8.

Mit klopfendem Herz schreckte Kathy aus einem unruhigen Schlaf. Ein Blick auf die Digitalanzeige des Weckers auf dem Nachttisch sagte ihr, dass es fast elf Uhr morgens war. Es musste Freitag sein, zumindest vermutete sie das. Dann hatte sie erst am vorherigen Tag von Daniels Tod erfahren, doch es kam ihr so vor, als wäre das bereits Wochen her.

Da sie es allein in ihrer Wohnung nicht mehr ertragen konnte, war sie zu ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Hiltrup gefahren und hatte sich in ihrem alten Zimmer verkrochen, dort auf dem Bett gelegen und abwechselnd vor sich hingestarrt und geheult. Ihre Mutter war einige Male hereingekommen, um nach ihr zu sehen oder ihr etwas zu essen zu bringen, doch Kathy hatte das Essen kaum angerührt. Sogar ihr kleiner Bruder hatte ein paar Mal versucht, sie aufzumuntern, doch auch das war erfolglos geblieben. Irgendwann, es musste bereits tiefste Nacht gewesen sein, war sie dann doch eingeschlafen und hatte anscheinend fast bis zum Mittag durchgeschlafen. Erholsam war der Schlaf jedoch nicht gewesen, sie fühlte sich nun nur noch erschöpfter und ausgelaugter.

Eigentlich konnte sie selbst gar nicht sagen, warum sie die Todesnachricht so dermaßen aus der Bahn warf. Hatten Daniel und sie sich denn nicht bereits quasi schon getrennt? Und trotzdem hatte sein Tod ihr vollkommen den Boden unter den Füßen weggerissen. Vielleicht hatte sie insgeheim gehofft, dass doch noch alles gut werden würde und sie sich wieder vertragen würden, trotz der Tatsache, dass er sie mit Florentine betrogen hatte. Oder hatte er sie gar nicht betrogen? Stimmte das, was er behauptet hatte vielleicht doch? Hätte sie ihn nicht wenigstens anhören sollen, ihm die Chance geben sollen, ihr alles zu erklären? Doch dafür war es jetzt zu spät. Und das machte alles nur noch schlimmer.

Erneut kamen Kathy die Tränen und sie drückte den großen, plüschigen Dalmatiner, der noch aus ihren Kindertagen übriggeblieben war, an sich. Eine ganze Weile lag sie so da, doch dann legte sie das Plüschtier beiseite, setzte sich in ihrem Bett auf und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie durfte sich nicht so gehen lassen. Daniel war so oder so tot und sie konnte es nicht mehr ändern. Das Einzige, was ihr blieb war, diese Tatsache zu akzeptieren.

Leicht schwankend stand sie auf und schlurfte barfuß zum Schreibtisch. Darauf lag ihr Handy, das sie ausgeschaltet hatte, weil sie eine Zeitlang mit niemandem reden wollte. Nun machte sie es wieder an und sofort flogen ihr die ganzen ungelesenen SMS und entgangenen Anrufe ihrer besorgten Freundinnen um die Ohren, doch sie hatte immer noch keine Lust, darauf zu reagieren.

Plötzlich hielt sie inne. Ein Name in der Anrufliste erweckte ihre Aufmerksamkeit und ließ ihr Herz wieder schneller schlagen: Der Anruf war von Melanie, Daniels jüngerer Schwester. Was konnte sie von Kathy wollen? Ja, sie mochte Melanie ganz gerne. Sie war nett, auch wenn sie ein bisschen still und zurückhaltend war. Kathy war auch mitgekommen, als Daniel seine Familie an Melanies Geburtstag vor zwei Monaten das letzte Mal besucht hatte, doch irgendetwas war damals vorgefallen, denn sie waren wieder nach Münster zurückgekehrt, obwohl eine Übernachtung in Billerbeck vorgesehen gewesen war. Allerdings wusste sie nicht, was genau passiert war, doch sie vermutete, dass Daniel einen heftigen Streit mit seinem Vater gehabt hatte. Seitdem hatte zwischen den beiden jedenfalls Funkstille geherrscht und nur ein sporadischer Kontakt mit seiner Mutter und eben Melanie hat weiterhin bestanden. Musste es nicht schrecklich für den Vater sein, im Streit mit seinem Sohn auseinander gegangen zu sein und sich nun nie wieder mit ihm versöhnen zu können? Natürlich war das schrecklich. So ähnlich fühlte Kathy sich schließlich auch. Es war ein unterschwelliges, nagendes Gefühl, das ihr einfach keine Ruhe ließ und vermutlich noch für viele schlaflose Nächte sorgen würde.

