Kapitel 1.2
~Saborasa - Misura-Gebirge~
Sezuna trat auf Allan zu, der die Arme locker neben sich hängen hatte, bemerkte aber aus dem Augenwinkel eine kleine graue Katze im Gebüsch verschwinden.
Inuki. Das Seelentier ihrer Mutter. Natürlich beobachtete diese Sezuna. Das war zu ärgerlich.
"Gehst du mit mir eine Runde jagen?", fragte sie unschuldig und hoffte, dass ihr großer Bruder den Wink verstand. Dieser hob eine Augenbraue.
"Hast du schon wieder Hunger?", fragte er, doch in den roten Augen stand ein Wissen, das Sezuna etwas beruhigte.
Als Antwort nickte sie und Allan vergrub die Hände in den Taschen. "Na dann, gehen wir", meinte er und Sezuna musste lächeln. Das war immer die beste Art und Weise die anderen los zu werden. Niemand außer Allan und vielleicht Yuna gingen mit ihr jagen. Die Gefahr, dass sie selbst ihre Mutter anfiel war zu groß. Oder zumindest glaubten die Erwachsenen das. Eigentlich war es volle Absicht gewesen, denn wenn ein Itari jagte, ließ er sich von seinen Instinkten leiten, die sehr tierischer Natur waren. Da kam es schon einmal vor, dass besondere Gerüche einen triggerten. Was bei Sezuna überhaupt nicht der Fall war. Nicht einmal der Geruch von Blut, der für Itaris eigentlich fast unwiderstehlich war, da sich diese aus den Vampiren entwickelt hatten, übte auf sie einen so starken Reiz aus. Sie hatte ihrer Mutter absichtlich vorgegaukelt mit ihr zu jagen war gefährlich. Dadurch bekam sie zumindest da ihre Ruhe. Allerdings musste Allan sie immer begleiten. Was diesen nicht zu stören schien. Er war ebenfalls ein Vampir. Ein reinrassiger, weshalb er ihre Vorliebe für das Jagen teilte.
Sie jagten wilde Tiere, denn das machte wesentlich mehr Spaß. Sie konnten sich auch von anderen Wesen ernähren, indem sie einfach fragten, denn ein Biss war nicht tödlich, im Gegenteil, der konnte sogar dem Gebissenen Kraft spenden, doch das befriedigte das Raubtier nicht, das jedes magische Wesen auf die ein oder andere Art in sich trug.
Blut war mit Sternenstaub versetzt. Die Substanz, die das gesamte Leben der mittleren Galaxie aufrecht erhielt. Itaris sowie Vampire waren in der Lage dieses aus dem Blut zu ziehen, wie Magier aus Nahrungsmitteln. Menschen, die nicht magisch waren, waren auf die Nährstoffe in den Lebensmitteln angewiesen. Magier lediglich auf den Sternenstaub. Daher konnten sie sich auch von Dingen ernähren, die nicht so nahrhaft schienen.
Itaris konnten, durch ihre tierische Seite, die sich im Laufe der Geschichte mit denen der Vampire vermischt hatte, auch normale, menschliche Nahrung zu sich nehmen und einen gewissen Anteil an Sternenstaub daraus ziehen. Doch nicht genug, um auf Blut zu verzichten.
Allan lief mit Sezuna durch den Wald, der die kleine Lichtung mit See von ihrem Haus trennte. Er war dicht und nur weil Sezuna hier aufgewachsen war, zerriss sie den rosafarbenen Rock ihres Kleides nicht, sondern schlängelte sich durch das Gestrüpp.
Schließlich kamen sie zu einem großen Baum, der aussah, als hätte jemand versucht schlampig mit Brettern ein kleine Haus zu bauen. Ein Würfel, der irgendwie mehr schlecht als recht im Baum hing. Unten im Baumstamm war eine Tür, die Allan nun öffnete und eintrat.
Das Innere war viel geräumiger, als es der Baum hätte sein dürfen. Es war, als wären sie durch ein Portal in eine andere Welt getreten. Obwohl er Wohnbereich rustikal eingerichtet war, war er dennoch groß und gemütlich. Fast schon elegant für eine solche Umgebung.
Rechts ging es in die offene Küche und hinter der Treppe, die nach oben führte, gab es eine Toilette. Oben gab es noch zwei weitere Etagen mit den Schlafräumen.
Ein Zauber sorgte dafür, dass hier so viele Wesen reinpassten und es dennoch noch genug Platz war.
Allan spazierte direkt in die Küche, wo er Shioni vorfand, die verblüffende Ähnlichkeit mit Sezuna hatte. Nur dass diese wesentlich älter aussah. Nicht alt, aber erwachsen. Außerdem waren ihre Augen in einem dunklen Violett und mit denen blickte sie nun zu Allan, der ein wenig kleiner war, als Shioni.
"Ich wollte uns abmelden. Sezuna und ich wollen jagen gehen", erklärte er und Shioni wirkte unschlüssig auf diese Tatsache.
"Ihr geht in letzter Zeit sehr häufig jagen", bemerkte sie und Sorge machte sich in ihr breit. Kurz schielte sie von Allan auf ihre Tochter, die sich in der Wohnstube befand und geduldig auf dem Sofa saß, um zu warten. "Denkst du, dass ist gut für sie?", wollte Shioni wissen und schien am überlegen ihr sogar das Jagen zu verbieten.
Allan legte nachdenklich den Kopf schief. "Wir waren in letzter Zeit tatsächlich oft jagen", meinte er nachdenklich. "Dafür hatte sie aber auch kaum einen Anfall", fügte er hinzu und stellte die Dinge somit gegenüber.
