchst also nicht zu lügen, um besser dazustehen. Wir sind alle nur Menschen." Schließlich hatte er selbst zuvor auch keine andere Wahl gehabt, als in Ohnmacht zu fallen, nachdem er seine Macke überstrapaziert hatte. Natürlich war es mehr als peinlich als Profiheld, wenn man von dem Nachwuchs Hilfe benötigte den man eigentlich beschützen sollte, allerdings war daran nichts Verwerfliches. Wieso war es für Aizawa nur stets so schwer, Hilfe anzunehmen und sich einer Schwäche einzugestehen?
„Lass es, Hizashi", murrte Shota müde. Er wollte seine wenige Energie nicht dafür verschwenden, sich erklären zu müssen. Es war viel wichtiger, den Ausgang zu finden, als hier Zeit zu vergeuden, indem man unzählige Pausen einlegte und über seine Gesundheit plauderte. „Für sowas ist später Zeit, wir müssen weiter", fügte er an, in der Hoffnung, dass es helfen würde, seine Freunde milde zu stimmen.
Die waren jedoch alles andere als begeistert von seinen Worten. Mit wenigen Schritten war Yamada bei seinem Freund und hielt ihn an einem Arm zurück. „Ist es nicht. Wenn du so weiter machst, wird es irgendwann kein später mehr geben! Du ignorierst ständig deine Grenzen! Also setz dich endlich mal hin, du beschissener Idiot und ruh dich aus", fuhr er ihn an und schubste ihn unsanft gegen die Steinwand.
Überrascht darüber, riss Shota die Augen auf, wehrte sich jedoch nicht, weil ihm dazu ohnehin die nötige Kraft fehlte. „Ich habe es so satt, dir ständig nachzulaufen, und auf dich aufpassen zu müssen", fuhr Hizashi fort und wurde dabei immer lauter und wütender, wodurch er auch unbedacht seine Macke aktivierte, und die Wand hinter Shota leicht vibrierte, „seit Jahren scheinst du darum zu betteln, irgendwann einfach getötet zu werden und stürzt dich in jedes noch so große Unglück, als wärst du unverwundbar. Als gäbe es keine Menschen, die dich lieben und Angst um dich haben. Weißt du, wie mies man sich dabei als dein Freund fühlt, vor allem als dein Verlobter, wenn man dabei zugucken muss? Aber ... wenn du unbedingt sterben willst, dann helfe ich dir dabei!" Kaum hatte der Blonde zu ende gesprochen, schlossen seine Hände sich um Shotas Hals und drückten zu. „Du bist ein verdammt beschissener Verlobter!"
„Was macht ihr denn?", fragte Nemuri fassungslos und eilte zu den beiden, versuchte Yamada von dem Dunkelhaarigen wegzuzerren, doch sein Griff lockerte sich keinen Millimeter, „komm schon, das ist nicht witzig, Hizashi! HIZASHI!" Verzweifelt sah sie zwischen den beiden hin und her. Shotas Gesicht wurde langsam blau, während Hizashis Blick unglaublich starr wirkte und er weiter zudrückte. „Ich weiß du bist wütend, aber das ist einfach irrsinnig!" Langsam wurde sie panisch. Wieso ließ der Blonde nicht los? Stattdessen drückte er immer fester zu, während Aizawa sich kaum wehrte und langsam zu Boden sank, und das Bewusstsein verlor. Das war eindeutig kein Scherz!
Die Schüler blieben wie angewurzelt stehen, starrten geschockt auf die Szenerie, ehe Todoroki eine Bewegung in der Ferne ausmachte und sich umwandte. Weit entfernt stand jemand auf dem oberen Rand der Wände und starrte mit glutroten Augen zu ihnen hinüber. „Was auch immer grade passiert, aber der Typ scheint daran beteiligt zu sein!", erklärte Shoto und deutete auf den Fremden.
„Wir müssen ihn aufhalten, sofort!", stellte Izuku fest. Mittlerweile war der Junge seiner Lehrerin zur Hilfe geeilt, und versuchte ebenso, Present Mics Griff zu lockern. Vergebens. „Beeilt euch!" Der Voicehero hatte mehr Kraft, als man ihm ansehen konnte und Midoriya wollte seinem Lehrer nicht den Arm brechen, aber wenn es nicht anders ging, musste er es wohl tun.
