Kapitel 35. Drei lange Jahre
Grinsend durchquerte Naruto das Tor Konohas. Tief atmete er die heimische Luft in seine Lungen, ließ dem kautzigen Eremiten nicht einmal die Zeit, um anzukommen. Da verabschiedetet sich der Uzumaki und streunerte durch das Dorf mit einem festen Ziel vor Augen. Die Leute schauten ungläubig über seine Wiederkehr, doch sie lächelten erfreut. Sein Seelenfriede erschauderte vor Freude, dass er es wahrnahm und die gute Laune in sich aufnehmen konnte. Die drei Jahre hatten ihn geheilt, doch noch immer war dort ein Fleck, den er nicht füllen konnte.
Gezielt steuerte er den kleinen Laden an, hob die Tücher am Eingang und begrüßte Teuchi mit einem lauten ,,Hallo!" Zu seiner Überraschung drehte sich Sakura um, als sie ihn hörte und starrte ihn mit großen Augen an. Sofort setzte sich der Genin neben sie, bestellte sich eine Schüssel und begann zu erzählen. Von der Reise, wie sie gewandert waren, wo sie trainiert hatten. Selbst Jiraiyas Methoden, um ihn psychisch zu stabilisieren.
Er erzählte von Kurama, wie er den Fuchs lieben gelernt hatte und wie er dessen Chakra nutzen durfte. Von den vielen Leuten, die er kennenlernte und die seine Freunde wurden. Auch Sakura erzählte von der Zeit in diesen drei Jahren, wie das Dorf weiterlebte und auch ihre Freunde stärker geworden waren. Sie erzählte, wie sie bei Team Asuma trainierte und Tsunade ihr weiterhin als Mentorin zur Seite stand.
,,Team Asuma, echt jetzt? Mit Kakashi-Sensei allein ist es immerhin kein Team mehr", grübelte er, als Teuchi die Nudeln vor ihn stellte und er seine Stäbchen auseinanderbrach. Den traurigen Hauch in Sakuras Augen bemerkte er nur nebensächlich. ,,Was ist los?", fragte er daher und zog die erste Ladung Nudeln in seinen Magen. ,,Ich habe ihn seit drei Wochen nicht mehr gesehen", begann sie, doch der Uzumaki unterbrach sie. ,,Dann ist er doch einfach nur auf einer Mission."
Er lachte, doch sie schüttelte den Kopf. ,,Aber doch nicht so lange. Als Anbu ist das unwahrscheinlich." Entsetzt darüber verschluckte sich Naruto an seiner Nudelsuppe. Er würgte und hustete, bis die Haruno ihm netterweise auf den Rücken schlug. ,,Anbu?" Verständnislos sah er sie an, doch sie nickte. ,,Nachdem du weg warst, hat er eine Mission nach der anderen angenommen, war kaum noch im Dorf und hat nicht mehr auf Ansprachen reagiert. Naja, bis er sich zur Anbu hat versetzen lassen. Seitdem sehe ich ihn fast gar nicht mehr", erklärte sie ihm, was auf größeres Unverständnis bei dem Genin stieß, als sie es sich gedacht hatte.
Kurzerhand knallte Naruto das Geld für die Ramen auf den Tisch und passierte mit festen Schritten die Eingangstücher. Sakuras Rufe ignorierte er, denn sein Ziel stand fest, dem er schnell näher kam.
Ohne zu klopfen, riss er die Tür auf und trat ungebeten in das Büro der Godaime. ,,Wo ist Kakashi-Sensei?!" Verwundert hob sie den Kopf. ,,Naruto? Du bist also wieder zurück?", umging sie die Frage und lenkte vom Thema ab. Innerlich hatte sie gehofft, das Problem vor seiner Wiederkehr wieder in den Griff zu bekommen, doch sie war gescheitert. ,,Wo ist er?!", schrie er aufgebracht weiter, was sie weiterhin überhörte. ,,Wie war die Reise?", machte sie einfach weiter. ,,Wo!", wiederholte er sich wieder und knallte die Hände auf ihren Schreibtisch. ,,Was wo? Wie war die Reise habe ich gefragt?", wich wie wieder auf und funkelte ihn wütend an.
Dass er es sich überhaupt erlaubte, so mit ihr zu reden, erfreute sie jedoch innerlich. Jiraiya hatte ihn tatsächlich geheilt. ,,Tsunade! Wo ist Kakashi!" Wieder baute er sich vor ihr auf und überragte sie mittlerweile um einige Zentimeter. Ergeben seufzte sie und ließ sich in ihren Stuhl zurückfallen. ,,Entweder ist er noch auf Mission oder schon zu Hause. Genau weiß ich es nicht." Sie hoffte inständig, dass es ihn genügte, wobei sein Nicken sie beruhigte. ,,Die Reise war übrigens angenehm. Bis auf, dass ich Jiraiya betrunken zur Unterkunft schleppen musste, echt jetzt. Bis später." Damit drehte er sich um, marschierte erhobenen Hauptes aus dem Büro und ließ eine lächelnde und glückliche Tsunade zurück.
