14. Schnecken

pov: Harry

Veritaserum. Das kann Zayn nicht ernst meinen. Und wo hat er das Zeug überhaupt her? Schüler dürfen keine Zaubertränke aus dem Unterricht mitnehmen und es ist auch verboten sie außerhalb der Stunden selber herzustellen. Ich schlucke. Keinen der anderen scheint es zu überraschen. „Leider habe ich nur diese eine Flasche. Ich schätze es reicht vielleicht für zwei Personen, vielleicht drei. So gerne ich jedem von euch etwas geben würde", er grinst. Zayn scheint die ganze Sache wahnsinnig unterhaltend zu finden. Ich habe Angst. Es gibt einfach Dinge, die müssen nicht völlig fremde Menschen über mich erfahren. Mein Blick wandert von dem Flacon zwischen Zayns Fingern zu Louis neben ihm. Er sieht auch nicht besonders begeistert aus. Ob das Spiel oder etwas anderes der Grund dafür ist weiß ich allerdings nicht.

Louis spielt immer noch mit dem Teppich zwischen seinen Fingern. Die Sterne an den Wänden um uns herum funkeln und werfen Schatten auf sein Gesicht. Als er seine Kopf hebt treffen sich unsere Blicke für eine Sekundenbruchteil. Schnell schaue ich zu Seite und spüre Liams Blick auf mir. Fragend schaut er mich an, aber ich schüttle nur den Kopf.

„Ich dachte wir machen es so – wer seine Pflichtaufgabe nicht erfüllen kann oder erfüllen will, der hat die Ehre etwas hiervon", Zayn hebt den Zaubertrank wieder in die Höhe damit jeder im Kreis ihn sehen kann, „trinken darf." Er sagt zwar darf, aber ich höre seiner Stimme an, dass das nichts mit dürfen zu tun hat. Angestrengt überlege ich, wie ich jetzt noch aussteigen kann ohne wie ein kompletter Idiot dazustehen, aber zu meinem Pech hat Zayn schon die Flasche in der Luft in Bewegung gebracht. Die Flasche dreht sich immer schneller und schneller, die trübe Flüssigkeit verändert ihre Farbe. Von einem undefinierbaren schlammbraun wechselt sie zu orange, dann zu kanarienvogelgelb, zu grün, dann zu blau. Als die Flasche langsamer wird nimmt die Flüssigkeit eine lila Farbe an, die schließlich zu einem satten Rot wird als sie anhält.

Der Flaschenhals zeigt in meine Richtung. Ich versteife mich unwillkürlich und spüre gleichzeitig, wie Liam neben mir auf dem Boden herum rückt und näher zu mir rutscht. „Das bin wohl ich", stellt er trocken fest. Ein erstaunter Ausdruck huscht über Louis Gesicht als er Liam hört. Kurz schaut er wieder zu mir, wendet dann aber den Blick wieder ab. Erleichtert seufze ich auf. Ich habe nochmal Glück gehabt und bin Liam sehr dankbar.

Liams Aufgabe ist einfach, er muss blind ein Getränk von der Bar trinken. Er erwischt die Bowle, in der die Goldfische im Kreis schwimmen und würgt kurz als er aus Versehen einen der Fische in seinem Mund wiederfindet. Als er das Glas leer getrunken hat fängt sein ganzes Gesicht an zu schillern, aber nicht nur sein Gesicht. Er hält seine Hände in die Höhe und seine ganze Haut sieht aus als bestünde sie aus winzigen Schuppen, die in allen Farben des Regenbogens schimmern. Alle lachen und Liam betrachtet einen Moment lang weiter fasziniert seine Handflächen. Es ist gleichzeitig verstörend, aber auch wunderschön. Liam bewegt seine Arme und das Licht bricht sich in alle Richtungen.

Aber danach wird das Spiel schlimmer. Einige der Slytherins stacheln sich gegenseitig auf und fangen an als Pflichtaufgaben Flüche aufeinander abzufeuern. Einer bekommt eine Ganzkörperklammer ab, der nächste eine Zungenzauber. Meine Motivation für das Spiel sinkt mit jeder Sekunde weiter. Ich habe das Gefühl die Challenge ist nur noch sich den stärksten Fluch auf den Hals zu hetzten ohne sich dabei zu sehr zu verletzten. Aber auch Wahrheit kommt ein paar Mal dran. Als die Flasche schließlich doch auf mich zeigt atme ich erleichtert auf, als sich die Flüssigkeit gelb färbt. Zayn, der vor mir an der Reihe war schaut mich verschmitzt an. „Wahrheit. Hm, lass mich kurz überlegen. Wie geht es deiner Freundin?", fragt er dann mit einem neugierigen Ausdruck im Gesicht. Verwirrt blinzle ich. Was meint er? Welche Freundin? Ich muss mich kurz räuspern, bevor ich unsicher frage: „Fr...Freundin?" „Oder Freund, wie auch immer", zuckt Zayn gleichgültig mit den Achseln. Ich habe nicht mit so einer Frage gerechnet, nicht an mich, nicht von Zayn. Wieso fragt er mich nach meiner Freundin? Hätte er mich nicht fragen können was mein geheimes Talent ist oder etwas anderes unverfängliches. Ich schüttle nur den Kopf. „Ich habe keine... also da ist niemand", presse ich endlich raus. Ich hasse Partyspiele. Zumindest solche, wo mich alle anstarren können. Und solche bei denen ich auf Fragen aller Art antworten muss. 

