24. Eulenpost
„You don't even know me,
But here I am.
Lying in bed and missing you
Missing you and your little smile
The smile with the squished eyes
The dimples on your face
The beauty in your grace"
pov: Harry
Ich lese die Zeilen zum hundertsten Mal und weiß nicht, was ich davon halten soll. Die krakelige Handschrift auf dem gelben Permanent scheint mich anzuspringen. Die Worte ziehen mich in ihren Bann, obwohl sie so simpel sind. Heute Morgen war der Brief einfach da. Eine Eule muss ihn gebracht haben, als ich geschlafen habe. Hätte auf dem Briefumschlag nicht deutlich mein Name gestanden, hätte ich angenommen, er wurde am falschen Haus abgegeben. Aber ich habe eine Ahnung von wem die Nachricht stammen könnte. Auch wenn ich das nicht so recht glauben kann.
Ein Klopfen an meiner Zimmertür lässt mich aufschrecken. „Harry?", höre ich Gemmas Stimme. „Komm rein", sage ich und meine Schwester steckt ihren Kopf vorsichtig in mein Zimmer. Ich richte mich ein Stück auf meinem Bett auf und lehne den Kopf an die Wand. Sie schiebt sich durch die offene Tür und schließt sie hinter sich. Nachdem ich meine Beine eingezogen habe, nimmt sie am Ende meines Bettes Platz. „Erzähl mir von ihr", fordert sie mich auf. „Ihm", korrigiere ich automatisch. „Dann erzähle mir von ihm", schmunzelt sie.
Natürlich hat sie gemerkt, dass irgendetwas mit mir los ist, also wundere ich mich nicht, dass sie so direkt ist. „Er ist ein neuer Freund. Oder zumindest dachte ich, wir wären Freunde...", fange ich an. Und dann erzähle ich ihr fast die gleiche Geschichte wie Madame Pomfrey vor einer Weile. Nur mit mehr Details, ich erzähle Gemma von der Band, wie Louis beim Quidditch fast in mich reingeflogen wäre und von unserem Treffen auf der Party der Ravenclaws. Ab und zu nickt sie. Als ich fertig bin schauen wir uns einen Augenblick an, dann rutscht sie näher zu mir und nimmt mich fest in den Arm. „Ich dachte ich könnte zu Hause darüber hinwegkommen. Es einfach vergessen, weißt du..." „Wieso solltest du über etwas hinwegkommen, um das du noch gar nicht richtig gekämpft hast? Gibt ihm eine Chance. Ich bin sicher, dass mehr dahintersteckt!" Ich nicke. „Vielleicht hast du recht." Suchend schaue ich mich auf dem Bett um.
Nach einem Moment greife ich nach dem Pergament neben mir und reiche es ihr. Verwundert nimmt sie mir das Blatt ab und schlägt es auf. „Was ist das?", will sie neugierig wissen. „Ließ es", fordere ich sie auf. Ihre Augen wandern über die Zeilen und mit jedem Wort verschwindet ein wenig von ihrer Verwunderung und weicht einem anderen Ausdruck. Strahlend schaut sie mich an, als sie geendet hat. „Ist das von ihm?", fragt sie dann. Ich zucke mit den Schultern. „Ich denke..." Begeistert wippt Gemmas Kopf auf und ab und sie sieht aus wie ein kleines Kind, das gerade seine Lieblingssüßigkeit bekommen hat. „Das ist doch großartig. Weißt du was das heißt? Weißt du wie riiiesig das ist? Du darfst es nicht aufgeben. Du bist nicht nach Hause gekommen, um darüber hinwegzukommen, ich glaube du bist nach Hause gekommen, damit ich dir einen Anschub in die richtige Richtung verpasse!", sie grinst von einem Ohr zum anderen und ich lasse mich langsam von ihrem Enthusiasmus anstecken. Wenn der Brief wirklich von Lou ist, dann ist das wirklich riesig. Gemma hat völlig recht. Aber wie passt das damit zusammen, dass er nicht will, dass wir Freunde sind?
Am nächsten Tag ist Heiligabend und den Nachmittag verbringen Gemma und ich damit darüber zu grübeln, was ich Louis antworten könnte. Bis zum Abendessen haben wir ein paar Ideen, aber keine davon überzeugt mich zu hundert Prozent. Gemma hat vorgeschlagen ihm ein Gedicht zurückzuschreiben, aber ich bin unsicher. Ich bin kein Dichter. Vielleicht schreibe ich Songs, aber Gedichte. Nein, dass ist nicht meine Stärke. Ich brauche eine Melodie, um meine Texte klingen zu lassen. Kurz nachdem unsere Mutter uns zum Essen gerufen hat, ertönt ein Klopfen an der Scheibe zum Wohnzimmer. Eine hellbraune Adler-Eule sitzt davor und keckert, als sie sieht, dass wir sie bemerkt haben. Ich stehe auf und öffne dem Vogel das Fenster.
