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Sein grollen, das gleich darauf anhub ging ihr durch und durch, doch auch Rouke grollte plötzlich laut.
Kati wagte es jedoch nicht auch nur eine Sekunde lang den Blick von Iiron abzuwenden, dessen Augen sich langsam veränderten, gelbe Blitze schossen da ein, dann rote... dann glühte er auf einmal komplett auf, breitere mit einem Schrei-Brüllen die Arme aus und war im nächsten Moment auch schon der riesige Drache.
Kati atmete zittrig ein, zwang sich aber dazu einfach stehen zu bleiben, auch als Rouke nun nach ihrem Arm langte und andere Menschen, vor allem die Frauen nun aufschrien... sie zu sich winkten und riefen.
Rouke wollte sie rasch zurückdrängen, doch sie riss sich aus seinem Griff los und rannte dann die wenigen Schritte auf Iiron zu ... zum Glück, denn als sein gewaltiges Bein über sie hinweg stampfte und sie sich erschrocken niederduckte und umdrehte um zu sehen, warum er das tat, erkannte sie, dass gerade wohl noch mehr Drachen hinter ihr gestanden hatten oder materialisiert hatte ... also hatte wieder nicht nur Rouke versucht nach ihr zu langen?
Die wollten sie wirklich von dem hellen Dragorn fern halten, oder?
Allmächtiger Gott...!
Oh... ihr Herz schlug Stakkato, sie atmete erleichtert durch, als Iiron sich nun komplett und tatsächlich beschützend über sie stellte. Oh, sie konnte nun gerade so eben unter ihm stehen, erhob sich wieder und hob dann unwillkürlich die Hand zu der Stelle an seiner hornschuppigen Brust, an der die sein Herz vermutete, derweil sich nun noch mehr Drachen verwandelten und brüllten, kreischten oder bedrohlich fauchten...
Panikmache... Provokation...
„Lass dich bitte auf keinen Kampf ein, Iiron, denn darauf warten sie doch nur.", kam es ihr unwillkürlich in den Sinn ihn zu warnen. Und fühlte tatsächlich sein erstarren unter ihrer Berührung, und auch sein eigenes wildes Knurren endete abrupt. Sein Hals war echt gelenkig, denn er konnte nun sogar den Kopf auf eine Weise vertreten, dass er sie unter seinem Bauch stehend ansehen konnte.
Hu... so nahe und riesig! Vor allem seine Reißzähne.
Er schlug das Herz unwillkürlich bis zum Hals hinauf, doch dann schluckte sie dreimal hart und nickte noch einmal bekräftigend.
„Bitte, Iiron... ich hab Angst dass sie dich umbringen, wenn du nun gehen die alle antrittst, nur ... weil ich dich wirklich viel lieber mag als sie.", flüsterte sie zitternd.
Da erhob er sich plötzlich auf die Hinterbeine, sodass sie kurz den Himmel und die Sonne sehen konnte, denn er hatte sogar auch noch die Baumkronen mit seinen gewaltigen Flügeln weggeschlagen.
Dann umfasste sie plötzlich seine riesige Klaue... von Kopf bis Fuß ... aber ganz behutsam einhüllend ...
Schon verlor sie den Boden unter den Füßen und fühlte Beschleunigung... Bewegung... es ging steil hinauf!
Ohhhhh...
Er brachte sie fort? Oder war das doch ein anderer Dragorn, der sie gepackt hatte...
Ohhhhh... !
Das ging soooo schneeeeeeell.
Sie wurde von der Fliehkraft an die Innenseite der Klaue gedrückt... dann ruckelte es kurz... Die Klaue öffnete sich wieder und sie nahm einen ersten zutiefst erleichterten Atemzug, derweil sie sich hastig aufsetzte. Keuchte... und dann rasch zwischen den nun geöffneten, gewaltigen säbelartigen Krallen leicht stolpernd und ungeschickt aufstand um ein Paar Schritte bei Seite zu gehen.
Und Iiron - immer noch der Drache - grollte leise auf und setzte sich dann ebenfalls hart aufkeuchend nieder... so wie sie es nun auch auf einem nahen Felsen tat und sich verwirrt mit ihrer Fassung kämpfend umblickte und erkannte, dass sie hier nun innerhalb von Sekunden hoch oben über den Regenwald geflogen und auf einem Felsplateau gelandet waren.
Und wie atemberaubend und beeindruckend es doch hier oben war...
Dieser Ausblick... kaum zu fassen!
Ebenso wie ihr nun rasendes Herz. Ein Helikopterrotor war nichts dagegen...
Iiron grollte leise auf, sie sah aus den Augenwinkeln seine Bewegung. Er neigte den Kopf und duckte sich zu ihr herab. Kurz sah sie zu ihm hin und dann aber rasch wieder weg bevor sie nervös mit den Beinen zu schlenkern begann.
