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„...kannst du dir sicher sein, Amenana! Das ist euer eigenes Gesetz, bei dem großen freien Himmel! Und Kati sagte ausdrücklich, dass sie nicht geimpft werden will!"
„Sie ist wie alle Himmelsmenschen, ängstlich und voreingenommen, vor allem euch gegenüber, stolz unserer Zeit. Sie weiß nicht was gut für sie ist, da sie nicht von hier kommt. Hat sie Bayija an ihrem ersten Morgen als verbundene zukünftige Dragorn-Mutter stören müssen, da das Band zu ihrem Gefährten sich gerade erst festigt, nur weil sie annahm das Mädchen sei ... was? - Etwa von einem Drachen der Urzeit entführt und getötet worden?
Denkt sie wir brächten euch Menschenopfer dar, dies dumme Kind? Das musste aufhören und es wird aufhören, sobald sie versteht das man ihr sagt, Iiron.
Ihr seid alle gerade viel zu sehr von ihr fasziniert, das verstehe ich, besonders du, da sie ebenso hell ist so wie du, seelenkrüppel der mächtigen Ahnen, jedoch ist es für dich nicht angebracht dich dem Himmelskind zu nähern.
Sie ist sicher auch schon älter als erforderlich. Sie wird sich also mit ihrer nächsten Mondzeit einen Menschen-Krieger des Ur-Stammes erwählen, einen tapferen Krieger, der sie im Zaum hält und ihr ein paar starke Kinder macht, da sie ja ohnehin zu große Furcht vor euch Dragorn zeigt, um euch auch nur in Erwägung zu ziehen.", fauchte die Hexenstimme krächzend.
„Du willst mir also ernsthaft sagen, ich soll Katis Zuneigung zu mir entsagen, nur weil ich die erforderliche Reife trotz meines Altes noch nicht erreicht habe, und noch keinen eigenen Namen in der Chronik führe?", fragte eine Jungenstimme zornig.
„Amenana, wie soll das gehen? Sie hat nach ihm gerufen, sie spricht nur mit ihm, lernt nur von ihm und erklärt ihm gleichermaßen ihre Sichtweise auf die Dinge.", mischte sich eine andere Stimme ruhig ein. Eine alte Stimme, männlich...
„Außerdem hat sie schon ziemlich deutlich gemacht das sie uns andere, ältere Dragons wie auch die nach uns testenden Stammeskrieger nicht um sich haben will... nicht einmal zum Tanz. Sie wurde zudem von Iiron gefunden. Die Ahnen müssen sie also extra für ihn hergebracht haben, meint Marrok."
„Und so sieht es inzwischen auch Rouke, obschon er natürlich immer noch hofft ihre Meinung zu ändern, wenn sie erst genug versteht und seine hohe Stellung kennt..."
„Halts Maul Rronin", mischte sich die alte, ruhige Stimme wieder ein. „Es ist immer nur die Entscheidung der Mädchen und Frauen, ob und wem sie sich anvertrauen wollen und auch Amenana wird daran nichts ändern können. Ich habe zugehört und zugesehen. Das Himmelskind wird sich keinen starken Krieger des Stammes zu ihrem Schutz wählen, denn sie ist selbst eine Kriegerin. Sie wird sich somit auch nicht mit einem normalen Krieger der Menschen zufriedengeben, denn in ihren Augen glänzt das Feuer der Ahnen."
„Sie ist fremd, nicht einmal vom Stamm.", sagte die krächzende Hexenstimme wieder erbost dazwischen. „Sie hat keine Ahnung wem sie da ihr Vertrauen schenken will und wie gefährlich das für sie ist, bei dem Seelenlosen hellen Dragorn. Wir werden sie also gut unterweisen und dann anleiten, nur noch das zu tun was sie soll. Letztlich wird sie uns gehorchen..."
„Doch es geht hier nicht um erlernten Gehorsam, Amenana und wer sagte, das helle Himmelskind habe kein Recht selbst zu wählen und zu entscheiden wem sie vertrauen will? Die Ahnen haben sich eingemischt, das heißt, sie sind unzufrieden mit uns und unserer Sichtweise auf die Dinge. Das hast du selbst gesagt, Amenana und nun, da dir ihre Weisung nicht gefällt, willst du da gewaltsam einschreiten, um die kleine helle Kriegerin deinem Willen anzupassen?"
