Kapitel 1.5
~Saborasa - Misura-Gebirge~
Sezuna seufzte ergeben, als sie in der Ferne bereits das Haus ihrer Mutter und Tante erblickte. Der Tag war nicht so verlaufen, wie sie gehofft hatte und nun fühlte sie sich noch immer unausgeglichen. Der Kampf hatte sie ein wenig gefordert, doch es hatte nicht gereicht. Dennoch musste sie zurück, damit Shioni sich keine Sorgen machte. Allerdings hätte sie wohl noch eine Weile warten sollen, denn Yuna trainierte gerade mit Lucien und als Sezuna die beiden auf ihren Weg nach Hause bemerkte, wurde sie sofort eifersüchtig. Sie wollte auch lernen, wie sie sich zu verteidigen hatten, doch es wurde ihr untersagt.
Allan trat an sie heran und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Ich möchte zuschauen", murmelte die Rothaarige, was Allan dazu brachte, zu seufzen.
"Du willst es dir auch immer schwer machen oder?", fragte er leise, stellte sich aber nicht in den Weg und folgte ihr, als sie auf den rothaarigen Werwolf und ihre kleine Schwester zulief.
Yuna war nicht viel größer als Sezuna, obwohl Sezuna diejenige war, die zuerst geboren war. Dennoch schien sie sich körperlich nicht schneller zu entwickeln.
Das war etwas, wofür sie ihre Schwester beneidete.
Im Moment war sie dabei einige Übungen zu machen, die Lucien ihr zeigte. Sie hielt das Holzschwert fest in den Händen und ihre Bewegungen waren viel eleganter, als Sezuna es je geschafft hätte. Das war wieder einmal ein Schlag für sie und die Rothaarige stellte fest, dass Allan recht hatte. Sie machte es sich schwer.
Und weil es ihr untersagt war, die Übungen zu machen, würde sie auch niemals so elegant dabei aussehen, wie es Yuna tat. Shioni würde an die Decke gehen, wenn sie ihre Tochter dabei erwischte, wie sie Yunas Bewegungen nachmachte.
"Gehen wir wieder", murmelte Sezuna und konnte nicht verhindern, dass sich die Bewegungsabläufe der Weißhaarigen in ihren Kopf brannten. Sie hatte als Itari ein sehr gutes Gedächtnis, doch das war nicht immer ein Segen. Meist brauchte sie die Dinge nur ein paar Mal sehen und konnte sie sich dann sehr lange merken. Dinge, die sie nur einmal sah, konnte sie eine Woche lang auch noch abrufen. Das war sehr praktisch, machte ihr aber oft Kopfschmerzen. Durch ihre letzte Unterhaltung mit Yuna wusste sie, dass es ihr nicht so ging. Im Gegenteil. Sie schien sogar manchmal Probleme damit zu haben, sich die Dinge zu merken. So, wie es für ihr Alter eigentlich hätte normal sein sollen. Sezunas Kopf arbeitete aber wohl schon so, wie es bei einem Erwachsenen der Fall gewesen wäre. Was ihren Körper zusätzlich schwächte.
"Willst du noch ein wenig schwimmen?", fragte Allan leise und sie entfernten sich immer weiter von Yuna und Lucien.
"Ja, warum nicht", antwortete Sezuna und ließ ein wenig betrübt die Schultern hängen.
Sie wusste, dass Allan versuchte sie abzulenken, doch schwimmen war eigentlich nicht das, was sie gerade wollte. Vor allem, weil sie wusste, dass der blonde Vampir überhaupt nicht schwimmen konnte. Er würde ihr also lediglich dabei zusehen und sie wieder einmal daran erinnern, dass sie nicht allein und ständig unter Beobachtung war.
Aber im See konnte sie bis zum Grund tauchen und dort eine Weile bleiben. Dort hatte sie ein Gefühl von Ruhe und Einsamkeit und konnte machen, was immer sie wollte. Dabei kam ihr die Fähigkeit lange ohne Luft auszukommen, wirklich zugute.
Allan führte sie durch den Wald zu der kleinen Lichtung mit See, die so etwas wie ihr geheimer Ort geworden war. Natürlich war er nicht geheim, doch zumindest war ihr bisher nie jemand außer Allen offensichtlich dorthin gefolgt.
