die maus und das biest

Als die Luft langsam frischer wird, schaltet Juliana ihre kleine Musikbox an.

Ich habe aufgehört, mir den Kopf über ihre Eigenarten und ihr schweigsames Auftreten zu zerbrechen.

Nur verstehe ich nicht ganz, wieso wir nebeneinandersitzen und uns trotzdem manchmal nur still anschauen.

Kann es sein, dass sie schauen will, wann ich auf ihr Verhalten reagiere?

Sie schreibt in ihrem Collegeblock etwas auf, hastig zieht sie den Kugelschreiber über das vergilbte Papier. Nach einer Denkpause schaut sie mich an. Kurz brennen sich wieder unsere Augen ineinander, bis ich den Blickkontakt abbreche.

Düster ertönt der Gesang über das Teerdach.

Wie eine finstere Gewitternacht, durch die der Sänger rennt, nur nicht mehr aus Angst, sondern aus Entschlossenheit.

Und es berührt etwas in meiner Brust, als meine Mitbewohnerin singt.

„There's nothing left, the fear is gone!", über Dinge, die vergraben sind in der Vergangenheit, die jeder von uns verdrängen will.

Ich lausche weiter, die Haut an meinen Armen kribbelt.

„And when my heartstrings come undone I will wait for you, pray for you."

Ich denke an jemanden, obwohl es nicht lange her war.

Nur konnte ich nicht bei diesem Menschen bleiben, als das alles zu Ende ging.

Mir hätte das doch klar sein müssen, jedem wäre es klar gewesen.

Aber wie hätte ich das denn richtig verstehen können?

Auf meiner Hand spüre noch ihr blondes Haar. So weich, diese ganz kleinen Wellen im Haar.

Es ist vorbei, weil ich es nicht kommen sehen konnte.

Blind, weil ich halt keine Empathie habe.

Fuck, meine Finger bohren sich in die Armbeuge.

Trotzdem rinnen mir Tränen rinnen über das Gesicht.

Ich spüre ihre kleine Hand auf meiner Hand.

Kann das sein, dass das alles nicht real war?

Vielleicht einfach nur die Einbildung eines naiven Jungens mit zu viel Fantasie.

Nein, das kann nicht sein, ich schüttle meinen Kopf.

Vorsichtig kneife ich meine Augen zusammen und nach einem Sekundenbruchteil zerfällt der blasse Teint zu einem kaffeebraunen Hautton.

Warm und voller Mitgefühl blicken Julianas Augen in meine.

„Ich weiß nicht, wie das gehen soll!"

Sie verzieht ihren Mund.

„Ich bin in der Hauptstadt und trotzdem werde ich das nicht los. Und jeder lebt, als wäre der Schmerz nicht von Bedeutung."

„De-de-denk daran", sie stockt, schaut sich suchend um und atmet aus.

Mir ist es egal, wie lange sie überlegt. Es macht keinen Unterschied, nein.

„Ich bin da. Wenn du darüber reden willst", ihre Hände umgreifen ihre Halskette aus Metall. „Freiwillig natürlich."

„Ich kann nicht", mein Körper fühlt sich so verdammt betäubt an. „Vergiss es bitte", ich stehe auf. Diesen Ort will ich nicht auch noch belasten mit der Leere, die meinen Kopf so voll macht und wie ein Pistolenlauf auf der Brust liegt.

Sie klettert mit mir die Leiter runter und stellt sich an die Brandschutztür. Ihre Hand reicht mir einen Schlüssel, der aus einem Stück Coladose geschnitten wurde.

„Für das Dach. Löst auch nicht den Feueralarm aus."

„Okay", mehr fällt mir dazu nicht ein, als ich ihr den Schlüssel reiche, mit dem sie die Tür öffnet.

Ohne etwas dazu sagen zu können, gehen wir runter.

Aus manchen der Holzstufen schauen grobe Splitter heraus. Entsprechend würde das Geländer aussehen, wenn es nicht aus Metall bestehen würde. Außer ein paar verbogenen Streben hält das alte Werksmaterial.

„Warum hast du nach einem neuen, unbekannten Mitbewohner gesucht? Mir kommt es vor, als würdest du viele Leute schon kennen."

Sie bleibt vor mir stehen und blickt mich aus dem Augenwinkel an. Zumindest glaube ich, dass sie es tut, das gelockte Haar verdeckt ihr Gesicht.