„Du bist hier doch die Weise des Stammes, warum fürchtet sie dich also und flüchtet vor dir? Und warum ist sie nicht so wie du es sagtest, bei den anderen Dragon oder den Menschen des Stammes geblieben, nachdem sie erkannte wer wir sind?", mischte sich die jugenstimme wieder aufgebracht ein.
„Du erhebst deine Stimme gegen eine geehrte älteste, Seelenloser Heller Dragorn!", zürnte die Hexe erneut dich die ruhige sachliche alte Stimme mischte sich erneut ein.
„So Seelenlos wie du annimmst scheint er doch nicht zu sein, sonst würde der Junge sich wie sonst immer zurückziehen, statt seine Schutzbefohlene zu halten."
„Das tut er nur um den Stamm zu täuschen... das Himmelskind zu beeinflussen ist sein Ziel, seht ihr das denn nicht?", krächzte die Hexe wieder.
„Kati weiß inzwischen wer wir sind. Du hast es so befohlen und Iiron hat es ihr daraufhin sofort gezeigt, dass auch er ein Dragorn ist.", mischte sich die autoritäre Stimme wieder ein.
„Rouke spricht wahr, sagte auch der alte Mann.
„Doch statt ihm nun auszuweichen, wie du es sagtest, dass sie es würde, hat das helle Himmelskind weiter um Iirons Schutz gebeten und er hat ihn ihr gewährt. Das hat auch Marrok und mich gewundert doch mein Ahnenvater sieht es, hört zu und rät mir gerade zu erhöhter Wachsamkeit, also war ich wachsam, hielt mich zurück und sah, was du ignoriert hast! Iiron, dem du einen Namen verweigern willst, war gerade dabei Kati auf gutem und auch erfolgversprechendem Wege zu erklären das deine Impf-Dornen kein Teufelswerk sind und sie nicht verletzen noch töten werden, wie sie es aber wohl angenommen hat."
„Ich bin der ältste der Dragorn hier. Ich war ebenfalls zugegen, weil die jungen Frauen die zu mir kamen um mich dazu zu bitten sagten das helle Kind zeige Anzeichen echter Furcht vor uns, und das bereits am zweiten Sonnenlauf unter uns.
So weise ich, Marrok der Alte, dich auf deine eigenen menschlichen Gesetze hin, Amenana. Dich dem ausdrücklichen Willen und der Angst eines Mädchens entgegenzustellen, nur um deinen eigenen Willen durchzusetzen steht unter Strafe und hat die Ausweisung aus unserem Dorf zur Folge. Wärst du ein Dragorn müsste Rouke dich nun töten lassen, nachdem du dem Gesandten Himmelskind geschadet und ihre Ängste ignoriert hast. Doch Ich ehre deine Menschlichkeit, wie auch Deine vielen guten Taten in der Vergangenheit, Amenana. Du warst indes wohl zu lange des Stammes Schamanin und der damit einhergehenden Macht zu lange ausgesetzt. Wir zweifelten bereits vor der Ankunft des Himmelskindes, dass du der Aufgabe noch immer unserer Art entsprechend gewachsen bist, als du Bayija, die den Hellen Iiron ebenfalls mochte und gerne mit ihm sprach, zu beeinflussen begannst. Es war die nie gestattet in solche Dinge einzugreifen und früher hättest du es auch nicht getan. Dass du einen unseres Blutes ausschließt, obschon auch er vom Himmel kam, so wie das neue und ebenfalls helle Himmelskind...
Die Ahnen schenken uns eine weitere Gelegenheit unsere Fehler wieder gut zu machen. Sie schenken uns Erkenntnis! Wir sollten also auf sie hören.
Ich rate Rouke daher als Ältester und als weise geltender Dragorn nun zur Abschiebung der Schamanin Amenana aus dem Stamm der Alt-Urwüchsigen Gewaltverbietenden. Entlasse sie aus unserem geschützten Tal, Rouke, auf dass sie anderen Stämmen besser dienen kann und ihre Fehler an den Himmlischen bereut!"
