Kapitel 13
Eichenfrost schreckte hoch, als kleine Pfötchen auf ihr herumliefen. Vorsichtig schüttelte sie ihre Jungen von sich und stand auf. Sie war sofort wach, als sie an Nesselkralle dachte. Eilig sprang sie aus ihrem Nest und rannte auf die Lichtung. Ungläubig sah sie sich um. Das Lager sah schlimm aus. Äste und Zweige lagen überall, die Dornenbarriere war verschwunden und Steine und Felsbrocken lagen verteilt im Felsenkessel. Doch von Nesselkralle war keine Spur. Eichenfrost sah im Kriegerbau, im Heilerbau und sogar im Ältestenbau, wobei sie von Krähenfrost, Hagelstreif und Mandelzahn wieder verscheucht wurde. Im Schülerbau hatte sie noch nicht geguckt, doch sie war sich sicher, dass die sie Nesselkralle dort nicht finden würde. Verzweifelt lief sie im Lager herum. „Ey!", rief Samenglut, „Was machst du denn?", fragte er die Königin verwundert. „Ich suche Nesselkralle! Weisst du wo er ist?", fragte sie bestürzt. Samenglut nickte. „Er ist neues Bettmaterial holen", antwortete er und deutete mit dem Schwanz auf die verschiedenen Baue, „der starke Wind hat sie alle zerstört"
Eichenfrost fiel ein Stein vom Herzen. Erleichtert machte sie sich in Richtung der Kinderstube wo Minzjunges und Wolkenjunges bereits ihre Köpfe durch den Vorhang gesteckt hatten, um sich nach Eichenfrost umzusehen. Minzjunges riss die Augen auf, als sie das Lager sah. Auch Wolkenjunges war entsetzt. „Was das der Wind gestern?", fragte er. Eichenfrost nickte stumm und befahl ihren Schülern wieder rein zu gehen. „Heute ist Vollmondnacht. Was wirst du den anderen Clans sagen?", kam die Stimme des zweiten Anführers von draußen. „Ich werde sie nicht wissen lassen, dass wir von dem Wind geschwächt sind!", antwortete die Anführerin. „Das muss ein Zeichen des SternenClans sein. Einfach so kann der Wind nicht entstanden sein!", beteiligte sich auch Nieselbach, die Heilerin des Clans. Wirbelwind und Distelstern nickten. Eichenfrost war beunruhigt. „Wenn das ein Zeichen des SternenClans gewesen ist, dann wird wohl etwas schreckliches passieren!", murmelte sie und nahm ihre Jungen mit dem Schwanz näher zu sich ran. Wolkenjunges und Minzjunges schlichen sich auf die Lichtung, nachdem ihre Mutter wieder eingeschlafen war. Sie sahen die zwei Schülerinnen Knospenpfote und Regenpfote einen großen, blätterreichen Ast quer über die Lichtung zerren. Palmenblatt und Blätterstreif waren mit der Erneuerung einer Dornenbarriere beschäftigt, während Samenglut, Lilienfrost und Nachtsturm die Felsbrocken und Steine wegschafften. Wurzelteich und Felsenkralle waren am Ältestenbau zugange. Mandelzahn stand vor ihnen und erklärte ihnen, was am Bau noch zu tun ist. Nelkenwolke und Kleeschweif beschäftigten sich am Kriegerbau, indem sie die Löcher, die der Wind hinein gemacht hatte wieder füllten. Braunfleck saß im Schatten nahe der errichteten Dornenbarriere und sah sich den Trubel an. Die Jungen konnten ihren Vater Nesselkralle sehen, der zu ihm lief. „Du könntest dich nützlich machen!", meinte er noch ruhig. Der weißer Kater hob den Kopf und blickte Nesselkralle in die Augen. „Nichts werde ich tun. Warum auch? Bald wird das Lager wieder verwüstet werden!", spottete er. „So ein Wind kam bei uns noch nie", miaute Nesselkralle mit einer immer noch ruhigen Stimme. „Warte nur ab!", knurrte der Kater. Nesselkralle schien verwirrt. Braunfleck wusste mehr, als alle Anderen. „Hör zu Braunfleck. Wir fragen uns Alle was mit dir los ist, schließlich warst du so nicht immer und wir hoffen das das so nicht bleiben wird! Erinnerst du dich nicht daran, dass Samenglut, du und ich gerne zusammen gejagt haben und wir immer Wettbewerbe gemacht haben, zum Beispiel wer schneller ist, oder wer es schafft höher zu klettern? Das hat dir doch auch viel Spaß gemacht!", erzählte Nesselkralle. Er sah einen kleinen Schimmer Kummer und Schmerz in Braunflecks Augen aufblitzen. Doch das verschwand schnell wieder und er sah höhnisch zu Nesselkralle auf. „Ich habe euch immer besiegt. Ich war immer besser und das werde ich immer bleiben. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!"
Mit diesen Worten stand er auf und rannte in den Wald. „Was meinst du damit?", rief er dem Kater hinterher und wollte ebenfalls das Lager verlassen, doch er wurde aufgehalten. „Nesselkralle! Du kannst hier helfen!", sagte Wirbelwind und deutete auf die zwei Schülerinnen, die sich schwer taten einen riesigen Ast zu entfernen. Nesselkralle trat zu ihnen und packte mit an.
Wolkenjunges und Minzjunges, die alles mitgehört hatten, blickten sich verwirrt an. „Ich verstehe diesen Kater nicht", betonte Minzjunges und lief zurück zur Kinderstube. „Ich auch nicht!", seufzte Wolkenjunges und lief seiner Schwester hinterher.
Es war inzwischen fast Mondhoch, als die Flechten zur Kinderstube schwankten und ein dunkler Kater den Bau betrat. Eichenfrost und Morgenglanz blickten auf. Dann hellte sich der Blick von Eichenfrost auf und sie sprang aus ihrem Nest. „Nesselkralle!", rief sie erfreut und rannte auf den Krieger zu. Dieser legte seinen Kopf auf ihren und leckte ihr sanft das Ohr. „Ich habe schon gedacht du wärst...", setzte sie an, doch der Kater unterbrach sie. „Scht, nicht vor den Jungen!", flüsterte er und strich über das schöne Fell der Kätzin. „Ich wäre gleich zu die gekommen, aber vorher musste ich hier im Lager helfen!", bedauerte er und sah ihr tief in die bernstein-gelben Augen. Sie schnurrte. „Nicht schlimm, ich kann das verstehen, das Lager war wirklich stark zugerichtet", bemerkte sie und schmiegte sich eng an den Kater.
„Nesselkralle!", rief Samenglut, der den Kopf durch die Flechten gesteckt hatte, „Wir gehen jetzt los! Kommst du?" „Die große Versammlung!", murmelte der Getigerte und leckte zum Abschied nochmal Eichenfrosts Ohren. Dann verließ er den Bau. Eichenfrost stieg in das Nest ihrer Jungen. „Ich will mit zur großen Versammlung!", beschwerte sich Wolkenjunges. „Ich auch!", maunzte Minzjunges und krabbelte auf ihre Mutter. „Bald", schnurrte sie und schüttelte ihre Tochter sanft wieder runter, „Wenn ihr Schüler seid" „Wie müssen noch fünf Monde warten?", Wolkenjunges riss die Augen auf. „Ich will nich mehr warten!", murrte Minzjunges und rollte sich beleidigt ein. Wolkenjunges schmiegte sich an das getigerte Fell seiner Schwester und sie schliefen ein.
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