Kurz hält sie sich an dem Geländer fest und geht weiter die Treppe hinunter.

Bisschen naiv ist es schon, dass ich wirklich gedacht habe, sie würde mir antworten.

Nur, kann ich das nicht erwarten? Wir chillen auf dem Dach und sie kümmert sich um mich, als ich heulen musste.

Warum sollte man sich sonst anders verhalten, außer, dass sie mich manipulieren will?

Aber was soll sie davon haben?

Ich bin jünger als sie. Viel verdiene ich auch nicht.

Mann, ist mir zu viel Kopfarbeit. Sie öffnet die angelehnte Tür zu unserer Wohnung.

Das passt schon, streu dir Weed in deine Zigarette, dann geht das klar.

Mit meinem Grinder, den ich mal in Prag gekauft habe, mahle ich das zu unrecht illegalisierte Gras, streue es mit Tabak in das Blättchen und baue mir einen.

Ich ermahne mich selbst, dass ich den Joint nach ein paar Zügen ausmache, nur weiß ich, dass ich das definitiv nicht vorhabe.

So lehne ich mich aus dem Fenster, gebe mich meinem Laster hin und lese. Nicht klassisch mit einem Buch in der Hand, sondern auf so einer App, die neben sehr eigenartigen Fantasien mit einer aufgelösten Boyband echt gutes Zeug haben kann.

Fast schon unangenehm liegt mir das Grinsen im Gesicht, als ich mir die Gedanken einer Autorin gebe, die sie in die von einem unsterblichen Protagonisten eingeflossen hat, der immer wieder versucht sich umzubringen.

Einfach aus einer THC-induzierten Laune heraus lache ich, als Kraftklub gerade singt, dass sie sich alles in die Bong hauen, was ihnen in die Finger kommt.

Sollte man sich nicht immer so fühlen können?

Aber immer.

Nach einer ewigen Zeit drücke ich den winzig kleinen Stummel in der Kokosnussschale aus.

Keine Ahnung, wo ich die gefunden habe, ist aber irgendwie haariger als so ein Aschenbecher. Haare sind so komisch, besonders am Körper.

Aber enthaarte Kokosnüsse sind komisch. Warum eigentlich?

Sollten nicht Feministen behaarte Körper haben dürfen? Also auch die weiblichen?

Aber es wäre cool, wenn auch hetero-Männer sich rasieren lassen, dann kann man die nicht von Schwulen und Radfahrern unterscheiden. Macht das überhaupt Sinn? Ich glaube nicht so viel.

Diese Einstufung ist echt nicht das, was ich feiere, das wird einem spätestens klar, wenn man außerhalb der Norm ist. Konsequentes Schubladendenken ist auch nur die Leistung, auf die kleine Egos stolz sind. Aber es gibt immer mehr als das, nur wissen das nicht alle.

Diskriminierung geht gar nicht, außer bei Schokolade. Da muss ich zugeben, dass nur eine weiße Schokolade echt gut ist, die restliche schmeckt halt nur süß und dann sauer im Hals. Tut mir Leid, aber mit dem Rest werde ich nicht glücklich, Mann.

Erstaunt betrachte ich meine Hände, die sehen so echt und groß aus. Und die Zahlen der Uhr. So perfekt kantig wie Arnold Schwarzenegger.

„Eric?", sie steht da im Raum.

„Ja?"

„Wollen wir zusammen noch einen smoken?"

Ihre Augen gerötet, als stände ich vor ihr, bevor ich vor ihr stehe.

„Ja, was hast du denn da?"
„Amnesia Haze, das baut mein Großhändler an. Brandenburg, wo keine Sau ist."

„Brandenburg ist trotzdem schön."

Sie lächelt, so klar und rein wie die klitzekleinen Kristalle auf den Blüten. Sie tut es echt selten.

„Du hast", ich nicke bekräftigend. „Ein schönes Lächeln."
Sie blickt mich wie ertappt an. Nur sehen ihre Augen auf Rot so bedrohlich aus ohne das Lächeln.

„Sorry, ich wünschte, ich könnte in deinen Kopf schauen, um immer die richtigen Worte für dich zu finden."
Vorsichtig ziehen sich wieder freudige Mundwinkel in ihr sonst so leeres Gesicht. „Ist doch okay."

Fast schon andächtig zeigt sie mir die Blüte in der Hand.

