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Emena nickte nun wieder lächelnd und auch Baijah tat es so, sichtlich beeindruckt von Katis und Iirons Worten.
„Ich verstehe nicht, warum man euch immer noch die ganze Zeit über zu trennen versucht.
Es ist doch das Recht von Gefährten ständig  beieinander zu sein. Vor allem, wenn sie gerade erst frisch verbunden sind.
Ich bin heute tatsächlich auch nur deshalb hier, weil meine Schwester so schüchtern ist.
Sie fürchtet die fremden Clan-Dragorn vom Meer.
Doch Reyd gefällt ihr. Er ist freundlich zu ihr und bringt ihr schon lange immer wieder kleine Geschenke mit. Darum möchte sie ihn nun näher kennen lernen. Er kommt heute herüber, um Banja zu treffen. So wie Elikatel Emena treffen will und Zurrem Araa", nickte sie zuletzt auch noch zu dem vierten eher unauffälligen Mädchen hin, die sich auch sofort unter ihren Worten eingeschüchtert duckte.

Herrje, warum trafen Sie sich denn überhaupt, wenn die Mädchen Angst vor den Dragorn hatten? Das leuchtete Kati einfach nicht ein.
Denn Schüchternheit sah anders aus.

„Wir danken euch auf jeden Fall für den Bericht eurer kürzlichen Erlebnisse am Meer", stellte Banja nun doch recht unbehaglich fest.
„Man hört so selten etwas vom wahren Leben dort am Strand. Und so was wichtiges natürlich gar nicht", nickte auch Emena nun auch sichtlich besorgt.
„Und das es da Wasserwesen gibt die unachtsam gegenüber den Menschen sein können ist ja schließlich etwas wichtiges, was man schon vorher wissen sollte, bevor man sich dorthin verbindet...", fiel Baijahs Schwester nervös ein und sah Kati nun doch richtig furchtsam an.
„Ich habe in der Tat noch nie davon gehört, dass es im Meer Wassergeister gibt, die um eine Frau herum schwärmen und sie sogar an den Haaren packend in die Tiefe ziehen."
„- Wenn sie sich darin verfangen, Banja! Vergiss nicht es war wohl wirklich nur eine Unachtsamkeit dieser Wesen gegenüber einem Menschen. Du musst also vermutlich nur gebührenden Abstand zu Ihnen einnehmen, dann passiert dir auch nichts", mahnte ihre ältere Schwester leise an.
„Oh, aber Kati wollte doch nach diesem Ereignis Abstand von ihnen halten, und der Stamm und die Clan-Dragorn haben es ihr nicht erlaubt!", warf Emena nun wieder sehr ernsthaft ein. „Ich finde schon, dass man nach einem solchen Schrecken sowohl Fragen wie auch Zweifel äußern kann."

Und nun schwiegen sie alle wieder betreten still und sahen sich tatsächlich alle mehr als nur unbehaglich zweifelnd an.

Oh je..
Kati warf Iiron erneut einen sorgenvollen Blick zu, doch der zog sie nur wieder etwas dichter an sich heran.
„Egal ob sie es ihr nun befohlen haben oder nicht, als Gefährte war es meine Pflicht, meine Kati selbst vor verehrten Wesen des Wassers zu beschützen.", sprach er ernsthaft.
Die Mädchen nickten immer noch recht sorgenvoll.
„Da hat er natürlich recht!", meinte Emena schließlich leise. „Die Gefährten sind uns zu Schutz verpflichtet. Und ich für meinen Teil verstehe auch nicht, warum die Schamanin des Stammes hierbei dann nicht eingeschritten ist.
Wenn Dragorn den Menschen etwas potenziell tödliches befehlen, so ist es doch immer noch die oberste Pflicht der Altehrwürdigen auf unseren Schutz und wesentlich mehr Rücksichtnahme zu bestehen.
Denn die Dragorn sind uns Menschen und vor allem uns Frauen auf jeden Fall und immerdar zum höchst möglichen Schutz wie auch ständiger Hilfeleistung verpflichtet. Auf keinen Fall darf man uns jemals zu Dingen zwingen, die gefährlich sein können und die wir darum auch gar nicht machen wollen und ablehnen.
Da spielt es auch keine Rolle, ob da ein Wesen vorbei kommt, dass dem Stamm viel bedeutet. Hat es beinnahe gemordet, egal aus welchem Grund, so hält man es von den Menschen fern.
Genau so lauten die uralten Gesetze der Andienung und Verehrung von Menschenfrauen durch die Dragorn.
Also ... Wenn da nun also wirklich eine Verbindung zwischen dem Dschungel und dem Strand zustande kommen sollte, werden ich zuvor darauf bestehen, das Wasser dort immer gleich verlassen zu dürfen, wenn diese Wesen dorthin kommen und die Frauen umschwärmen wollen.
Ich möchte schließlich auch nicht an meinem Haar unter Wasser gezogen werden. Ich möchte ganz sicher auch nicht qualvoll ertrinken müssen, nur weil diese Wesen wohl viel zu unachtsam mit uns Stammes-Frauen umgehen und der Clan diese Unachtsamkeit mit uns leicht sterblichen Menschen tatsächlich nicht nur duldet sondern sogar befürwortet", sagte sie zu Kati und auch den anderen Mädchen, die sogleich alle zustimmend nickten und beifällig murmelten.