Auch Shioni schien zu verstehen, was er damit sagen wollte, auch wenn es ihr nicht so gefiel. "Es ist ein Versuch wert. Aber pass gut auf sie auf", bat sie und überlegte kurz, obwohl sie ihr Seelentier Inuki mitschicken sollte, doch sie entschied sich dagegen. Gerade Inuki war in Gefahr.
Als Tier stand sie ganz oben auf Sezunas Jagtliste und das wollte Shioni nicht riskieren.
Allan neigte leicht den Kopf, um Shioni zu symbolisieren, dass er aufpassen würde, bevor er zu Sezuna in die Wohnstube zurückkehrte, um ihr mitzuteilen, dass Shioni einverstanden war und sie auch nicht ausspionieren würde. Er wusste wie sehr es Sezuna beruhigte, denn dann musste sie nicht darauf achten irgendwas zutun, bei dem Shioni sie rügen würde.
Zusammen mit Sezuna verließ der blonde Vampir das Baumhaus und machte sich auf den Weg durch den Wald.
Beide schlenderten nebeneinander her, während sie den Wegen folgten, die ihre Familie schon so oft genommen hatten. Doch er wusste, dass Sezuna nur so lange auf den Wegen bleiben würde, bis sie weit genug von Shioni und den anderen entfernt waren. Dann würde sie einfach irgendwo lang laufen und die Gegend erkunden. Sie kannte ihr Zuhause wahrscheinlich besser, als alle anderen hier. Egal ob Schluchten oder Felsen, alle wurde erkundet. Gerade, wenn es gefährlich aussah, hielt sie sich nicht zurück. Nicht nur einmal bekam es Allan mit der Angst zutun, wenn er mit ihr unterwegs war, doch im Gegensatz zu Shioni konnte er ihren Erkundungsdrang nachvollziehen und seiner Meinung nach verhielt sie sich nicht anders, als alle anderen Itaris in ihrem Alter. Sie testete aus, was sie konnte und was nicht. Dabei waren Verletzungen nun einmal an der Tagesordnung und nicht zu verhindern.
"Hast du einen Wunsch, wo wir hingehen?", fragte Allan und genoss es mit Sezuna einfach nur durch die dichten Bäume zu laufen. Das Wetter war schön und der frische Duft des Grüns war entspannt.
Allan war nicht in dieser Gegend geboren und hatte seine frühe Kindheit in einer Gegend verbracht, die nicht ansatzweise so schön gewesen war. Dort gab es kaum Natur und Allan hatte bis er hier gelandet war, nicht einmal gewusst, wie sehr er diese vermisste. Magische Wesen waren eigentlich sehr naturverbunden, auch wenn viele dies als Schwachsinn abtaten. In der Natur war es einfach viel schöner. Zu viele Häuser, Beton und unnatürliche Gebilde wirkten sich auch negativ auf die Magie aus, da der Sternenstaub nicht mehr so dicht vorhanden war. Hier war es ein leichtes den Sternenstaub der Erde und des Windes zu sammeln, weil extrem viel in der Luft vorhanden war. Dabei kam es aber auch immer auf den jeweiligen Magier an. Je nachdem, welches Geburtselement er besaß, konnte er unterschiedliche Elemente leichter kontrollieren und den Sternenstaub dieses Elements aus größerer Entfernung zu sich heranziehen.
"Irgendwo, wo wir noch nicht waren", trällerte Sezuna gut gelaunt, die schon die ganze Zeit vor sich hin summte. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie diese Zeit genoss.
Allan überlegte kurz. In dem Gebiet, das Shioni als sicher markiert hatte, waren sie schon überall gewesen, doch es wäre nicht das erste Mal, dass Allan mit ihr dieses Gebiet verlassen hatte. Jedoch hatte er sich dieses Mal nicht vorher umgeschaut, um einen sicheren Weg nach draußen zu suchen. Auch wenn er nicht übervorsichtig war, so wusste er vorher doch ganz gern, wo es sicher war und wo nicht. Sezuna mochte eine gewisse Stärke haben und er auch, doch sie lebten in einem Gebiet, das von Ausgestoßenen besiedelt war. Es war hier so gut wie überall gefährlich. Sie konnten bisher von Glück reden, dass niemand ihren Unterschlupf gefunden hatte. Aber die wenigsten dieser Wesen waren in der Lage dem Wind durch die Tunnel zu folgen, wie es Shioni gekonnt hatte. Allan selbst war mehr durch Zufall hier gelandet und förmlich vom Himmel gefallen.
"Dann gehen wir durch die Tunnel und schauen, wo wir raus kommen", schlug er vor und Sezuna strahlte ihn an. Allan wusste, dass sie die Tunnel liebte, auch wenn diese ein Labyrinth waren, das durchaus ebenfalls Gefahren barg. Dort kannte sie sich jedoch so gut aus, dass Allan sich keine Sorgen um sie machte. Mehr um sich selbst. Sezunas Windmagie war stark genug, um den Ausgang zu finden, da es sich um ihr Geburtselement handelte. Doch Allan war in Windmagie nicht ganz so bewandert und würde wahrscheinlich viel länger brauchen.
Beide hielten auf den Gebirgekamm zu, der die Grenze zwischen dem Gebiet bildete, in dem sie lebten und der vermeidlichen Außenwelt. Die Tunnel waren ein System, das sich wahrscheinlich durch das gesamte Misara-Gebirge zog. Ein Gebirge, das einen Großteil des Kontinents Saburasa einnahm. Es war also kaum abzusehen, wo sie am Ende rauskommen würden.
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Wie findet ihr es?
Ich weiß im Grunde passiert noch nicht viel, aber ich dachte ich erklär mal ein wenig was zur Welt. Hoffe das ist verständlich.
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