Aber nun zurück zu Melanies Anruf... Sie stellte fest, dass der Anruf fast eine ganze Stunde her war. Es gab nur eine Möglichkeit herauszufinden, was Melanie von ihr wollte: Sie musste sie zurückrufen, auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte.

Bevor sie es sich anders überlegen konnte, wählte Kathy Melanies Kontakt aus der Anrufliste und drückte den grünen Knopf.

„Kathy?", meldete sich die helle, mädchenhafte Stimme am anderen Ende.

„Hey, Melanie. Wie geht es dir?"

Was für eine dumme Frage. Aber sie hatte einfach keine anderen Worte in diesem Moment.

„Es geht so. Du weißt doch Bescheid, oder?"

Kathy schluckte schwer.

„Ja, ich weiß... Mein herzliches Beileid, Melanie, es tut mir so leid..." Ihre Augen wurden wieder feucht. Schnell sprach sie weiter, um sich abzulenken: „Du hast versucht, mich anzurufen? Tut mir leid, dass ich nicht drangegangen bin. Mein Handy war aus."

„Ja, hab ich. Es... geht um Daniel. Ich glaube, ich weiß, warum... er getötet wurde..."

Was?", rief Kathy völlig entgeistert. „Was redest du da? Was weißt du darüber?"

„Ich... Das kann ich dir jetzt nicht sagen", druckste Melanie herum. „Nicht am Telefon. Wir müssen uns treffen. Bist du zuhause? Kann ich zu dir kommen?"

Aufgewühlt schaute Kathy auf die Uhr. Melanie würde von Billerbeck etwa eine halbe Stunde bis nach Münster brauchen und sie selbst genauso lang mit dem Bus von Hiltrup bis zu ihrer Wohnung in der Nähe des Bahnhofs. Mit dem Fahrrad würde es vielleicht etwas schneller gehen, aber ihr Fahrrad stand bei ihr zuhause im Keller.

„Ich bin in einer halben Stunde da. Wir treffen uns bei mir in der Wohnung. Weißt du, wo das ist?" Sie nannte Melanie ihre Adresse. „Bis gleich."

Schnell drückte sie den Anruf weg, schloss die Augen und atmete tief durch. Dann sprang sie auf und begann gehetzt, ihre Straßenkleidung anzuziehen und ihre Sachen, die sie eilig mitgenommen hatte, wieder in ihren Rucksack zu stopfen. Weil sie einen widerlichen Geschmack im Mund hatte, lief sie ins Bad und putzte sich notdürftig die Zähne. Den Versuch, ihre vom hin und her wälzen verfilzten Haare zu kämmen, gab sie schnell auf. Das musste jetzt warten. Bevor sie das Haus verließ, ging sie noch zum Zimmer ihres Bruders, aus dem die Geräusche irgendeines brutalen Computerspiels drangen. Da ihre Mutter arbeiten war, wollte sie wenigstens Niklas Bescheid sagen, dass sie wegfuhr.

„Hey, Niklas!", schrie sie über das Geballere hinweg. „Ich geh wieder nach Hause!"

Ihr Bruder pausierte sein Spiel, stand auf und kam zu ihr. Er war bereits einen Kopf größer als sie.

„Echt? Geht's dir denn besser?"

Der besorgte Ton in seiner Stimme rührte sie, sodass sie fast wieder anfing zu heulen.

„Ich komm schon klar. Vielleicht komme ich später wieder und bleibe übers Wochenende."

Sie umarmten sich zum Abschied. Melanie würde ihren Bruder nie mehr umarmen können... Sie schob diesen düsteren Gedanken schnell beiseite und verließ das Haus, bevor die Gefühle sie schon wieder übermannten.


