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Elikatel rang sichtlich im Fassung.
„Wenn ihr ohne Schutz ganz allein bleibt und nur zu zweit... dann seid ihr noch kein Stamm sondern eher Ausgestoßene", schüttelte er langsam den Kopf.
Kati schob sich nun doch wieder trotzig das Kinn reckend vor.
„Also hat der Stamm am Meer beschlossen uns auszustoßen, weil ich mich gestern nicht erneut und diesmal willig von den Wassergeistern töten ließ?", fragte sie ihn barscher und auch sehr viel lauter als gedacht.
Elikatel zuckte sogar schon fast vor ihrer Heftigkeit zurück.
„Oh... Nein, verehrtes Himmelskind Kati. Das meinte ich damit nicht. Das siehst du falsch. Du solltest doch nur noch einmal mit ihnen reden. Die Immanida sind friedliche Wesen..."
„Und doch waren sie sehr unachtsam mit uns Menschen und äußerst Rücksichtslos. Sie hinderten Kati offenbar daran aus dem Wasser zu entkommen, umzingelten sie und schwammen so dich an sie heran dass sie sich in ihrem Haar verfingen und daran beinahe in die Tiefe rissen!", mischte sich nun aber auch Emena ein und trat entschlossen neben Iiron und Kati.
Elikatel schüttelte nur noch mehr verwirrt den Kopf. „Es war doch nur ein Unfall. Sie hätte höflich still halten können...
„Still halten, während man gerade am ertrinken ist und darüber in Panik?", fragte Bahjija den Drachen ungläubig und zog dann sofort ihre jüngere Schwester hinter sich.
„Die spinnen wohl alle, die Dragorn vom Meer!", nickte auch Banja nun äußerst finster und die Dragorn sahen sie nun verblüfft wie auch fassungslos an.
Emena trat nun sogar recht herausfordernd und mit ernsthaftem Ausdruck auf die drei Dragorn zu.
„Selbst wenn dies Geschehen nur ein Unfall war,
So war es doch unverantwortlich, geistlos und auch schändlich von euch Dragorn, dass ihr Iiron auch noch daran gehindert habt, seiner Gefährtin dort im Wasser beschützend beizustehen.
Ja, dass ihr ihm sogar befohlen habt die bereits in Panik geratene Kati, die Todesangst erleiden musste, wieder zurück zu diesen Wesen zu bringen und sie mit ihnen auch noch ein zweites Mal allein im Wasser zu lassen.
Es ist in meinen Augen eure größte Schande,
dass ihr Dragorn nicht auch selbst sofort zu ihr ins Wasser gestürmt seid, als sie beinahe ertrank, um sie aus der Situation zu retten. Hier ist euer Handeln an dem hellen Himmelskind äußerst verwerflich und sogar böswillig zu nennen, Dragorn Elikatel!
Denn die Gesetze der Stämme, welche sich freiwillig unter euren Schutz und Führung begaben sind eindeutig. Ihr alle seid uns Menschen zu jeder Zeit und in jeder für uns gefährlichen oder sogar tödlichen Situation zur Schutz und Hilfeleistung verpflichtet. Habt ihr das etwa alle vergessen, ihr Clan-Dragorn?", erwiderte sie sich nun ernsthaft lauter werdend.
Elikatel sah die jüngere Frau nur mit einem bemühten Lächeln an.
„Es bestand aber doch niemals wirkliche eine Gefahr! Kati geriet grundlos in Panik und schlug auf diese überaus friedlichen Wesen ein ..."
Emena ging nun aufgebracht schnaubend zu Kati zurück und hob ihren abgeschnittenen kleinen Zopf an.
„Wären diese Wesen wirklich friedlich meinend, dann hätten sie Kati nicht auch noch das Haar abgeschnitten, indem sie sich selbst angeblich zufällig verfangen hatten, Elikatel.
Sie wären auch niemals so dicht zu ihr hingeschwommen, um sich darin überhaupt erst verfangen zu können, sondern hätten ihr friedlich Platz gemacht, damit sie an Land gehen konnte, anstatt ihr den Weg abzuschneiden und sie zu umschwärmen.
Das machen die Raubtiere im Dschungel so, die bald schon ihre Beute in der Gemeinschaft schlagen wollen.
Ich frage mich also ernsthaft, ob wir Frauen in eurem Stamm und Clan überhaupt sicher und beschützt sein würden, falls wir uns wirklich mit euch verbinden wollten, wenn ihr uns noch nicht einmal den nötigen Schutz angegedeihen lassen wollt und uns auch noch alle dazu zwingen möchtet freiwillig und friedlich zum Opfer dieser angeblich so freundlichen Wesen zu werden.
Egal ob es nun ein Unfall war oder Absicht...", hob sie sofort die Hand um Elikatells Einwand abzuwehren.
