Kapitel 28. Geglückte Erziehung
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Erst spät in der Nacht erwachte Naruto aus seinem Schlaf. Gähnend streckte er sich, rieb sich die Müdigkeit aus den Augen. So gut hatte er lange nicht mehr geschlafen. Mit einem Blick in das Schlafzimmer, wusste er auch warum. Es roch nach ihm - die Luft, die Kissen, die Decke. Er war bei Kakashi. Er war bei ihm. Doch von dem Wohnungsbesitzer fehlte jede Spur.
Die zweite Betthälfte war kalt und ordentlich hinterlassen. Kakashi hatte sich nicht zu ihm gelegt.
Leise kroch er aus dem Bett, huschte über das Parkett und durch die Türen ins Wohnzimmer. Tatsächlich - auf dem Sofa war er mit einem Buch in der Hand eingeschlafen. Gleichmäßig schnarchend, schien er zufrieden, doch Naruto fühlte sich leer. Er konnte den Jonin nicht länger beobachten, als sich alles ihn ihm bei seinem Anblick zusammenzog.
Auf leisen Sohlen schlich er zurück ins Schlafzimmer, schloss die Tür und öffnete daraufhin das Fenster. Als er bereit war hinauszuspringen, hielt er inne. War es richtig? Naruto schüttelte den Gedanken ab, sprang hinaus in die frische Nachtluft und sprang über die Dächer.
Das Uchihaviertel kam näher, genauso auch Sasukes Haus, vor dem er innehielt. Tief atmete er durch, doch seine Entscheidung stand fest, sodass er anklopfte. Nur wenige Augenblicke musste er warten, ehe die Tür aufschwang und Sasuke dahinter auftauchte. Sofort verringerte er den Abstand zwischen ihnen und schloss den Schwarzhaarigen in seine Arme. ,,N-Naruto? Du bist zurück?", hinterfragte der Uchiha den plötzlichen Überfall, den der junge Mann nur bejahen konnte. ,,Da hat sich die Erziehung wirklich gelohnt."
Sasuke grinste zufrieden, als er Naruto zu sich ins Haus zog, wo sogleich die Freude verschwand. ,,Was mache ich jetzt mit dir? Immerhin hast du mit unserem Sensei gevögelt." Das Grinsen kehrte zurück, doch es jagte Naruto einen Schauer über den Rücken. Angst flaute in seinem Magen auf, doch er beugte sich. ,,Los, du kennst den Weg", schubste Sasuke ihn in Richtung der Kellertür, beförderte ihn der Treppe hinab und stieß ihn in den altbekannten Raum hinein. Sein Grinsen wuchs, genauso wie Narutos Angst, ehe die Tür zuknallte und die Vorstellung begann.
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Verzweifelt horchte Kurama den Schreien, dem Wimmern, dem Klagen und dem Betteln. Er spürte die Schmerzen, diese höllischen Schmerzen, durch die sein Jinchuuriki ging. Es war schlimmer, als das letzte Mal, viel schlimmer. Er könnte ihm den Schädel einhauen. Diese Naivität ertrug er nicht länger. Sein Zusehen war zu Ende.
Kaum als er hörte, dass Sasuke endlich den Raum verlassen hatte und sein Schützling eingeschlafen war, weckte er ihn und zog ihn zu sich in sein Unterbewusstsein. Die Kraft zu schreien, fehlte dem Blonden, als er den Kyubi erkannte. Sein geschundener Körper, das Blut an seiner Haut. Die Widerwertigkeit, die in Narutos Augen aufblitzte, als er das Vergangene der letzten Stunden realisierte.
,,Willst du mich jetzt fressen?", platzte es ihm über die Lippen, als er seine Stimme wiederfand, auch wenn sie wund klang. ,,Wenn ich dich fresse, sterbe ich. Also nein", erwiderte Kurama, dem anzumerken war, dass er bereits die Schnauze gestrichen voll hatte. ,,Bist du blind? Ich dachte nicht, da ich gut durch deine Augen blicken kann. Dann bist du wohl einfach hohl", setzte er zum eigentlichen Thema an, und trat an die Gitter seines Käfigs heran. Am liebsten hätte er den Jungen geschlagen, zertrampelt und als Zahnstocher verwendet, um ihn wieder normal denkend zu bekommen, doch leider versperrte ihm das Siegel diese Chance.
