18. Tagebuch
pov: Harry
Das Wochenende verstreicht und ich verbringe den gesamten Samstag im Bett. Nebenbei versuche ich ein paar Hausaufgaben zu erledigen, aber wirklich motivieren kann ich mich nicht. Dann übe ich ein paar neue Zaubersprüche. Als ich dabei aus Versehen unseren Schlafsaal mit Wasser flute beschließe ich auch das aufzugeben. Ich greife zu meinem Notizbuch und schlage die erste Seite auf.
Vorsichtig tippe ich mit der Spitze meines Zauberstabs auf die leeren Seiten und murmle: „Aparecium" Langsam fangen an sich blaue Linien über das Papier zu ziehen, die sich zu Buchstaben formen. Es sieht ein bisschen so aus, als würden sich Miniatur-Bäche aus Tinte über das Blatt ergießen. Täler und Berge erschaffen und sich in Form von Buchstaben schließlich festigen. Nach und nach tauchen meine Notizen auf, die ich über die Jahre in diesem Notizbuch gesammelt habe. „Dieses Buch gehört Harry Styles" steht auf der ersten Seite. Harry Styles. Das bin ich. Aber was steckt hinter meinem Namen? Wer bin ich als Mensch? Ich denke zurück an Louis Worte: „Wieso scheinen alle zu wissen wer ich bin, außer mir?" Und in diesem Augenblick rastet etwas in meinem Kopf ein und ich fange an zu schreiben.
Meine Feder fliegt über das Papier und füllt die leeren Seiten mit Worten. So viele Worte, die die ganze Zeit gefangen waren in meinem Kopf. Gedanken, die ich mich nicht getraut habe laut auszusprechen. Gedanken, die ich immer noch nicht laut aussprechen kann, aber ich kann sie schreiben. Und ich schreibe und schreibe, bis die magischen Fenster in unserem Kerker mir zeigen, dass es langsam dunkel wird. Vermutlich werden die anderen bald zurückkommen. Und ich will nicht das sie Fragen stellen. Ich werfe einen letzten Blick auf die frisch beschrieben Seiten. Dann tippe ich wieder das Papier mit meinem Zauberstab an und sehe den Worten zu wie sie nach und nach verschwinden. Der letzte Satz, den ich lese, bevor die Seiten wieder leer sind, ist: „Und ich glaube ich möchte mit ihm zusammen rausfinden wer wir sind."
***
Am Montag ist er wieder da. Wie bei zwei Magneten, die sich gegenseitig anziehen spüre ich seine Präsenz, als ich die große Halle beim Frühstück betrete. Mein Blick schnellt sofort zum Slytherin Tisch und da sitzt er. Inmitten seiner Freunde. Ich erkenne Zayn und ein paar andere Quidditchspieler. Auch die ehemalige Sucherin Danielle sitzt bei der Gruppe. Sie sitzt neben ihm und unterhält sich gerade mit Zayn. Louis sieht müde aus. Tiefe Schatten liegen unter seinen Augen und als unsere Blicke sich kreuzen senkt er schnell den Blick. Habe ich etwas falsch gemacht? Die Hand, die ich zum Gruß erhoben habe, fällt unbrauchbar wieder herunter. Das freudige Gefühl, dass er wieder da ist, weicht dumpfer Taubheit, die plötzlich meinen ganzen Körper erfasst.
Ich lasse mich zwischen Niall und Ashton auf die Bank fallen. Vor mir steht eine große Tasse Tee. Ich gieße etwas Milch in meine Tasse und schaue zu wie sie sich in Spiralen mit dem Tee vermischt. Niall stupst mich leicht von der Seite an. „Hast du gesehen, Louis ist wieder da. Weißt du mittlerweile, wieso er am Freitag nicht bei der Probe war?", fragt er vorsichtig. Er merkt, dass irgendwas nicht stimmt. Auch wenn er nicht weiß, was es genau ist. Wobei – weiß ich es selbst? „Ich glaube Zayn meinte, dass er keine Zeit mehr für die Band hat", sagt Ashton in diesem Moment. Er scheint unser Gespräch verfolgt zu haben. Das Taubheitsgefühl verschwindet mit einem Schlag. Ein hohes Sirren klingt in meinen Ohren, der Tee vor mir auf dem Tisch beginnt zu brodeln und ein paar Tropfen spritzen aus der Tasse auf den Tisch. „Harry!", ruft Niall aus. Ich zucke zusammen. Sofort hört der Tee auf überzulaufen und einige Köpfe drehen sich zu uns um. Ich spüre, wie mein Gesicht warm wird und rot anläuft. „Ich muss zum Unterricht", murmle ich, schnappe meine Tasche und fliehe aus der großen Halle.
Anstatt zum Unterricht laufe ich zum See. Es ist kalt und auf den Wiesen glitzert der Morgenreif. Fröstelnd ziehe ich meinen Umhang enger. Die kühle Luft tut meinem Kopf gut. Ich wusste, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Louis, der in den Dachbalken sitzt und vor sich hin grübelt. Louis, der eine Woche lang verschwindet. Louis der nicht zur Bandprobe kommt. Und jetzt auch noch aus der Band aussteigt, ohne es uns selbst zu sagen? Irgendetwas muss dahinterstecken. Und ich habe das ungute Gefühl, dass ich nicht unverantwortlich bin.
Als es hinter mir auf dem Rasen knirscht zucke ich erschrocken zusammen und fahre herum.
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Heute gibt es ein eher kurzes Kapitel. Louis will also aus der Band aussteigen? Und dann hat er nicht das Rückgrat es den anderen selber zu sagen?
Außerdem wünsche ich euch allen frohe Ostern :)
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