„Ich selbst möchte nicht das Opfer eines Unfalles werden, Clan-Dragorn Elikatel, bei dem ihr Dragorn nur tatenlos am Ufer steht und zuseht wie ich qualvoll ertrinken muss. Ich möchte auch nicht an meinen Haaren in die Tiefe gezogen werden, so wie Kati. Und ich würde mich auf jeden Fall genau so wie sie mit Händen und Füßen dagegen wehren, wenn diese Wesen es mit mir jemals so täten.
Ich würde das Wasser also immer sogleich verlassen wollen, wenn sie kommen. Damit sie nicht auch an mir derart unachtsam handeln können. Und selbst wenn du es mir als mein Gefährte befehlen solltest oder mich zwingen wolltest mit ihnen allein im Wasser zu bleiben... Ich würde viel eher den Stamm und auch dich verlassen und fortgehen, Elikatel, als auf dein Wort zu vertrauen. Denn gerade sehen wir wie wenig einsichtig ihr Meeres-Dragorn doch seid.
Ihr macht an eure Gefährtin keinerlei Zugeständnisse. Das Leben der Wasserwesen ist euch kostbarer, als dass unsere.
Doch das sehe ich nicht so. Ich finde wir alle haben in unserer Wesensart die selbe Bedeutung und Wert.
Mein Leben ist ebenso wertvoll wie das eure und jenes eines Wassergeistes, und ich kann nicht mit einem Dragorn sein, der mich als geringerwertig betrachtet und mein Leben einfach so wegwerfen würde, wäre ich in der selben Notlage wie Kati. Ich kann und will keinen Gefährten haben, der mir nicht versprechen und sogar schwören kann mir in jeder Situation die mich ängstigt augenblicklich beizustehen, sondern meine Befürchtungen nurmehr als Unsinn abtut, obwohl es da bereits erwiesenermaßen Unglücksfälle gab", schloss das Mädchen nun überaus erzürnt.
Au Backe.
Kati war beeindruckt von Emenas Redegewandtheit. Sah aber auch das Elikatel sie gerade eher fassungslos und auch ein wenig benommen musterte.
Doch dann fing er sich.
„Emena ... so höre mich an! Lerne die Immanida doch zuerst einmal kennen und du wirst sehen, dass es da gar nichts zu fürchten gibt. Sie sind wirklich überaus friedfertig und sogar geehrte Vorboten des Glücks für unseren Stamm ...", meinte der Drache nur wieder gewinnend lächelnd und legte der jungen Frau eine Hand auf den Arm.
Doch nun versteifte sich die Schöne sichtlich und trat rasch von ihm zurück.
„Ich lerne gerade, dass du diesen Wesen und ihrem Schutz wohl stets den Vorrang geben wirst, weil ihr sie wohl rein traditionell so überaus verehrt und alles vergebt, selbst wenn sie Böses taten.
Gerade sprach ich davon dass mein zukünftiger Gefährte mir einen verspruch leisten soll. Du aber versuchst es gar nicht erst mir zu versichern das mein Schutz und mein Leben in deiner Existenz immer Vorrang vor allem anderen haben wird.
Also denke ich nun für mich persönlich hat sich dieses heutige Kennenlernen gerade erübrigt, Dragorn Elikatell. Solange ihr eure Clan-Regeln am Meer nicht auch an die wichtigsten Bedürfnisse von uns Menschenfrauen anpasst, unseren Schutz und Sicherheit mit dem eines Immanda gleichstellt und unsere Ängste und Sorgen wie auch Forderungen an einen Gefährten ernst nehmt, ... haben wir nun vorerst nichts mehr weiter zu besprechen", stellte sie mit vorgerecktem Kinn fest.
Banja und auch Araa nickten zustimmend.
„Das gilt auch für uns.", sagte das jüngste Mädchen.
„Ja, denn wir sind nicht wertloser als von euch verehrte Wassergeister. Selbst dann, wenn sie euch viel Glück bringen nicht. Denn dieses Glück, sollte nicht auf Kosten von uns Menschen und unserer Leben entstehen.
Emena hat recht und Kati auch. Ich würde mich ebenfalls gewaltsam dagegen wehren, strampeln und um mich schlagen, würde man mich an meinem Schopf packen und unter Wasser ziehen. Egal ob nun aus Versehen oder in böser Absicht, es war und ist Gewalt angewandt worden und die steht gegen uns Menschen gewirkt unter Todesstrafe", erklärte die jüngere Schwester des Schneewittchens zittrig.
Und Araa setzte sogar noch eins oben drauf.
„Ihr solltet die Frauen von eurem Stamm nicht dazu zwingen alleine mit den Immanida zu bleiben, wenn sie so unachtsam uns Menschen gegenüber sein können.
Kati nahm sie noch in Schutz und meinte, sie kenne da böse Nixen aus ihrer Welt, aber diese Sache sei wohl wirklich nur ein bedauerlicher Unfall gewesen.
Ein Unfall ... jedoch mit der Folge, dass ihr sie dafür angeklagt habt, dass ein Immanida sie beinahe ertränkte.
Es war und ist euch egal dass eine Frau in eurem Stamm Todesangst erleiden musste. Ihr habt ihr nicht geholfen. Ihr würdet auch mir nicht helfen.