„Das glänzende sind die Trichome", sie hält das Stück Natur ins Licht.

So wunderschön glitzern die winzigen Kristalle auf dem Produkt der hochgezüchteten Pflanze Das Moosgrün strahlt mit dem blassen Orange um die Wette.

Vorsichtig mahlt sie den Bud in Grinder aus Edelstahl und streut weitere mir fremde Blätter in den Joint.

Aufmerksam verfolge ich wie der Rauch emporsteigt, der Deckenlampe entgegen. Majestätisch und wild.

„Was für ein Zeug ist das?", ich zeige neugierig auf die Tüte mit hellbraunen Blättern.

„Kanna, zusammen geraucht bekommt das einen echt guten Turn."

„Aber woher weiß ich, dass du mir nicht den Kristallmettigel runterrührst?", ich grinse.

„Ne, das konsumieren meine Heimatleute in Afrika. Das ist von der Kannapflanze, die ist krass. Krasser ist es nur, wenn du Kannaextrakt mit Gras in die Bong oder Vapo haust oder sniefst. Nur erinnert mich letzteres an Kokain", sie verzieht ihren Mund.

„Was stört dich an Kokain?"
„Klar, die Wirkung hat etwas, nur finde ich es dumm."

„Wieso, das ist ja ein anderer Stoff?"

„Ich finde das Schnupfen einfach nicht schön. Du bist gierig auf den Rausch, ohne den Wirkstoffen ihre Zeit zu geben und überhaupt etwas zu schmecken."

„Stimmt, so habe ich es noch nicht gesehen", ich nicke.

Sie reicht mir den im Long Paper gezähmten Löwen.

Zitrone mit einer würzigen Schärfe strömt durch meine Lungen.

„Baut dein Großhändler das nach Demeter an?"

„Ne, da müsste er bei Vollmond sein Heu oder Stroh umschaufeln. Beides hat er nicht", sie kichert.

„Ohne Scheiß, muss man das wirklich, wenn man das Siegel haben will?"
„Ein Freund von mir, der bio arbeitet, sagt ja."

„Wenigstens baut er dann regional an."

„Davon wären die Bullen trotzdem nicht begeistert."
„Polizist in der Hauptstadt zu sein stelle ich mir voll komisch vor", ich kichere und reiche ihr den Dübel wieder.

„Was ich eigentlich sagen wollte", sie zieht und inhaliert die potente Zitronenschärfe und atmet frische Luft ein. Wie ein übermächtiges Fabelwesen lässt sie den dichten Rauch aus dem Mund strömen. „Ja, du hast ja gefragt und ich habe nichts gesagt." Sie schaut mir lange in die Augen. Ihre Nase wirkt so eigenartig schön. Bisher kannte ich nur eine Nase, die an sich ästhetisch war, sonst wirken sie irgendwie hässlich.

„Ja, vorher habe ich mit jemand anderem hier zusammengelebt. Nur viele meiner Freunde kennen den und würden den auch hier einladen. Aber ich wollte das nicht mehr", eigenartig, sie und ich ziemlich high. Trotzdem ihr Blick, der zu viel gesehen und geweint hatte und leer geworden ist. Keine Träne mehr, kein Schmerz, Apathie.

„Mann, das hört sich scheiße an."
„Ist es, wir sind zusammen gewesen, aber ich wollte das halt nicht mehr. Aber wenn jemand meiner Freunde hier wohnt, laden sie das Arschloch ein."

„Langsam verstehe ich."

„Außerdem wollte ich auch jemand anderen außer mein Freundeskreis kennenlernen. Sonst fühlt man sich einsam", sie reicht mir den Joint zurück. „Bitteschön. Wir beide wissen, ich mache es niemanden und auch mir nicht einfach mit meiner Art", sie lächelt verlegen.

„Können wir auch so sozial sein, wenn wir nüchtern sind? Du bist keine Druffifreundin, sondern meine Mitbewohnerin."

„Wenn ich etwas smoke, geht das irgendwie. Ansonsten nicht, ich bin ausgebrannt", sie sucht Verständnis mit ihren glänzenden Augen. „Ich will wie heute morgen auch nicht so fordernd sein. Nur sind Wut und Egoismus das letzte Stück Antrieb, den ich habe. Aber eigentlich will ich das nicht, sondern einfach reden können, wie jeder glückliche Mensch auch."