„Glaubst du Reyd ist damit einverstanden, wenn ich ihm diese Bedingung als priorisiertes Muss nenne, Schwester?", fragte Banja die ältere verunsichert.
„Tu es einfach! Dann wirst du sehen, wie er darauf reagiert. Und wie schon gesagt, du musst nicht hinüber ans Meer gehen, wenn deine Scheu davor zu groß ist."
„So ist es!", nickte auch wieder Emena. „Und wenn die Clan-Dragorn dort derart uneinsichtig sind und uns Menschen nicht ausreichend beschützen wollen oder laut ihrer dortigen Traditionen es nicht können, dann verdienen Sie auch keine Gefährtinnen aus dem Dschungel."

„Genau!", piepste nun auch Araa leise auf.
Und die Mädchen murmelten dann wieder alle leise miteinander, was sie nun tun sollten; ob es sich überhaupt noch lohnte sich mit den Dragorn zu treffen; ob sie diese lieber gleich ablehnen sollten oder erst einmal fragen ob diese Bedingung überhaupt für die Dragorn vom Meer annehmbar war; ob die Dragorn vielleicht auch vorsätzlich junge Frauen den Wasserwesen überließen, nur weil diese in ihren Augen Verehrenswerter waren als Menschen...

Oh je...
Nein... nicht gut.
Kati seufzte leise auf.
Sie fühlte sich gerade schon wieder nicht mehr wohl in ihrer Haut und stieß auch Iiron sachte mit dem Ellenbogen an, bis dieser sich schließlich zu ihr hinabbeugte.
„Vermutlich hätten wir ihnen das alles gar nicht erzählen dürfen. Das wird uns nun doch sicher auch nur wieder als böswilliges Verhalten und vielleicht sogar auch noch als Verleumdung der Dragorn vom Meer ausgelegt werden", raunte sie Iiron leise zu der allerdings nur kaltschnäuzig mit den Achseln zuckte.
„Wir sind bereits fort aus beiden Stänmen. Sie können uns deswegen also nun nicht mehr schaden oder uns verstoßen wollen. Wir haben bereits unseren eigenen Stamm gegründet, wie du es gerade hier auch noch vor allen verkündet hast. Und tatsächlich gefällt mir dieser Gedanke auch wirklich gut, meine Kati.
Mit einem eigenen Stamm, indem es ja sowohl Menschen als auch Dragorn geben muss, so wie es das Gesetz der Stämme verlangt, können wir nun vielleicht endlich wirklich in Frieden leben."

Kati lächelte unwillkürlich.
Denn ja, das klang verdammt gut.
Sie hatte gerade schon dran gezweifelt, ob zwei Personen oder in diesem Fall ein Mensch und ein Drache sich nun einfach so zu einem eigenen Stamm erklären konnten.
Doch wenn die Voraussetzungen für einen Stamm wirklich nur darin bestanden, dass darin sowohl Menschen als auch Drachen sein mussten, dann war diese Bedingung tatsächlich erfüllt.
Kati lächelte erleichtert, auch wenn sie sich nun doch ein bisschen verzagt fühlte.

„Sind wir dann jetzt also der Stamm der Himmelskinder?", scherzte sie leise, das erstbeste das ihr einfiel.
Iiron hob überrascht die Brauen.
„Nun... Warum nicht? Das ist ein wahrlich guter Name Kati. Ich bin beeindruckt", meinte er zustimmend nickend und Kati wandte sich wieder den nun schweigenden und jetzt auch starr oder unsicher an ihr vorbeiblickenden Frauen zu.

Moment mal...
Sie blickten an ihr vorbei?
Oh...

Rasch drehte sie sich um ... und sah Elikatel und noch vier weitere Dragorn hinter sich stehen.
Oh ... ja ... ähm ... nicht so gut.
- Oder besser gesagt ... gar nicht gut!

Hatten sie sie gerade etwa reden gehört?
Dann würde es wohl gleich noch ein fettes Donnerwetter setzen.
Unwillkürlich ging sie hinter Iiron halb in Deckung, der das auch noch verblüfft mitansah, und dann aber einfach nur den Arm um sie herum legte und den vier Frauen kurz ehrerbietig zunickte.

„Wir verabschieden uns nun. Eure Begleitung am Teich ist soeben eingetroffen. Ihr solltet sie nach den Bedingungen am Meer gründlich ausfragen und eure Spielzeit mit ihnen genießen", sagte er so ausdruckslos wie immer und ging dann mit der nun doch leicht wiederstrebenden Kati zusammen auf die Abgesandtschaft des Stammes am Meer zu.
„Seid gegrüßt, Clan-Dragorn vom Meer", sagte er reserviert zu dem wenig älteren Elikatel, der nur stirnrunzelnd und bleich scheinend nickte.
„Ich grüße dich und deine Gefährtin ebenfalls. Konntet ihr euch ein wenig ausruhen?", fragte der ihn überaus höflich zurück.
Iiron nickte würdevoll.
„Wir haben zudem entschieden das wir nun lieber einen eigenen Stamm und Clan gründen werden, da wir die Lebensweise der hiesigen Stämme und auch der Clan-Dragon nicht gut genug verstehen, noch weiterhin zu euren Bedingungen mit euch zusammen leben wollen.
Wir sind nun für jetzt uns immer der ‚Stamm der Himmelskinder'. Und so die Ahnen uns gewogen sind, da wir ja nun unseren eigenen Weg gehen, abseits von Missgunst und Verachtung für das, was wir sind, und wie wir gemein hin handeln, werden Sie uns nun vielleicht auch wieder mehr Himmelskinder hierher senden, die so wie wir durch die Dunkelheit fallen.
Wir werden sie bei uns aufnehmen, denn wir können ihre Verwirrung über den Sturz aus einer anderen Welt heraus verstehen, Elikatel. Ihr hingegen könnt es wohl nicht.
Sage das deinem mächtigen Erzeuger und auch den anderen Clans."

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