Kapitel 2.5

~Yama-Hauptstadt~

Die Krönungsfeier war in vollem Gange und die Gäste ausgelassener denn je.

Shioni hatte erst vor wenigen Minuten den Schwur geleistet und vor den großen Königinnen ihrer Zeit bezeugt, dass sie sich an die Regeln einer Reichskönigin halten und die Reiche beschützen würde.

Jedes Wesen, das anwesend war, hatte ihr zugehört und sie beobachtet. Selbst jetzt noch spürte sie Blick auf sich, obwohl sie sich mittlerweile in der Menge befand und mit einigen Königinnen plauderte.

In der Hand ein Glas mut Blutwein, das durch einen Zauber leicht warm gehalten wurde. Der Geruch des Blutes war nur für Wesen zu riechen, die an sich sehr gute Sinne besaßen. Für alle anderen war der Wein das, was man roch. Sofern man überhaupt an dem Getränk roch.

Es gab noch viele andere Getränke und Speisen. Die Stadt hatte sich ins Zeug gelegt für jede Rasse, die sie kannten, eine passende Speise zu finden.

Da Yama schon immer eine Stadt gewesen war, in der alle möglichen Rassen miteinander verkehrte, störte sich auch niemand daran, dass ein riesiger Berg gegrillter Maden neben einem gebratenem Wildschwein aufgetischt wurden. Es war einfach normal.

"Wie geht es Eurer Schwester?", wollte eine ältere Königin mit sanfter Stimme wissen. Ihre grauen Haare waren zu einem Knoten gebunden, doch sonst zeigte kaum etwas ihr Alter. Das Gesicht besaß lediglich ein paar Lachfältchen und war ansonsten glatt. Ihre Macht, die sie wie ein Schleier umgab, sprach jedoch Bände.

"Lady Yukiko", grüßte Shioni ihre Freundin und Mentorin. Bei ihr hatte sie nach dem Tod ihrer Mutter das Handwerk der Königinnen erlernt und beide verstanden sich sehr gut. Wenn es nach Shioni gegangen wäre, wäre diese Frau zur Reichskönigin geworden, nicht sie. "Sie fühlt sich nicht wohl", erklärte Shioni in dem Versuch die Abwesenheit ihrer Schwester zu decken. "Makoto meinte, dass sie uns die Feier nicht verderben wollte, indem sie umkippt. Ihr kennt sie doch. Sie ist sehr empfindlich", meinte Shioni und wank ab. Es war nicht das erste Mal, dass ihre Schwester bei einer Feierlichkeit mit Abwesenheit glänzte, weil es ihr nicht gut ging. Die meisten Königinnen waren das allerdings schon gewohnt. Nur selten frage jemand nach ihr.

"Das ist traurig", meinte eine junge Königin, deren Haut bläulich schimmerte und die eigentlich in Aqua, der Heimat der Meerjuungfrauen regierte. Dies war ein Planet, wie es Yama war und selbst von dort waren die Wesen gekommen. Denn Auqa war der blaue Planet, der hier als Mond zu sehen war.

Auch Feuerfeen aus Lavos waren anwesend und tummelten sich am Bankett.

"Ja, das ist es", stimmte Shioni zu und versuchte traurig zu klingen, doch im Grunde war es ihr egal. Makoto würde sich sowieso nicht für Shioni freuen. Das konnte sie noch nie. Es war besser, wenn sie nicht hier war und den anderen den Spaß mit ihrer schlechten Laune verdarb.

Shioni tat es leid, dass ihre Schwester keinen Gefallen hierran fand, doch ändern konnte sie auch nichts. Es war halt so. Damit mussten alle Beteiligten leben.

"Mylady, schaut doch mal", erklang eine zaghafte Stimme und Shioni drehte den Kopf und blickte zu der Zwergenkönigin, die in die Menge deutete. Selbst unter diesen Rassen gab es Königinnen, denn auf dem gesamten Planeten Yama und dem Großteil der mittleren Galaxie herrschte das Matriarchat. Frauen waren die führenden Persönlichkeiten, was aber mit ihren angeborenen Fähigkeiten zusammenhin.

Die Rothaarige folgte dem Deut der Zwergin und bemerkte zwischen der Menge einen Mann, der ihr überhaupt nicht bekannt vorkam. Seine Ausstrahlung war jedoch sehr interessant.

"Ein König", bemerkte Yukiko leise, denn auch sie war dem Deut gefolgt.

Könige waren etwas, was man hier normalerweise sehr selten antraf. Es hieß, dass es genau einen König auf eine Königin gab. Und dabei war vom Geburtsrecht und nicht vom Adelsstand die Rede. Doch wenn man bedachte, wie viele Königinnen es gab, war es klar, dass es genau so wenig Könige gab.

Yama beherbergte als großer Planet etwa eine handvoll Frauen, die man auf den ersten Blick als Königinnen erkannte. Die meisten anderen die existierten, waren so schwach, dass man ein sehr feines Gespür haben musste, oder eine deutliche Verbindung zu diesen. Daher regierten sie meist nicht mehr als eine kleine Stadt, oder ein Dorf.

Shionis violette Augen hatten sich auf den Mann gerichtet und sie konnte den Blick nicht mehr abwenden. Sein schwarzes Haar war lang und zu einem lockeren Zopf gebunden. Der gut gebauter Körper steckte in einer schwarzen Tunika und passender Hose. Darüber ein schwarzer Mantel, der ein rubinrotes Innenfutter besaß. Doch das war es nicht, was ihn vom Rest der Feiernden unterschied. Seine Ausstrahlung hatte etwas an sich, das Shioni in ihren Bann zog. Als würde es sie zu sich rufen. Ein leichtes Ziehen, dass nicht fordernd war, aber verheißungsvoll.

Der Atem der Rothaarigen wurden flacher und sie spürte, wie die Aura des Mannes um ihre eigene herum tastete und sie zu streicheln schien.

Mit einer langsamen Bewegung drückte Shioni ihr Glas Blut in die Hand von Yukiko, ehe sie leicht ihr Kleid raffte, um schließlich einige Schritte auf den Mann zu zumachen. Sie wusste nicht genau, was sie eigentlich von ihm wollte und sie konnte das Gefühl in ihrem Inneren nicht beschreiben, aber sie wollte ihn irgendwie auf sich aufmerksam machen.

Der Mann drehte seinen Blick und seine violetten Augen richteten sich genau auf Shioni. In diesem Moment erstarre sie, als in ihrem Inneren der Wunsch aufstieg ihn für sich zu beanspruchen. So stark und unerwartet, dass sie leise keuchte.

Das war es also, was die Verbindung zwischen einer Königin und einem König ausmachte. Das Verlangen nach diesem Mann, das sie in ihrem Inneren spürte, fühlte sich fast an, wie eine Art Wahnsinn und das machte ihr Angst.

Seelenverwandtschaft hin oder her. So starke Gefühle konnten nicht gesund sein. Weder für sie, noch für ihr Volk.

Der schwarzhaarige Mann trat auf sie zu, verneigte sich vor ihr, wie es für einem Adligen gegenüber der Reichskönigin üblich war und griff nach ihrer Hand, um diese zu küssen. "Mylady", grüßte er mit rauer Stimme und als seine Lippen ihre Hand berührten durchfuhr sie ein Blitzschlag, der ihren Körper zum Beben brachte. In ihrem Kopf schien es keine anderen Gedanken mehr zu geben, als den einen, den sie nicht los wurde.

Wie konnte sie diesen Mann für sich gewinnen?

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