Kapitel 26. Bruder
Nur wenige Minuten vergingen, da stürmte Naruto wie wild geworden aus dem Keller - hinein in die Küche und setzte sich eifrig an den Tisch. Seelenruhig trottete Sasuke hinterher, öffnete eine der Schranktüren und stellte den Inhalt vor Naruto ab. Mit großen, gierigen Augen musterte er die Packung Ramen.
,,Kannst du mit deinen Armen schon wieder Essen?" Besorgt musterte er ihn und ließ sich ebenfalls auf einen der Stühle nieder. "Weiß ich nicht", gab er wahrheitsgemäß wider und senkte schuldbewusst den Kopf zwischen seine Schultern. Mit einem einfachen Wink deutete Sasuke ihm an, es zu versuchen, was der Blonde nickend und voller Euphorie tat.
Er schnappte sich die Stäbchen, brach sie entzwei und schaufelte sich ein paar Ramen dazwischen. Aufmerksam beobachtete Sasuke ihn dabei, doch dann fielen ihm die Stäbchen aus der Hand. Naruto startete einen neuen Versuch, strengte sich an, bis ihm die Schweißperlen von der Stirn rollten, aber auch diesmal scheiterte er.
,,Jetzt muss ich den Loser auch noch füttern", ertönte es leise seufzend von dem Uchiha, was der Uzumaki direkt abstritt. Er könne es alleine! Sasuke müsse ihm nicht helfen! ,,Du verhungerst mir sonst noch", hielt er ihm entgegen und luchste sich die Stäbchen. Beleidigt plusterte Naruto die Backen auf, verhielt sich dabei wie ein Kleinkind, was sich Sasuke gleich zunutze machte.
,,Mach den Mund auf und iß", befahl er barsch, rührte in den Ramen und schob ihn diese in den Mund, als er diesen widerwillig öffnete. Zeit zum Kauen und hinuterschlucken ließ er ihm nicht. Die nächste Ladung schob er gleich hinterher. ,,Scheint zu schmecken", kommentierte er, als Naruto wohlwollend die Nudeln schlüfte.
,,Ramen schmeckt immer!"
Am Ende hielt der Uchiha die leere Packung in der Hand, was dem Blonden traurig den Kopf hängen ließ. Leer. Hungrig sah der Genin seinem Kameraden dabei zu, wie er sich seine eigene Packung nahm und anfing, diese genüsslich zu verspeißen. Naruto lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dachte darüber nach, ihm einfach die Packung aus der Hand zu schnappen, doch da erinnerte er sich an Regel 3. So ließ er es bleiben, was Sasuke ihm ansah.
"Denk nicht einmal dran. Das sind meine." ,,Ja...", brachte er niedergeschlagen heraus und schaute ihm weiter beim Essen zu. Er fand es gemein, doch er sagte es nicht. Sasuke musterte ihn noch einmal, ehe er zuende schlürfte und die leeren Packungen anschließend in den Müll räumte.
Stumm sahen sich die jungen Männer nun an. ,,Was machen wir jetzt?", fragte Naruto leise, sah ihm in die rabenschwarzen Augen. ,,Hast du noch irgendetwas vor, Bruder?" Bruder... Ein Wort, das Naruto irritierte, genauso wie es ihn mit Stolz erfüllte. Bruder. Er war dem Uchiha wichtig. Kein nutzloses Balk, wie die anderen Dorfbewohner ihm entgegentraten. So schüttelte er den Kopf.
,,Dann geh wieder runter und leg dich hin. Es ist schon spät." ,,Hai", stimmte er sofort zu, stand auf und wackelte der Kellertreppe hinab. Der Raum war miefig und kühl, dennoch legte er sich auf den Boden, während Sasuke in sein warmes Bett verschwand.
Am nächsten Tag, früh am Morgen, die Sonne schielte erst seit wenigen Minuten über den Horizont, da stürmte Naruto in Sasukes Zimmer. Mit Anlauf sprang er auf seinen ehemaligen Schwarm und schrie lauthals ,,Aufstehen!" Panisch schreckte der Uchiha aus dem Schlaf und schmiss seinen Untergebenen aus seinem Bett. ,,Was soll der Scheiß?", motzte er sofort, während Naruto sich den schmerzenden Hinterkopf rieb und auf dem Rücken auf dem Boden lag. Kokett meinte er, dass Sasuke nicht aufgestanden wäre, was diesen nur murren ließ, als Naruto sich wieder aufsetzte.
