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„Ist das nun eigentlich gut oder schlecht für uns, dass wir jetzt woanders hin sollen?", fragte sie ihn nach einigen Momenten der Sorge leise wispernd.
Iiron versteifte sich prompt und rückte ein klein wenig von ihr ab.
„Empfindest du es als schlecht vom Weststamm fort zu gehen?", fragte er sie höchst erstaunt.
„Was, wenn es bei anderen noch viel schlimmer wird als hier, nur weil wir beide hell sind und sie dunkel? Die kennen uns immerhin gar nicht. Oder hast du das vorher vielleicht schon mal so ausprobiert? Sind die anderen Dragorn denn weniger befremdet, wenn sie uns ansehen?", wisperte sie wieder und knabberte dann an ihrem Daumennagel herum, weil Iiron auch rein gar nichts darauf sagte, nur den Mund ganz leicht zusammen kniff und den Kopf etwas von ihr abwandte... besorgt ... und schließlich zu den älteren Dragorn hinblickend, die gerade alle wieder aufgehört hatten miteinander zu diskutieren.

Oh-oh..

Kati sog so leise sie nur konnte die Luft ein. Denn das hatten sie nun wohl doch noch alle gehört.
Ja...
Ganz toll.
Am liebsten hätte sie sich nun selbst getreten, den Elikatel stand nun schwer keuchend und kopfschüttelnd auf, derweil Mariell leise knurrte.

„Saka... Ich sehe es, kann es aber kaum glauben, Abbu.
Ihre Furcht ist bereits allzu groß.", kam er zu ihr hin und auch sein Vater tat das... allerdings mit festem Blick auf Iiron, der nur noch tiefer den Kopf senkte.
„Beider Furcht und auch Besorgnis sogar, - bei den Ahnen!
Doch du hast heute das rechte getan, heller Himmelsdragorn Iiron, und zum Wohle deiner Gefährtin um Hilfe beim Rat der Stämme ersucht.
Du hättest auch schon früher zu mir oder Elikatel kommen können oder dich einem anderen ältesten anvertrauen...", kritisierte Mariell ihn nun ernsthaft.
Doch damit war Kati nun gar nicht einverstanden.
„Wie sollte er das? Alle hielten ihn für schlecht und seelenlos, einen unwürdigen Dragorn, der sogar extra ausgesondert wurde. Ich wurde tausend mal vor ihm gewarnt. Und jeder andere sicher auch. Sie doch auch, oder?
Dabei haben die dunklen Dragorn sich noch nicht mal böse Geschichten über ihn einfallen lassen, sondern nur immer gesagt er ist schlecht. Von kleinauf war er hier auf sich gestellt.
Und Ich kam hierher, noch ohne eure Worte zu verstehen. Ich mochte ihn nur für seine Taten. Aber hier bei den Clan-Dragorn sieht man immer nur hell oder dunkel, sieht man gut oder schlecht. Keiner hört wirklich zu.
Und niemanden interessiert es tatsächlich wie es uns hier geht und aus welchem Grund. Wir sollen nun einfach woanders hin, nur auf das hören, was man uns sagt, und tun, was alle anderen von uns wollen.
Und das ist falsch.
Oh, und übrigens habe ich vorhin nicht etwa laut überlegt, dass wir besser mal von diesem Stamm weg gehen sollten. Ich habe tatsächlich gemeint, dass wir besser mal von allen dunklen Dragorn und ihren Machenschaften weg gehen sollten. Nur wir beide.
Denn auch wenn ihr euch das nun vielleicht wieder so ausmahlt oder wünscht... ich werde mir keinen anderen Gefährten nehmen, auch dann nicht, wenn ihr uns jetzt woanders hin bringt und sie da alle nur noch totale Freundlichkeit vorspielen.

Ich spiele auch weiterhin nicht mit den dunklen Drachen im Teich oder tanze mit ihnen auf Festen. Ich Spiele und tanze nur mit Iiron!", erklärte sie Elikatel noch einmal trotzig und floh dann aber gleich wieder hinter seinen Rücken, auch wenn Iiron sie nun doch reichlich fassungslos und betroffen anblickte.
Fast so als als wollte er ihr nun sagen: Das hast du denen jetzt nicht wirklich ins Gesicht gesagt!? - Bist du noch zu retten?

Oh-oh

Kati versteckte ihr flammend rotes Gesicht an seinem Arm und spürte ihn ganz leise Grollen.
„Verzeiht meiner Kati, Mariell und Elikatel. Sie kennt die hiesige Ettikette noch nicht, weiß mit Titeln und Würden nichts anzufangen und hat seit ihrem Sturz aus dem Himmel viel durchgemacht.
Meiner Erfahrung nach wird ihre Furcht und Abwehr von allem umso schlimmer, je mehr man sie durch Worte von etwas zu überzeugen versucht. Und zuletzt versuchten viele sie zu überzeugen ... egal von was oder wem auch immer.", erklärte Iiron den Dragorn und Kati wagte es nun doch wieder hinter ihm hervor zu spähen.

