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Hu...?
Kati öffnete die Augen und blinzelte ins halbdämmrige Licht hinauf. Sie war wohl umgekippt.
Das hier war nun wieder so ein Kuppelhäuschen ... der Drache... der alte! Was hatte er mit ihr getan???
Abrupt schoss sie hoch.
„Iiron!?"
„Es geht ihm gut, Himmelskind.", kam da die ältere Schamanin Lisamma zu ihr hin, die am Feuer gesessen hatte und Kati sah erzitternd keuchend zu ihr auf.
„Was... ist, geschehen? Und was hat der alte Drachen-Mann da mit mir gemacht? Was wollte er von mir? Und ... wo ist Iiron ...?", fragte sie die ältere Frau verwirrt, die sich nun neben sie auf das geflochtene Polster setzte und einen Becher zureichte.
„Wie gesagt, es geht ihm gut. Und dir auch gleich wieder, sobald du dich beruhigt und den Tee getrunken hast.", strich sie ihr sachte über den Arm. Kati zuckte allerdings weg, sah sie zweifelnd an und gehorchte ihr dann aber rasch und nahm den Becher entgegen, um daran zu nippen. Es war irgendein Früchte-Tee. Und er war wirklich nicht schlecht. Also trank sie rasch noch ein paar Schlucke mehr.
„Ich weiß gar nicht mehr, was da noch passiert ist. Ich bin doch nur noch schnell aus dem Wasser raus, weil mich eines der Meerwesen an den Haaren zurück gerissen hat, sodass ich nicht auftauchen konnte.
Ich wollte doch nur schnell an Land, aber der Drache war auf einmal so ärgerlich auf mich ...", erklärte sie der Frau ängstlich, die daraufhin nur ganz leise seufzte und besorgt die Stirn runzelte.
„Die Welt, aus der du stammst, ist wirklich sehr gefährlich und grausam, erzählte Magon dem Stamm, nachdem er dich nach deinem Ausbruch von Gewalt durchforschst hatte.
Dragorn, die Menschen angreifen und töten, Wasserwesen, die Menschen wie uns sogar fressen würden, riesige Ungeheuer aus der Tiefe, welche dich mit ihren Zaarren umfassen und mit sich in ihre Reiche zwingen, wo du aber unweigerlich sterben musst, da du ein Landwesen bist...
Sogar auf dem Land gibt es großes Getier welches Menschen anfällt, sodass ihr euch immerzu vorsehen musstet.
Magon ist sehr entsetzt über das oft zu blutige Grauen, welches er in deinen Erinnerungen und Gedanken las. Kein Wunder dass du da Angst gelitten hast.
Doch die Immanida sind nicht böse, im Gegenteil, sie sind sehr freundlich zu dir gewesen und meinten es wirklich nur gut.
Deine Aura ist so rein und Licht, dass sie sich davon angezogen fühlten. Und als du untertauchtest dachten sie wohl, du wolltest nun mit ihnen schwimmen, wie sie es auch vorhatten.
Dein helles langes Haar verfing sich jedoch in einem der Zaarren, du sagst dazu Tentakel.
Es war ein Unfall und hat wohl letztlich beide Seiten sehr erschreckt.
Doch dass du dann so aggressiv um dich geschlagen hast hat die Immanida nun vertrieben. Sie ..."
„Moment mal... ich war aggressiv?", brauste Kati nun empört auf.
„Sie hätten mich da im Wasser fast ertränkt! Denn Sie sind mir hinterher gekommen und um mich rumgeschwommen, haben mich von Iiron abgedrängt... Magon sagte ich sollte mich nicht bewegen aber sie haben sich bewegt und das vollkommen irrational und wenig freundlich.
SIE waren also sehr wohl aggressiv!
Ich hab mich dagegen ganz zum Schluss nur gewehrt um nicht zu sterben!", rief sie aufgebracht und die Schamanin runzelte nun erneut die Stirn.
„Du wirst dich für dein Betragen dennoch entschuldigen müssen. Dort im Wasser! Ich zeige dir die Gesten..."
„sind sie verrückt?! Ich gehe hier nicht mehr ins Wasser! Ich bin doch nicht bescheuert und gebe diesen Wasser-Monstern noch einmal die Chance, mich zu ertränken! Und selbst wenn ihr mich dafür bestraft oder sogar tötet, - mich kriegen keine zehn Pferde mehr ins Meer rein!", stand sie nun hochrot vor Entsetzen auf und lief zum Eingang hinüber.
