Kapitel 24
Wolkenjunges lag in dem Nest, die Augen geschlossen und eingerollt, war aber wach. Er bemerkte seine Schwester, wie sie langsam aufstand und sich streckte. Nun sprang er auf und griff sie an. Minzjunges jaulte auf und schlug ihn mit den Pfoten in den Bauch. „Mäusehirn", schimpfte sie und ließ sich aus dem Nest fallen, um ihn abzuschütteln. Grummelnd kroch sie aus der Kinderstube. Wolkenjunges legte den Kopf schief und sprang dann auch aus dem Nest. Somit folgte er ihr. „Du darfst nicht alleine die Kinderstube verlassen, wenn Eichenfrost nicht da ist", miaute er herausfordernd. Ein Knurren gab ihm eine Antwort. Wolkenjunges zuckte zurück. Das war nicht seine Schwester! „Minzjunges!?", rief er. Weiterhin knurrte es nur. Er kannte seine Schwester und das war nicht sie, also trat er näher auf den Ausgang zu. Doch er sprang wieder zurück, als er das Gesicht der Katze im Ausgang sah. „Du bist doch Braunfleck?!", maunzte er. Der weiße Kater lächelte allerdings nur und betrat den Bau. „Du und deine kleine Schwester", knurrte er und klang dabei drohend, „Bleibt in der Kinderstube und spielt mit Moosbällen! Haltet euch von mir fern!"
Wolkenjunges nickte hektisch. „Wo ist Minzjunges?", wollte er wissen, trat allerdings zurück und behielt den großen Kater vor sich im Auge. Wieder lächelte er. „Such sie, bevor sie Ärger bekommt! Oder bevor ihr etwas passiert!"
Bei diesen Worten knurrte er wieder und verließ schnell den Bau. Aus dem Inneren des Baus klang ein anderes Maunzen. Daraufhin trat Bernsteinjunges in das blasse Licht, welches noch übrig war. Die Kinderstube war der hellste Ort im Lager, doch in diesem Fall war selbst er ziemlich dunkel. Also wirbelte der kleine Weiße herum. „Bernsteinjunges!", rief er erfreut, änderte seine Miene allerdings ins Sorgenvolle. „Was ist mit Minzjunges?", fragte sie und legte ihren Kopf schief, „Was hat der Große damit gemeint?"
„Ich muss sie finden", antwortete Wolkenjunges nur und rannte aus dem Bau, wobei er die Dunkelheit vergaß und über einen Ast stolperte. Dadurch quiekte er auf, woraufhin Eichenfrost angesprungen kam. „Wolkenjunges!", rief sie und hob ihn auf. „Was machst du hier draußen? Wolltest du das Lager verlassen?", fragte sie ernst. Er verstummte nur und ließ sich zurück ins Nest tragen. Als Minzjunges dort nicht war, fuhr seine Mutter ihn an. „Wo ist deine Schwester?"
Der Kleine schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht", trübt und entschuldigend sah er seine Mutter an. „Wo ist deine Schwester?", fragte sie erneut, doch diesmal bebten ihre Worte. Er konnte sich nicht erklären, ob vor Wut, oder Sorge um Minzjunges, doch er sah sie nicht an. Bernsteinjunges war inzwischen wieder bei Morgenglanz, die ihre Tochter unter keinen Umständen alleine ließ, obwohl die Jungen bald zu Schülern wurden.
Es war nach Sonnenhoch, so vermutete Wolkenjunges, und Minzjunges war noch immer nicht aufgetaucht. „Darf ich nach ihr sehen?", fragte der kleine Kater seine Mutter und seinen Vater, der inzwischen auch im Bau war. „Sei still!", zischte Eichenfrost ihn an, was er als ein „Nein" deutete und sich in seinem Nest vergrub.
Nesselkralle, sein Vater, versuchte Eichenfrost zu beruhigen und leckte Wolkenjunges über den Kopf. „Bleib bei deiner Mutter, dir kann draußen etwas passieren", miaute er.
Als Nesselkralle aus dem Bau wollte und er in einen kleinen Lichtschein trat, erschrak Wolkenjunges und schnappte nach Luft. Der einst so kräftige Kater, war zu einem knochigen und dünnen Gestell geworden, der sich nur dank seines Blutes und der Sehnen auf den Pfoten halten konnte. Wolkenjunges zog den Kopf ein und schloss die Augen.
Eichenfrost und Wolkenjunges hatten sich schon hingelegt und Wolkenjunges war kurz davor, Schlaf zu finden, da ertönte ein leises Zischen am Eingang der Kinderstube. Er fuhr hoch und blinzelte, bis er zwei leuchtende Punkte sehen konnte. Als sich seine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnten, machte er einen Umriss aus. Es könnte nicht Braunfleck sein, dafür war die Gestalt zu klein und dunkel. Erfreut sprang er auf. „Minzjunges!", rief er flüsternd. „Was ist? Warum kommst du erst jetzt? Ich hab mir Sorgen gemacht!", maunzte er empört. Sie trat herein. „Das ist es ja! DU hast dir Sorgen gemacht, aber Eichenfrost nicht!", überlegte sie laut und sah zu ihrer schlafenden Mutter. „Doch! Ich bin mir sicher, sie wollte es nur nicht zeigen", tröstete er sie und leckte ihr über das Gesicht.
Sie stieß ihn nur von sich. „Merkst du es denn nicht? Hier passiert etwas! Etwas Schlimmes, aber Unerklärliches!"
Nun wurde auch seine Miene ernst. „Distelstern kümmerst sich darum!", beschwichtigte er und nickte dabei. „Distelstern!", spuckte Minzjunges den Namen der Anführerin aus, „Was kann die denn machen?!"
Der Weiße zuckte nur mit den Schultern und gähnte ausgiebig. „Na dann gute Nacht", maunzte er und ringelte sich wieder ein.
Minzjunges wurde grob aus dem Schlaf gerissen. „Was fällt dir ein? Einfach zu verschwinden und wenn es dir passt wieder zu kommen? Denkst du ich merke das nicht?", schrie Eichenfrost und stieß ihr Junges aus dem Nest. Minzjunges jaulte auf plumpste hart auf den Boden. Wolkenjunges schrak auf. Er erahnte, was geschehen war und zog seine wütende Miene auf. „Warum hast du das getan? Sei doch froh, dass sie zurück ist!", rief er aus.
„Froh?", schrie sie noch, „Willst du, dass ich dich auch aus dem Nest schmeiße?", ihre Augen funkelten und sie formte ihren Rücken zu einem Buckel.
Aus dem Inneren des Nestes ertönte ein Jaulen und Morgenglanz kam zu Minzjunges gerannt. „Beim Willen des SternenClans! Minzjunges, ist dir etwas passiert? Bist du aus dem Nest gefallen?", sie hob das Junge auf und setzte es zurück ins Nest. „Ich bin nicht gefallen! Eichenfrost hat mich geworfen!"
Nach den Worten riss Morgenglanz die Augen auf. „Eichenfrost? Warum...?", sie konnte es sich nicht erklären und nahm Minzjunges wieder ins Maul. „Komm Wolkenjunges, ihr kommt mit zu mir und Bernsteinjunges", entschloss sie und ließ die Jungen spielen.
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