22- Nur ein Fehler

22- Nur ein Fehler

"Diese Wölfe müssen doch den Verstand verloren haben!", keifte die graue Wölfin. "Haben diese Dummköpfe überhaupt noch einen Funken Verstand in ihrem Kopf?" "Ich glaube nicht", erwiderte eine roter Wolf. Eine weitere Wölfin, deren Fell gelblich schimmerte, gesellte sich zu ihnen. "Es ist schlimm, das mit ansehen zu müssen, nicht wahr?", stelle sie die Frage in den Raum, deren Antwort eigentlich schon klar war.

"Unzählige Monde lebten die Wölfe in Frieden, aber dann muss diese Ordnung ja unbedingt von ein paar geisteskranken Wölfen in Frage gestellt werden", meinte die Graue verbittert. "Nur, dass diese geisteskranken Wölfe deutlich in der Überzahl sind", erwiderte der Rote. "Wären wir nicht hier, könnten wir ihnen helfen. Zusammen wären wir in der deutlichen Überzahl, aber wir können hier ja verdammt nochmal nicht weg!", knurrte die Graue. Sie wusste nicht, wie sie ihre Wut auslassen sollte.

"Wir hätten damals nicht zulassen dürfen, dass einige von ihnen überleben", überlegte die Gelbe. "Damals waren wir zu gütig. Wir haben immer noch daran geglaubt, dass in diesen Wölfen ein Funken Gutes steckt."

"Was ein grundlegender Fehler war!", erwiderte die Graue. "Wir hätten dem ein Ende setzen müssen. Wir haben doch angesehen, was diese Wölfe noch einen Mond vorher mit ihren Freunden und Familien gemacht haben. Das hätte doch schon ein sehr deutliches Zeichen für uns sein müssen, dass diese Wölfe keinen Funken Gutes mehr haben, sondern durch und durch böse sind!" Andere Wölfe gesellten sich zu der Grauen, der Gelben und dem Roten. "Es war ein Fehler, wie wir damals gehandelt haben", erklärte ein anderer Wolf. "Nur leider können wir ihn nicht rückgängig machen."

"Dieser Fehler bedeutet aber, dass diese Wölfe sich vermehren konnten, Hass und Zwietracht gesät haben und nun der Meinung sind, sie könnten die Ordnung, die sich die überlebenden Wölfe auf der Großen Ebene über Monde hinweg aufbauten, mit einem Krieg wiederherstellen", sprach die Graue. "Nun rege dich doch nicht so auf", beschwichtigte der Rote sie. "Wir können es doch nicht ändern."

"Oh, ich wünschte, ich könnte etwas ändern", knurrte sie. "Es war damals an der Zeit, dass wir den Wölfen ein Zeichen setzten, dass sie so nicht weiterleben konnten. Die meisten haben diese Möglichkeit genutzt, doch der kleine Teil, der sich dem widersetzt hat, ist jetzt zu einem großen Problem geworden." "Sie haben sich alles überliefert, von Generation von Generation", murmelte die Gelbe. Obwohl sie so leise sprach, konnten alle anderen Wölfe ihre Worte trotzdem verstehen.

Die meisten lauschten betreten der Diskussion zwischen den drei Wölfen, nur wenige wagten es, sich einzumischen. "Dabei haben sie vergessen, warum es damals so gekommen ist. Die Wölfe, deren Vorfahren in die Berge zogen, um das Rudel der Steine zu vertreiben, haben einen Fehler begangen. Fehler kann man nicht vermeiden, sie geschehen einfach. Ob aus Unwissenheit oder Unüberlegtheit... das kann man nie sagen, aber das wichtigste ist doch wohl, dass man aus seinen Fehlern lernt", erklärte die Gelbe. Zustimmendes Gemurmel erhob sich unter den anderen Wölfen.

"Nur haben sie das nicht", erwiderte die Graue verbittert. "Sie haben nicht aus ihrem Fehler gelernt. Im Gegenteil: sie verkehren den Sinn von Wahrheit und Lüge und begehen dabei einen noch viel größeren Fehler." "Das kann man nicht verhindern. Wir können nicht die Gedanken eines jeden Wolfes kontrollieren. Ich glaube auch, dass wir ebenfalls einen Fehler begangen haben", überlegte der Graue. Erstaunt sah ihn die Gelbe an.

"Was meinst du damit?" "Wir haben nicht dafür gesorgt, dass die Wölfe einsehen, dass sie etwas falsch machen. Wir haben sie ziehen lassen und somit haben wir dafür gesorgt, dass sie sich von uns abgewendet haben und ihre eigenen Sternenwölfe erschaffen haben. Diese bestehen aus den Wölfen, die beim Waldbrand ums Leben gekommen sind, es sind die Wölfe, die wir als die Bösen bezeichnen würden. So vertieft sich natürlich der Hass und die Gier nach Rache wird nur noch größer", vermutete der Rote. "Sie werden dafür sorgen, dass die Große Ebene wieder ins Verderben gerät. Und das einfach, weil man nicht aus seiner Vergangenheit lernt", sagte die Graue. "Sie müssten doch wissen, dass man mit Kriegen in den seltensten Fällen etwas Gutes erreicht, im Gegenteil."

"Wir können es nicht verhindern, aber wir können den Wölfen helfen", überlegte ein Wolf aus der Menge heraus. "Es gibt genug Wölfe im Rudel, die zu Außergewöhnlichem fähig sind. Wir müssen ihnen nur zeigen, dass sie auf sich vertrauen können, dass sie es schaffen können, wenn sie nur den Mut dazu haben." Die anderen Wölfe stimmten ihm zu. Sie murmelten nicht leise vor sich hin, sondern jaulten ihre Zustimmung laut hinaus.

"Wir werden nicht zulassen, dass es nochmal zu einer solch großen Katastrophe kommt", sprach die Graue. "Fehler sind geschehen, Fehler werden geschehen, das wird immer so bleiben. Aber es gibt auch Fehler, die man verhindern kann!"


ENDE ZWEITER TEIL

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top