Die Drachen waren nun allesamt näher gerückt.
Na, klasse.
Ihr Herz schlug gleich doppelt so schnell weiter.
Sofort wandte Iiron sich zu ihr um und strich ihr beruhigend über ihr Haar.
„Ängstige dich nicht. Wenn Mariell dir Böses wollte, würdest du es jetzt schon spüren. Ebenso der Rat. Doch sie sorgen sich gerade um dich. Siehst du das denn nicht, Kati?", fragte er sie leise.

„Keine Sorge Dragorn Iiron. Wir verstehen das schon. Die alten Runen erzählten von der Angst, der früheren Himmelskinder, wenn sie hinab stürzen und zu uns kamen.
Sie alle haben kurz zuvor den Tod gesehen. Und wurden dann hier mit einer ihnen vollkommen fremden Welt konfrontiert. Das macht sie scheu und ängstlich, misstrauisch und manchmal auch recht kriegerisch.
Umso wichtiger wäre es gewesen, als erstes mal Vertrauen aufzubauen.
Doch Rouke sah wohl nur ihre bezaubernde helle Schönheit, nicht ihre Furcht. Genauso wie der restliche Clan und Stamm.", meinte Elikatel nachdenklich.

„Ich stimme dir zu meinen Sohn. Ihr Haar ist so herrlich golden und ihre Blicke so rein und klar, ja ernsthaft.
Allein ihr Aussehen hat die Dragon also wohl so sehr außer sich gebracht, dass sie sich glatt daneben benommen haben. Alle außer wohl der helle Dragon."
„Sie sagte, er sei nett zu ihr gewesen. Und so wählte sie sich den besten von allen, Abbu und vertraut ihm auch jetzt immer noch sehr.", meinte Elikatel nun sachlich.

„Was einem Wunder gleichkommt, Lord Elikatel, wenn man bedenkt, was Kati über die Dragorn, welche ehemals auch in ihrer Welt existierten noch weiß.", sagte Iiron deutlich und schob sie nun wieder ein wenig von sich zurück, hob ihr Kinn zu sich an und nickte ihr ernsthaft zu.
„Sage es dem Rat, was unsere Art dort mit euch Menschenmädchen tat, Kati! Sage es ihnen, warum du bei der Verbindungsfeier von Bayija und Trom nicht mit uns feiern und tanzen wolltest, sondern vor lauter Angst vor uns weggelaufen bist, und auch am nächsten Tag noch Angst vor uns allen, ja auch vor mir hattest.", verlangte er von ihr und sie schaute zweifeln von ihm zu dem nun überrascht blickenden Drachen-Anführer Mariell hin und auch zu seinem Sohn, der sie aber nun lediglich besorgt musterte.
„Ihr hattet also ebenfalls dunkle oder eher helle Dragon in deiner letzten Welt, Himmelskind?", fragte er sie besorgt.

Oh je, die blickten nun sogar alle ziemlich ernsthaft drein.
Hu...
Aber das war dann nun doch zu irre oder?
Mit alten Drachengeschichten auftischen, ohne überhaupt zu wissen ob es sie jemals gegeben hatte...
Und damit vielleicht einen Eklat auszulösen.
Bei diesen Anführern...
Lord, hatte Iiron Elikatel genannt...

„Ich möchte das nicht, Iiron. Es ist doch jetzt gut. Ich hab's verstanden, dass ihr hier nicht so seid. Dieses Fass sollten wir also besser nicht noch mal aufmachen...", wollte sie rasch wieder abwiegeln, doch Mariell trat nun wieder leise seufzend vor sie hin:
„Geehrte Kati... Du hast doch soeben schon gespürt, dass ich jedwede verborgene Wahrheit, Wille und Meinung aus jedwedem Menschen und auch Dragorn herausholen kann. Wenn du diese sicher für uns alle wichtige Information also nicht freiwillig aussprechen möchtest, so kann ich dich auch wieder dazu bringen.", erklärte er ihr viel zu freundlich.
Eine Drohung verpackten Freundlichkeit, oder was?
Sie erzitterte prompt, was aber bei fast allen nur wieder unverständliches Stirnrunzeln auslöste, und leises Raunen.

„Kati... sie bedrohen dich nicht. Es geht nur um Wahrheitsfindung. Der Rat muss alle Details eines Vorfalles ergründen um gerecht zu urteilen und zu handeln. Gerade hast du hier alle dunklen Dragorn schwer in ihrer Ehre Beleidigungen sie wissen nicht wieso. Also sage es ihnen, damit sie dich verstehen...", bat Iirion sie nun fast schon.
milde drängend.