Aber sie konnte zunächst nicht mit ihm sprechen, nur sitzen und atmen und sich beruhigen...
Schließlich verwandelte Iiron sich unter lautem Ächzen und Stöhnen zurück in den Mann und sank dort wo er eben noch gesessen hatte hart auf ein Knie herab.
Er sah nun irgendwie echt fertig aus.
„Tut es weh? - Die Verwandlung?", fügte sie noch hinzu, als er sie irritiert anblickte.
Er runzelte kurz die Stirn.
„Es beengt mich... in Menschengestalt zu sein. Aber sobald ich es bin geht es gleich wieder.
In der letzten Dekade war mir die Dragorn-Gestalt lieber... vielleicht konnte ich mich auch darum nicht endlich weiter entwickeln.
Erst seit du vom Himmel gefallen bist und darauf bestanden hast, dass ich für dich sorge, konnte ich lange die Gestalt halten. Es hat mich weiter gebracht, aber den Stamm verwirrt. Denn wie ich nun weiß, hielten sie mich ob meiner bevorzugten Gestalt tatsächlich für Seelenlos."
„Sie haben dich nur so behandelt, als hättest du keine Seele. Das ist ein unterschied. Wenn du jemanden so behandelst, wie er deiner Meinung nach zu sein hat, und es ist auch noch ein beeinflussbares Kind, dann glaubt das Kind irgendwann selbst an den Scheiß, den andere ihm ständig erzählen und wird unsicher, zweifelt, bekommt Angst. Es hält sich irgendwann für schlecht, oder zumindest nicht mehr gut genug.
Doch das alles haben doch nur andere zu dir und über dich gesagt. Und das ist nicht wahr. Es ist eine Form von sehr harten Mobbing, wie das bei uns in unserer Welt genannt wird...", überlegte sie betrübt vor sich hin und versuchte ihr heftiges Zittern wieder in den Griff zu kriegen, als er langsam zu ihr kam und sich schließlich mit etwas Abstand zu ihr ebenfalls auf den Felsbrocken setzte.
„Geht es dir gut?", fragte er sie schließlich nach einer Pause wieder leise.
Ihre Hände zitterten immer noch, doch sie nickte rasch.
„Der Schock löst sich nur... beinahe wäre ich wieder getötet worden...
Und gerade frage ich mich... wo es dann wohl wieder für mich hingehen würde?", fragte sie sich leise schniefend.
Iiron ließ prompt den Kopf hängen.
„Es tut mir leid... wenn ich dich verletzt habe. Ich hatte vor dich ganz sanft zu tragen...", entschuldigte er sich flüsternd bei ihr, doch Kati unterbrach ihn hart auflachend und zugleich schnaubend.
„Hast du nicht!", brüllte sie ihn nun beinahe schon an und er hob verblüfft den Kopf, während sie nur erneut wild-verzweifelt auflachend den Kopf schüttelte.
„Siehst du? Das ist auch ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr sie dich hier misshandelt haben. Du beziehst jede Grausamkeit, die anderen Wiederfahren ist und wovon sie sich erholen müssen, auf dich selbst, wenn du danach nur da bist.
Du hast mich eben gerade ganz sanft umfasst und einfach nur hierher gebracht, Damit wir beide dieser Situation da unten entkommen.
Den Drachen, die mich wohl erneut aus deinen Klauen befreien wollten...
Oder was auch immer.
Gut die Beschleunigung ist vielleicht gewöhnungsbedürftig, mein Magen hat sich dabei echt gehoben, doch getötet haben mich fast die Dorfbewohner da unten, nicht du.
Also Lass dir das bloß nicht mehr einreden, klar? Sonst Knall ich dir echt mal eine, damit du wieder richtig im Kopf wirst. Ganz egal ob du mich dann vielleicht anschließend dafür frisst...", schnaubte die trocken.
Diesmal war es an ihm keuchend loszuprusten und dann mega-breit zu grinsen.
„Du glaubst immer noch ich bin ein Dragorn, der Menschen frisst?", fragte er sie dann sichtlich amüsiert... doch seine Augen sahen ... immer noch traurig aus.
Also war das hier ein Lach-Weinen eines Drachen?
War ihre Äußerung derart tragisch, dass er nun nicht mehr wusste ob er nun lachen oder losweinen sollte?
Ja, vermutlich schon. Also stand sie abrupt auf und trat vor ihn hin, umfasste mit ihren beiden kleinen Händen sein Gesicht und obschon sie wusste, dass sie niemals die Kraft hatte ihn in irgendeiner Art und Weise zu bewegen, folgte er ihre Aufforderung und schaute sie nun wieder schweigend und voller Ernsthaftigkeit an.
