38

Sie aßen schließlich nebeneinander sitzend sowohl die Knollen als auch das gut durchgebratene Fleisch.
Es schmeckte nicht schlecht, aber Kati fühlte sich trotzdem nach wie vor befangen.
Iiron war ihr so nahe, und gleichzeitig fühlte sie sich aber auch so furchtbar allein und einsam.
Wie konnte das sein?
Sie war nicht allein.
Das zumindest nicht.
Und sie hatte einen vollen Bauch, ein sicheres Dach über dem Kopf, sogar wieder ein Bett zum Schlafen, und nun auch noch einen Gefährten. Also einen ... Ehemann.
Und das schon mit gerade erst 18 Jahren.
Ihre Mutter würde dich nun vermutlich im Grab umdrehen, ... wenn sie denn eines hätte.

Wären Sie doch nur nie in dieses Flugzeug gestiegen. - Ihr gesamtes Leben war dahin.
Doch sie hatte dafür ein völlig neues erhalten. Eines mit einem netten Drachen, der sie mochte. Eines, direkt aus dem Reich der Fantasie.

Und sie musste tatsächlich noch nicht einmal eine Hand bewegen, einen Finger krumm machen. Iiron kümmert sich um die Entsorgung der Reste, holte ihr eine große Schale mit frischem Wasser, damit sie sich waschen konnte, zusammen mit diesem Kraut, dass in dem Wasser schnell schleimig wurde, so, wie flüssige Handseife.
War das hier also ein Seifenkraut? Vermutlich schon, sowie der Seifenkraut oben am Teich, womit man sich auch das Haar waschen konnte.

Sie erinnerte sich Dunkel an einen Roman, den ihre Mutter mal gelesen hatte. Da ging es um das Leben in der Steinzeit. Seifenkraut, Steine behauen, um daraus Werkzeuge herzustellen,
Jagen und Fischen und die erste Domestizierung von Tieren, um bei der Jagd oder den Transport von Vorräten zu helfen. Natürlich das alles verpackt in einer Liebesgeschichte. Was auch sonst.

In dieser Welt hier war die Zeit dagegen wohl stehen geblieben.
Ob es hier vielleicht auch noch mehr Fabelwesen gab?
Es gab Drachen... Vielleicht also auch Gargoyles oder einen Minotaurus?
Die Hydra... Ein Feuervogel... Einhörner?

Iiron reichte ihr schließlich ein Tuch, damit sie sich die Hände abtrocknen konnte, und durchbrach damit ihre Gedanken. Sie lächelte ihm schwach, den Kopf zu ihm anheben zu.
„Ich danke dir, dass du so gut für mich sorgst. Alleine auf mich gestellt, wäre ich hier sicherlich ganz schön aufgeschmissen", gestand sie ihm kläglich.

„Ganz allein ist tatsächlich jeder hier aufgeschmissen, ganz egal, ob nun Mensch oder Dragorn", erwiderte er lediglich gelassen, stand auf und streckt ihr seine Hand entgegen.

„Komm nun zu Bett, Kati. Es ist schon spät und du siehst doch sehr müde aus", fand er und brachte sie, die sich zögerlich erhob, hinüber zu dem Bett, dass nun zum größten Teil mit den zerhackten Fell-Resten bedeckt worden war und wartete bis sie dich darauf gesetzt hatte, bevor er auf ein Knie hinab sank und noch eine gewebte Leichte Decke aus Pflanzenfasern, die er gefaltet unter dem Bett verstaut gehabt hatte, hervorholte und sie neben ihr auf das Bett ablegte.
„Die Nächte können gerade noch recht kalt sein. Damit du nicht frierst, Decke dich besser zu.", sagte er mit nun hörbar besorgter Stimme.

Vermutlich, weil sie sich nicht bewegt und auch keinerlei Anstalten dazu machte, sich hinzulegen.
Jedoch... sie war gerade einfach zu kaputt.
Ganz egal, für was auch immer.
Sie fragte sich tatsächlich, nur noch flüchtig, ob Iiron nun vielleicht doch noch mal was ohne den Teich und Wasser versuchen würde. Aber selbst wenn, ... würde sie ihn wohl nicht aufgehalten haben.
Nein.
Denn wer A sagte, musste nun mal auch B sagen.
So war das in einer Beziehung.
Und bisher hatte er sich doch als höchst Rücksichtsvoll wie auch bedacht erwiesen.

Und da er auch noch gut für sie sorgte, zum zweiten Mal ein Haus für sie baute, Essen kochte und sogar aufräumte, würde sie nun eben gleichfalls das tun, was sie musste.
Auch wenn sie natürlich insgeheim hoffte, er würde sich wirklich daran halten, worum sie ihn gebeten hatte. Dass sie für Sex lieber erst mal nur zum Teich gingen, damit sie sich nicht doch noch an ihm verbrannte.

