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Womit hatte sie das nur verdient?
Der ganze Stress hier würde sie noch umbringen, wenn es so weiter ging.
Doch Iiron hielt sie immer noch in seinen Armen, und fütterte sie nun mit Fisch und ihr mal wieder Unbekanntem Obst, dabei trocknete er immer wieder ihre Tränen und hielt ihr mehrmals eine frisch gefüllte Wasserschale die wohl aus einer großen Muschel gefertigt worden war, an den immer noch bebenden Mund.
Sie musste inzwischen total verquollen aussehen.
Doch Iiron kümmerte das nicht. Er sorgte sich einfach nur rührend um sie... ja.
Mal wieder.
Schweigend, ernsthaft und ganz und gar ruhig wirkend, nach seinem kurzen Ausbruch vorhin, gegenüber diesem Ältesten.
Sie fühlte sich mehr und mehr erschöpft, je länger sie weinte und aß, hickste und schluchzte, kaute und schluckte.
Aber selbst ihr fehlten nun die Worte. Sie war nicht mal mehr fähig sich bei Iiron zu bedanken. Denn er wollte keinen Dank. Das wusste sie wohl.
Es war so creepy hier.
Alles!
Wieder schniefte sie und erneut tupfte Iiron ihr mit einem bereits sehr durchweichten Tuch das Gesicht ab.
Seine Hand, die auf ihrem Rücken lag streichelte sie sanft, derweil er ihr einen weiteren Happen Fisch anbot.
Sie nahm ihn, kaute wieder. So langsam war sie doch ziemlich satt.
Aber als sie zur Seite blickte war die Schüssel, die vorher reichlich mit Fisch und Obst gefüllt gewesen war restlos leergeputzt.
„Möchtest du noch mehr?", fragte er sie nun zum ersten Mal seit einer gefühlten Stunde leise.
Sie schüttelte nur den Kopf und atmete kurz ganz tief und zittrig durch, bevor sie sich einfach gegen ihn sinken ließ und die Augen schloß.
„Ich bin so müde, Iiron!", murmelte sie an seiner Brust und fühlte gleich darauf wie seine Arme sich erneut um sie schlossen und fester an sich zogen. Seine Finger streichelten sanft über ihren Kopf und ihr langes Haar hinab. Aber nur bis zur Hälfte da zupfte er auf einmal an einer Strähne.
„Die Immanida haben eine Strähne deines wunderschönen Haares abgeschnitten, als du an einem von ihnen hängengeblieben und ihr beide in Panik geraten seid, Kati.", sagte er schließlich leise zu ihr.
Sie verkrampfte sich prompt und schlug die Augen wieder auf.
Doch sein Streicheln blieb ruhig und sanft.
„Das junge Immanida, das zu nahe an dich heran schwamm und zu übermütig um dich herumfegte war genauso erschrocken wie du, als du es nach oben gezogen hast...
Es riss dich also unwillkürlich nach unten.
Für euch beide hätte es so leicht tödlich enden können. Denn die Immanida vertragen gar keine Luft und ein Mensch darf auch nicht zu lange unter Wasser sein, sonst ertrinkt er.
Ein älteres Immanida durchschlug schließlich rasch die Haarsträhne. Bevor du das Junge noch über Wasser reißen oder es dich ertränken konnte.
Die Dragorn hatten das nicht mal mitbekommen. Sie dachten nur du kämpfst da unter Wasser gewaltsam gegen die Immanida, weil du um dich geschlagen hast. Von deiner eigenen Not bekamen sie nichts mit ..."
„Ich wäre fast erstickt. Es war doch nur Notwehr. Und die behaupten nun alle einfach ich war gewalttätig ...", murmelte sie piepsig und schluchzte wieder.
Er atmete kurz tief ein und dann wieder aus.
„Notwehr... so was gibt es hier nicht, Kati. Man wehrt sich nicht gewaltsam. Du hättest vielleicht mit ihnen kommunizieren können ... denkt zumindest Margon.", seufzte Iiron leise und sie schüttelte nur fassungslos den Kopf.
In einer Situation in der ich gerade am sterben bin soll ich klar und vernünftig denken und handeln können?
- Ist der Alte Drache verrückt?", hob sie nun völlig empört den Kopf. Doch Iiron blieb immer noch ganz ruhig und ernsthaft und strich ihr nur wieder über das Haar.
„Er vergisst nur gerade immer wieder, dass du ein helles Himmelskind aus einer gänzlich anderen Welt bist. Bei euch kämpft man um nicht zu sterben."
„Und hier ... stirbt man also einfach? Ist das dein Ernst?", fragte sie ihn entsetzt.
„Sie vertrauen aufeinander. Das der andere die Not erkennt und hilft, ohne zu verletzen. So wachsen sie hier auf. Ab und zu geht das schief... dann geht der Verschiedene ins nächste Leben."
„Ach, dann geht es also hiernach auch nur wieder weiter? Wird man wieder von allen getrennt die man liebt und landet in einer ganz anderen Welt?", schniefte sie erbittert und sah dann hm dann vorwurfsvoll an.
„Das wäre dann also auch okay für dich, ja? Das ich gleich wieder von hier verschwinde..."
