Kapitel 32. Schlüssel
Stunden später endete Naruto mit seinen Erzählungen und auch Kakashi ließ die Gräber seiner Freunde und Familie hinter sich. Sie trafen sich am Ausgang und schlenderten gemeinsam zurück ins Dorfinnere. ,,War es richtig hierherzukommen?" Kakashi zweifelte, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte, doch Narutos Nicken beruhigte ihn. Der Genin sah hoch in den blauen Himmel, als würde er dort seine Eltern sehen und das kleine, aber ehrliche Lächeln verriet, dass seine Seele einen Teil geheilt wurde.
So spazierten sie weiter durch das Dorf und landeten letztendlich wieder vor Kakashis Wohnung. Der Jonin schnappte nach seinem Schlüssel und ließ die Tür anschließend wie von geisterhand aufspringen, sodass beide hineinschlüpften. Die Tür fiel zurück ins Schloss und Kakashi überdachte seinen Gedanken ein letztes Mal, doch er war sich einig. ,,Weißt du was, Naru-kun", begann er und erhielt die ungeteilte Aufmerksamkeit des Jungen. Fragend blickte dieser zu ihm empor und beobachtete seine Bewegungen.
Suchend kramte der Hatake in der Schublade des Schränkchens im Eingangsbereich und zog einen zweiten Schlüssel hervor. Ohne zu zögern, hielt er diesen Naruto hin. ,,Du bekommst meinen Ersatzschlüssel. Du kannst somit allein rein und raus, wie du willst." Kurz zweifelte Naruto an dem Angebot, doch letztendlich schnappte er sich den Schlüssel und verstaute ihn in seiner Tasche. ,,Verlier ihn bitte nicht. Du könntest ihn vielleicht noch gebrauchen." Zuversichtlich, dass dies nicht geschehen würde, klopfte der Blonde auf seine Tasche. Der Schlüssel war dort sicher.
Kaum dass dieses Gespräch beendet war, klopfte es an der Tür und murrend drehte sich Kakashi um. Miesgelaunt öffnete er, denn der Moment hätte nicht schlechter passen können. Seine Laune änderte sich jedoch, als er den Anbu sah, der ihn musterte. ,,Was gibt es?", fragte er geradeheraus. ,,Tsunade-sama will Naruto Uzumaki sprechen." Keck sah der Anbu an Kakashi vorbei und blickte zu dem Genin, der verstehend nickte. ,,Du sollst ihn begleiten, Kakashi-Senpai", hing er an und verpuffte vor ihren Augen.
Innerlich ärgerte sich der Hatake, denn er war gerade erst heimgekehrt und hatte sich nicht einmal die Schuhe ausziehen können. So trat er wieder aus der Tür und forterte den Uzumaki auf, mit ihm zu kommen. ,,Bringen wir es hinter uns", kommentierte er und wusste innerlich, was ihn erwartete.
Schnell kam Naruto hinterher, doch Kakashi hielt ihn noch einmal zurück. ,,Machst du zu? Da kannst du den Schlüssel gleich ausprobieren." Der Jüngere überlegte nicht, sondern zog den Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Tür selbst ab. Er wusste nicht warum, aber es fühlte sich an, als wäre es sein eigenes Zuhause, was er verließ.
Wieder auf Achse steuerten die beiden den Hokageturm an und standen Minuten später vor der Godaime. ,,Ich habe jemanden gefunden, der dir helfen kann", fiel sie mit der Tür ins Haus und erhaschte interessierte Blicke der beiden Männer. ,,Er wird gleich kommen, da ich nicht gedacht habe, dass ihr pünktlich seid - vor allem du, Kakashi." Der Angesprochene überhörte den Kommentar gekonnt und lehnte sich an die hintere Wand und begann die beiden zu beobachten. Er selbst war gespannt wie ein Bogen, was man von Naruto ebenfalls sagen konnte. Er wippte mit den Füßen auf und ab, hob die Fersen und setzte sie wieder ab.
Eine gute Viertelstunde verstrich, als ein Schatten durch das Fenster sprang und sich groß neben Tsunades Schreibtisch aufbaute. "Ich, der große Jiraiya, ist nun eingetroffen." ,,Dann können wir ja anfangen", nahm Tsunade dem Eremiten den Wind aus den Segeln und verschränkte die Hände auf ihrem Tisch. Ertappt zuckte der Weißhaarige zusammen und verschränkte selbst die Arme vor der Brust, ehe sein Blick Narutos Gestalt musterte, der still auf den Boden schaute.
