Kapitel 2.3.1
~Hölle~
Als Nadeschda langsam wieder zu sich kam, blickte sie an eine sehr bekannte Decke.
Sie spürte die Umgebung mehr, als sie diese sah und entspannte sich ein wenig. Scheinbar war sie in der Hölle und in ihrem Zimmer.
Als ein pochender Schmerz in ihrer Schläfe auftauchte, schloss sie die Augen mit einem Seufzen wieder. Was war alles geschehen?
Sie hatte mit Kirara eine Zeitreise durchgeführt und war dann umgekippt. Aber warum?
Sie rieb sich die Schläfe und setzte sich langsam auf.
Es war wohl an der Zeit, dass sie sich etwas zu Essen suchte, um wieder zu Kräften zu kommen.
Langsam verließ sie ihr Zimmer und machte sich auf den Weg durch die dunklen Gänge des Höllenschlosses.
Sehr alten Überlieferungen zu folge, war das Schloss aus den Knochen eines Altdrachen erbaut worden. Doch die einzigen, die ihr das hätten versichern können, Kirara und der Höllenfürst, schwiegen sich darüber aus.
Also machte sich Nadeschda selbst Gedanken über dieses Gebäude und manchmal fühlte es sich so an, als würde es mit ihr sprechen. Es formte keine Worte, doch es schien sie zu lenken. Manchmal drängte es ihr einen Gedanken auf und manchmal lenkte es sie in eine bestimmte Richtung.
Heute schien es jedoch ruhig. Was nicht hieß, das sie Gänge mit ihren edlen Wandteppichen und Stuckverzierungen es nicht elegant und gefährlich wirken ließen.
Obwohl sie sich hier in der Hölle befand, waren Dämonen doch sehr darauf bedacht angenehm und vor allem schön zu wohnen.
Kaum eine Dämonenrasse mochte es in einem heruntergekommenen Haus zu wohnen oder in einer Gegend, die traurig anmutete. Und das, obwohl die Hölle mit ihren endlosen roten Steinlandschaften kaum etwas hergab.
Eine Bewegung aus dem Augenwinkel sorgte dafür, dass Nadeschda sich umsah.
Zwischen den Steinsäulen, welche den Innenhof von den anderen Räumen trennten, erkannte sie eine junge Frau. Die pastellfarbenen Haare waren lang und wehten im leichten Wind, während sie über die Ebene tobte. An ihrer Seite ein kleiner, schwarzer Hund.
Nadeschda musste lächeln.
Das war das Mündel des Höllenfürsten. Auch wenn sie bisher nicht viel mit ihr zutun hatte, so empfand sie ihre Nähe doch als wärmend.
Gleichzeitig aber trieb Nadeschda auch etwas dazu, sich von ihr fern zu halten. Jedoch konnte sie es nicht benennen.
Nadeschda wandte den Blick ab und setzte ihren Weg fort.
Als Teil der Herrscherfamilie stand ihr ein Teil des Harems zu Verfügung, der nur dazu da war, dass sich due Dämonen ernähren konnten.
Er bestand aus allerlei Wesen, die sich freiwillig in die Hölle verirrt hatten, oder aufgesammelt wurden, weil sie nirgendwo hin gehörten. Im Grunde war es nicht einmal ein Harem, doch fast jeder Dämon bezeichnete es so.
Fast jedes Mitglied hatte wine Aufgabe, der es nachging und im Grunde konnte man sagen, dass der gesamte Haushalt aus diesen Mitgliedern bestand.
Dennoch konnte sich jedes Familienmitglied einige Favoriten suchen, deren erste Aufgabe darin bestand, dem jeweiligen Dämon zu dienen.
Doch dienen verstanden viele Dämonen anders, weshalb es während Besuchen oft zu Problemen kam und auch noch immer kommt.
Nadeschda verstand die Dämonen nicht, die sich Sklaven zulegten und auch nicht die, die sich von negativen Gefühlen ernährten. Doch es gab leider zu viele Dämonen, die ihrer Meinung nach nicht richtig funktionierten. Obwohl sie wichtig waren, um die Seelen zu reinigen. Bei diesem Prozess war man sehr oft negativen Gefühlen ausgesetzt. Diese waren sehr stark und somit konnte nicht jeder damit umgehen.
Nadeschda selbst liebte den Geschmack von Gefühlen die positiv waren. Liebe, Hoffnung und einfach nur Glück.
Vielen ursprünglichen Dämonen ging es so. Trotz ihrer Aufgabe, die sie schon so lange ausführten.
Die Dämonin betrat einen Bereich, der für die meisten Besucher nicht zugänglich war. Hier kamen ihr bereits die Gefühle der Anwesenden entgegen. Zusätzlich mit den lachenden Lauten.
Vor einigen Tagen hatte eine Meerjungfrau ein Kind zur Welt gebracht und das wurde noch immer gefeiert.
Nadeschda betrat den Raum, der als Aufenthaltsraum diente und war überrascht, als sie den Mann auf dem Sessel bemerkte.
Männer wie Frauen saßen um ihn herum und lauschten seinen Worten, während er das Kind auf seinem Schoß wiegte.
"Vater", grüßte sie und der Mann hob mit einem Schmunzeln seinen Kopf.
Er sah aus wie Nemesis mit kurzen Haaren und einer etwas schmächtigeren Figur. Doch sonst glichen sich die Brüder sehr.
Sie entschied sich, sich einfach mit zu der Gruppe zu setzen und der Geschichte ihres Vaters zu lauschen. Dabei griff sie nach den Gefühlen der Anwesenden und sog sie in sich auf, um den Sternenstaub darin ihrem Körper zuzuführen.
Es war so einfach Gefühle in den Wesen hervorzurufen, die dafür sorgten, dass Sternenstaub, die Essenz allen Lebens, abgegeben wurde und Höllendämonen, aber auch Engeln, waren in der Lage Energie aus diesem zu ziehen. Das war ihre Nahrung. So wie die Vampire Blut tranken und diesem den Sternenstaub entzogen. Die meisten anderen Rassen hingegen entnahmen den lebenswichtigen Sternenstaub der Nahrung. Im Grunde war jeder davon abhängig. Außer die legendären Hüterinnen. Denn die produzierten den Sternenstaub in sich selbst. Sie hatte einen unendlich tiefen Brunnen an Macht und gaben diese nach und nach an die Umgebung ab. Daher waren sie so wichtig und deshalb hatte Kirara ein solches Interesse an ihnen. Sie mussten die Welten, wenn der Sternenstaub begann zu verschwinden, wieder neu auffüllen, sonst würde alles Leben verschwinden.
Sie schloss die Augen und genoss einfach nur die Atmosphäre, als sie plötzlich Kiraras Stimme in ihrem Kopf wahrnahm. Kirara informierte sie knapp, dass es ein weiteres Ungleichgewicht gab und sie gebraucht werde.
Nadeschda seufzte leise und fast lautlos.
Eigentlich wollte sie noch nicht gehen, doch es blieb ihr wohl keine andere Wahl. Gegessen hatte sie, doch das hieß nicht, dass sie mental schon wieder dafür bereit war, mit Kirara eine weitere Zeitreise zu unternehmen. Aber vielleicht kam es gar nicht so weit. Das würde sie sehen, sobald sie die Schicksals-Göttin aufsuchte.
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