Er seufzte leise auf und schob ihren Kopf zurück an seine Brust.
„Weine lieber noch ein wenig anstatt mit mir zu streiten. Du musst auch nicht zornig werden, nur weil du an deinem Leben hängst und es darum zu erhalten suchst. Schon gar nicht auf mich, denn ich bin doch schließlich genau so wie du, nur ein vom Himmel gefallenes helles Dragornkind, oder hast du das vergessen?", erinnerte er sie nachsichtig lächelnd.
Ja, okay, das hatte sie tatsächlich kurz vergessen.
„Du bist einfach schon zu lange hier...", brummelte sie leise und er nickte sogleich zustimmend.
„Da hast du recht. Ich bin schon lange hier und konnte mit niemandem darüber reden, wie die anderen Welten sind. Hier zählt nur, was in dieser Welt geschieht. Und da ich ein Dragorn bin, zählt es sogar doppelt. Und Bestrafungen treffen uns doppelt so hart."
Kati seufzte nur wieder frustriert auf .
„Also werde ich jetzt dafür bestraft werden, dass ich mich aus dem Wasser raus gekämpft habe, um zu überleben? Das ist echt nicht fair.", schniefte sie erneut und erschauerte kurz.
Iiron schüttelte nur kurz den Kopf.
„Es ist nun meine Aufgabe, genau das zu verhindern. Und das werde ich auch", flüsterte er an ihrem Haar, bevor er sein Kinn sachte auf ihrem Scheitel ablegte.
„Du... wirst dich doch nicht an meiner Stelle bestrafen lassen, oder? Das wäre nämlich sogar noch viel fieser von den Leuten hier. Und das kann ich auf keinen Fall zulassen...", runzelte sie bloß noch die Stirn, weil sie nicht einmal mehr den Kopf heben konnte. Iiron hatte sie gerade tatsächlich unter sich eingeklemmt.
Nicht schmerzhaft oder so, das nicht. Aber sie konnte sich nun kaum mehr rühren.
„Du...Iiron...?! I...ich kann mich gerade gar nicht mehr bewegen?!", meinte sie schließlich verwirrt. „Tust du das mit Absicht?"
„Ja.", sagte er leise.
Sie überlegte kurz.
„Und... warum tust du das so?", murmelte sie schließlich leise.
„Weil ich sehen muss, wie sehr du mir vertraust, Kati. Und ob du mir überhaupt richtig vertraust. - Tue ich dir weh?", fragte er leise.
Sie wollte zuerst nur den Kopf schütteln, aber das ging ja nicht. Sein Kinn klemmt ihren Kopf immer noch ein, also seufzte sie ganz leise auf.
„ Nein, tust du nicht. Aber wenn du das jetzt so machst, denke ich, du hast da noch was vor, dass mir vermutlich nicht gefallen wird. ... Oder kommen die Dragorn jetzt hierher, um mich ... zu bestrafen und du ... hältst mich nun für sie fest?", fragte sie ihn merklich zögernd.
Eine ganze Weile lang sagte er nichts, doch sein Griff wurde kurz etwas fester und er versteifte sich auch merklich. Ebenso beschleunigte sich nun auch noch seine Atmung.
Tja...
Hatte sie ihn nun also mit ihren Worten beleidigt?
- Vermutlich schon.
Trotzdem hielt er sie immer noch sachte, nicht schmerzhaft und stellte sie lediglich mit seiner Umarmng und seinem Kinn ruhig... für was auch immer.
Ach Gott ...
Erneut kamen ihr die Tränen, ... vor Frust diesmal. Es war blöd, nicht zu wissen, was nun wieder mit ihr geschehen würde und dass Iiron es auch nicht sagte.
Doch sie wehrte sich nicht gegen ihn und schloss nur erneut resignierend ausatmend die Augen.
„Na dann mach einfach, Iiron. Egal was. Wenn du nur bei mir bleibst, wehre ich mich auch nicht mehr dagegen, selbst wenn es mich umbringt.", versprach sie ihm schluchzend und er stieß nun richtig knurrig laut den Atem aus.
„Du... hast ja keine Ahnung, Kati...", begann er nun ebenfalls seltsam rau und keuchend zu sprechen, doch er hielt sogleich wieder inne und bezwang wohl seine eigenen aufbrausenden Gefühle
„Vertraust du mir denn wirklich so sehr, Kati?", fragte er sie erneut und diesmal so drängend, dass eine leichte Gänsehaut über ihren Rücken und die Arme hinab jagte.
„Ja.", fiepte sie leise schniefend. Mehr als allen anderen Wesen hier auf dieser Welt, fügte sie noch in Gedanken hinzu.
Da ließ er sie plötzlich komplett los und trat überraschend schnell von ihr zurück, so das sie sich wieder bewegen zu ihm umdrehen und in seien nun gelblich glühenden Drachenaugen blicken konnte.
„Dann steh jetzt auf, versuche ruhig zu bleiben ... und komm mit mir zurück ins Wasser zu den Immanida, um die Sache zu klären." , verlangte er super-ernsthaft von ihr.
- Och... Nee, oder?
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