Kapitel 24. Langeweile mit Folgen

Noch lange saß Naruto auf dem Boden, die Arme fest um die Knie geschlungen und das Flirtparadies in der Hand. Er wollte zurück zu Kakashi - zu dem Mann, der ihn vor alledem beschützen wollte und ihn gewarnt hatte. Der Genin hätte sich niemals auf den Uchiha einlassen sollen, nie seinem unbändigen und barbarischen Charme verfallen sollen. Er war in sein eigenes Unglück gerannt. Hätte er sich doch bloß nie unterworfen!

Die Zeit verstrich. Die Seiten des Buches flogen an ihm vorbei. Die Geschichte brachte ihn auf andere und vor allem liebenswertere Gedanken, weg von dem Unheil in diesen vier Wänden. Doch nach einigen Kapiteln, konnte er sich nicht mehr konzentrieren und brauchte Abwechslung. Naruto überlegte, traute sich erst nicht, doch stand letztendlich auf und näherte sich Sasukes Zimmertür. Zart klopfte er an, rief untergeben dessen Namen. Das er diesen Idioten überhaupt nach Erlaubnis fragen musste, quälte ihn unheimlich. Kakashi hätte es nie auch nur in Erwägung gezogen. Er wollte zurück zu ihm - so unglaublich sehr.

Als keine Antwort erklang, öffnete er vorsichtig die Tür, spähte durch den entstandenen Spalt und erkannte Sasuke, wie er auf seinem Bett saß und eine Jutsurolle studierte. ,,Was?", motzte er sofort, hob noch nicht einmal den Blick, um seinen Gast zu würdigen. ,,Darf ich trainieren gehen?" Eingeschüchtert von der Härte in seiner Stimme, brachte der Uzumaki seinen eigenen nur kleinlaut aus sich heraus. Hatte er es sich gut überlegt? Sollte er nicht besser doch zurück auf den Boden gehen? ,,Warum?", knallte ihm die nächste Frage vor die Stirn, die ihn weiter in sich zusammenschrumpfen ließ. ,,Mir ist langweilig."

Naruto zuckte zusammen, als Sasukes Bett unter seinen Bewegungen knarzte und sich der Uchiha aus diesem herausbequemte. Erhobenen Hauptes stolzierte er auf ihn zu. ,,Ich mach dich fertig." Wie ein tiefes und kehliges Knurren erklang die Warnung in Naruto, dass er schleunigst fliehen sollte, doch der Entenarsch packte ihn bereits im Nacken. Grob drückte er ihn in die Tiefe, ehe er ihn in den Flur schleifte und vor seine Schuhe warf. ,,Beeil dich", erklang der nächste Befehl und hastig zog er sich seine Schuhe an die Füße.

,,Mach die Tür zu und beeil dich."

So schnell er konnte zog er das Brett heran, wirbelte herum, doch da rannte sein ehemaliger Schwarm bereits über die Dächer. Flink huschte er ihm hinterher, versuchte ihn einzuholen. Mit jedem Schritt stieß er sich kräftiger vom Boden ab, doch er schaffte es nicht, ihm auch nur einen Meter näher zu kommen. ,,Warte, Sasuke!" ,,Beeil dich, Loser", entgegnete dieser nur und rannte weiter geradeaus. Schmerz durchzog seinen Körper, als er noch einmal all seine Kraft sammelte, doch die Wunden verhinderten hin.

Letztendlich landete Sasuke zuerst auf dem Trainingsfeld, wartete entspannt auf seinen Gast und grinste siegessicher, als dieser sich zu ihm gesellte. Naruto hechelte, sog gierig nach Luft und versuchte die Worte vernünftig aus seinem Mund zu bringen. Es sollte zwar ein ,,Warum bist du so gerannt?" werden, doch dies gelang ihm nicht. Trotzdem erhielt er eine Antwort, die ihm gequält den Kopf senken ließ. ,,Um dir zu zeigen, dass du mir unterlegen bist, Nichtsnutz."

Er wollte protestieren, dass ihm alles schmerzte, dass er nichts dafür könne, aber kein Wort brachte er zustande. Mit einem Mal stellte sich der Uchiha in Position, bereit zum Angriff und attackierte den Schwächeren gekonnt mit Tritten. So schnell konnte er gar nicht gucken, da riss er die Arme hoch und blockte, wie er es gelernt hatte. Naruto hatte sich etwas anderes unter Training vorgestellt, und zwar nicht, dass er verprügeln werden würde!