Das Spiel geht normal weiter. Soweit man es normal findet nach unangenehmen und persönlichen Dingen gefragt zu werden oder sich selbst mit Flüchen zu belegen. Aber ich habe das Gefühl die Blicke aller andern kleben auf meiner Haut wie Blutegel. Ich versuche unauffällig zu Louis zu schielen, der bisher auch nur zwei Fragen beantworten musste. Die eine war, wen er aus seinem Quidditch Team gerne küssen würde ("Niemanden"), die andere, ob seine kleine Schwester vergeben ist („Wenn du dich auch nur einen Meter zu nahe an sie ran wagst, dann haben wir ein Problem. Sie ist erst 11 Markus!"). Ich habe das Gefühl, dass seine Euphorie zu spielen auch deutlich gesunken ist. Er rollt ein paar Mal mit den Augen, als sich welche von den anderen mit weiteren Flüchen belegen und als eine weitere Frage zum Liebesleben einer Person gestellt wird meine ich ihn entnervt seufzen zu hören. Dann zeigt die Flasche wieder auf ihn. Er kneift seine Augen leicht zusammen und presst die Lippen aufeinander. Rot.

„Spuck Schnecken." Louis sieht angewidert zu dem blonden Jungen, der ihm die Aufgabe gestellt hat. „Absolut nicht! Ich werde nicht den restlichen Abend damit verbringen mich zu übergeben, nur weil ich bei einem dämlichen Spiel mitgemacht habe!" Nervös wische ich meine Handflächen an meinen Oberschenkeln ab. Er ist der erste, der eine Aufgabe nicht erfüllen will. Ich sehe das Fläschchen Veritaserum in Zayns Hand aufblitzen. „Dann wirst du wohl...", setzt der Blonde wieder an, aber Louis springt auf: „Wisst ihr was, es reicht mir. Immer wenn man mit euch spielt kommt nur Mist dabei raus." Mit den Worten dreht er sich abrupt um und entfernt sich von unserer Gruppe. Was ist gerade passiert? Verwirrt schaue ich dem kleinen Slytherin hinterher, der sich gerade zwischen einer Gruppe von kichernden Ravenclaws durchschiebt.

Louis abrupter Abgang unterbricht das Spiel. Die anderen fangen an sich zu unterhalten und ein paar verlassen den Kreis. Ich bin erleichtert. Ich weiß nicht, wie ich es auch nur einen Augenblick länger ausgehalten hätte. Ich bin nicht der Typ für solche Spiele. Ich schaue mich um und suche Niall, kann ihn aber schon wieder nirgends entdecken. Ich frage mich wo sich der Ire die ganze Zeit herumtreibt. Liam und Ashton unterhalten sich schon wieder angeregt über Quidditch. Luke sehe ich ein Stück entfernt an der Wand lehnen und mit einer atemberaubend schönen Ravenclaw reden. Die beiden sehen sehr vertraut miteinander aus. Weil ich nicht länger auf dem Boden sitzen möchte stehe ich auf, schüttle kurz meine tauben Gelenke aus und schlendere in Richtung der Getränke. Nach meinem Debakel mit dem Kuchen und Liams schillernder Haut traue ich mich aber nicht mehr mir noch etwas zu nehmen. Ich halte Ausschau nach Niall. Irgendwo muss er ja sein. Ich drücke mich durch ein paar Gruppen von Schülern und entdecke eine Wendeltreppe, die zur Turmspitze zu führen scheint. Vielleicht finde ich Niall dort oben. Und wenn nicht kann ich wenigstens etwas Abstand zwischen mich und die verrückten Slytherins bringen, mit denen ich definitiv nie wieder ein Partyspiel spielen werde.


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Ich bin zur Zeit irgendwie etwas unmotiviert die Story weiter zu schreiben. Das liegt daran, dass ich aktuell sehr viel wieder für die Uni machen muss und mich das irgendwie demotiviert...

Und wieso aus der Sache mit dem Wahrheitsserum nichts geworden ist - es kam mir irgendwie ziemlich unfair vor.

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