Die Eule hüpft in unser Wohnzimmer und gibt ein dankbares Geräusch von sich. „Hallo Elektra", begrüße ich die Familieneule der Horans, „ich hoffe der weite Weg war nicht zu anstrengend." Die Eulendame wackelt mit dem Kopf und stupst meine Schulter an. Gemma , die gerade in der Küche war, kommt zurück ins Wohnzimmer und füttert den Vogel mit einer kleinen Maus, die Elektra dankend annimmt. Während die Eule mit ihrem Futter beschäftigt ist, binde ich ihr vorsichtig das kleine Päckchen vom Bein, das sie mitgebracht hat.
„Möchtest du heute hierbleiben?", frage ich sie und der Vogel wackelt zustimmend mit dem Kopf. Vorsichtig hüpft sie auf meinen ausgestreckten Arm und ich gehe mit dem Tier in mein Zimmer, wo sie sich erschöpft neben Darcy auf die Stange setzt. Kurz beäugt meine Eule den deutlich größeren Neuankömmling, aber nachdem die Eulendame keine Gefahr zu sein scheint, fängt sie an Elektra spielerisch mit dem Schnabel in die Seite zu stupsen. Diese keckert schwach auf, bevor sie meine Eule einfach ignoriert und ihre Augenlieder schließt.
Ich gehe zurück ins Wohnzimmer, wo meine Familie schon mit dem Essen auf mich wartet. Robin hat gekocht und ich weiß wie viel Mühe er sich gegeben hat, also setzte ich mich schnell, damit wir endlich essen können. Am liebsten hätte ich Nialls Geschenk sofort geöffnet, aber das muss wohl noch warten.
Nach dem Essen komme ich endlich dazu die Post zu öffnen. Mit flattert eine kleine Karte entgegen, als ich das braune Packpapier aufschlage. Ich greife nach der Karte und drehe sie herum. In seiner undeutlichen Schrift wünscht mir Niall frohe Weihnachten. Außerdem berichtet er, dass er Professor Sprout davon überzeugt hat, uns nach den Ferien im Gemeinschaftsraum eine Feier veranstalten zu lassen, auf der die Band das erste Mal auftreten kann. Ein aufgeregtes Kribbeln durchströmt mich. Ein erster Auftritt. Endlich. Schon seit Wochen bearbeitet Niall unsere Hauslehrerin, damit sie uns die Erlaubnis dafür gibt. Ich lese weiter. Er lässt sich in der restlichen Nachricht (mal wieder) darüber aus, wie umständlich es ist, dass er mit wirklich noch Karten mit der Eule schicken muss und wieso ich mir nicht längst ein Direktmemo geholt hätte.
Direktmemos sind eine neue Erfindung von Arthur Weasley. Der ehemalige Ministeriumsmitarbeiter hat sich vor gut zehn Jahren mit seinem Sohn George zusammengetan und ein erfolgreiches Unternehmen gegründet, in dem die beiden Erfindungen von Muggeln untersuchen und zaubererfreundliche Alternativen dazu entwickeln. Die Direktmemos sind ein neues Kommunikationsmittel, welches die beiden erfunden haben. Dabei schreibt man mit einer speziellen Feder auf ein magisches Pergament und die Nachricht taucht direkt bei dem angegebenen Empfänger auf – natürlich nur, wenn dieser auch ein Direktmemo besitzt. Niall hat ein brandneues Direktmemo von seinen Eltern bekommen, als er seine ZAGs im letzten Schuljahr bestanden hat. Aber meine Mom wollte mir bisher keines kaufen und ich habe noch nicht genug dafür gespart. Trotzdem versucht mich Niall immer wieder davon zu überzeugen mir eines zu organisieren.
Nach der Karte schaue ich auf das kleine Päckchen, das Elektra noch mitgebracht hat. Vorsichtig öffne ich die Box und einen Augenblick später kommt eine kleine Kugel mit rasanter Geschwindigkeit aus der Packung geflogen. Oder eher gekugelt. Ich sammle den kleinen Plüschball vom Sofa auf und schaue ihn mir genauer an. Es ist ein Minimuff mit blauem Fell und großen Augen. Aufgeregt quietscht der flauschige Ball in meiner Hand auf. Das kleine Wesen ist unglaublich niedlich und ich setzte es in einen leeren Blumentopf am Fenster. Niall weiß genau, dass ich nicht genug von den niedlichen Tierchen bekommen kann. „Ich werde dich Lou nennen", flüstere ich ihm leise zu und wieder quietscht das magische Wesen freudig auf.
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Es gibt Post. Und nicht nur einmal. Ja ich denke ihr habt damit gerechnet, dass etwas in die Richtung kommt ;) Ich hoffe euch gefällt das neue Kapitel und es passiert nicht zu wenig (wobei es wieder eins von den "längeren" ist). Ich versuche die Kapitel allg. eher kurz zu halten, weil ich das persönlich zum lesen in der App immer angenehmer finde (bis auf die Werbung...)
Das Gedicht am Anfang habe ich mitten in der Nacht geschrieben - bitte schiebt Fehler oder cringe darauf.
xx cu.
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