,,Was willst du?", fragte der Herr des Hauses nun wesentlich ruhiger. ,,Essen." ,,Vielfraß. Das hält doch niemand aus." Überzeugt, dass es anders war, verschränkte Naruto die Arme vor der Brust. ,,Teuchi kann das." ,,Der nutzt dich auch nur aus, weil er dein Geld will. Nichts ist umsonst." Nun blickte er mit großen Augen zu Sasuke. Mutig verkniff er sich die Tränen, schluckte den aufkommenden Kummer weg. ,,Er war der erste, der nett zu mir war.."
Skepsis wanderte über Sasukes Miene. Wie konnte jemand nur so dämlich sein. ,,Der hat dir doch nur alles vorgespielt, sodass du dein Geld jetzt bei ihm rauspfefferst." Wieder kämpfte Naruto mit den Tränen, als ein Bild des alten Ramenverkäufers in seinem Geist erschien. Die vielen goldenen Momente, die er in diesem Laden gesammelt hatte. Alles gelogen?
,,Kakashi-Sensei? Iruka-Sensei? Sakura-chan? Ero-Sennin?", murmelte er leise, hoffte, dass eine Antwort kam, die ihm gefiel. ,,Die Sensei schlagen sich nur mit dir herum, weil sie dafür bezahlt werden. Sakura hatte keine andere Wahl durch die Teamaufteilung. Nur ich mache es freiwillig."
Verwirrt hob Naruto den Kopf. Die Tränen versiegten. Der Schock saß tief. ,,Wieso du?" ,,Irgendwer muss den Loser und Nichtsnutz doch beschützen. Dafür muss ich dich aber richtig erziehen, deshalb die Strafen." Langsam nickte er. Der Blonde verstand, denn alles geschah zu seinen Gunsten. "Wenn du dich jemandem anvertraust, tust du es bei mir. Die anderen nutzen es aus und verletzen dich schwer. Das will ich nicht. Ich beschütze meine Familie und lasse sie nicht noch einmal sterben."
Naruto musterte den Uchiha. Sein Grinsen wuchs, doch er hinterfragte es nicht. ,,Wieso tun Menschen so etwas?" ,,Menschen sind schreckliche Wesen. Du musst nur an die falsche Sorte geraten, was du fast wärst. Die Sensei, unser Jahrgang und die Bewohner des Dorfes. Sei froh, dass ich dich im letzten Moment gerettet habe." Nun tauchte auch auf Narutos Lippen ein Grinsen auf, als er aufsprang und Sasuke um den Hals fiel. Man meinte, dass der gestandene Mann wie ein Kleinkind aggierte, doch ihm war es egal. Er war in Sicherheit und wurde zurückumarmt.
,,Mein Nii-san." Halb erdrückte er den Uchiha, welcher es einige Augenblicke über sich ergehen ließ, ihn jedoch dann von sich schob. ,,Weißt du was?" Eindringlich blickte er dem Blonden in die Augen, nahm sein Gesicht in beide Hände. ,,Es wäre viel einfacher, wenn wir das Dorf verlassen und uns Orochimaru anschließen. Er nimmt uns so, wie wir sind." Wie erstarrt, blickte Naruto zu ihm. Er wollte was? Orochimaru?
,,Mach dir keinen Kopf. Das ist eine gute Idee." Voller Überzeugung wuchsen die Augen des Uchihas, ein diabolisches Funkeln schlich sich in seine Iriden. ,,Er holt uns und wir sind diese Dorfbewohner ein für alle Mal los. Ich stelle den Kontakt zu seinen Männern her und in einer Woche sind wir hier weg."
In Narutos Kopf ratterte es. Wollte er das? Konoha verlassen? ,,Diese eine Woche, dann lassen wir alles hinter uns und sind frei, kleiner Bruder." Frei. Frei von allen Bürden und der Verachtung. Frei von allen Vorurteilen. ,,In einer Woche sind wir weg, Bruder." Hoffnung breitete sich in Naruto aus, als er die Worte sprach.
1107 Wörter
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