„Was soll ich da anders machen?", ich blicke in ihre Pupillen, die fast schon ihre Augenfarbe verdecken und versuche mir mein Grinsen zu verkneifen. Irgendwie spüre ich in mir wieder etwas Mitgefühl.

„Warum grinst du so?", sie blickt mich mit ihren Eulenaugen an.

Meine Rippen beben vom Kichern.

Verwundert neigt sie den Kopf, was mich noch mehr an das Tier der Weisheit erinnert.

„Sorry", ich zwinge mich normal zu atmen. „Du schaust, als hätte dir Emma Teller gegeben", schmerzvoll stechend ziehen sich meine Mundwinkel hoch.

„Sag nichts, Kanna hat dir auch welche gegeben", sie kichert.

„Ich wollte fragen", ich kämpfe meinen Lachanfall zurück. „Was ich denn tun kann, wenn du so fordernd bist."

„Lass das nicht an dich ran. Das ist meine einzige Art, wie ich mit Menschen reden kann. Selbst freundschaftlich", sie breitet ihre Hände aus. „ bekomme ich Panik, wenn ich versuche mich anders zu verhalten."

„Wann erkenne ich, dass du mich ausnutzt?", frage ich.

„Ich will das nicht, darum suche ich faire Gelegenheiten, wie Dienste in der WG und Schulden bei mir. Mach das ruhig wie immer, damit ich überhaupt weiß was ich zu dir sagen kann."

„Das hört sich an, als könntest du Unterstützung gebrauchen."
„Ich weiß, aber ich kann mich einfach nicht ausdrücken, außer jetzt", sie schüttelt ihren Kopf.

Ich nicke stumm und schließe die Augen, meiner Meinung nach eine gute Methode, um das zu verarbeiten.

Vor mir sehe ich einen düsteren Wald. Aber mit dem glühenden Licht in meiner Hand fürchte ich mich nicht.

Wie aus dem Wasser auftauchend perlt diese Vision an mir ab, als ich mich mit offenen Augen umschaue.

Die surrealen Muster aus Bögen, Blumen und Mandalas auf dem Teppich unter uns atmen zaghaft, als wollten sie nicht, dass ich sehe, dass sie voller Leben sind.

„Habt keine Angst", höre ich mich zu denen sprechen.

Wie aufeinander zu laufende Wellen schwappen die dunklen Farben der Muster über den Teppich.

Keine Ahnung warum alte Leute psychedelische Teppiche feiern, nur ist das geil. Da weiß man auf LSD oder Gras, was man anstarren kann. Hypnotisch wie Klötze einer Dominobahn, von denen man den Blick nicht lassen kann.

„Magst du Musik?"
Es gehört zusammen, die Bäume, der Rapper in der Bluetooth-Box und der Moment.

Über meine Erkenntnis lache ich auf, auch wenn ich eigentlich gar nicht weiß, was ich verstanden habe.

Ein neues Bild entsteht in meinem Kopf. Das kitzelnde blonde Haar.

Ich blinzle, mein Herz pocht vor Energie.

Wie ist es wieder zurück zu sein?

Schwer fühlt sich der Gegenstand in meiner endlich sitzenden Jacke an.

Eigentlich ist es ja nicht meine.

Gestohlen aus einer kindlichen Laune heraus.

Nachdenklich fahre ich durch das Karomuster, was wie der Rest des Raumes zu kleinen Pixeln wird.

Wir schweigen, die Musik fühlt sich an wie eine Blase, vollgepackt mit weichem, warmen Nebel. Nur wirken die Dinge auch fast erschreckend, wenn ich sie aus der Ferne nicht kommen sehe.

„Eric?", ihre Stimme hört sich für einen Moment zu vertraut an, Juliana schaut mich an.

„Lass dich komplett darauf ein."

„Okay", ich schließe meine Augen.
Es kommt heraus, lange vor mir verborgen.

Trotzdem ist es gerade okay. Gegen die Angst in einem Teil meines Körper ist ein Kannakraut gewachsen, übrig bleibt Mut.

Ihr Haar weht an der Backsteinwand, so blond und blutig strahlend. Aber ich weiß, dass es nicht mehr real ist, wie diese Dunkelheit unter den unzähligen Baumkronen.

Nur kann ich mir dem sicher sein, wenn mein Herz darum zu tausend Stücke gesplittert ist?