Ob er das überhaupt bemerkte, wenn er gerade zu heiß für einen Menschen war?
Oh, ... lieber nicht darüber nachdenken.
Bisher war er ja auch nicht zu heiß geworden. Und wenn sie nun einfach nebeneinander im Bett lagen...

„Ich verabschiede mich nun für die Nacht von dir, Kati. Da du vorhin ja noch den Wunsch geäußert hast, auch mal allein sein zu wollen, werde ich dir diesen natürlich gerne erfüllen.", teilte er ihr noch mit und wollte schon aufstehen.
Doch sie handelte unwillkürlich, ganz instinktiv und griff nach seiner Hand.
Er sank sofort wieder zurück auf sein Knie und runzelte kurz die Stirn.
Sie wollte etwas sagen, konnte es aber irgendwie nicht. Ihr Hals fühlt sich total eng an. Doch sie wusste nur, dass sie jetzt auf keinen Fall alleine bleiben konnte.
Nein, nicht noch einmal

Sie hatte gerade einen kurzen Flashback von diesen Macheten und Speer-Spitzen, die auf die Hütte eingeschlagen und sie fast aufgespießt hatten.
Diese Stammesmänner hatten kein bisschen Rücksicht darauf genommen, ob sich da vielleicht noch einer in der Hütte befand oder nicht. Was, wenn sie nun also in der Nacht wiederkommen würden?
Was, wenn sie dann erneut dachten, dass hier keiner da wäre wäre?

„Was ist denn? ... Was hast du, Kati?", fragte er sie schließlich doch noch zögernd, nachdem sie einfach nur erbebend seine Hand fest hielt, aber nichts sagte.
Sie fühlte selbst, dass ihre Finger nun sehr zu zittern begannen, was sein Stirnrunzeln tatsächlich noch verstärkte.
„Kati...", flüsterte er nur wieder leise und streckte seine andere Hand nach ihrem Gesicht aus.
Aber nein... nein, das wollte sie jetzt nicht. Nicht Streicheln, nicht lieb sein, einfach nur da bleiben.
Sie atmet also tief durch und krächzt kurz, bevor sie ausatmete und schließlich all ihren Mut zusammennahm, auch wenn sie ihn gerade nicht ansehen konnte.

„Kannst du bitte hier schlafen, Iiron? Ich hab Angst, so ganz allein.", gestand sie ihm mit viel zu Piepsiger Stimme.
Das hörte sie natürlich auch selbst und hasste es. Konnte aber gerade leider auch nichts daran ändern.

Nun erst erwiderte er den Druck ihrer Hand, sachte und vorsichtig.
Sie wagt es ganz kurz den Kopf zu heben und ihm wieder in die Augen zu sehen. Es schien nun wirklich vollständig ernsthaft und ruhig geworden zu sein.

„Ist gut, Kati. Wenn du das gerne so möchtest, bleibe ich bei dir und wache über deinen Schlaf.
Damit dir auch wirklich nichts mehr geschehen kann...", sagte er leise, aber mit fester Stimme.
Sie nickte nur schwach und legte sich nun doch auf das Bett, rutschte fast bis zur Wand hin und wandte ihm dann mit stark klopfendem Herzen den Rücken zu.
Im nächsten Moment breitete Iiron auch schon die leichte Decke über ihr aus. Und legte sich dann mit einigem Abstand neben sie auf das Bett.
Minuten lang lag sie dann einfach nur verkrampft da und lauscht auf ihre eigenen Atemzüge, spürte ihr eigenes rasendes Herz.
Ob er es wohl auch hören konnte, fragte sie sich unwillkürlich und verkrampfte sich instinktiv noch mehr.

Da seufzte er nun doch leise auf, und seine Hand berührte sachte ihren Rücken.
„Hab keine Angst, dir wird nun nichts mehr passieren, ich passe auf und verbrenne dich auch nicht.", versprach er ihr erneut, und sie nickte auch hastig, damit er wusste, dass sie ihn verstanden hatte.
Aber sie wusste gerade leider nicht, wie sie sich nun wieder beruhigen sollte. Ob sie das überhaupt konnte...

Plötzlich flutete eine unglaubliche Wärme durch seine Hand in ihren Rücken hinein, breitete sich in ihrem gesamten Körper aus.
Sie rang nach Atem, alle kraft wich schlagartig aus ihren Gliedern...

„Es tut mir leid, wenn ich mich nun doch noch mal einmische. Aber du brauchst nun dringend Schlaf und erholsame Ruhe, meine Kati, sonst machst du dich noch ganz verrückt, vor lauter Sorge.", hörte sie ihn noch leise flüstern.

Schon vielen ihr die Augen zu, sie atmet noch einmal tief aus, dann war sie auch schon eingeschlafen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top