Doch so eine schlimme Sache würde wohl ein jede Menschenfrau zutiefst verängstigten, Krann.
Aber du stehst nun hinter dem Prinzen und sagst nichts gegen seine menschenabwertende Gesinnung. Du würdest also wohl ebenso mit mir schimpfen, wie ihr es mit dem hellen Himmelskind tatet, würde mir so etwas geschehen.
Ich will nicht geschimpft werden, nur weil ich leben will. Emena hat vollkommen recht.
Ich verzichte auf ein weiteres Treffen, so dies nun eure Vorstellung von einem guten Leben mit einer Menschen-Frau ist."
„Aber ich dachte du magst mich, Araa?, fragte einer der Dragorn sie nun sichtlich betroffen.
„Habe ich denn dann nicht auch das Recht verdient, dass ich mich deiner als würdig erweisen kann?"
Araa senkte nur wieder eingeschüchtert den Kopf.
„Euer Anführer hat gesagt die Immanida sind immer nur friedlich, es gibt überhaupt keine Probleme. Und selbst wenn sie Menschen Schaden, gibt es die nicht.
Er versicherte auch Emena nicht seinen Schutz und ihre Sicherheit, sondern sprach nur wieder von diesen angeblichen Glücksboten. Das klingt in meinen Ohren erschreckend kleingeistig. So als hätte man euch dazu gebracht die Wahrheit nicht sehen zu wollen oder das Leiden eines Menschen.
Ihr behauptet nur stur eure Wahrnehmung sei rechtens. Doch Kati wurde verletzt, ihr wunderschönes helles Haar sogar verstümmelt.
Ihr seht das alles, hört unsere Forderungen und lenkt dennoch nicht in eurer Ansicht ein, ... nein, ihr wollt nur weiter stur und starrsinnig darauf bestehen, dass es selbst ob ihrer Todesangst euer gutes Recht wahr sie zurück ins Wasser zu den Geistern zu schicken.
Ihr wolltet sogar Iiron daran hindern ihr dabei beizustehen, doch er tat es nicht und widersetzte sich zum Wohle seiner Gefährtin euren unsinnigen Befehlen. Dafür wollt ihr ihn und Kati nun zu Ausgestoßenen erklären?
Dabei haben beide gerade verkündet, dass sie einen neuen Clan gegründet haben. Sie gingen, noch bevor sie ausgestoßen werden konnten.
Sie begegnen uns hier friedlich und zwingen uns keine Gedanken und Gefühle auf, sondern erzählen uns lediglich das, was ihnen am Meer widerfuhr.
So etwas wie dich stelle ich mir gerade wahrlich nicht als Gefährten vor.
Ich frage mich tatsächlich, ob die Wassergeister sich nicht sogar eurer Dragorn-Seelen bemächtigt haben und eure Gedanken und Gefühle lenken, sodass ihr uns Menschenfrauen und unseren Gefühlen gegenüber nun so vollkommen gleichgültig geworden seid.
Zudem... Ist da auch noch folgendes zu bedenken:
Das helle Hinmelskind wurde uns von den Ahnen hierher gesandt, um uns zu zeigen, wo wir gerade schwer fehlen.
Sie sagte es uns bereits mehrfach ... die Ahnen weinen über das Verhalten der Clans und Stämme, die entzogen uns schon lange ihre Gust. Doch besonders die Dragorn können es nicht sehen und wollen auch nicht dazulernen, noch ihre unrecht gewordene Haltung uns Menschen gegenüber überdenken. Wir sprechen im Stamm nun schon seit drei Tagen und Nächten darüber. Also warum halten es die Clans so anders und wollen noch nicht einmal darüber nachdenken?"
Emena nickte nur traurig und trat zu der Jüngeren hin, um ihr den Arm um die Schultern zu legen.
„Recht gesprochen Araa. Auch die Meeres-Serafin fehlen. Denn wenn eine schlichte Doktrin nun über den Leben eines Menschen steht, dann seid ihr ebenfalls vom Weg abgekommen. Ihr solltet euer Denken und Handeln zukünftig noch mal wohl überlegen, den heute habt ihr damit drei Frauen die gewillt waren euch Dragorn näher zu kommen, nur durch eure höchst erschreckenden Worte und Ansichten in die Flucht geschlagen.
Wir verabschieden uns, sowohl vom Clan der Meeres-Dragorn, als auch vom Clan der Hinmelskinder.", verneigte sich Emena würdevoll erst vor Elikatel und dann vor Iiron, der verblüfft blinzelte.
Das war aber auch mal wieder was, schluckte auch Kati hart und fächelte sich zugleich mit der Hand ein wenig Luft zu.
Sie waren nun innerhalb weniger Minuten und nur durch ein bisschen nicht ganz ernst gemeinter Frotzelei ein eigener Clan und Stamm geworden. Anerkannt von Frauen des Dschungelstammes - Einfach so.
Wow...
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