Melanie kam ungefähr eineinhalb Stunden nach Kathy an.

„Hey", sagte sie schüchtern, als diese ihr die Tür öffnete und sie in ihre Wohnung ließ. Sie sah noch blasser und dünner aus, als Kathy sie in Erinnerung hatte. Ihre dunkelblaue, dicke Kapuzenjacke wirkte viel zu groß an ihr und die dünnen, braunen Haare klebten ihr nass am Kopf. Offensichtlich hatte es wieder einmal angefangen zu regnen.

„Hoffentlich hast du nicht sehr lange gewartet. Ich musste Papa noch im Betrieb helfen. Der Azubi ist krank. Wir haben heute zwar zu, aber es gibt trotzdem genug zu tun." Sie blickte Kathy entschuldigend aus ihren großen, blauen Augen an.

„Kein Problem."

Einen kurzen Moment lang standen sie sich verlegen in der Diele gegenüber. Dann beschloss Kathy, die Schwester ihres toten Freundes in den Arm zu nehmen und drückte sie fest an sich, um sie zu trösten. Und auch sich selbst.

„Es tut mir leid", wiederholte sie, als sie sich wieder voneinander lösten und unterdrückte ein Schluchzen.

„Mir auch", murmelte Melanie und wischte sich mit dem Ärmel schniefend über die Nase.

Zusammen gingen sie in das einzige Zimmer.

„Setz dich doch." Kathy deutete auf ihr ausklappbares Schlafsofa, dass sie zusammengeklappt hatte, während sie gewartet hatte. Sogar die Bettwäsche hatte sie zusammengeräumt und den Wäscheberg auf dem Stuhl in der Ecke hatte sie auch endlich in die Waschmaschine im Badezimmer gebracht. Es war eine Art Beschäftigungstherapie, um von der Warterei nicht verrückt zu werden. Auch jetzt war sie bis aufs äußerste gespannt und wollte endlich wissen, was Melanie zu erzählen hatte, doch sie ließ es sich nicht anmerken.

„Wie geht es deinen Eltern?", fragte sie aus Höflichkeit.

„Mama geht es nicht so gut", erzählte das Mädchen mit gesenktem Blick. „Sie hatte wieder diese Krämpfe heute Nacht. Der ganze Stress geht auch auf den Körper. Und Papa tut zwar so gefasst, aber ich weiß, dass er das nicht ist." Und dann fügte sie ganz leise hinzu: „Ich hab Angst, dass er es irgendwann nicht mehr aushält und zusammenbricht. Und was soll ich dann machen?"

Darauf hatte Kathy keine Antwort. Diese Familie hatte es sowieso schon schwer genug, die letzten Jahre. Und jetzt auch noch das.

„Willst du vielleicht was trinken?", fragte sie, um das bedrückende Schweigen zu brechen. „Eine Cola?" Oder einen Schnaps? Aber sie hatte gar keinen Schnaps zuhause.

„Ja, danke, das wäre nett."

Sie ging in die Küche, um die Colaflasche und zwei Gläser zu holen. Dort fiel ihr Blick auf Niklas' Mathebuch, das immer noch offen auf dem Tisch lag. Auf dem Block daneben hatte irgendjemand in fein säuberlicher Schrift, die weder ihr noch ihrem Bruder gehörte, eine Gleichung mit vollständiger Rechnung niedergeschrieben und das Ergebnis ganze zweimal unterstrichen. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie sich wieder daran erinnerte, dass es dieser seltsame, nervige Polizist gewesen war. Schnell schlug sie das Buch zu, holte die Flasche und die Gläser und kehrte ins Zimmer zurück.

Nachdem sie die Gläser gefüllt und sich zu Melanie aufs Sofa gesetzt hatte, konnte sie es schließlich nicht mehr länger aushalten:

„Was wolltest du mir über Daniel erzählen?"

„Na ja, also..." Melanie nippte an ihrer Cola und strich sich die Haare hinters Ohr. „Ich glaube, dass Daniel, na ja, dass er irgendwoher Geld hatte. Viel Geld. Und ich glaube, dass man ihn deswegen vielleicht umgebracht hat", rückte sie schließlich mit der Sprache heraus.