Kurz herrschte atemlose Stille, dann aber erklang wieder die autoritäre Stimme von Rouke: „Ronmin..., geh mit ihr und pass auf dass sie all ihre Sachen mit sich nimmt. Der Stamm soll eine andere Schamanin für uns erwählen.
Bringt sie sicher zu den Reebruck. Da hat sie noch entfernte Verwandte."
„Rouke... nein, das... kannst du nicht tun!", stieß die Alte nun entsetzt stammelnd hervor.
„Ich bin Rouke, Amenana, Mog'a'gur der Alt-Urwüchsigen Gewaltverbietenden Dragorn, welche euch allen Schutz, Obdach und Frieden gewähren. Also sei versichert, Amenana... ich kann und werde nicht mehr länger nur hinsehen. Du selbst hast mir bei meiner Ernennung erzählt, wieder und wieder, das unsere Gesetze, an diesem Ort, zum Schutz und der Sicherheit aller die hier leben oder von den Ahnen zur Prüfung oder als Wegweiser gesandt werden unbedingt gewahrt werden müssen. Und wer sich nicht daran hält wird unbarmherzig verstoßen, oder aber getötet.
Dies Mädchen fürchtet uns Dragorn sicher aus gutem Grunde. Wir wissen noch wie die Ur-Alten der anderen Lande waren und an anderen Orten könnten sie noch immer böse und mörderisch sein. Warum das goldene Himmelskind dass uns extra gesandt wurde nun also zu etwas zwingen?
Die Götter und Ahnen sehen zu und urteilen über unsere Taten, vergiss das nicht! Wir haben die Verpflichtung friedlich und freundlich zu sein... immerdar.
So gehe nun und lebe weiter... aber woanders. Du kannst die jungen Mädchen nun nicht mehr mit deinen Reden von guten und schlechten Seelen beeinflussen nur damit wir Dragorn glücklicher sind. Das habe ich dir schon gesagt als Bayija in ihrem Denken deiner Anleitung folgte und doch noch Trom erwählte, den sie zuerst aber gar nicht mochte. Und ich werde es wiederholen, wenn das helle Himmelskind Kati sich dazu entschließt vorerst niemanden zu wählen denn Iiron sagt, genau das habe sie uns allen erklärt. Egal wie alt sie nun ist, sie ist erst seid gestern bei uns. Andere Himmelsmenschen die den Ur-Ahnen gesandt wurden, kannten gar überhaupt keine Drachen und haben viele Monde gebraucht, um sich nur an unseren Anblick zu gewöhnen und dann nicht gleich vor uns wegzulaufen.
Kati ist dagegen außergewöhnlich mutig, doch das hilft ihr natürlich nichts, wenn sie sich vor vermeindlichen Monstern erschreckt - denen gerade eine Jungfrau geopfert wurde.
Woher soll sie es denn auch anders wissen? Es war ihr Recht zu Fragen und eine Erklärung zu verlangen und sie hat es letztlich verstanden, da Iiron es ihr zeigte.
Es ging ihr schon wieder gut und du solltest sie nur mitnehmen um ihr die Zeit der Eingewöhnung unter Menschen und den Frauen des Stammes zu gewähren, ohne uns Dragorn, die sie lieber vorerst meiden wollte.
Nur weil du sie wieder in Panik versetzt hast rief sie in ihrer Furcht den Einzigen, dem sie nicht so ganz, aber immerhin ein wenig Vertraut. Iiron ist also zu Recht erzürnt, aber er kümmert sich nun darum die Auswirkungen deines Handelns zu begrenzen, falls ihm das jetzt noch gelingen kann, da du vielleicht das zarte Vertrauen dieses Himmelsmädchens vollkommen zerstört hast - und zwar in uns alle.
Geh jetzt, ehe sie erwacht und dich immer noch hier sieht. Wir beten zu den Ahnen, dass sie es versteht und sich vielleicht Emena oder Hassla anschließt, die ebenfalls noch beide alleine leben und sogar recht glücklich damit sind."
„Gerecht gesprochen, Rouke!", sagte Marrok und Kati schluckte unwillkürlich hart.