Vor dem Turm angekommen, sprang er sogleich auf die Dächer der umstehenden Häuser und rannte gen Kakashis Wohnungblock. Den Treppen sprintete er empor, bis er vor der altbekannten Tür stehen blieb und wild dagegenhämmerte.
Selbst nach mehreren Minuten des Anklopfens öffnete ihm niemand. ,,Dann ist er wohl noch nicht da." Seiner Eingebung folgend, zog er den Ersatzschlüssel aus seiner Gesäßtasche, ehe kurz darauf die Tür aufsprang. Das Licht der Außenwelt flutete den Flur und der vertraute Duft umhüllte seine Sinne. Als würde er endlich nach all den Jahren heimkehren, auch wenn eine kleine Staubschicht die Möbel und den Boden bezog.
Wie gewohnt zog er seine Schuhe aus und trat in die Wohnung. Er würde warten und ihn willkommen heißen, doch sein Plan missglückte, als er die genervte Stimme des Hataken vernahm: ,,Verschwinde, Guy." Überrascht, dass er doch zu Hause war, folgte er der Stimme und fand den Jonin auf seiner Couch liegen. Das Gesicht im Kissen vergraben, lag er langgestreckt auf dem Sofa.
Seine Arme waren in dicken Bandagen eingewickelt, genauso auf der sichtbare Teil seiner Beine. Das weiße Mull hatte sich vollgesaugt, wies bereits rote Flecken auf. Mit einem Blick auf die am Boden liegende Anbuweste schlug die Realität bei ihm ein. Die Weste war zwar verdreckt und angeschlagen und mit winzigen Blutspritzern bedeckt, doch sie zeigte keinerlei Schnitte. Verletzende Angriffe hatte sie keinen einzigen abbekommen.
,,Kakashi", brachte er nur mit viel Mühe über die Lippen, ohne das seine Stimme zitterte oder brach. Er verstand sofort, woher die Wunden stammten. ,,Ich bin wieder da", hing er nach einem tiefen Schlucken an und umrundete schlürfend die Couch, auf der der Hatake ertappt zusammenzuckte. Vor seinem Kopf blieb er stehen, sah hinab und sein Gegenüber ungläubig zu ihm hinauf.
Seine Augen funkelten, doch so schnell wie der Ausdruck kam, so schnell verschwand er wieder und wich eisiger Kälte. ,,Geh wieder." Der unerbitterliche Befehl schnitt ihm die Luft ab. Seine Augen rissen auf. ,,Was?", entwich es ihm promt, als er glaubte, sich zu verhören. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! ,,Du sollst gehen", wiederholte sich Kakashi mit ausreichend Kraft in der Stimme, die den Blonden zurückzucken ließ.
,,Wieso?", fragte er weiter und ließ nicht locker. Niemals würde er sich so behandeln lassen! Niemals wieder, so starrte er dem Grauhaarigen unentwegt in sein schwarzes Auge. Dieser schien jedoch die Geduld zu verlieren, da er sich aufstützte und sich mühselig von der Couch erhob. Wie sein Vorgesetzter baute er sich vor dem Jüngeren auf, nur leider war er gewachsen und sah ihm auf Augenhöhe entgegen. ,,Mein Hausrecht. Also hau ab."
Naruto musterte ihn, schreckte nicht noch einmal vor der Kälte zurück. Er sah die tiefen Augenringe und den Schmerz, der sich dahinter verbarg, der aufloderte, als er ihn betrachtete. Krampfhaft zog sich sein Herz zusammen, setzte einen Schlag aus. ,,Aber.. ich.. ich will doch nur helfen", geriet er ins Stottern, machte einen Schritt auf den Älteren zu. Das war nicht sein Kakashi, dem er eine Antwort schuldete. Langsam hob er die Arme, wollte ihn am liebsten an sich drücken, doch er wich zurück und blickte warnend zu ihm.
,,Verschwinde", befahl er erneut, nahm wieder einen Schritt Abstand, ehe er sich umdrehte, durch sein Wohnzimmer schritt und in seinem Schlafzimmer verschwand.
Naruto hörte nur noch, wie die Tür krachend zuknallte, als ihm die ersten Tränen in die Augen stiegen. ,,S-so schlimm?", fragte er sich selbst, wischte sich verzweifelt über die Augen. Die Tränen sollten stoppen, doch er rang mit sich, ehe er das Wohnzimmer verließ, in seine Schuhe schlüpfte und die Tür hinter sich schloss.
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