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Emena sah Kati nurmehr  besorgt an.
„Haben sie uns deshalb heute Morgen alle aus dem Dorf geschickt? Um wieder mit Iiron um dich zu streiten?", fragte Emena sie schließlich leise, als die Drachen alle über den Baumwipfeln verschwunden waren.

Kati schluckte nur mehrmals hart und rieb sich die nun kalt anfühlenden Arme.
„Ich weiß es nicht. Ich erwachte und draußen hielten sie Iiron gefangen und beschuldigten ihn zu lange bei mir gewesen und mit keine Ruhe gelassen zu haben... oder so ähnlich."
Ich habe geschlafen und mir ging es gut. Iiron macht nichts das ich nicht will. Und zu allem sexuellen und intimen muss man ihn fast schon zwingen.
Er hat mir sechs mal gesagt ich muss ihn nicht wählen und mir passiert nichts bei anderen. Aber sieh nur wo ich schon wieder stehe.
Andauernd sind wir nun auf der Flucht.
Ich finde wirklich das eure Drachen im Dorf unten alle verrückt sind. Und die Stammeskrieger auch. Nur weil ich Hellhäutig und blond bin halten sie mich für Freiwild? Und Iiron seelenlos und schlecht?", fragte sie das Mädchen das nun niedergeschlagen seufzte. Da kamen auch die anderen Mädchen binar nicht mehr so lustig und lachend aus dem Wasser heraus und schauten sich verwirrt um,
„Wo sind denn die Dragorn hin?
War heute doch keine Begutachtung geplant?", fragte ein anderes Mädchen mit mürrischem Blick auf Kati.
„Siena... das ist gerade nicht von Belang.
Elikatel beruft den großen Rat ein, weil Kati in ihrer Hütte eingesperrt wurde, während man Iiron draußen ungerecht befragte und festhielt.
Sie wollten sie schon wieder voneinander trennen."
„Ich frage mich ohnehin, was du an dem hellen Dragorn findest.", murrte Siena und bekam auch noch zustimmendes gemeinten von den anderen Frauen und Mädchen.
„Er ist gütig, nett, liebevoll, großzügig, hilfsbereit, selbstlos, aufopfernd, nie aufdringlich und auch nie so arrogant anzunehmen das er über meinen Willen hinweg machen darf was er möchte. Die anderen im Stamm sind und tun all das nicht!
Gestern wurde sogar erklärt die anderen Dragorn verbrennen die Gefährtinen. Iiron tut das nicht.
Er ist der beste von allen, mit Abstand! Und nur weil ihr die fiese Art der dunklen Dragon gewohnt seid, die euch vorschreiben wen ihr zu wählen oder zu mögen habt, erkennt ihr die Wahrheit nicht an. Nun... es ist nicht an mir euch zum Augen aufmachen und zuhören zu bewegen. Ich ziehe mich wieder an und warte dann oben auf der Fels-Plattform auf Iiron", schloss sie genervt und holte sich ihr bereits wieder fast getrocknetes Kleid und streifte es sich über den Kopf. Dann wrang die ich einmal ihre langen Haare aus und seufzte leise auf.
Selbst inmitten eines idyllischen Regenwaldes mit einem tollen Drachentypen zum Gefährten konnte man sich echt einsam fühlen, dachte sie bei sich und riss sich dann noch ein Blatt ab, um damit am kleinen Wasserfall noch etwas frisches Wasser zu schöpfen und es in dem nun eingedrehten  Trichterblatt mit sich hinauf zu nehmen.
Sie setzte sich in den Schatten eines seltsamen Farnwedel-Baumes und betrachtete die unter sich liegende Waldlandschaft, derweil sie langsam trank und sich beruhigte.
Gerne hätte sie nun auch einen Kamm gehabt, doch den hatte sie ja nicht.
In der ersten Hütte war ein solcher im Kasten gewesen in der zweiten Hütte war sie froh und dankbar das die Hütte nun überhaupt wieder stand.
Sie dachte an gestern als die Felle auf dem Bett noch heil gewesen waren und sie gedacht hatte, so könnte es sich durchaus leben lassen.

Doch heute sah die Welt leider schon wieder ganz anders aus.
Warum nur war das Leben gerade so kompliziert?
Sie war bei diesem Flugzeugabsturz gestorben, war durch die Schwärze gefallen und hier nun vollkommen ohne jeden Bezug zur hiesigen Realität aufgewacht. Sie hatte einen freundlichen Partner gefunden, den aber alle hassten außer sie selbst ...
Und sie ... hasste hier langsam alle anderen, außer Iiron.
Wozu das alles?
Das war doch Wahnsinn, oder?

„Oh, Mama, wenn du doch nur hier wärst."
Kati seufzte unglücklich auf, schloß die Augen und lehnte ihren Kopf erschöpft an dem Baumstamm an. 
Hier oben wehte zum Glück ein wenig Wind, unten im Dorf konnte man hingegen kaum atmen. Nicht nur weil es unter dem Blätterdach fast schon erdrückend schwül war.

- Nein, wirklich nicht nur deshalb.

„Ich grüße Dich, helles Himmelskind", sagte plötzlich ein alter Mann.
Kati setzte sich abrupt wieder aufrecht hin und sog erschrocken den Atem ein.
Doch es war wirklich nur ein sehr alter Mann der da vor ihr stand.
Oh... okay?!

„Ich ...grüße euch auch", erwiderte sie leise, deutete eine halbe Verneigung an und hätte beinahe ihren Blattbecher in der Hand zerdrückt.
„Oh... hast du vielleicht noch einen Schluck Wasser übrig für einen Alten Krieger, der die Jungen Leute nicht beim Baden und einander begutachten stören möchte?", fragte der Alte sie hoffnungsvoll auf den Blattbecher guckend.

