Kapitel 27. Abschiedsgeschenk
Nur wenige Stunden später hetzten die jungen Shinobi über die Dächer und Gassen des Dorfes, auf der Flucht vor etlichen Chunin und Jonin. Gekonnt sprang Naruto von einem Hausdach zum nächsten, was Sasuke ihm gleichtat. Gebrülle erklang hinter ihnen, dass sie stehen bleiben sollen, dass sie dafür büßen würden.
Der Blick des Uzumaki schwang zu den Hokageköpfen, die voller bunter Striche, Mustern und Kleckse waren, sodass sie im Schein der Sonne kunstvoll strahlten. Ein breites Grinsen stahl sich auf seine Lippen, als er das kurzfristige Abschiedsgeschenk musterte und bestaunte. Nun wusste er wieder, wieso er als Kind immer die Farbe und den Pinsel in die Hand genommen hatte. Er hatte unheimlichen Spaß und mit Sasuke zusammen ein letztes Mal seinen Lieblingsstreich zu spielen, erfüllte ihn mit einem Glücksgefühl, an welches er sich nicht erinnern konnte, wann er es zuletzt gespürt hatte.
Leider war das Gefühl nicht von langer Dauer, als er eine Hand in seinem Nacken spürte und er im Augenwinkel sah, wie Sasuke ebenfalls gepackt wurde. Erst jetzt spürte er die Präsenz in seinem Rücken, dessen starke Aura ihm Gänsehaut über den Rücken jagte. ,,Halt ihr beiden", ertönte seine Stimme so nah an seinem Ohr, dass jeder seiner Muskeln sich ertappt zusammenzog. Nicht jetzt. Nicht hier. Warum ausgerechnet er? ,,K-Kakashi-S-Sensei.."
Unnatürlich legte Naruto seinen Kopf nach hinten, um in sein Gesicht zu schauen, welches alles andere als glücklich aussah. ,,Was zum Jashin macht ihr da? Ihr seid doch keine albernen Kleinkinder mehr." Er spürte die Hitze, die in seine Ohren schoss und er beschämt wieder in die Ferne sah. ,,Tss.. Lassen sie uns los", hörte er Sasuke meckern. Dieser zappelte und wandte sich in Kakashis Griff, doch als auch Narutro dies forderte, wurde nur er entlassen und fiel schwerfällig zu Boden. ,,Aua", murrte er.
,,Also, was soll der Mist?" Wieder blieb Naruto stumm, traute sich nicht etwas zu sagen und schaute nur hilfesuchend zu Sasuke. Dieser zappelte jedoch immer noch wie ein Fisch auf dem Trockenen in Kakashis Griff. Der Uzumaki fackelte nicht lange und sprang überzeugt, das richtige zu tun, auf Kakashi. Er klammerte sich an dessen Arm, zog an ihm, damit er den Uchiha endlich gehen ließ. ,,Lass Nii-san los!", schrie er ihn an, erhielt einen verdutzten Laut von dem Jonin, der vor Schreck den Schwarzhaarigen losließ. Nii-san?
Kakashi spürte, wie es in seinem Inneren rumorte und rumpelte und sein Herz sich schmerzlich zusammenzog. ,,Ihr erklärt mir, was das soll. Tsunade wird zum Teufel höchstpersönlich, wenn sie euch in die Hände bekommt." Naruto ignorierte das Geschwafel des Älteren, als er sich an die Seite seines Bruders gesellte und ihm einen Arm um die Schultern legte. Besorgt musterte er ihn. ,,Ich höre." Kakashi verschränkte die Arme vor der Brust und baute sich demonstrativ vor den jungen Männern auf. Er war ihr Vorgesetzter und die Jungs mussten sich fügen.
Naruto platzte der Kragen, als er diese unverschämte Unverfrorenheit hörte. ,,Ihr nutzt uns doch alle nur aus! Wir haben darauf keine Lust mehr! Ihr könnt uns alle mal!", motzte er ihm direkt ins Gesicht, hielt jedoch seinen Bruder weiterhin geschützt im Arm. Naruto glaubte nicht, dass es eine Lüge war, so sehr Kakashi sich auch wünschte, ihm das einzureden. ,,Und das ist die Wahrheit!", hing er erböst an und deutete warnend auf den Jonin. Dieser sollt sich bloß nicht erlauben, den Brüdern zu nahe zu kommen.
,,Bist du wirklich so geblendet von ihm?" ,,Ich bin von niemandem geblendet. Ihr hasst mich alle und nutzt mich nur für eure eigenen Zwecke aus. Das ist die Wahrheit", konterte der Jüngere, was dem Hataken die Luft wegschnappte. Dachte er wirklich so? Das alles nur gespielt und nie echt gewesen war? Autsch... ,,Du gibst dich nur mit mir ab, weil du es musst, weil du dein Geld damit verdienst. Deswegen tust du das." Schwer schluckte Kakashi, als die weiteren Worte ihm in die Magengegend traten. Es traf ihn hart und unvorbereitet.