Den Joint reiche ich wieder an sie. Ihre warme Hand nehme ich kurz auf meinen kalten Fingern war.

Und es ist so, ich schaue hin, etwas ist in Bewegung, nur ist sie das nicht.

Auch nicht der dunkle Wald mit Polizisten. Sie sind schon lange nicht mehr da. Trotzdem ist das doch Schicksal, eine kurze Zeit bei einem Dealer aufzuwachsen und einen als Mitbewohnerin zu haben.

„Ist nicht alles Schicksal?"

„Meinst du, dass das passieren sollte?"
„Es ist egal, wir verändern nur etwas, wenn wir es tun!", nachdenklich ziehe ich mein Butterfly-Messer aus meiner Jacke. „Du kannst damit echt coole Sachen machen."

Vorsichtig entriegele ich die Waffe, die einst riesig in meinen Händen war. Schwarze Pixel bilden sich auf dem Gegenstand, der leicht in meiner Hand zittert.

„Lass besser, du schneidest dich sonst", sie legt die Hand auf die zwei Metallgriffe, in der die Klinge sich verbirgt.

„Lass mal, ich will nur einen Trick machen", vorsichtig bedeute ich ihr, ihre Hand wegzutun.

„Aber nur einen Trick!"
„Es ging bei dem Messer nie um Gewaltandrohung. Einfach nur eine Angewohnheit wie rauchen oder Kaugummi kauen", ich nicke. „Finger können viel, wenn du nur übst", ich lasse die Klinge nah an meinen Fingern vorbeifliegen und greife nach dem anderen Griff.

„Das hört sich etwas falsch an", sie lacht.

„Mann, das ist mir schon ernst", trotzdem kann ich mein Lachen nicht unterdrücken, Will auch gar nicht.

„Entspann dich mal, Eric!", sie kichert.

„Wann darf man sich entspannen, wenn der Sturm da ist?"

Der Sturm im Wald, da draußen in den Menschen. Als die Perfektion für immer getrübt wurde. Als ich müde geworden bin und es eigentlich keinen Grund gegeben hat, mich weiter zu verstellen.

Aber Erkenntnisse sind hart, besonders, wenn ich mich nur ablenken will.

„Du bist mehr als irgendein Sturm. Ja, es macht auch nicht vor mir Halt. Nur ist das alles temporär", sie grinst, als sie weiter inhaliert.

Tiefer schwebt Pink Floyd durch den Verstand. Einfach so, als wäre es ein eigener Gedanke. Ist es auch, für jemand nüchternes wäre das ein Song, den man vielleicht skippt, ohne es überhaupt zu genießen. Mit Coming Back To Life fühle ich das Leben, allein schon in der kunstvollen Zeichnung des Baumes an der Wand. Einfach so haben unzählige Zellen nichts besseres zu tun, als miteinander zu arbeiten, um einen Baum oder Menschen zu erschaffen. Das kann doch nicht einfach ohne Sinn sein. Aber warum denke ich das dann über mein Leben?

„Du wirkst die Tage so ruhig, wie machst du das?"

„Nein, nichts ist besser geworden", ich schüttle den Kopf „Aber ich kann nichts wirklich tun, darum tue ich nichts mehr."

Sie nickt und schaut in die Leere. In die Wälder der Bedeutungslosigkeit.

Dunkler Nadelwald, wo ich innerhalb einer Zeit vom Kind zum Jugendlichen werden musste. Danach zu einen desillusionierten Erwachsenen.

Dinge werden halt echt nicht besser, wer das sagt ist ein Idiot.

Aus dem Nichtstun, aus der Machtlosigkeit gibt es keinen Weg zurück.

Aber hätte ich so werden müssen?

Unscharfe Muster schälen sich vorsichtig aus den Wänden.

Auf LSD damals wurden diese Formen zu Augen, die sehen.

Jetzt flackern sie nur wie eine Störung eines alten Fernsehers.

Ich lächle über diese Reise in mein Bewusstsein, obwohl ich so etwas eigentlich nie wieder tun wollte. Das macht man nicht, wenn man so unzufrieden sein will, wie man gerade ist.

Ein Tier tut den Instinkten nach, bis es das nicht mehr kann.

„Manche Mäuse werden von einem Parasit befallen, der deren Angst vor Katzen ausschaltet", höre ich mich sagen.