Kati nickte vorsichtig zurückhaltend und reichte ihm den Blattbecher vorsichtig aufstehend zu.
„Es ist leider nicht mehr viel, aber ich kann gerne noch mal runter an den Teich gehen und neues Easser holen, ... wenn ihr mögt.", meinte sie leicht nervös und rang unwillkürlich die Hände, derweil der Alte trank.
Doch dann schien er wohl ihre Nervosität zu bemerken, denn er stutzte kurz und trat dann einen kleinen Schritt von ihr zurück.
„Verzeih, helles Himmelskind, wenn ich dir zu nahe gekommen bin, dass du nun so ängstlich ausschaust...", sagte er ganz ernsthaft und Katie errötete heftig.

„N...nein, seid ihr nicht. Ich meine, ... ich bin ja auf euch zu gekommen, alter Mann.
Nun... ich bitte um Verzeihung, ich möchte wirklich nicht unhöflich zu ihnen sein, aber ... Ich warte hier oben auf meinen Gefährten.
- Und hoffe wirklich, dass er bald wieder zurück kommt..."

Der Alte lächelte nun doch mal leicht zynisch.
„Eine Gefährtin, die sich fragen muss, ob ihr Gefährte bald zurückgekehrt...?
Ist das dann tatsächlich eine Gefährtenschaft? - Will er denn nicht zu dir zurück kommen?", fragte er sie nun, deutlich ernsthafter.

Kati schnappte leicht zu empört nach Luft und schüttelte den Kopf. „An ihm wird es garantiert nicht liegen, ob er zurückkommt oder nicht.
Die Frage ist eher ob die anderen Drachen ihn irgendwo abfangen und festhalten, um ihn daran zu hindern wieder zu mir zu kommen.
... Und dann aber sicher herkommen um mir brühwarm zu erzählen was für ein Lump er doch ist, weil er nicht kommt..."

Der alte Mann zog überrascht die Brauen hoch.
„Du denkst er wird nun extra aufgehalten und festgehalten, Himmelskind, um nicht zu dir zu kommen?
Wieso sollten die Dragorn so etwas tun?
Was hat dieses Misstrauen in deinen neuen Stamm in dir ausgelöst?", wollte er nun sehr besorgt von ihr wissen.
Kati rang erneut die Hände.
„Es ist kein Misstrauen. Es ist einfach so. Von Anfang an war das schon so. War auch gestern Abend so, und heute Morgen wieder...", murrte Kati müde und seufzte leise auf.
„Ich mag die dunklen Drachen immer weniger und auch die Stammeskrieger nicht. Gestern hätten sie mich fast getötet... tatsächlich hab ich schon überlegt ob es nicht besser für uns alle ist von ihnen weg zu gehen.
Dann wird Iiron zumindest nicht mehr beschimpft und beschuldigt werden und ich muss das Gemecker und die üblen Machenschaften nicht mehr ertragen, wenn sie mir nur ständig erzählen wie schlecht Iiron sein soll, nur weil er so hellhäutig und blond ist wie ich.
Also bin ich nun wohl auch schlecht, nur weil ich ihn gewählt habe. Heute Morgen haben sie mich in der Hütte eingesperrt. Einfach eine Tür davor gebaut und sie ging nicht auf.
Was, wenn sie demnächst auch noch den Rauchabzug zubauen? Dann kann ich auch da nicht mehr rausklettern, wenn sie wieder kommen und mit Macheten und Speeren auf die Hütte einhacken...", fröstelte sie nun unbehaglich... und fragte sich gleichzeitig warum sie dem Alten das gerade erzählte.
Doch irgendwie sprudelte es nun alles aus ihr heraus.
„Ich weiß das Rouke dahinter steckt. Er mag Iiron nicht. Er findet ihn seelenlos, weil er hell ist. Er grenzt ihn ständig aus, verhöhnt ihn und redet schlecht über ihn. Er will auch nicht das Iiron bei mir ist, mir hilft oder nur für mich da ist. Er soll nicht mein Gefährte sein, nein Rouke will das gerne sein. Aber ich mag ihn nicht, weil er hinterhältig und böse ist. Er drängt sich dauernd in den Vordergrund, lächelt so schmierig das mir übel wird und beschuldigt Iiron mich zu beeinflussen, weil ich ihn nicht anfassen und auch nicht mal eine Minute lang vor ihm stehen mag.
Aber ihn will ich nicht weil er aufdringlich ist und viel zu arrogant. Er ist ein Anführer... alles soll also ihm gehören, ich auch. Weil er mein langes Haar mag, oder nur die Vorstellung das ich vom Himmel gefallen bin und damit anscheinend etwas besonderes.
Er drängt Iiron immerzu weg und tut so als würde er mich stören, misshandeln oder zu Sachen zwingen. Dabei ist er es der mich dauernd zwingt. Oder zu zwingen versucht...
- Gott, was sage ich hier denn...?", keuchte Kati unvermittelt auf und brach einfach zusammen.
Landete mit einem satten Plumps am Boden und verstand gerade die Welt nicht mehr.
Warum hatte sie das nun gesagt?
Warum Beschuldigte sie Rouke vor einem alten Stammesmann...? Sie sollte besser gar nichts sagen und nur auf Iiron warten, oder? Also warum tat sie es nun?
Sie schüttelte erneut tief durchatmend den Kopf und knallte ihre Finger in den harten Stein unter ihren Händen. Sie war ehrlich verwirrt.

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