Während sich Sezuna das Kleid abstreifte und in ihrem Unterkleid langsam ins Wasser ging, waren ihre Gedanken bei den letzten Stunden. Bei dem Kind, das sie gerettet hatte und sie fragte sich, wie sie das getan hatte.
Als sie den Werwolf oder eher etwas davor in die Luft gejagt hatte, hatte sie das gar nicht geplant. Es war einfach geschehen. Bei dem Wunsch den Wolf aufzuhalten, war der Boden explodiert. Sie hatte einen Zauber gewirkt. Doch nicht bewusst und sie war sich sicher, dass sie das nicht wiederholen konnte.
Was ihr zu denken gab.
Langsam glitt sie unter Wasser und tauchte zum Grund des Sees, um sich dort ein wenig umzusehen. Es gab kleine Fische, die jedoch ihre Aufmerksamkeit nur minimal auf sich zogen.
Sie kannte die Fische schon und eigentlich den gesamten Seeboden, dennoch entdeckte sie immer wieder etwas Neues. So wie heute. Ein kleiner Haufen Steine zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, weil dort kleine Blasen aufstiegen.
Ob dahinter etwas war?
Langsam und mit dem Versuch dabei nicht ständig nach oben zu treiben, begann sie damit die Steine zur Seite zu räumen und legte nach und nach einen Gang frei. Er war so groß, dass geradeso eine erwachsene Frau hindurchpasste. Zumindest soweit es die Rothaarige einschätzen konnte.
Neugierig steckte sie ihren Kopf hinein und sah sich um. Leider war nicht so viel zu erkennen, selbst durch ihre Fähigkeit das letzte bisschen Licht aufzufangen und zu nutzen. Das Licht von der Sonne kam zwar bis zum Grund des Sees, doch der Tunnel schien lang zu sein und Sezuna konnte ihre Neugier kaum im Zaun halten.
Ihre Hände tasteten sich an den Wänden entlang, während sie immer weiter vorwärts schwamm.
An einer Stelle, als sie bemerkte, dass sie nicht mehr die Möglichkeit hatte, umzudrehen, packte sie kurz die Panik, doch schnell stellte sie fest, dass es nicht schwer war, rückwärts zu schwimmen und sich so wieder zu befreien. Fast sofort übernahm wieder die Neugier und sie quetschte sich durch einen kleinen Spalt, um den dunklen Gang weiter entlang zu schwimmen.
So lange, bis sie das Brennen in ihrer Lunge spürte. Sie würde bald Luft brauchen, vielleicht sollte sie umkehren?
Noch ein Stück tastete sie sich vor, als sie plötzlich Licht bemerkte. War sie im Kreis geschwommen und kam nun wieder im See heraus?
Plötzlich wurde der Gang breiter und breiter, bis sie in einem See landete und an die Oberfläche tauchte. Dort empfing sie helles Sonnenlicht und frische Luft, die sie gierig einsog. Erst dann nahm sie die Umgebung wahr. Roter Sandstein dominierte und das Wasser war auch sehr warm.
Ihr Blick glitt umher, doch sie kannte diese Gegend nicht. Wie weit sie wohl getaucht war? Gefühlt musste sie eine ganz schöne Strecke zurückgelegt haben.
Vorsichtig schwamm sie an den Rand und stemmte sich aus dem Wasser. Auch wenn Allan sich wahrscheinlich Sorgen machen würde, wollte sie die Umgebung erkunden.
Kurz hielt sie inne und blickte zum See zurück. Vielleicht war das keine gute Idee, sonst würde Allan sie suchen kommen und dann würde jemand anderes von dem Tunnel erfahren. Sie sollte besser zurückgehen und diese Umgebung erst später erkunden gehen. Sobald sie den Tunnel schneller durchqueren konnte und Allan vortäuschen konnte, dass sie länger unter Wasser bleiben konnte. Dieser wusste immerhin, wie gern sie allein und unter Wasser war.
Mit einem Sprung ins Wasser machte sie sich auf den Rückweg, in der Hoffnung Allan hatte nicht schon begonnen sich Sorgen zu machen.
-Ende Kapitel 1-
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