„Meinst du Toxoplasma Gondii?"

„Genau, dieser Parasit. Ich bin so eine Maus geworden", mein Gesicht kribbelt.

„Shit, ich auch!"

Safer-Use-Regeln inspiriert von "Lasst Drogen Sprechen" (btw eine sehr gute Geschichte) von clubmische .

- Wenn es einem schlecht geht wie Eric und Juliana, sollte man keine Droge (hier Kanna und Cannabis) konsumieren. Dadurch kann der Rausch negative Emotionen verstärken und eine ungesunde Ablenkung werden, die die Abhängigkeitsgefahr steigert.

- Cannabis hat wie LSD und Magic Mushrooms ein psychedelisches Potenzial. Weil Eric bereits mit LSD seine Erfahrungen gemacht hat, können bei ihm Flashbacks beim Kiffen auftreten. Heißt, beim konsumieren von Cannabis kann sich seine Wahrnehmung viel stärker verändern, wie es typisch wäre auf LSD. Diese Erfahrung kann sehr unangenehm werden, besonders, weil Eric so etwas nicht noch einmal erleben wollte.

- Für seine Sicherheit sollte Eric in Erfahrung bringen, wie neue Sorten wirken und welche Wirkgehalte diese haben und erst, nachdem er nüchtern ist, etwas vom Amnesia Haze konsumieren. 

- Durch Mischkonsum (Cannabis + Kanna) steigen die Nebenwirkungen. Eric hätte erst Erfahrung sammeln sollen mit beiden Substanzen im Monokonsum. Außerdem hätte er sich genauer informieren müssen wie Kanna wirkt und ob er das so auch will.

- Kanna kann, MUSS aber nicht die Angst von Eric mildern. Genauso gut hätte es bei ihm mit dem Gras auch eine Panikattacke auslösen können.

- Cannabis auf dem Schwarzmarkt wird auf immer höhere THC-Werte (THC ist hauptverantwortlich für das High) gezüchtet und die CBD-Werte (CBD wirkt beruhigend und antipsychotisch) werden vernachlässigt. Darum ist es für Juliana und Eric sinnvoll legal erhältliches CBD zu nehmen, während sie konsumieren, um den Rausch etwas abzumildern. Dadurch wird auch das Risiko, dass das THC eine unterschwellig vorhandene Psychose auslöst, gesenkt.

- Wer Cannabis konsumiert, sollte entweder pur konsumieren oder mit Knaster. Tabak dazu zu nehmen, belastet den Körper mehr und steigert das Risiko von einer zweiten Substanz abhängig zu werden. In dem Fall ist es bei Eric okay, weil er so oder so Tabak raucht.

- Um weitere Risiken zu minimieren ist es sicherer, Cannabis in einem Vaporizer zu konsumieren, statt es zu rauchen.

- Juliana hätte Eric sein Messer abnehmen müssen auf seinem psychedelischen Trip. Bei so einer Erfahrung kann Eric vergessen, dass das Butterfly-Messer gefährlich ist und sich unwissentlich verletzen.

- Eric ist zu jung für LSD und Cannabis. Mit siebzehn ist sein Gehirn noch im Wachstum und Cannabiskonsum kann der Entwicklung des Gedächtnisses schaden. Erst mit 25 Jahren ist das Gehirn vollständig entwickelt und erst ab da ist Cannabiskonsum am sichersten, wenn der Erwachsene die restlichen Safer-Use-Regeln einhält.

- Keine wirkliche Safer-Use-Regel, trotzdem wichtig, Eric ist klar geworden, dass er nicht nur die berauschten Momente mit Juliana teilen will. So etwas kann belastend sein, wenn eine Freundschaft oder Beziehung nur auf Drogen aufbaut und man sich sonst nichts anderes teilt.

- Psychedelische Substanzen decken Dinge in Einem auf und dadurch können ganz neue Sachen klar werden. Wer wie Eric für so eine Erfahrung nicht offen ist, sollte solche Stoffe nicht konsumieren. Denn es besteht die Gefahr eines Badtrips, bei dem der Trip aus sehr negativen Eindrücken besteht. So etwas bietet auch die Chance zu wachsen, allerdings sollte man es nicht darauf anlegen, wenn man aus falschen Motiven wie nur Spaß konsumiert hat und plötzlich mit seinen dunkelsten Seiten konfrontiert wird.

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