,,Das Team ist eine Sache, aber was ist mit dem Rest? Du kannst mir nicht sagen, dass alles einfach an dir vorbeigegangen ist." Naruto stockte, dachte über die Worte nach. Er geriet ins Schwanken, seine Gedanken taumelten wild. Es war nie an ihm vorbeigegangen. Kalter Schweiß rann seiner Schläfe hinab und machte ihn panisch. Sein Herz trommelte rhythmuslos. ,,Welcher Rest, kleiner Bruder?", vernahm er leise zischend die Worte Sasukes. Die tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen übersah er ebenfalls im Augenwinkel nicht, was ihm ein Zittern einbrachte.
Wem sollte er glauben? Zu wem sollte er gehen? War nicht einfach alles hoffnungslos? Bestand noch eine winzige Chance?
,,Nii-san, du weißt nichts davon?" Sicher, dass er nichts ahnte, schüttelte er mit dem Kopf. ,,D-Das mit Kakashi-Sensei?" Wieder schüttelte er den Kopf. ,,Worauf willst du hinaus? Hat der dir was angetan?" Wütend funkelte der Uchiha den Grauhaarigen an, erweckte sogar sein Sharingan. Nur um den Blonden zu schützen.
,,I-Ich habe mit Kakashi-Sensei geschlafen... viele Male." Beschämt sah Naruto zu Boden, während der Hatake einen Schritt zurücksetzte. Er brauchte Abstand. Abstand von den vielen Gefühlen, die in seinem Inneren tobten. ,,Sei bitte nicht böse, Nii-san." ,,Es war deine freie Entscheidung. Er darf nicht böse darauf sein", fiel ihm Kakashi ins Wort, doch seine Stimme zeigte keinerlei Gefühl. Kälte sprach aus seiner Kehle, genauso wie sie aus seinem Auge strahlte.
,,Er passt auf mich auf und beschützt mich. Dafür muss er alles wissen.", konterte der Uzumaki, der noch immer den Uchiha im Arm hielt, auch wenn die Furcht sich langsam einen Weg in sein Innerstes bahnte. Kakashi wollte nicht verstehen, fragte wovor er beschützt werden müsse. Naruto war alt genug und auch stark, um auf sich selbst aufzupassen. ,,Vor dir! Vor allen! Vor der gesamten Welt!", versetzte ihm dann doch einen gekonnten Haken gegen sein Herz. Es setzte etliche Schläge aus und die ersten Tränen musste er sich verkneifen.
Nun erhob sich auch Sasuke, stellte sich schützend vor den Blonden. Sein Sharingan funkelte in der Sonne. ,,Sie widern mich an", spuckte er ihm entgegen, was den Hataken in eine größere Schockstarre versetzte. Sein Kopf ratterte. Das Sharingan glühte. Da verstand er endlich. ,,Er lässt dich glauben, dass es die Wahrheit ist", murmelte er erst zu sich selbst, ehe er den Gedanken noch einmal überdachte, doch zum gleichen Ergebnis gelangte. ,,Du hast Naruto manipuliert, Sasuke. Dein Sharingan scheint dir eine große Hilfe gewesen zu sein."
Auch der Uzumaki erschauderte und blickte von dem einen zum anderen. Das konnte nicht sein. Nicht sein Nii-san! ,,Ich lasse mir meinen Bruder nicht noch einmal wegnehmen. Auf der Mission habe ich gemerkt, dass er mich versteht und dass ich mit ihm reden kann. Ich beschütze ihn!" Aus Angst die Situation könnte in Kürze eskalieren, zog Kakashi den Uchiha beiseite und stellte sich selbst vor den Genin. Lieber geriet er selbst ins Schussfeuer, als das sein Schützling litt. ,,Komm mit mir und zusammen werden wir stärker, kleiner Bruder."
Mit allem rechnend, schob Kakashi Naruto hinter sich. ,,Hör nicht auf ihn. Er hat den Verstand verloren", versuchte er ihm einzureden, doch er spürte das Zittern, das durch den Körper des Jüngeren bebte. Er wusste doch selbst nicht, was er wollte und auf wen er hören sollte.
Als sich Naruto nicht bewegte, stürmte Sasuke an ihnen vorbei, sprang vom Dach und verschwand in den Gassen Konohas. Erleichtert atmete Kakashi durch, musste jedoch sofort den Uzumaki daran hindern, ihm hinterher zu stürmen. ,,Lass ihn, Nauto. Er braucht Ruhe." Das Zittern verstärkte sich, Tränen rannen dem Blonden über die Wangen, sodass Kakashi nur eine richtige Lösung sah.
Er zog den jungen Mann zu sich heran, legte die Arme schützend um ihn und drückte ihn haltgebend an sich. Beruhigend strich er im über den Rücken und durch die Haare. Zierte kleine Kreise auf seiner Kleidung. ,,Es ist nicht deine Schuld. Sein Bruder Itachi hat ihn in dieses Psychospiel gebracht."
,,Gehen wir erst einmal zurück." Kakashi löste vorsichtig die Umarmung, doch nahm das Gesicht des Genin in seine behandschuhten Hände. Liebevoll drückte er ihm einen schnellen Kuss auf die Stirn.
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