Doch draußen standen nun die Drachen und sahen sie alle höchst kritisch an.
Die hatten also gerade gelauscht, oder? Und dachten ebenfalls, sie sei hier die böse gewesen?
„Wenn ihr mich mal wirklich aggressiv kämpfen sehen wollt, dann versucht es nur, mich wieder da ins Wasser zu schaffen, ihr fiesen Drachen!
Ich geh da nicht mehr rein! Gar nicht mehr!
- Ende der Diskussion!", herrschte sie den alten Magon an, der daraufhin nur verwirrt die Brauen hob.
„Himmelskind, beruhige dich bitte. Du verstehst wohl nicht...", sprach nun auch Elikathel mit beschwichtigend gehobenen Händen vortretend, doch Kati für ihm nun erbost über den Mund
„Ja, ganz richtig! Ich verstehe nicht! Ich verstehe nicht, wie man Selbstverteidigung als Aggression bewerten kann! Ich verstehe nicht, wie man mir Vorwürfe machen kann, weil ich es gewagt habe lieber nicht zu sterben, als diese Monster mich an den Haaren zurück und unter Wasser zerrten!
Ich verstehe außerdem wirklich nicht, warum ihr ausgerechnet immer mich und Iiron für eure Besonderheiten, Dummheiten und idiotischen Aufgaben aussucht, ... was wir auf einmal machen, was wir lassen, was wir gefälligst jetzt sofort und uns vielmals entschuldigend zu tun haben sollen!
Wir sind gerade erst hier angekommen, und schon werde ich von Wasserwesen angegriffen und von euch allen verurteilt, weil ich nicht stillgehalten habe und lieber ertrunken bin.
Ha!
Vielleicht sollten wir doch besser von den Stämmen weg bleiben, die uns hier doch nur wieder gängeln wollen und mich schon wieder von Iiron fern halten!
Oder diesmal Ihn von mir?
Oder habt ihr ihn vielleicht sogar unten im Wasser gelassen, bei diesen irren, fiesen Wassergeistern? Haben die ihn zwischen auch unter Wasser gezerrt und ertränkt?", explodierte sie nun fast schon brüllend und die Drachen wichen nun allesamt überrascht von ihr zurück.
„Wassergeister...?"
„Sie meint die Immanida..."
„Aber die sind doch friedlich...?"
„Der Unfall hat sie wohl verwirrt..."
„Wo ist Iiron?", brüllte sie schließlich verzweifelt los.
Und alles Geraune verstummte abrupt wieder.
„Er wartet in eurer Klause auf dich. Immanida hielt es für besser Dir zunächst zu erklären..."
„- Dass ich mich nun gefälligst bei diesen Wasser-Monstern zu entschuldigen habe, weil ich mich gegen das ertrinken wehrte und vor ihnen aus dem Wasser geflüchtet bin? - Könnt ihr alle vergessen! Lieber bin ich auf der Stelle tot!", sagte sie zu Elikathel, dem nun glatt der Mund offen stehen blieb vor Entsetzen.
„Bei den Ahnen... Helles Himmelkind ...!", rief die Schamanin nun gleichfalls entsetzt aus.
Da drehte Kati sich aber nur wieder aufgebracht erbebend zu der Frau um und sah sie bitterböse an.
„Ich hatte wirklich mehr Feingefühl von Ihnen erwartet, weil sie schließlich ebenfalls von jemandem abstammen, der so wie ich vom Himmel gefallen ist. Aber da hab ich mich wohl getäuscht.
Und generell... Mit Drohungen kommt man bei mir nicht weit! Und wenn sie mich noch einmal von meinem Gefährten wegbringen, nur um wieder mal ihr eigenes Süppchen mit mir zu kochen, dann gehen wir! Ganz egal wohin auch immer.
Denn, lieber bin ich mit ihm allein, und wir machen zusammen Fehler, als hier für meinen kümmerlichen Überlebenswillen ausgeschimpft zu werden und dann auch noch befohlen mich für meine Aggression zu entschuldigen!
Ja?
