7. Eine traumhafte Nacht und die ersten Vorbereitungen
Wir hatten die Nacht in einem viel zu kurzen Gästebett verbracht, ich hatte mich quasi falten müssen, um meine Beine unterzubringen.
Aber trotzdem hatte ich fantastisch geschlafen. Zwar waren wir noch fast zwei Stunden wachgelegen, hatten uns im Flüsterton über die bevorstehende Reise getuschelt. Wer wen heiraten würde, zum Beispiel. Und dass wir unbedingt Kili, Fili und Thorin von ihrem grausamen Schicksal bewahren mussten, das war ja wohl klar. Irgendwann waren wir dann doch eingeschlafen und ich muss sagen, so gut hatte ich wahrscheinlich noch nie in meinem Leben gepennt.
Es war einfach herrlich ruhig draußen, kein Autolärm oder grölende Betrunkene, die Zuhause immer aus der Kneipe gegenüber stolperten. Nur das sanfte Rauschen des Windes und irgendwann im Morgengrauen das Zwitschern der Vögel war zu hören gewesen. Jetzt verstand ich Bilbo wirklich, dass er nicht seine Heimat verlassen würde. Wenn ich irgendwo sesshaft werden würde, dann definitiv im Auenland! Vielleicht konnte ich ja einen Buchladen aufmachen, wer weiß.
Nun war es früher Morgen und wir hatten uns eben mit den Resten aus Bilbos Speisekammer ein kleines Frühstück zubereitet. Wir hatten uns dazu entschieden, ein paar Kekse zu zerkleinern und in einer Schüssel mit Milch zu versenken, das war dann quasi ein Müsli. Nur auf Kaffee mussten wir leider verzichten, den gab es in Bilbos Höhle leider nicht...
„Ich habe euch im Dorf zwei Ponys besorgt, mehr gab es leider nicht", verkündete Gandalf lächelnd, „ich hoffe, ihr könnt reiten." Mit großen Augen blickten wir den Zauberer an. Das war ja mal mega sozial von ihm!
„Vielen Dank", rief Anna auch schon, „ja, ich gehe regelmäßig reiten und Charlie hat mal voltigiert. Das müsste also klappen."
„Woltischieren? Was ist das nun wieder für eine Hexerei?", erkundigte sich Kili und blickte mich neugierig an, „Klingt irgendwie gefährlich."
Ich kicherte und lief schon wieder knallrot an, einfach nur, weil er mich beachtete. Meine Fresse, wie blöd war ich bitte? Nur weil endlich mal ein Typ mit mir redete? Das war ja echt peinlich...
„Ach, das ist gar nicht gefährlich", winkte ich deshalb so cool wie möglich ab, „das ist so etwas wei Turnen, nur eben auf dem Rücken eines Pferdes. Ich kann zum Beispiel einhändig reiten, wenn ich den richtigen Gurt habe, einen Handstand. Verkehrt herum reiten macht aber am meisten Spaß. Und ich bin in all den Jahren nur einmal vom Pferd gefallen. Und das bloß, weil der Sattel verrutscht ist."
Fili und Kili blickten mich beeindruckt an. „Interessant", bemerkte der Ältere der beiden, „das musst du uns auch einmal beibringen."
Bei dem Gedanken daran, wie die Zwerge die verrücktesten Voltigier-Übungen auf ihren Ponys vorführten, brachen wir alle drei in Gelächter aus. Wir verstummten jedoch sofort, als Thorin zum baldigen Aufbruch mahnte. Deshalb machten wir uns schnell auf den Weg zu unserem Zelt, um ein paar Sachen zu holen.
Das Zelt stand tatsächlich noch auf der Wiese, als wir dort ankamen. Anna zog den Reißsverschluss auf und zog alles heraus, was sich noch darin befand.
Mein T-Shirt hatte ich leider draußen aufgehängt, das baumelte jetzt wohl in einem deutschen Schrebergarten, während ich hier im Schlafanzug rumstand. Naja, auch egal.
„Lass uns am besten alles Essen mitnehmen, das wir noch haben", schlug Yara vor, „die Schlafsäcke sollten auch noch klar gehen, immerhin sind es Ultraleichtschlafsäcke. Aber zu viel sollten wir auch nicht mitschleppen."
Ich entschloss mich dafür, sämtliche Vorräte – in meinem Fall ein paar Tafeln Schokolade, Gummibärchen, eine Tüte Chips und Knäckebrot -, meinen Schlafsack und mein solarbetriebenes Ladegerät mitzunehmen. Ich lobte mich wirklich für diese Entscheidung, denn so konnten wir unsere Handys ohne Steckdose laden. Und es war wirklich unwahrscheinlich, dass es im Erebor Steckdosen gab...
Meine Hotpants ließ ich im Zelt zurück, erstens war es viel zu kalt, und zweitens würden Elrond wohl die Augen aus dem Kopf fallen, wenn ich in diesen nach Bruchtal kam...
Zu guter Letzt stopfte ich noch meinen Kamm, die Zahnbürste und Zahnpasta in meinen Rucksack, dazu mein Deo.
Anna hatte bereits gepackt und Yara verfrachtete eben noch ein kleines rotes Erste-Hilfe-Set in ihren Rucksack.
„Warum hast du das denn dabei?", lachte Anna, worauf sie das Gesicht verzog.
„Du kennst doch meine Mutter. Sie zwingt mich das Teil zu sämtlichen Ausflügen mitzunehmen! Aber dieses Mal bin ich ihr echt dankbar, das können wir auf so einer Reise wirklich gebrauchen."
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