17

Seine Augen waren so unglaublich blau und unergründlich...
Wow.
Sie atmete hörbar aus und ließ sich dann wieder in das Fell zurück sinken.
Langsam ließ auch das Beben ihrer Glieder nach, beruhigte sie sich wieder ... ja... ganz allmählich ...
Lag das nur an seinem Blick oder vielleicht auch an seinen Händen? Sie waren so warm auf ihrer immer noch kühlen Haut. Und die Wärme floss durch seine Haut in sie ein, dort wo er sie berührte. Es entspannte ihre Muskeln, oder?
Gott...

Ihr schwindelte so sehr.
„W...was tust du da mit mir?", flüsterte sie verunsichert zu ihm auf.
„Dich beruhigen! Du hast noch immer so große Angst, Kati. Das solltest du aber nicht haben.
Dir geschieht doch nichts, verstehst du? Es ist unvernünftig sich derart zu fürchten, wenn doch gar nichts geschieht.
Ich bereite dir doch auch keine Schmerzen ... das würde ich nie wagen!", versicherte er ihr ernsthaft.
Kati gähnte unwillkürlich. Und er lächelte.
„Genau so ... entspanne dich einfach und gib fürs Erste nach, ruhe dich aus.", raunte er leise. Ihr schwindelte noch mehr. Ein wohliger Schauer rann ihr über den Rücken hinab.
Seltsam.
„Du zauberst das...", murmelte sie leise.
„Damit du nicht leiden musst, noch dich so sehr fürchten.", strich er ihr sachte über das Haar. „Doch Ich führe nichts böses im Schilde, will dich wirklich nur beschützen, meine schöne Kati. Wenn es sein muss auch vor dir selbst. Damit erwiderte ich deine Großzügigkeit. Denn du hast heute auch mich beschützt. Also ruhe nun einfach aus!
Emena kommt später zu dir und bringt dir Nahrung und deinen Saft. Ich werde derweil deine Laktée wieder errichtet haben. Damit du wieder ruhiger sein kannst.
Das bist du derzeit viel zu wenig. Und ich verstehe es auch.
Du hattest hier eine sehr stürmische Ankunft, ohne zu verstehen, was dir überhaupt geschah.
Das begreife ich nun, wie auch jeder andere hier.
So erging es mir schließlich auch vor vielen Regenzeiten. Ich war noch sehr jung.
Und stürzte wie du aus dem Himmel herab...
Ich weiß nur noch dass ich gejagt wurde... ich erinnere mich an verschwommene Bilder von Blut und Mord. Ich höre manchmal noch lautes Brüllen und Schreie, wenn ich träume...
Es sind Todesschreie.
Doch damals floh ich davor, floh vor dem Angriff, so schnell ich nur konnte... aber... ich war ... letztlich nicht schnell genug.", sagte er leise und seufzte. Sie seufzte auch.
War er also so gestorben?
Ein Drache in seiner Welt, gejagt von anderen Ungeheuern ... und sie war in ihrer Welt aus dem Abstürzenden Flugzeug gefallen?
„Warum hat Gott mich nicht in unseren Himmel gebracht, Sondern hierher, Iiron? Ich vermisse meine Eltern. Sie waren auch im Flugzeug, als es abgestürzt ist... es... hat plötzlich gebrannt. Alles hat gebrannt und ich wurde hinausgeschleudert... und fiel... und fiel.", schluchzte sie leise. Er nickte nur und strich ihr erneut über das Haar und den bebenden Rücken hinab, bevor er auch noch leise zu grollen begann... Ganz unterschwellig... Doch es vibriert bis in ihre Knochen hinein und machte ihre Muskeln weich und nachgiebig, schloss ihr sogar auch noch die Augenlider, sie konnte sie einfach nicht mehr offen lassen. Es war so unglaublich schwer... Und dann schlief sie, noch bevor sie wusste, dass sie es tat.

*

Iiron blieb Stirnrunzelnd bei seiner Schutzbefohlenen sitzen, bis ihr Atem ruhig und gleichmäßig geworden war und das Zittern in ihren noch immer zu kalten Gliedern verging.
Mit ihren Worten konnte er nicht viel anfangen. Es hatte irgendwo gebrannt und sie war aus dem Feuer herausgeschleudert worden? ...  Nein aus dem Flugzeug... was war denn das?
Und sie sprach von ihrem Himmel, da hatte sie hingewollt. Doch jemand namens Gott hatte sie dann hierher gebracht... und fallen gelassen.
Prompt wurde er zornig.
Elender Nak'dok! Der Dragorn hätte sie doch auch einfach ins Dorf bringen können, statt sie beinahe zu töten! Hätte er sie nicht vom Himmel herab fallen gesehen, dann wäre Kati nun tot.
Er grollte leise auf und bezwang dann mit eiserner Beherrschung sein Feuer, dass schon wieder über seine Haut wandern wollte. Doch mehr als dieser erste Ausbruch seines Seins, der so überraschend in ihm aufgestiegen war, würde ihm hier niemand je gestatten zu zeigen.
Schon immer stand er außerhalb, weil er so anders war. Weil er golden war, so wie seine wunderschöne Kati.

