Kapitel 38. Ungutes Gefühl
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Sein ungutes Gefühl verschwand nicht.
Seit dem Training nistete es in seinem Herzen und wurde von Stunde zu Stunde unerträglicher. Erst war es nur ein leichter Druck in seiner Brust, der wie ein Schatten sein Herz umlegte. Gegen Abend konnte er dem Druck nicht mehr ausweichen. Er lastete schwer, als würde ein Elefant in seinem Inneren Tango tanzen und ihm die Luft aus den Lungen hämmern.
Naruto stieg, seinem Gefühl folgend, den Treppen des Wohnblockes empor. ,,Hatake-san?", hörte er bereits auf den letzten Stufen, ehe er auf den Flur blickte und eine ältere Frau vor seiner Wohnungstür stehen sah. Höflich klopfte sie, doch die Energie, die dahinter steckte, wurde von Schlag zu Schlag mehr.
,,Alles in Ordnung?", fragte er vorsichtig nach, als er näher trat und auf sich aufmerksam machte. ,,Was ein glücklicher Zufall." Die kleinere Dame lächelte erleichtert und deutete mit ihrem gebrechlichen Finger auf die Tür. ,,Ich habe ein komisches Geräusch bei meinem Nachbar gehört und mache mir Sorgen.", erklärte sie beunruhigt, schielte immer wieder zu der Tür in der Hoffnung, er würde öffnen. ,,Nicht, dass ihm etwas passiert ist! Er ist doch so ein lieber. Wissen Sie, er hilft mir immer mit meinen Einkäufen und besucht mich jeden Sonntag zum Kaffeeklatsch", redete sie in ihrer Sorge, doch Naruto zückte nur seinen Ersatzschlüssel und ein Kunai.
Klackend sprang die Tür auf und das Licht drang in den Flur des Hauses. ,,Kakashi-Sensei!", rief er in die Wohnung und ging verteidigungsbereit mit dem Kunai voran. Das Licht im Flur und Wohnzimmer erhellte die Wohnung, doch ein merkwürdiger Geruch stieg in seine Nase. Sorgfältig sah er sich um, stellte jedoch nichts ungewöhnliches fest, bis - Sein Kunai fiel klirrend zu Boden.
Vor Schreck stolperte er zurück, hielt sich zwanghaft am Türrahmen fest, als er ins Badezimmer blickte. Seine Beine schlotterten und nur sein letzter verbliebender Verstand schaffte es Fingerzeichen zu formen. Der Doppelgänger erschien in einer Rauchwolke und rannte sogleich mit den Worten ,,Ich hole Tsunade" davon.
,,Kakashi!" Er stürzte ins Bad hinein und kniete sich neben den Hataken, der in seinem eigenen Blut schwamm. Sofort drückte Naruto ein Handtuch auf die klaffende Wunde an seiner Brust, welches sich vollsog und die Farbe seiner restlichen Kleidung annahm. Er blutete. Er blutete viel, doch als der Blonde seinen Oberkörper anhob und gegen seiner Körper lehnte, schlug er die Augen flackernd auf. Erleichterung flutete seine Sinne, als er nicht tot war, aber die Angst blieb und trieb ihn die Tränen seinen Wangen hinab. ,,N-Naru-k-un", hustete er und blubberte Blut aus seinem Mund, das seinem Mundwinkel hinabrollte.
,,Bleib wach, ja? Tsunade ist unterwegs." Er drückte das Handtuch fester auf Kakashis Brust, doch zog ihn im gleichen Atemzug näher an sich heran. ,,Chidori, wirklich?", rutschte es ihm heraus, als er die Blitze auf seiner Haut und den verbrannten Geruch endlich zuordnen konnte. Das Loch, das klaffend in seiner Brust hing. ,,Wieso?", hörte er sich ferner fragen, doch die Antwort war ihm eigentlich klar. Er hatte es seit seiner Ankunft gewusst. Er war zu spät gekommen.