„Ich wiederhole mich nur ungern, aber jetzt hörst du mir bitte mal genau zu, Ja?! Ich habe einen seltsamen Sinn für Humor. Darüber kann nicht jeder lachen und die meisten verstehen ihn auch gar nicht. Also nur noch mal zum mitdenken und verstehen für dich... Ich denke nicht, dass du mich fressen wirst. Du bist immer nur nett und freundlich. Egal aus welchem Grund auch immer... Ich war dagegen nicht gerade nett und freundlich zu dir und zu den anderen. Ich hab nur immer noch ziemliche Angst vor allem. Aber du beruhigst mich, du bleibst dauernd bei mir, gibst mir zu essen und zu trinken, versuchst mit mir zu kommunizieren, bringst mich aus dieser neuen Gefahrensituation heraus, in die ich gerade wieder geraten bin...
- Ja, Gefahrensituation!", Bekräftigte sie noch einmal aufbrausend ihre Worte als er lediglich den Kopf schütteln wollte.
„Denn für mich ist es komplett egal, aus welchem Grund diese Irren da unten mein Haus zerstückelt haben. Ich war da drin!
Und sie haben nicht aufgehört darauf ein zu hacken und ein zu stechen. Wenn ich da drin geblieben wäre, wäre ich nun tot. Und das sowas von!
- Ist es denn da wirklich verwunderlich für dich, dass ich dich lieber mag als sie, die nicht einmal nachdenken, bevor sie etwas tun... Sich nicht vergewissern, ob dabei vielleicht noch jemand unschuldiges in Gefahr geraten könnte...?
Und Kannst du es mir dann nicht einfach mal nachsehen, dass ich gerade einen ironischen Scherz gemacht habe, an den ich selbst nicht glaube?
In meiner Welt macht der Ausdruck der Worte und der Tonfall, indem sie gesprochen werden, diese entweder wahr oder zieht die Aussage ins Lächerliche. Ich habe Letzteres getan. Ich meinte es lächerlich.", nickte sie noch einmal bekräftigend, schniefte dann aber wieder und ließ ihn erneut tief durchatmend los, um sich wieder lustlos neben ihn zu setzen.
Ratlos nun.
„Nein, du bist vielleicht ein gewaltiger Drache... aber du frisst mich nicht... Die da unten aber schon!", wies sie wieder leise schniefend und mit nun überlaufenden Tränen auf dem Gesicht fahrig auf die Baumkronen, die weit unter ihnen lagen.
„Kati...", flüsterte Iiron betroffen, da berührte sie Kurz tätschelnd seinen Arm
„Das ist auch wieder eher lächerlich gemeint und ich will damit ausdrücken dass die mir mein Leben nehmen wollen ... egal auf welche Weise. Du hast doch deinen Anführer gehört...? Ich soll tun was sie wollen, wählen, wenn Sie wollen, dissen, wen sie wollen, dich besser sofort ablehnen, nur weil sie das so wollen...?!
Und damit den einzigen Freund verlieren, den ich hier gerade habe. Denn diesen Leuten, die von ihrer Mentalität her so unglaublich arrogant und eigensüchtig sind, kann ich wieder mein Leben noch meine Gedanken anvertrauen.", erklärte sie ihm weiter und wischte sich dabei vor Zorn schon leise schniefend die Tränen ab.
„Ja... was ich bisher mitbekommen habe hat dieser Stamm gute Vorsätze, doch sie halten Sie alle nicht ein.
Sie sind allesamt missgünstig und neidisch aufeinander. Die Männer konkurrieren miteinander um die Frauen. Und die Frauen sind nur Spielbälle. Oder ... sie spielen ebenfalls mit den Bewerbern, die sich gegenseitig mit fiesen Methoden, von anderen Kontrahenten befreien wollen, sie diskreditieren... Aus dem Weg schubsen, sich in den Vordergrund drängen, Dinge kaputt schlagen, falsch über jemanden reden... Was auch immer.
Aber da unten gibt es tatsächlich keine freie Meinungsäußerung, es sei denn deine Meinung passt zu der des Stammes und damit gibt es auch keine freie oder faire Wahl.", vermutete sie leise weiter und rieb sich unbehaglich über die Arme, derweil Iiron ihr nun aufmerksam wenn auch Stirnrunzelnd zuhörte.
„Die Leute reden den Mädchen gut zu, den zu wählen den sie wählen sollen, oder zumindest nicht den zu wählen, denn sie alle nicht mögen... das ist fies. Das ist Beeinflussung.
Und so war es auch bei Emena, nicht wahr? Sie hatte dich gern... Was ich inzwischen rausgefunden habe, denn sie sieht dich immer noch so sehnsüchtig an, wenn sie denkt du siehst nicht hin, Iiron.", flüsterte sie leise.
Da zog Iiron sie plötzlich am Arm fassen, mit nur einer fließenden Bewegung auf die Füße und umfasste nun selbst ihr Gesicht mit beiden Händen, blickte ihr einen Augenblick lang noch unglaublich tief in die Augen, mit einem unglaublich ernsthaften Gesichtsausdruck, der ihr den Herzschlag stocken ließ...
Und dann ... küsste er sie!
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