Okay ... ES TUT MIR LEID DAS ICH ATMEN WOLLTE! ES TUT MIR LEID DAS ICH WEITERLEBEN WOLLTE! UND ES TUT MIR AUSSERDEM LEID DAS WIR ÜBERHAUPT HERGEKOMMEN SIND, ZU NOCH GRÖSSEREN IDIOTEN, ALS IM ERSTEN STAMM, DIE NICHT MAL DANN EINE GEFAHR FÜR EINEN MENSCHEN ERKENNEN, WENN DIESE SIE GERADE IN DEN HINTERN BEIßT, ODER WIE IN MEINEM FALL VORHIN ... EINFACH NUR DABEI ZUSEHEN WIE ICH DA IM WASSER STERBE! - LÄCHELND!", ereiferte sie sich aufgebracht.
Dann keuchte sie nur wieder und erzitterte am ganzen Leib.
„Oh, Echt jetzt, ... ich kann wirklich nicht begreifen, wie ihr Ungeheuer euch da auch noch Menschenfreundlich schimpfen könnt? Ihr seid auch nur alle so wie die Drachen in meiner Welt. - Ganz genau so!
Na los doch, geh ins Wasser zurück und lass dich da dann doch noch von denen umbringen?!
Denn die Immanida sind doch alle ganz nett und lieb zu dir gewesen und du unselige hast sie vertrieben???
Ach ja ... und entschuldige dich bitte mal sofort bei ihnen, dass du dich bei deinen fast-Mördern nicht auch noch freundlich dafür bedankt hast, dass sie dich unter Wasser gehalten haben?!
- Ja, spinnt ihr denn wirklich alle miteinander...?"
Plötzlich drängelte sich Iiron durch die Reihen der Drachen durch und Kati rannte ihm sofort hastig entgegen.
Er nahm sie auch sofort in seine Arme und hielt sie ganz sicher, stark und fest umschlungen.
„Ich sagte es doch ... bringt sie nicht weg von mir!
Ich sagte es, regt sie nicht auf!
Sie traut eurer Schamanin nicht, weil sie sie nicht kennt, auch wenn diese von einem Himmelskind abstammt. Sie selbst ist nun mal kein solches. Sie weiß deshalb auch nicht, was ihre Ahhne alles durchgemacht hat. Und selbst Erzählungen reichen nicht aus, um zu wissen, wie es ist, zuvor ein anderes Leben in einer anderen Welt gehabt zu haben.
Ihr alle wisst es nicht.
Ich sagte es ebenfalls, dass sie die Immanida nur abgewehrt hat.
Sie hat sie nicht angegriffen, den aus ihren Augen heraus betrachtet, wurde sie von ihnen abgedrängt umschwärmt und dann angegriffen.
Doch, nun ist es genug.
Kati hat noch nichts gegessen. Sie muss jetzt ausruhen!
Und dann, wenn sie sich beruhigt hat, können wir darüber sprechen, was am heutigen Tag passiert ist. Und wie wir dieses Verhältnis zu den Immanida wieder aufbauen können.
Notfalls gehe ich zu ihnen ins Wasser und entschuldige mich. Aber wenn Kati es nicht will, muss sie es nicht tun.
Ihre Angst ist groß.
Ihre Sicht der Wahrheit ist ebenfalls wirklich und wichtig und ernst zu nehmen.
Und ihr alle, obwohl ihr es mir noch versprochen habt, sie behutsam zu behandeln, Umkreist sie hier nun, beschuldigt sie, regt sie auf.
Ich als ihr Gefährte dulde das nicht noch einmal!
Ganz egal, was auch immer das für Konsequenzen für uns beide nach sich ziehen wird.
Hier und Jetzt ist es genug! - Wir gehen!"
„Dragon Iiron...!", rief Magon ihn sogleich mahnend an.
Doch der sah sich nicht einmal mehr zu dem alten Drachen um und hielt lediglich schwer atmend inne.
„Ich überlege mir noch, ob ich dir vergebe, dass du mit deiner gewaltsamen Geist-Durchsuchung so kurz nach diesem Schock erneut Katis Leben gefährdet hast, Ältester.
Meine Gefährtin ist kein dunkles, starkes Stammeskind, das solche Dinge gewöhnt ist.
Sie ist ein ängstliches und sich zudem inzwischen gejagt fühlendes Himmelskind.
Es wäre also schön, wenn das vielleicht irgendwann einmal irgendjemand hier bemerken und auch dementsprechend handeln würde.", sagte er noch eisig.
Dann hob er Kati, die gerade noch gegen ihn gestolpert war, weil sie vor Tränen und Schluckauf schon gar nicht mehr geradeaus gucken konnte, auf seine Arme und trug sie davon.
Einfach Raus aus dem Chaos!
Und das war gut so.
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