Kapitel 36. Ein letzter Trumph

Am nächsten Morgen schleppte sich Naruto den Stufen des Hokageturm hinauf. Die ganze lange Nacht hatte er gegrübelt, bis es ihm Kopfschmerzen bereitete, doch er konnte es nicht so stehen lassen. Er konnte, nein durfte, Kakashi nicht aufgeben. Doch er brauchte Hilfe, er brauchte Antworten, weshalb er kurz darauf an die Bürotür klopfte. Tsunade rief ihn herein, legte eines ihrer Dokumente beiseite.

,,Was ist in den drei Jahren passiert?", fiel er mit der Tür ins Haus, doch Tsunade hob nur fragend eine Augenbraue. Sie verstand den Zusammenhang nicht. ,,Was ist mit Kakashi passiert, echt jetzt?", korrigierte er sich selbst und begann mit den Tränen zu kämpfen, doch sie nickte nur und legte die Hände auf ihren Tisch. ,,Verstehe. Es begann, nachdem du abgereist warst", fing sie an und musterte den Uzumaki genau. ,,Er besaß keine Pflichten als Sensei mehr, also bat er mich, ihn zurück in die Anbu zu versetzen. Als guter Shinobi und ehemaliger Captain eines Trupps, konnte ich nicht -Nein- sagen. Hätte ich gewusst, was passiert, hätte ich es nicht akzeptiert", erklärte sie ihm ruhig.

,,Entlass ihn sofort!", grob trat er näher an den Schreibtisch heran, doch die Hokage blieb gelassen. ,,Ich habe bereits alle Register gezogen. Er ist Anbucaptain und für ihn brauche ich eine Genehmigung des Rates. Sie haben abgelehnt. Kakashi muss selbst austreten." ,,Verdammt", fluchte er und verlor emense Hoffnung, ihn noch retten zu können. ,,Wollen die wirklich, dass Kakashi sich selbst umbringt?" Seine Lunge rasselte. Jeder Zug glich einem erstickendem Griff, der ihm das Atmen erschwerte. Sein Herz leerte sich, wanderte im Schleier der Hoffnungslosigkeit. Allein der Gedanke daran zermürbte ihn.

,,Was genau meins du?", horchte sie auf, als sie die Worte registrierte und in ihren Verstand einordnete. ,,Er wollte es das letzte Mal schon tun. Er hofft auf einer Mission zu sterben." Hastig schluckte er sich den Kloß hinab. ,,Hast du ihn dir angesehen? Ich habe ihn gesehen. Er.. er.. Seine Arme.." Er brachte es nicht über sich, kniff die Augen gequält zusammen, als die Bilder seine Gedanken fluteten, doch Tsunade reichte diese Information.

,,Ich habe noch einen letzten Trumph. Sei um 9 Uhr am dritten Trainingsplatz." Wenig davon überzeugt, zog Naruto eine Augenbraue empor. ,,Hol auch Sakura", meinte sie noch, ehe sie ein leeres Blatt Papier hervorzog und eine Notiz hinterließ. Mit einem Fingerschnippen erschien ein Anbu neben ihr, der die Notiz an sich nahm. ,,Bring das zu Kakashi Hatake", wies sie ihn an, ehe er in einer Rauchwolke verschwand.

-----

Pünktlich zum ausgemachten Zeitpunkt stand das Duo auf Trainingsplatz 3 und sahen Tsunade entgegen, die auch über die Wiese immer näher trat. Zu ihrer Überraschung lief wenige Meter hinter ihr Kakashi. Tsunade redete und redete, hob tadelnd den Zeigefinger und schien ihn in seine neue Aufgabe bereits einzuweihen.

Naruto überlegte, was ihr letzter Trumph sei, doch ehe er sich in seinen Gedanken verlieren konnte, erreichten die letzten Fehlenden das ehemalige Team. ,,Schön, dass ihr da seid", eröffnete Tsunade das ungewöhnliche Treffen. ,,Euer Team ist halbwegs vollständig, sodass ich euch wieder auf Missionen schicken kann." Die Verkündung kam schnell und unvorbereitet, doch nicht nur das Team erschrak, sondern auch Kakashi zuckte verwirrt mit dem Kopf in die Richtung der Godaime.

Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, als sie in die Gesichter ihrer Untergebenen sah. Ihr letzter Trumph, um den Hataken aus der Reserve zu locken und hoffentlich zurück ins Leben zu schieben. Ein Untercoverauftrag für den Anbucaptain, bei der er seine vollen Pflichten als Anbu verzeichnete, doch genauso weit weg von jeglicher Gefahr war. Ein Auftrag, um den Jinchuuriki des Neunschänzigen zu schützen und zu überwachen. Eine Hintertür, die der Rat der Ältesten nicht bedachte. Eine Methode, die selbst ihr Vorgänger, der Hokage der vierten Generation, bei dem Hataken angewandt hatte.

Während Tsunade ihre Idee glücklich feierte, musterte Naruto seinen verschlossenen Sensei. Er sah nicht wirklich begeistert aus, schien der Hokage auch nicht aufmerksam zuzuhören. Er wirkte eher, als würde er nicht auf diesem Gelände stehen und seine Aufgabe gewissenhaft erledigen wollen. Als würde er sich fehl am Platz fühlen. Wollte er überhaupt eine Veränderung in seinem Leben?

,,Damit ihr fit für die Mission seid, erledigt ihr ein gemeinsames Training, um euer Teamwork zu stärken", verkündete Tsunade nun und riss den Blonden aus seinen Gedanken. ,,Kakashi, ab hier überlasse ich die beiden dir. Du kennst deine Aufgabe. Vergeig es nicht", sigalisierte sie ihm, blitzte ihn warnend an, ehe sie kehrte und vom Trainingsplatz marschierte.

Der Anbu sah ihr nicht hinterher, sondern fokussierte seine ehemaligen Schützlinge. ,,Dann wollen wir mal", seufzte er unhörbar für die beiden, eher als eine Art eigene Motivation, ehe er die Glöckchen aus seiner Hosentasche zog. ,,Ihr kennt das Spiel. Wer bis zum Mittag kein Glöckchen hat, bekommt kein Essen", fasste er sich kurz und verschwand vor ihren Augen. Im Wald tauchte er wieder auf und sprang zwischen die Bäume hindurch, bevor er sich auf den Boden zurückzog.

Auf der Wiese sahen sich Sakura und Naruto derweil gewillt in die Augen. ,,Suchen wir ihn und dann alles wie immer", schlug die Haruno vor und erhielt ein Nicken des Uzumakis. Dieser grübelte noch immer: Er verstand das Verhalten des Anbus nicht, so gern er es verstehen und ihm helfen wollte. Sein Herz schmerzte bereits, obwohl er erst seit zwei Tagen wieder zurück war. In diesem Zustand konnte und wollte er den Hataken nicht sehen. Hoffentlich, dachte er sich, half Tsunades letzte Methode. So pirschten sie los. Die Baume sausten an ihnen vorbei, niedrig hängende Äste peitschten gegen ihre Arme und Beine.

Frustriert schlug Kakashi seine zur Faust geballte Hand gegen den nebenstehenden Baum, ließ dessen Rinde ungehindert splittern und seine Knöchel bluteten. Die ersten Tränen bahnten sich in seine Augen. ,,Was mache ich hier eigentlich?", hinterfragte er sich selbst, wischte die Tränen jedoch schleunigst beiseite. Er spürte den Schmerz nicht, eher das Zwicken seiner Arme und Beine. Sie benebelten seine Sinne, verdunkelten seine Welt.

Sakura signalisierte dem Blonden über Handzeichen, dass sie ihn gesehen hatte und nun angriff. Sie schnellte zwischen den Bäumen hindurch, Naruto ihr dicht auf den Versen. Mit erhobener Faust zielte sie auf ihn, wobei er sich sichtlich erschrocken und aus seiner eigenen Welt gerissen umdrehte und große Augen bekam. Mit einer reflexartigen Drehung wich er aus, doch da kam Naruto direkt hinterher und angelte sich die Glöckchen.

Enttäuscht, dass es bereits endete, warf der Genin seiner Kameradin ein Glöckchen zu und sah zurück zu seinem ehemaligen Sensei. Dieser sah genauso ungläubig drein, doch richtete seine Haltung. ,,Das letzte Mal war das schwerer", kommentierte er keck und baumelte mit dem Glöckchen in der Hand herum. Sakura schnappte es ihm jedoch wieder weg und überreichte es Kakashi, der die beiden sofort wieder verstaute. ,,Damit sind wir fertig." Zur Verabschiedung hob er nicht einmal die Hand, sondern kehrte auf dem Absatz und schlenderte aus dem Wald.

Verdutzt ließ er dabei die beiden Shinobi stehen, die ihm hinterher blickten. ,,Ich rede mit ihm", entschloss sich Sakura und verabschiedete sich von dem Uzumaki, dessen Herz ein Stück weiter brach.

1152 Wörter

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top