„Sie wacht auf!", meldete Iiron sogleich leise und ganz nahe an ihrem Ohr. Kati spürte jetzt erst dass sie im Arm gehalten wurde und versuchte benommen die Augen zu öffnen. Es viel ihr noch schwer klar zu denken. Ihre Hand tat noch weh... ihre Finger... „Au.", krächzte sie heiser und umschloss die Finger sachte mit ihrer gesunden Hand.
„Sie hat Schmerzen ob des tiefen eindringens der Haruckdornen!", kniete jemand nun neben ihr.
Kati atmete kurz tief durch und versuchte sich umzudrehen. Die Hände die sie hielten packte sie unwillkürlich fester.
„Bruder, besser du legst sie nun auf dem Boden ab. Wenn sie vollends erwacht wird sie sonst vielleicht erschrecken."
„Ich möchte ihr nur noch den Schmerz nehmen, wenn ich darf, Rouke!", sagte Iiron seltsam tonlos klingend und Kati fühlte, wie er sie auf den Boden legte und dann sachte nach ihren Fingern griff.
Kurz sog sie scharf die Luft ein und versuchte ihm ihre Finger wieder zu entreißen, doch sie war nicht stark genug dafür, fühlte sich so schrecklich benommen.
Wieder erwarten tat es dann aber nicht so weh, sondern kribbelte nur ein bisschen. Dann war der Schmerz vorbei und der Junge Drachenmann ließ ihre Finger sachte wieder los.
„Sie hat ganz schön hart darauf geschlagen die Dornen haben die kleinen Knochen gebrochen. Kein Wunder also, dass sie so geschrien hat und vor Schmerz ohnmächtig wurde.", sagte er leise.
Kati gelang es endlich ihre Augen zu öffnen und zog ihre Hand erneut dicht an ihre Brust, abgehackt losschniefend.
„Die Ärmste... gut, dass du Amenana fortgewiesen hast, Rouke. Das helle Himmelskind hat uns ja sowieso schon misstraut. Was meinst du wie es ihr jetzt bei uns gehen wird?"
„Halts Maul, Rronin!" fuhr der Drachenanführer grollend auf.
„Schlechter könnten wir es derzeit gar nicht machen. Es fällt ein Mädchen vom Himmel, mit hellen Augen und Haaren, so schön wie süßer Honig und sie fürchtet sich vor uns, weil sie uns nicht verstehen kann.
- Iiron, du kennst sie ein wenig besser als wir. Was meinst du? Wie sollen wir jetzt vorgehen?", fragte Rouke ihn irritiert.
„Wir sollten sie gehen lassen wohin sie will und wann sie will. Sie hat es schließlich gesagt. Kati geht alleine... Sie will also für sich sein, Rouke. Hier alles und jeden erst einmal auf Abstand betrachten, schätze ich. Sie hat den Tanz nicht verstanden. Für sie gab es nichts zu feiern, deshalb hat sie sich auch gewehrt, als sie sich von uns überrumpelt gefühlt hat. Und dann als sie es wusste was wir sind, ist sie noch mehr erschrocken. Ihre Angst kämpft nun wohl gegen das eben erst aufkeimende Vertrauen an, dass sie uns gegenüber entwickelt hat... Schließlich war in ihren Augen das Geheimnis gelüftet aber wir haben sie trotzdem nicht angegriffen, auch eben gerade nicht. Machen wir alles nun genau so weiter, Rouke, auf Abstand... wir erklären ihr was sie wissen will, wir zeigen ihr unsere Welt und überfallen sie nicht mit unserem Willen oder unserer Art zu werben und zu spielen. Lassen wir sie zusehen, was wir tun und wie. Dann wird sie erkennen das wir nichts von ihr erwarten, was sie nicht freiwillig zu geben bereit ist. Sie muss zunächst wirklich unsere Sprache lernen und dank Amenana wird es wohl nur noch ein Paar Nächte lang dauern, bis sie es auch wirklich verstehen kann.
Allerdings ... wenn sie zu große Angst hat wird es vermutlich länger dauern also ... halten wir Abstand und ängstigen sie nicht. Keine Flugshow, Rronin!", meinte Iiron leise an einen arrogant aussehenden Eingeborenen mit tätowierten Streifen auf der Brust, der ihn nur sofort giftig anstarrte.
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