,,Du weißt, worum es geht." Jiraiya nickte zustimmend, doch nahm seinen Blick nicht von seinem Patenkind. ,,Sasuke hat einiges mit ihm angestellt. Die körperlichen Wunden sind bereits verheilt, aber er denkt immer noch darüber nach. Er hat sich sogar schwer getan, eine zweite Portion Ramen zu essen", mischte sich Kakashi mit ein und der Eremit merkte, wie ernst die Lage wirklich war. Sein Blick sprach voller Mitleid. ,,Solche Kleinigkeiten beweisen einiges", meinte der Sannin, wandte sich jedoch an seinen Schützling. ,,Erzählst du uns deine Sicht der Dinge, Naruto?"
Überrascht, dass an ihn gedacht wurde, sah der Uzumaki auf, nickte aber leicht. Wieder erzählte und erzählte er. Er begann, als er sich unterworfen hatte, was Sasuke ihm versprochen und was er mit ihm angestellt hatte. Ab einen gewissen Punkt konnte Kakashi nicht anders, als sich von der Wand zu lösen und seinen Schüler in die Arme zu schließen. Naruto zitterte und weinte, wurde von den Erinnerungen geplagt, sodass er ihm beruhigend über den Kopf streichelte. Die beiden Sannin hörten aufmerksam zu, während Tsunade sich Notizen machte.
,,Tsunade?", richtete sich Jiraiya an die Godaime, als Naruto endete und sich von Kakashi beruhigen ließ. ,,Das wird nicht leicht", gab er seine fachmännische Meinung von sich, der nicht anders, als zuzustimmen war. ,,Dabei weiß er das Neuste noch gar nicht." Sie murmelte, in der Hoffnung, er würde es nicht hören, doch der Blonde befreite sich auf Kakashis Umarmung und sah seine Vorgesetzte fassungslos an. ,,Was weiß ich noch nicht?", fragte er ohne Hemmungen, während Kakashi bereits ahnte, was geschehen war.
Um Narutos Flucht zu vereiteln, stellte sich der Jonin hinter ihn und fasste ihn schützend an der Schulter. ,,Sasuke hat gestern Abend das Dorf verlassen und ist zu Orochimaro übergelaufen. Er hat keine Spuren hinterlassen." Panisch riss er seine Augen auf, zappelte in Kakashis Griff. Tränen bahnten sich aus seinen Augenwinkeln, während er murmelte, ob er wirklich weg sei.
Sofort wollte er los, ihn holen, doch Kakashi hinderte ihn umgehend dabei. ,,Bleib hier, bitte", murmelte er ihm ins Ohr und verfestigte ungewollt seinen Griff. ,,Hör Tsunade-sama und Jiraiya-sama zu. Du weißt gar nicht, was sie noch von die wollen." Erst die Worte ließen ihn innehalten und seine verspannten Muskeln lockerten sich. Unter dem prüfenden Blick des Eremiten drehte sich der Jonin von seinem Schüler, der nun bereit war, weiter zuzuhören.
Tsunade lehnte sich, froh über die Umstände, in ihren Stuhl zurück. ,,Jiraiya hat mit dir in den nächsten Jahr noch etwas vor", begann sie und wurde von dem Weißhaarigen abgelöst. ,,Wir werden auf Reisen gehen. Wir nutzen die Zeit, um dich zu heilen und nebenbei werde ich dich trainieren. Wenn du stark genug bist, kannst du danach Sasuke zurückholen", reichte er den finalen Vorschlag ein, der Kakashi verdattert daneben stehen ließ, während Naruto nur nickte.
,,Was hältst du davon?", erkundigte sich die Senju speziell nach ihm, doch wieder nickte er. ,,Ich kann mich damit abfinden. Solange ich Nii-san danach wieder zurückholen kann, echt jetzt." Die Antwort reichte ihnen als Einverständnis. ,,Wir gehen in fünf Tagen los", verkündete Jiraiya und auch Kakashi verstand, was ihn traurig stimmte. So schnell wie möglich sollte Naruto wieder er selbst werden. So schnell wie nur möglich musste er sich von ihm für mehrere Jahre verabschieden. ,,Dann könnt ihr jetzt gehen." Tsunade entließ alle Anwesenden, ehe die Tür zuschlug und sie wieder allein in ihrem Büro verweilte.
1149 Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top