„Oh... -also... na gut, wenn ihr es unbedingt so wünscht...
Aber macht mich bitte hinterher nicht dafür verantwortlich!", trat sie erneut halb hinter Iirons Rücken und hielt sich da dann an seiner Hand fest, was wiederum die meisten anderen Dragorn sichtlich verwirrte.
„Wofür nicht verantwortlich?", fragte Elikatel sie nun verblüfft.
„Drachen, wie man euch Wandler-Wesen bei uns nennt, haben bei uns früher die ihnen zum Opfer gebrachten jungen Mädchen und  Menschenfrauen verschleppt und gefressen.
Also... Die Geschichten erzählen davon, dass sie alle Menschenfresser waren, blutgierig und grausam.
Und wenn man ihnen mal niemanden zum Fressen Opferte zerstörten sie Häuser und Ernten und töteten noch viel, viel mehr Menschen mit ihrem Feueratem... Das sagen zumindest die meisten unserer Geschichten und Legenden über die Drachen.
Ich meine... Ganz selten nur haben sie die Mädchen wohl nur so mitgenommen... um sie zu behalten... und dann mit ihnen zu spielen, irgendwie... bis sie dann gestorben sind oder manchmal noch von Drachentötern gerettet wurden", schloß sie leise.

Die Drachen waren nun allesamt entsetzt und aschfahl geworden und sahen Kati so fassungslos an, dass es ihr ebenfalls nun ganz anders und Elend zumute wurde.
Ja... diese Horror Storys mochte hier sicher kein einziger Drache von ihr hören.
„Ich hab es ja schon gesagt, macht mich nicht dafür verantwortlich. Iiron hat mir gesagt hier ist es nicht so. Aber was für mich noch viel wichtiger war. Er hat es mir gezeigt. - Dass er nicht so ist.", flüsterte sie das letzte nurmehr. Und nun drehte Iiron sich wieder irritiert ausatmend zu ihr um und zog sie zurück in seinen Arm und an seine Seite.

„Ich sagte ihr das hier keiner so ist. Und zu Rouke, dass sie noch viel mehr Zeit benötigt, um dich einzugewöhnen. Ich wollte auch nicht, dass sie mich so schnell erwählt, Mariell. Aber Kati... fürchtete sich anscheinend zu sehr vor den dunklen Dragorn im Clan, wie auch den werbenden Stammeskriegern, die alle versuchten sie von mir wegzulocken und schließlich auch mich von ihr weg zu befehlen.
Da sie aber keinem anderen traute, noch nicht einmal den hiesigen Frauen und Mädchen, ließ sie es nicht zu..."

„Iiron trifft da wirklich keine Schuld. Ich habe ihn fast schon dazu gezwungen, dass er mein Gefährte wird. Ehrlich, Er hat ganze sechs mal gesagt, ich sollte das nicht tun. Ich sollte ihn nicht so schnell wählen, ich sollte mir das noch mal überlegen, die anderen wären auch alle sehr nett und sogar geachteter als er. Aber er ist eben der netteste und beste... - für mich.", warf Kati schnell wieder ein und sah erneut wie Iiron sich nun fast schon betroffen blickend wand.
Jaaaa, sie sollte besser nun wirklich die Klappe halten und ihn nicht noch in größere Bedrängnis bringen...

„Und mit seinem Versuch sie nicht zu beeinflussen, und mit Roukes gegenteiligem Versuch es doch zu tun, sogar den Stamm auch noch mit einzubeziehen, um ihr Vertrauen in die dunklen Dragorn zu stärken, haben sie alle nun genau das Gegenteil ihrer Ziele erreicht.", erkannte Elikatel leise auflachend.

„Wie ich schon sagte... Worte verwirren sie nur. Unsere Taten sind es, die Kati beeindrucken", sann nun auch Iiron leise vor sich hin.
„Dann sollten wir nun alle mit dem Reden und den Versuchen aufhören das Himmelskind zu beschwichtigen. Tun wir was das beste ist.
Elikatel... sammle die jungen Dragorn zur Einführungszeremonie des hellen Dragorn Iiron in den Nordstamm. Derweil werden wir lissmma verständigen, dass ein verängstigtes Himmelskind um Führung und Anleitung in einem Menschenstamm ersucht, in dem es diesmal unprovozierend und ohne körperliche Einflussnahme oder Annäherungsversuchen seitens der Krieger aufgenommen zu werden wünscht.
Helft ihnen dabei ein geräumiges Heim an einer schönen Stelle im Ort zu errichten, die ihnen beiden gefällt.
Denn schon Bald werden sie sicher Nachwuchs erwarten. Die Runen erzählen schließlich von der hohen Fruchtbarkeit der Himmelskinder.
Nun.. sie sind es beide. Es wird also ganz gewiss nicht lange dauern, bis wir ein gelobtes Ahnfest
für sie feiern können...", wies Mariell seinen Sohn ernsthaft an und der verneigte sich lächelnd vor ihm.
„Wie du wünscht, Abbu!
- Und ihr, helle Himmelskinder, macht euch keine Sorgen mehr. Wir haben verstanden.
Wir werden nicht mehr länger reden, wir werden statt dessen nun unsere Absichten beweisen, Freund.", meinte Elikatel noch einmal aufmunternd grinsend und klappste dann Iiron kurz auf die Schulter, dass der nur noch erstaunt blinzelte.
Tja... und das war es dann nun also gewesen, dachte Kati erschöpft und auch immer noch zweifelnd... ob das nun ernsthaft was bringen würde.

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