Kapitel 4
Inzwischen waren zwei Sonnenaufgänge vorbei, im Lager hatte sich nichts geändert, außer dass alle das Verhalten von Braunfleck anzweifelten, doch Nesselkralle hielt davon nichts, er war immer noch der Meinung, dass es jemandem halt auch mal schlecht gehen könnte. Er war mit seinen Jungen beschäftigt, denn die hatten Ihr Augen noch nicht geöffnet und er lief jede paar Minuten in die Kinderstube, um nach ihnen zu sehen.
„Nesselkralle, Nesselkralle!", rief Eichenfrost aufgeregt, aus dem Inneren der Kinderstube, „Wolkenjunges öffnet seine Augen". Der getigerte Krieger sauste in die Kinderstube und stand vor seiner Gefährtin und seinen Jungen. Wolkenjunges saß mit offenen, großen, gelben Augen da und starrte hoch zu seinen Eltern. Eichenfrost strich ihm mit dem Schwanz über das Gesicht. Der fuhr seine winzigen Krallen aus und schlug sie maunzend in den Schwanz seiner Mutter. „Nana kleiner Krieger!", mahnte Nesselkralle, „Willst du deine Krallen wohl bei dir behalten". Minzjunges dagegen kauerte neben dem Bauch der weißen Mutter. Ihre Augen waren noch geschlossen. „Du wirst deine Augen auch bald öffnen, meine Kleine", miaute Nesselkralle sanft und leckte seine Tochter. Wolkenjunges beobachtete seine Eltern neugierig. Dann leckte er sich das Maul und rollte sich eng an Eichenfrost gekuschelt zusammen, mit dem schwarz gescheckten Schwanz über der rosa Schnauze.
„Nesselkralle, kommst du?", rief eine ihm vertraute Stimme außerhalb der Kinderstube. Dieser leckte seiner Gefährtin noch kurz über das Fell, dann trat er aus der Kinderstube zu Samenglut. „Wirbelwind hat aufgetragen, dass wir Beide auf Jagtpatroullie gehen sollten, zusammen mit Wurzelteich", erzählte er. Nesselkralle nickte. „Gut, wo ist Wurzelteich?", fragte er. Mit dem Schwanz deutete Samenglut auf zwei Katzen am Rand der Lichtung, die dort saßen und sich die Zunge gaben. Eine der Katzen, Wurzelteich sah die Beiden und stand auf. Sie schüttelte ihr Fell und lief auf die jungen Krieger zu. Wurzelteich war eine der älteren und erfahrenen Kriegerinnen, genau wie ihr Gefährte Felsenkralle. Darum hatte Nesselkralle als junger Krieger Respekt vor der Kätzin, die dem Clan bereits einiges Gutes getan hatte. „Jetzt können wir ja gehen", meinte die braune Kätzin und trabte aus dem Felsenkessel. Samenglut und Nesselkralle hinter ihr her. „Wir gehen zum hohlen Baumstamm. Dort treiben sich um die Jahreszeit noch immer Vögel rum", beschloss sie.
Dort angekommen hielt Nesselkralle seine Schnauze in den Wind. Ein leiser Hauch von Drossel wehte ihm zu. Instinktiv verfiel er ins Jagtkauern und schlich sich an den im Dornengestrüpp wühlenden Vogel an. Nah genug spannte er seine Muskeln an und war sprungbereit. Mit einem großen Satz sprang er hoch und landete auf der erschrockenen Drossel. Sofort verpasste er der Drossel einen tötenden Biss in den Nacken und stand triumphierend auf. Dann buddelte er ein Loch und legte die Beute rein. Kurz schaufelte er die Erde wieder drauf und suchte Samenglut, der um die Ecke kam, mit einem Sperling im Maul. Triumph blitzte in seinen Augen. Auch Wurzelteich hatte Beute gemacht und befohlen das gleich ins Lager zu bringen. Somit holte Nesselkralle seine Beute wieder hoch und sie trugen sie ins Lager. Auf dem schnellsten Weg lief er mit seiner frisch erlegten Beute zur Kinderstube und brachte sie Eichenfrost.
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