Seltsam nur, dass sie sie nicht dafür geschmäht hatten, als sie so aussehend vom Himmel gefallen war. Ganz im Gegenteil.
Nun... Wahrscheinlich weil sie ein Mensch war, und kein Dragorn. Dazu noch weiblich... und so schön.
Doch nun hatte sie ihn erwählt... war ihm gefolgt. Sie folgte ihm immer, akzeptierte auch nur ihn in ihrer Nähe, wenn es um männliche Dragorn ging. Sogar seine Hände auf ihr. Und sie verteidigte ihn sogar vor denen, welche nur vorgehabt hatten ihr beizustehen... gegen ihn. Also warum verteidigte sie ihn, obschon sie ihn doch immer noch fürchtete? Ihr Verhalten war so unglaublich widersprüchlich. Doch vielleicht war es genau das, was die goldenen Himmelskinder ausmachte auch sein Verhalten hatte der Stamm als widersprüchlich bezeichnet, war seltsam für sie gewesen, nicht nachvollziehbar.
Und so geschah es auch nun mit ihm und Kati. Er Konnte ihren Gedanken und Gefühlen niemals richtig trauen. Denn zuerst schenkt sie ihm ihr Vertrauen, dann gleich wieder Furcht und Misstrauen...
Ja, es wechselt sich ständig ab. Als ob sie es immer wieder tapfer versuchte aber letztlich doch nicht konnte.
- Weil sie nur böse Dragorn kannte, grausame, raubende und mordende Dragorn.
Sein Verhalten musste sie also gerade ebenfalls sehr irritieren. Einerseits folgte sie dem erlernten Fluchtdrang und andererseits folgte sie ... ihm.

Rouke hatte Recht, wenn er sie noch unentschlossen und leicht verrückt nannte.
Doch wer wäre das nicht nachdem ein Dragorn namens Gott sie zu töten versucht hatte, indem er sie erst aus einem Feuer herausriss und dann aus dem Himmel herabfallen ließ?
War ihre Verwirrung, Verhalten und ja... auch Unvernunft gegenüber dem Stamm da nicht durchaus nachvollziehbar?

Er hob den Kopf, als er den Ruf des Clananführers hörte und biss sich selbst hart auf die Lippe, um nicht zu fluchen. Denn ob er nun wollte oder nicht... er musste dem Ruf folgen.
Kati würde derweil sicher und in Ruhe schlafen.
Das wusste er genau.
Also stand er geschmeidig auf und blitzte hinaus ins Freie.
Seltsam, dass sich auch seine Geschwindigkeit gerade so immens entwickelt hatte. Gleichzeitig hatte er das Gefühl ... als würde seine bisher so gleichgültige Art nun doch noch auftauen... Er spürte sein Herz nun so viel schneller schlagen, wann immer er Kati anblickte. Es war ihm auch unwohl zumute, wenn sie sich fürchtete oder sogar weglief. Dann erwachten all seine Beschützerinstinkte.
Hatte er sich vielleicht nur deswegen nicht von Rouke und den anderen von ihrer Seite abdrängen lassen, so wie bisher?

Als Bayija und Emena damals für ihn Interesse zeigten, hatte er nichts gespürt. Und es hatte ihm auch nichts bedeutet, als alle sie vor ihm gewarnt hatten und vor ihm weggezogen. Doch bei Kati machte es ihm etwas aus. Sogar ganz gewaltig.
Am liebsten hätte er um sie gekämpft ... Doch die Menschengefährtinnen erwählten sich hier stets ihre Dragorn-Gefährten... oder einen Menschen-Krieger vom Stamm.
Letztlich hatte jemand wie er gar keine Entscheidungsgewalt über sein eigenes Leben und Schicksal.
Wurde er erwählt, dann war es das.
Und ja... ein enorm großer Teil in ihm, der mit dem Feuerdragorn erwacht war, hoffte gerade sehr, dass Kati sich tatsächlich nun für ihn entschieden hatte... als ihren zukünftigen Gefährten.

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