Langsam ließ Kathy ihr Glas sinken.

„Woher weißt du das?", fragte sie atemlos. Meinte sie das Geld, was er von Schmidtmann und den anderen für die gefälschten Hausarbeiten bekam? Wie viel konnte das denn sein?

„Vor einiger Zeit, da hab ich mal nach Behandlungsmöglichkeiten für Mama gesucht, weil... ich hoffte, dass man ihr vielleicht doch noch irgendwie helfen kann. Damit sie wieder laufen kann, verstehst du?"

Melanie stockte kurz. Erst jetzt wurde Kathy bewusst, wie sehr sie die Krankheit ihrer Mutter belastete.

„Und dann habe ich im Internet was gefunden. Über so eine neuartige Behandlung in den USA, an einer Klinik in Philadelphia. Aber diese Behandlung ist richtig teuer. Du weißt schon, wie das dort in Amerika ist. Die wollen Kohle für alles haben, und bei Ausländern bestimmt doppelt so viel. Das können wir uns nicht leisten. Papa kann eh schon die ganzen Kredite kaum bezahlen. Darüber spricht er zwar auch nicht, aber ich weiß es trotzdem."

Kathys Herz hämmerte wild in ihrer Brust, während sie wartete, dass Melanie weitersprach und endlich zum Punkt kam.

„Ich hab Daniel davon erzählt und er hat dann gemeint, dass er das Geld vielleicht zusammenbekommen könnte. Nicht sofort, aber in nächster Zeit irgendwann mal. Zumindest, um diese Behandlung anzufangen."

„Wie viel kostet die Behandlung?"

Melanie zögerte, bevor sie antwortete.

„Mehrere hunderttausend Dollar."

Fast wäre Kathy ihr Glas aus der Hand gefallen. So viel Geld konnte unmöglich aus dem Geschäft mit den Hausarbeiten stammen. Wie viel hatte er dafür genommen? Tausend Euro pro Arbeit ungefähr, je nach Seitenanzahl. Und davon ging dann das meiste eh wieder für Miete, Lebensmittel und alles andere drauf. Und so oft war es ja auch nicht vorgekommen, dass da so viel Geld zusammenkommen konnte, wie für diese Behandlung nötig war. Er musste also eine andere Geldquelle gefunden haben. Möglicherweise eine illegale Geldquelle. Noch illegaler als die andere. Aber was konnte das sein? Drogen? Nein, das passte nicht zu Daniel. Gut, sein Mitbewohner kaufte häufiger mal Gras und sie hatten es auch zusammen geraucht, aber selbst mit Drogen dealen? Nein, das konnte nicht sein. Aber was tat man nicht alles, um seiner Mutter zu helfen, die sich seit Jahren im Rollstuhl durchs Leben quälte...

„Aber noch hatte er das Geld doch noch gar nicht zusammen, oder?", fragte sie Daniels Schwester.

„Also, etwas hatte er wohl schon. Natürlich bei weitem nicht alles, aber eine gewisse Summe musste schon da sein. Zumindest hat er das angedeutet."

Nervös nestelte Melanie an ihren Fingernägeln herum und kratzte die Erde und den Dreck von der Arbeit darunter hervor. Ihre Hände waren rau und zerkratzt und passten so gar nicht zu der zierlichen Neunzehnjährigen, die sie war.

„Und wo ist dieses Geld?"

„Das weiß ich nicht. Auf seinem offiziellen Konto ist nichts. Vielleicht hat er noch ein anderes, aber dafür müsste es doch irgendwo Papiere geben. Doch die Polizei hat ja seine Wohnung auf den Kopf gestellt und dort hätten die doch was gefunden. Aber da war nichts, auch nicht in bar. Und in seinem Zimmer bei uns auch nicht. Da war die Polizei auch schon, erst diese kleine, komische Frau und dann so Typen in weißen Schutzanzügen."

Kathys Gedanken rasten wie verrückt. Geld war ein gutes Motiv, jemanden zu töten. Und viel Geld ein noch besseres Motiv. Vielleicht noch besser als Eifersucht.

„Hast du der Polizei davon erzählt?"

Melanie schüttelte den Kopf.