,,Ich.. kann nicht mehr", vernahm er stockend die leise Stimme seines Lehrmeisters und er spürte, wie die Spannung aus seinem Körper verschwand. ,,Aber", begann er zögernd, doch Naruto war sich sicher. Jetzt oder nie. ,,Ich kann dich nicht verlieren. Ich muss dir doch noch deine Antwort geben." Seine Augen brannten vor lauter Tränen, jedoch drückte er ihn so weit es ging an sich. ,,Ich liebe dich auch", brachte er es nach drei langen Jahren über seine Lippen und zu seiner Überraschung spürte er eine Hand an seiner Wange.
Kakashi lächelte und nahm seine letzte Kraft zusammen, um ihm in die Augen blicken zu können. Liebevoll streichelte er die Wange des Jüngeren. ,,Du hast.. etwas besseres verdient.. Mach das beste draus." Mit Mühe zog er den Uzumaki zu sich hinab und hauchte ihm einen zittrigen Kuss auf die Wange. ,,Ich liebe dich auch." Seine Kraft schwindete, sein Kopf fiel gegen die Schulter des Blonden und seine Lider schlossen entgültig seine Augen.
,,Nein!", schrie Naruto ihn an, rüttelte an seiner Schulter, versuchte ihn zu wecken. ,,Nein", wiederholte er und versuchte ihn mit Kuramas Chakra zu heilen. ,,Bitte nicht", flehte er. ,,Bringt nichts, Kleiner. Der macht nicht mehr mit", hörte er die dunkle Stimme des Fuchses, die von schnellen Schritten unterbrochen wurde.
Tsunade trat um die Ecke. Auch ihr stand der Schock ins Gesicht geschrieben, als sie das Bad und den leblosen Kakashi entdeckte. Naruto verstärkte seinen Griff, als die Hokage sich neben ihn kniete und mit ihrem Chakra nach einem letzten Lebenszeichen suchte. Nach wenigen Augenblicken brach ihr Kopfschütteln Narutos Herz. ,,Ich kann nichts mehr machen", murmelte sie selbst den Tränen nahe.
Mit Bedacht entfernte sie Narutos Finger und nahm seine Hände in ihre, um ihn mit auf die Beine zu ziehen. Sich mit allem wehrend, schrie er, er wolle nicht weg, sie solle ihn loslassen! Tsunade zog ihn unerbitterlich aus dem Blut, konnte Kakashi selbst nur schweren Herzens zurücklassen, doch als sie in den Flur trat, packte sie Narutos Kopf und zwang ihn, sie anzusehen. ,,Es war sein Wunsch", begann sie, doch er weinte weiter und schaffte es nicht, seine Gedanken zu sortieren. ,,Es ist meine Schuld", wimmerte er und bevor er sich versah, nahm die Hokage ihn fest in den Arm.
,,Hätte ich ihm geantwortet." ,,Hätte ich auf ihn gehört." ,,Hätte ich reagiert." Tsunade verstand die Worte zwischen den Schniefern und dem Wimmern nur schwer, doch der Zusammenhang klarte sich ihr immer mehr auf. So drückte sie ihn leicht von sich und tippte mit ihrem Finger auf seine Brust, in der sein Herz noch immer schlug. ,,Du liebst ihn und er liebt dich." Streng sah sie ihm in die Augen, als sie ihn mit dieser harten Tatsache konfrontierte. ,,Also lebt er dort drin, in deinem Herzen, weiter und wird dich begleiten", versuchte sie ihm klar zu machen, doch er starrte sie nur an - voller Unverständnis.
Sein Kopf dachte bereits nicht mehr, sondern ließ sich von den Schmerzen mit sich tragen. Er ließ die Bilder wieder und wieder in seinen Gedanken aufblitzen. Das Gefühl, als er die Augen schloss und sein Atem aussetzte. Wie friedlich und glücklich er ausgesehen hatte. Als hätten ihn tausende Lasten verlassen.
War er nun frei?
1025 Wörter
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