„Hanta! Kannst du gezielt dein Tape auf ihn schießen? Dann kann ich versuchen, es in der Luft zu vereisen, damit sie zu Geschossen werden", schlug Shoto vor. Ein Fernangriff wäre einfacher, als wenn sie nun in das Labyrinth laufen würden, um nach der Stelle zu suchen, wo der Angreifer oben stand. Bis sie ihn gefunden hätten, wäre Aizawa längst tot. Der Dunkelhaarige nickte und krempelte die Ärmel hoch, ehe er begann sein Tape abzufeuern.
Währenddessen schaffte Izuku es, Mic so fest zu packen, dass er den Griff lockern konnte. Doch nur einen kurzen Augenblick später waren es Midnights Finger, die sich um den Hals von Aizawa schlossen, der längst kraftlos zu Boden gesunken war. „Ich habe es auch satt, mir ständig Sorgen machen zu müssen. Am besten wir beenden es jetzt gleich, dann sind wir dich und deine furchtbar undankbare Art endlich los! Du bist ein verdammt mieser Freund!", keifte sie plötzlich.
„Verdammt", entfuhr es Midoriya, der damit zu tun hatte, Yamada auf Abstand zu halten, „ich brauche Hilfe!" Sofort wickelte sich Tsuyus Zunge um Nemuris Oberkörper, um sie wegzuziehen, was allerdings nicht wirklich funktionierte und Mina ebenso zu Hilfe eilte. „Bitte lassen Sie los!"
Glücklicherweise gelang der Plan von Shoto sehr gut. Die vereisten Tapegeschosse lenkten den Angreifer ab. Die Macke wurde gelöst. Sowohl Yamada als auch Kayama ließen die Arme sinken und gaben es auf, Shota erwürgen zu wollen. Vollkommen verwirrt starrten die beiden die Schüler an, die sie festgehalten hatten, ehe ihr Blick auf den Dunkelhaarigen fiel, der bewusstlos am Boden lag. „Scheiße ...", murmelte Mic und wollte sich von Izuku losreißen, um nach Shota zu sehen, doch der wollte ihn zur Sicherheit noch nicht freilassen.
Stattdessen war Shinsou auf Aizawa herangetreten und fühlte nach einem Puls. „Er lebt noch", verkündete er erleichtert, „was zum Teufel war das gerade?" Wütend funkelte er den Blondschopf an, der verzweifelt auf seine Hände blickte.
„I...ich ... weiß es nicht", erklärte Yamada flüstern und sank auf die Knie. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Auch Midnight schien vollkommen fertig zu sein, nachdem, was sie gerade fast getan hätte.
„Der Kerl, der da hinten stand, hatte wohl eine Macke, die dafür gesorgt hat. Seine Augen haben aufgehört zu leuchten, nachdem wir ihn angegriffen haben. Es sah genauso aus wie bei Aizawa-Sensei, wenn er Löschung einsetzt!", berichtete Todoroki und sah sich um, damit sie nicht noch einmal angegriffen werden konnten, „wir müssen besser aufpassen!" Eigentlich sollten sie, nachdem sie alle einfach entführt worden waren und einer ihrer Lehrer unbemerkt vergiftet wurde, ein wenig achtsamer sein.
Seine Mitschüler stimmten ihm zu und waren sich auch einig darin, erst einmal eine Pause einzulegen. Momo stellte auch für Aizawa eine Trage her, falls sein Zustand länger andauern würde und sie schnell weiter müssten, doch für die nächsten Stunden, würden sie einfach eine Rast einlegen und Wachen bestimmen, die zum einen darauf achtgaben, dass sich ihnen niemand näherte, und dass weder Mic noch Midnight noch einmal in die Nähe des Bewusstlosen kamen, der von Eri und Hitoshi bewacht wurde.
Dabei waren die beiden ohnehin zu geschockt, um sich ihm zu nähern. Ob es nun eine Macke gewesen war, oder nicht, aber das Wissen darum, dass sie ihren Freund fast getötet hatten, lastete schwer auf ihnen. Vor allem Hizashi war vollkommen aufgelöst und blickte starr auf seine Hände. Dabei hing sein Blick auf dem Ring an seiner Hand. Wie hatte er das seinem festen Freund nur antun können?
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