„Warum nicht? Du musst es ihnen sagen, damit sie Daniels Mörder finden!"

„Ich kann der Polizei nichts sagen!", rief Melanie verzweifelt.

„Aber warum denn nicht?"

„Weil... weil sie uns das Geld dann doch wegnehmen! Und dann wird Mama nie die Chance auf diese Behandlung haben! Nicht einmal eine klitzekleine." Ihre Augen schwammen nun in Tränen.

Daran hatte Kathy gar nicht gedacht. Klar, wenn das Geld auf illegalem Wege beschafft worden war, würde die Polizei es konfiszieren. Falls man es überhaupt jemals fand. Falls es überhaupt existierte.

„Und deine Eltern? Wissen sie davon?", fragte sie weiter.

„Nein, Daniel meinte, ich soll ihnen auf keinen Fall etwas sagen."

Natürlich, wenn Elke und Dirk Hubner von dem Geld wüssten, würden sie sofort zur Polizei gehen.

„Und warum erzählst du es mir?"

„Mit irgendjemandem musste ich doch reden! Und du bist mir halt als einzige eingefallen. Und dann dachte ich, dass er... na ja, dass Daniel das Geld vielleicht bei dir versteckt hat..."

Ungläubig starrte Kathy sie an.

„Bei mir? Warum sollte er das machen?" Sie schaute sich in ihrer Wohnung um. Konnte Daniel hier irgendwo heimlich einen Batzen Bargeld versteckt haben? Auf Anhieb fiel ihr kein Ort ein, der als Versteck geeignet wäre.

„War die Polizei denn auch schon bei dir?", wollte Melanie wissen.

„Nur so ein komischer Vogel von der Kripo", beantwortete Kathy ehrlich ihre Frage. „Aber der war allein, ohne Spurensicherung. Hat mir nur gesagt, dass Daniel ermordet wurde und ein paar Fragen gestellt. Nichts besonderes."

Dass der komische Vogel von der Kripo sie verdächtigt hatte, Daniel aus Eifersucht getötet zu haben, behielt sie dann doch lieber für sich.

„Okay", erwiderte Melanie nur.

Schweigend saßen sie eine Weile lang nebeneinander auf dem Sofa, bis sich Melanie wieder zu Wort meldete:

„Vielleicht wollte Daniel dem Mörder nicht sagen, wo das Geld ist. Und er hat ihn dann aus Wut darüber getötet."

Ja, das konnte so gewesen sein. Aber wer könnte von dem Geld wissen?

Du solltest zur Polizei gehen und ihnen alles erzählen, du dummes, kleines Ding...

„Dann liegt das Geld vielleicht immer noch irgendwo versteckt", fuhr Melanie fort.

Die Art, wie sie das sagte, gefiel Kathy gar nicht. Sie blickte zu Melanie herüber und diese schaute zurück. In ihren Augen lag ein ungesunder Glanz.

Alarmiert fragte Kathy: „Was hast du jetzt vor, Melanie?"

„Also...ich...ich dachte, ich könnte versuchen, das Geld doch noch zu finden."

Was laberte sie da? Das war doch Wahnsinn!

„Das geht doch nicht! Das ist viel zu gefährlich!", versuchte sie, auf das Mädchen einzuwirken. „Und außerdem, wenn es das Geld wirklich gibt, dann trotzdem nicht so viel, dass es für diese Behandlung in Amerika reicht."

„Aber vielleicht reicht es ja wenigstens, um die ganzen Schulden zu bezahlen", flüsterte Melanie hoffnungsvoll. „Oder zumindest einen Teil davon."

Fassungslos schüttelte Kathy den Kopf.

„Und was habe ich jetzt damit zu tun?", fragte sie dann vorsichtig, obwohl sie die Antwort schon erahnen konnte.

„Ich dachte, du könntest mir vielleicht helfen. Beim Suchen, meine ich."

Kathy wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie öffnete den Mund und schloss ihn sogleich wieder. Sie konnte sich einfach nicht überwinden, Melanie ihre Hilfe bei dieser völlig bescheuerten Aktion zuzusagen. Doch ihr die Hilfe einfach zu verwehren, schaffte sie ebenfalls nicht.


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