Ein weiterer Tritt fegte ihn über den Platz, aber er konnte sich abfangen und kreuzte die Finger. Noch bevor ein Kage Bushin erschien, formte auch sein Gegner Fingerzeichen und vernichtete mit einem Schlag den geplanten Angriff. Trotz des Ausweichmanövers streifte ihn die flammende Feuerkugel und der Geruch von verbrannten Fleisch brannte sich in seine Nase. Er rüpfte diese, nieste, um den Geruch loszuwerden, als er das Kunai erblickte, mit dem der Uchiha ihn nun attackierte.

Schnell fischte sich auch Naruto eines seiner Kunai, parierte den Schlag, als er erneut vom Fuß getroffen wurde. Er fiel nach hinten, sprang jedoch hektisch auf - zu spät. Sasukes Hand ergriff seine Schulter, schleuderte ihn gegen den nächstbesten Baum. Naruto erwischte ihn am Bein, zog ihn mit sich und wirbelte um ihn herum, bis er ihn erfolgreich zu Boden drückte. ,,Hab dich", keuchte er außer Atem und ließ die Augen seines Gegners groß werden, ehe er diese zu schmalen Schlitzen formte.

,,Ich hab doch jetzt gewonnen oder?" Er fragte lieber. Er wollte nicht Gefahr laufen, einen Fehler zu machen, bevor ihn noch eine Strafe drohte. Doch sofort spürte er Sasukes Hände an seiner Hüfte. Er packte ihn, drehte sie beide um und setzte sich siegessicher auf sein Becken. Naruto schnappte nach Luft, sah ihn von unten an. ,,D-Du hast ge-gewonnen", verbesserte er sich selbst, auch wenn es an seinem Ego kratzte. ,,Geht doch." Zufrieden mit ihm, erhob sich der Entenarsch, trat ihn jedoch unnachgiebig in die Seite.

,,Du hast schnell gelernt, aber ich muss dich abhärten." Wieder trat er zu. ,,Andere verletzen dich noch tiefer." Wieder ein Tritt in den Magen, der den Uzumaki zusammenzucken ließ. Schmerz breitete sich wieder in ihm aus, den er versuchte zu unterdrücken. ,,Ich tue es aus guten Willen. Die Schwachen unterwerfen sich und finden Schutz bei den Starken." Wieder ein Tritt, doch diesmal nickte er verstehend. „Ja", hing er kleinlaut an, zischte jedoch. ,,Wenn es dunkel wird, bist du wieder zu Hause. Wehe dir du kommst zu spät." Ein letztes Mal blickte Sasuke auf ihn nieder, ehe er kehrte und vom Trainingsplatz verschwand.

Lange noch lag Naruto im niedergetrampelten Gras, sah der Sonne beim Wandern über den Himmel zu. Sie zog immer weiter gen Westen, strahlte intensiv auf in herab und färbte den Himmel langsam gelb.

Mit geschlossenen Augen lag er dort. Wie sehr er die Ruhe genoss. Den Frieden und die Harmonie. Das Zwitschern der Vögel und die Natur. Wie gern würde er liegen bleiben, einschlafen und in diesem Traum bleiben. Nie mehr aufwachen und nie mehr Sasuke ausgesetzt sein. Einfach entspannen, friedlich und frei. Er wünschte sich Kakashi zu sich, wie er sich an den älteren kuscheln konnte, wie er bei ihm in Sicherheit war, wie er sich um ihn kümmerte.

Doch - entsprach dies alles der Wahrheit?

Waren die Gefühle echt oder spielte er ihm nur etwas vor? So geborgen wie Naruto sich bei ihm auch fühlte, Sasukes Worte verschwanden nicht. War es echt? Sollte er doch lieber Sasuke trauen? Auch er kümmerte sich um ihn, wenn auch anders.

Haare raufend, rollte sich der Blonde durch das Gras. Es kitzelte unter seine Nase, erinnerte ihn daran, dass er lebte und noch ein Leben vor sich hatte. Er konnte nicht in Fragen und Fantasien versinken, während Sasuke auf ihn wartete. Sein Blick glitt gen Himmel, als er jedoch den ersten Stern aufblitzen sah. Hektisch sprang er auf, rannte los - in das Dorf hinein.

Gekonnt wich er den Bewohnern aus, schlängelte sich durch die breite Masse, stieß jedoch auch mit einem Mann zusammen. ,,Pass doch auf, du Monster! Hast du keine Augen im Kopf?! Verschwinde!", maulte ihn dieser an, hob bereits die Hand, um ihn Prügel zu geben, als Naruto aufsprang und weiterhastete. Hatte Sasuke recht? Mochte man ihn im Dorf wirklich nicht?

Immer mehr Sterne erleuchteten den Weg, als er ins Viertel der Uchiha platzte und vor Sasukes Haus stehen blieb. Erschöpft atmete er nicht einmal durch, ehe er die Hand hob und anklopfte.

Ein wütender Sasuke wartete.

1247 Wörter

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