,,Was willst du von mir?" Mühevoll richtete sich Naruto auf, doch er schwangte und spürte jede Faser seines Körpers deutlich. Kurama knurrte und bleckte die Zähne. ,,Der Typ hat sie nicht mehr alle. Dein ach-so-toller Nii-san. Wegen dem werden dich die Leute mehr hassen, selbst die, die dich mögen oder gar lieben." Seine roten Augen funkelten erzörnt.
,,Und fang nicht mit 'Er beschützt mich' an. Schau dich an! Wo beschützt der dich, Welpe?!" Ein tiefes Knurren bebte durch die Halle, ließ Naruto beinahe durch seine schwachen Beine stürzen. Um den großen Fuchs nicht weiter zu erzörnen, blickte er wie befohlen an sich hinab und stutzte. Die Abdrücke der Seile, die Blutspuren der Schnitte, die etlichen Hämatome auf seiner Haut. Geschunden, gefoltert. Der Spaß, den Sasuke dabei hatte, erreichte seine Gedanken.
,,Nein... nein... nein..." rumpelte es in dem Uzumaki. Er spürte sich an einer unsichtbaren Barriere anecken, die ihn schleuderte und durchrüttelte. Sein Kopf zerberstete, als er es erkannte. Er wurde ausgenutzt. Nicht von den Bewohnern oder seinen Freunden. Er wurde von Sasuke ausgenutzt. Einzig und allein von Sasuke. Seine Beine gaben nach. Das Wasser unter seinen Füßen plätscherte und tröpfelte, als die ersten Tränen seine Augen verließen und hinabströmten.
,,Nein... nein..", schluchzte der Genin, schniefte unerbitterlich. ,,Er hat den Verstand verloren. Es wurde immer schlimmer und nun kann er es nicht mehr zurückhalten", redete Kurama weiter auf ihn ein und hörte das endlose Schniefen. Die Tränen ploppten unaufhörlich auf den Boden.
,,M-Meinst du, ich soll von ihm Weg?" Verbittert und in die Enge getrieben, blickte Naruto zu dem gigantischen Fuchs auf. ,,Ja", erwiderte dieser trocken und trieb ihm die nächsten Tränen heraus.
Minuten verstrichen, in denen Kurama das Gejammer über sich ergehen ließ. Das Geflenne hing ihm bereits zum Hals heraus, als er mit seinen Schweifen auf den Boden aufschlug. ,,Schluss jetzt! Wir holen dich jetzt da raus", bestimmte er über Narutos Kopf hinweg. ,,Ich geb dir einen Teil meines Chakras und du beschwörst mich. Aber nicht so, dass das gesamte Dorf zerstört wird!", warnte er ihn und legte seine Kralle durch das Gitter hindurch an Narutos Bauch. ,,Achtung: Tut weh", gab er den letzten Hinweis, ehe er die Kralle durch Naruto stieß und ein heller Schrei durch die Halle tönte.
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In der Realtität angelangt, musste sich Naruto erst einmal sammeln. Der Raum glich einem Schlachtfeld: überall verschmiertes Blut. Narutos eigenes Blut. Er sah es. Er erkannte es. Er sah den Fehler, den er begangen hatte und dass er in einem Horrorhaus gefangen war. Schnell wischte er sich ein wenig Blut von seinem Arm, formte die Fingerzeichen und konzentrierte Kuramas Chakra.
In Kleinform erschien der Fuchs vor ihm mit seinen neun Schweifen und den glühenden Augen. ,,Heb mich da hoch", dirigierte dieser und deutete auf das kleine Fenster in der oberen Ecke. Sofort tat Naruto wie befohlen. Er nahm den Fuchs auf den Arm, zischte vor Schmerz und hob ihn hoch. ,,Kennst du den Weg?" ,,Ja. Ich weiß genau, wo ich hin muss. Den Geruch von Hund finde ich." Verdutzt blickte Naruto zu dem orangen Knäul, als er dieses auf der oberen Kante absetzte und der Fuchs durch das Fenster huschte und davonrannte.
,,Ich bin frei!"
1074 Wörter
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